100. Seminartag "Stark im Markt"

Die Seminarreihe „Stark im Markt“ wird seit 2009 federführend vom LfL-Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte angeboten. Aus dem ursprünglichen Projekt ist mittlerweile ein Dauerbrenner mit breiter Akzeptanz bei den Teilnehmern geworden.

Unsere heimische Agrarwirtschaft ist immer stärker den Marktkräften der internationalen Wirtschafts- und Finanzsysteme ausgesetzt. Zunehmende Preisschwankungen sind die Folge. Sie bedeuten Unsicherheit und finanzielle Risiken für die Betriebe. Die Seminare „Stark im Markt“ unterstützt die landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter dabei, sich auf diese volatilen Märkte einzustellen. Die Teilnehmer sollen Marktzusammenhänge und verschiedene Aspekte des unternehmerischen Risikomanagements nicht nur besser verstehen und einschätzen, sondern diese Erkenntnisse zukünftig auch bei den unternehmerischen Entscheidungen nutzen und in betrieblichen Erfolg ummünzen können.

Die Jubiläumsveranstaltung in Kirchdorf

Am 7. November 2013 fand der 100. Seminartag der Reihe „Stark im Markt“ in Kirchdorf-Helfenbrunn zum aktuellen Thema „Milch“ statt. Namhafte Referenten aus Politik, Beratung und Wirtschaft erörterten mögliche Perspektiven am Milchmarkt nach Auslauf der Quote im Frühjahr 2015. Geladen waren Milcherzeuger und -verarbeiter, insbesondere Verteter bayerischer Molkereien.

Programmflyer pdf 1,5 MB

"„Es ist längst nicht mehr so, dass wir überschaubare Märkte hätten“. Mit diesen Worten eröffnete Jakob Opperer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft den 100. Seminartag „Stark im Markt“. Die Herausforderungen für alle am Markt Beteiligten haben enorm an Qualität gewonnen. Die Seminarreihe „Stark im Markt“ leistet einen wertvollen Beitrag speziell unsere landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter dabei zu unterstützen, sich auf diese volatilen Märkte einzustellen. Durch kompetentes, strategisches und entschlossenes Handeln können sie nachhaltig erfolgreich sein, so Opperer.

Grußwort des Bayerischen Staatsministeriums

Erzeugern und Verarbeiter sollten wissen, welche Kriterien die Märkte für Milch und Milcherzeugnisse bestimmen und die Erlöse beeinflußen können, betonte die Milchreferentin im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Dr. Elisabeth Viechtl, in ihrem Grußwort.

Perspektiven am Milchmarkt: Chancen und Risiken für die bayerische Milch

Ludwig Huber vom Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte der LfL erläuterte in seinem Vortrag „Perspektiven am Milchmarkt: Chancