Vegetation und Pflanzendiversität
Artenreiches Grünland – Ergebnisorientierte Grünlandnutzung

Artenreiche Wiese in Franken mit Pippau, Salbei und Mageriten, Wiesenmeisterschaft 2010, Familie Braun

Ökoregelung 5 und VNP (G/D30)

In der Förderperiode 2015 bis 2020 wurde in Bayern im Rahmen des Kulturlandschaftsprogrammes und Vertragsnaturschutzprogrammes (VNP) die ergebnisorientierte Honorierung für artenreiches Grünland eingeführt. Ab 2023 wird die Förderung für vier Kennarten in der ersten Säule (Ökoregelung 5: „Ergebnisorientierte extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mindestens vier regionalen Kennarten“) angeboten. Bei der ergebnisorientierten Förderung werden anders als bei den bisherigen Programmen keine Maßnahmen wie Düngeverzicht oder Schnitttermine vorgegeben, sondern das Ergebnis ‚artenreiches Grünland‘ honoriert. Auf der Fläche müssen bestimmte Kennarten nachgewiesen werden, um die Förderung zu erhalten. Vorteil ist, dass der Landwirt selbstständig ohne einschränkende Maßnahmen oder starre Termine eine für den Schlag angepasste Bewirtschaftung durchführen kann. Es liegt allerdings auch in der Verantwortung des Landwirtes, dass das Ergebnis in Form des Artenreichtums erreicht und erhalten wird.
Ab 2023 wird die Förderung in der ersten Säule als Ökoregelung einjährig (4 Kennarten) und als Vertragsnaturschutzprogramm (6 Kennarten) angeboten.

Kennarten für Artenreiches Grünland

Für die Förderperiode ab 2023 wurde die bisherige Kennartenliste (für B40, H30) leicht verändert und um einige neue Kennarten ergänzt. Für Verträge ab 2023 gilt für die Ökoregelung 5 und VNP G/D 30 die neue Liste mit 36 Kennarten.
Um das Erkennen zu erleichtern wurden ähnliche Arten zu Kennartengruppen zusammengefasst. Alle Kennarten einer Gruppe gelten als ein Kennart und können für jeden Abschnitt nur einmal gezählt werden.

Schulungsvideos zur Nutzung der LfL Information und Erfassung der Kennarten
Als Ergänzung zu den Texten und Fotos gibt es auch zwei kurze Videos. Die in den Videos dargestellten Methoden gelten sinngemäß auch für die Ökoregelung 5 und VNP G/D30.
Der Beitrag "B40-Kennarten sicher erkennen - Benutzung der LfL-Information Artenreiches Grünland" erläutert die Nutzung der LfL-Information "Artenreiches Grünland: Ergebnisorientierte Grünlandnutzung – Bestimmungshilfe" zum Erkennen der Kennarten an zwei Beispielen. Bei "Artenreiches Grünland: Erfassung der Kennarten (B40 und H30)" demonstriert die Landwirtin Frau Ingold, wie sie die Kennarten entlang der längsten Gerade auf ihrer Wiese erfasst.

LfL-Publikation "Artenreiches Grünland - Ergebnisorientierte Grünlandnutzung"

Die LfL-Information "Artenreiches Grünland-Ergebnisorientierte Grünlandnutzung" stellt in kurzen Porträts und Fotografien alle Kennarten bzw. Kennartengruppen vor, die für die Ökoregelung 5: „Ergebnisorientierte extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mindestens vier regionalen Kennarten“ und Vertragsnaturschutzprogramm (VNP: G/D30 „Ergebnisorientierte Grünlandnutzung“) ausgewählt wurden. Einen Überblick über alle Kennarten - mit der Möglichkeit, gefundene Arten anzukreuzen - gibt die zweiseitige Übersicht am Ende des Heftes.
Die Arten werden auf der längsten Geraden durch den Schlag in zwei Abschnitten erfasst. In dem Formular auf Seite 29 können die gefundenen Arten übersichtlich notiert werden. Zur Bewertung der Fläche werden die in jedem Abschnitt gefundenen Kennarten gezählt. Um die Förderung zu erhalten, müssen auf der jeweiligen Grünland-Fläche in jedem Abschnitt vier (Ökoregelung 5) bzw. sechs (VNP G/D30) Arten der Kennartenliste vorkommen.
Die LfL-Information kann als pdf-Datei heruntergeladen oder als gedrucktes Heft bestellt werden.

Artenreiches Grünland (LfL-Information) Externer Link

Wie werden die Kennarten erfasst?

Die Erfassung der Kennarten muss entsprechend § 10 Abs. 3 BayGAPV vorgenommen werden. Sie erfolgt durch den Bewirtschafter entlang der längstmöglichen Geraden durch den Schlag (vgl. Abbildungen), dies ist z.B. bei rechteckigen Flächen eine der beiden Diagonalen. Die Erfassungslinie wird in zwei etwa gleich lange Abschnitte unterteilt und die Kennarten für beide Abschnitte getrennt erfasst (vgl. Formular S. 29). Beim Durchqueren der Fläche sollte man alle Arten der Kennartenliste, die in einem maximal 3 m breiten Streifen entlang der Geraden (Bereich der seitwärts ausgestreckten Arme) vorkommen, vermerken, eventuell mehrmals stehen bleiben.Die Erfassungslinie mit den beiden Abschnitten soll der Flächenbezug zum Schlag gergestellt werden. Auf sehr unregelmäßig geformten Flächen, die deutlich von einer rechteckigen Form abweichen, kann die Erfassungslinie auch in nicht zusammenhängende Abschnitte aufgeteilt werden, die den offenen Grünlandbestand gut repräsentieren.
Da der Randbereich eines Schlages häufig nicht sehr typisch für die Pflanzenzusammensetzung der gesamten Fläche ist, geht man zuerst fünf Meter in die Fläche hinein.
Eine jährliche Erfassung wird empfohlen, um gegebenenfalls die Nutzung modifizieren zu können.
Kommen von einer Art nur ganz vereinzelte Exemplare an einer Stelle der Wiese vor, sollte diese nicht in die Bewertung mit einfließen, da hier das Risiko besteht, dass die Art nicht wiedergefunden wird.
Um besonders bei großen Flächen eine Orientierung zu haben und um gerade über die Fläche zu gehen, kann es nützlich sein, am Rande der Fläche Anfang und Ende der Geraden mit einem Stab zu markieren und darauf zuzugehen.

Artenreiches Grünland: Erfassung der Kennarten Externer Link

Schema längstmögliche Gerade zur Erfassung der Kennarten, Rechteck

Längstmögliche Gerade - rechteckige Fläche

Schema Kennarten auf einer dreieckigen Fläche erfassen

Längstmögliche Gerade - dreieckige Fläche

Schema Kennarten auf einer unregelmäßigen Fläche erfassen

Längstmögliche Gerade - unregelmäßige Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer "zweiteiligen" Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer verzweigten Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer zweiteiligen Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer zweigeteilten Fläche mit Landschaftselement

Platzierung der Abschnitte auf einer unregelmäßigen Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer unregelmäßigen Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer unregelmäßigen Fläche

Platzierung der Abschnitte auf einer langgestreckten, gekrümmten Fläche

Kennarten als Indikatoren

Die Kennarten dienen als Indikatoren, um das Feststellen der Artenvielfalt zu erleichtern. Indikatoren sind gut erkennbare Zeiger für mit großem Aufwand messbare Größen. Pflanzenarten, die vor allem in artenreichem Grünland vorkommen, eignen sich als Zeiger (Indikator) für artenreiches Wirtschaftsgrünland.
Als Kennarten wurden typische Grünlandarten ausgewählt, die vor allem in artenreichen Beständen vorkommen (z.B. Margerite, Flockenblume) bzw. Zeiger für naturschutzfachlich wertvolle Pflanzengesellschaften sind. Ab 2023 gilt die leicht geänderte Kennartenliste.

Neben der Eigenschaft, auf artenreichem Grünland vorzukommen, sollten die Kennarten auch während der Blütezeit auffällig und leicht erkennbar sein, so dass auch ein Laie die in der Fläche vorkommenden Arten in einem farbigen Katalog finden kann.

Wann werden die Kennarten erfasst?

Am einfachsten lassen sich die Pflanzenarten zur Blütezeit identifizieren. Je nach Witterung und Höhenlage ist der Zeitraum von Anfang Mai bis Mitte Juni vor dem ersten Schnitt besonders günstig, um viele Arten blühend anzutreffen. Neben dieser Informationsbroschüre können auch Bestimmungsbücher oder Apps das Erkennen der Arten erleichtern. Der günstigste Termin ist bei trockenen und frischen Wiesen die Blütezeit der Margerite (Nr. 11), bei feuchten Flächen die Blütezeit der Kuckucks‐Lichtnelke (Nr. 19). Einige Arten, wie z.B. die Schlüsselblume, blühen auch schon früher, wenige auch erst später zum ersten Mal. Deshalb kann der Schlag mehrmalig zu unterschiedlichen Jahreszeiten begangen und die Arten jeweils im Formular ergänzt werden. Wer mehrere Schläge anschauen möchte, kopiert das Formular entsprechend häufig.
Artenreiche Wiese mit Margeriten

Margeriten

Kuckucks Lichtnelken (Lychnis flos-cuculi)

Kuckucks‐Lichtnelken

Kennarten sicher erkennen - Benutzung der LfL-Information Artenreiches Grünland

In der LfL-Information "Artenreiches Grünland-Ergebnisorientierte Grünlandnutzung" werden alle Kennarten bzw. Kennartengruppen in kurzen Porträts mit Fotos vorgestellt. Die Arten sind nach der Blütenfarbe sortiert. Am Rand der Seite hilft ein farbiger Streifen schnell Pflanzen in der gesuchten Blütenfarbe zu finden.
Zu jeder Art/Artengruppe gibt es ein oder mehrere Fotos. Daneben sind stichpunktartig die wichtigsten Merkmale der Art zur Unterscheidung von anderen ähnlichen Arten aufgeführt.Die Merkmale beziehen sich auf die Blüte, den Stängel und die Blätter der Pflanzen.
Möchten Sie in der Wiese eine Art identifizieren, schauen Sie bei der entsprechenden Blütenfarbe zuerst nach den Fotos. Ähnelt die gefundene Art den Fotos, gehen sie die einzelnen Merkmale von Blüte und Blatt durch. Stimmt alles mit den Merkmalen der Art in der Wiese überein? Wenn alle Merkmale passen haben sie die Kennart vor sich und können Sie im Erfassungsbogen (S. 29 bzw. Kopie) abhaken.

Artenreiches Grünland: Ergebnisorientierte Grünlandnutzung – Bestimmungshilfe Externer Link

Wie die Kennarten mit Hilfe der LfL-Information "Artenreiches Grünland: Ergebnisorientierte Grünlandnutzung – Bestimmungshilfe" erkannt werden können, zeigen wir Ihnen hier an zwei Beispielen in einem kurzen Video.

Kennarten sicher erkennen - Benutzung der LfL-Information Artenreiches Grünland Externer Link

Wiesen-Salbei gesamte Pflanze

Pflanze mit violetten Blüten im Mai

Wiesen-Salbei Merkmal LfL-Info

LfL-Information Artenreiches Grünland - Wiesensalbei

Wiesen-Salbei Blütenähre

Blütenähre mit dunkelvioletten Lippenblüten

Wiesen-Salbei Blütenstand Detail

Blüten zu je sechs in einer Höhe

Wiesen-Salbei Stängel

Der Stängel ist vierkantig.

Wiesen-Salbei Blatt

Eiförmiges Blatt

Wiesen-Salbei gegenständige Blätter

Gegenständige Blätter

Wiesen-Salbei gesamte Pflanze

Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)

Aktuelle Kennartenliste

Um die Bestimmung der Arten zu erleichtern, wurden Artengruppen ähnlicher Arten gebildet. Bei der Identifikation der Arten können Bestimmungsbücher oder auch Bestimmungs-Apps sehr nützlich sein.
Ab 2023 wird für die Ökoregelung und das VNP eine leicht veränderte, erweiterte Kennartenliste angewandt werden. Für laufende Verträge gilt weiter die bisherige Liste.

Kennarten für artenreiches Grünland in Bayern pdf 327 KB

Kennarten für artenreiches Grünland in Bayern
  1. Schlüsselblume* [Primula veris, Primula elatior, Primula vulgaris]
  2. Sumpfdotterblume [Caltha palustris]
  3. Trollblume [Trollius europaeus]
  4. Echtes Labkraut [Galium verum agg.]
  5. Gelb blühende Schmetterlingsblütler* [Gelb blühende Fabaceae]
  6. Gelb/orange blühende Korbblütler nur mit Zungenblüten, Ausschluss von Wiesen-Löwenzahn* [Cichorioideae, gelb/orange blühend, ohne Taraxacum spec.]
  7. Bocksbart* [Tragopogon spec.]
  8. Blutwurz [Potentilla erecta]
  9. Frauenmantel* [Alchemilla spec.]
  10. Kohldistel [Cirsium oleraceum]
  11. Margerite* [Leucanthemum spec.]
  12. Steinbrech* [Saxifraga spec.]
  13. Weiß blühende Labkräuter, ohne Kletten-Labkraut* [Galium spec., weiß blühend, ohne Galium aparine]
  14. Mädesüß* [Filipendula spec.]
  15. Schafgarbe* [Achillea spec.]
  16. Wilde Möhre [Daucus carota]
  17. Sterndolde* [Astrantia spec.]
  18. Gemeines Leimkraut [Silene vulgaris]
  19. Kuckucks-Lichtnelke [Lychnis flos-cuculi]
  20. Nelke* [Dianthus spec.]
  21. Flockenblume* [Centaurea spec.]
  22. Schlangen-Knöterich [Bistorta officinalis]
  23. Bach-Nelkenwurz [Geum rivale]
  24. Wiesenknopf* [Sanguisorba minor, Sanguisorba officinalis]
  25. Braunelle* [Prunella vulgaris, Prunella grandiflora]
  26. Thymian* [Thymus spec.]
  27. Wicke* [Vicia spec.]
  28. Wald-, Wiesen-, Sumpf-Storchschnabel* [Geranium pratense, Geranium sylvaticum, Geranium palustre]
  29. Wiesen-Salbei [Salvia pratensis]
  30. Skabiose/Witwenblume/Teufelsabbiss* [Scabiosa spec./Knautia spec./Succisa spec.]
  31. Teufelskralle* [Phyteuma spec.]
  32. Glockenblume* [Campanula spec.]
  33. Günsel* [Ajuga spec.]
  34. Gamander-Ehrenpreis [Veronica chamaedrys]
  35. Vergissmeinnicht* [Myosotis spec.]
  36. Gewöhnliches Zittergras [Briza media]

* Bei mit Sternchen gekennzeichneten Kennarten sind mehrere ähnliche Arten einer Gattung (z.B. Glockenblume) oder bei den Skabiosen, Witwenblumen und Teufelsabbiss auch sehr ähnliche Gattungen zu einer Gruppe zusammengefasst. Hier kommt es nicht darauf an, welche der Arten genau gefunden werden. Die Gruppe zählt nur einmal, auch wenn zwei verschiedene Arten der Gruppe auf dem Schlag vorkommen.

Tag der offenen Tür der LfL: Neues KULAP-Programm "Erhalt artenreichen Grünlandes" (B40)

Besucher suchen die Blumen in der Wiese am Stand der Vegetationskund beim Tag der offenen Tür 2015Zoombild vorhanden

Besucher auf Kennartensuche beim Tag der offenen Tür, Foto: J. Kotzi

Beim Tag der offenen Tür in Grub konnten die Besucher das neue KULAP-Programm "Erhalt artenreichen Grünlandes" (B40) selbst ausprobieren und die Kennarten auf einer ausgedruckten Wiese suchen.
Die LfL-Information "Artenreiches Grünland-Ergebnisorientierte Grünlandnutzung" mit der aktualisierten Artenliste für das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) kann im Internet bestellt oder heruntergeladen werden.

Artenreiches Grünland: Ergebnisorientierte Grünlandnutzung (LfL-Information)

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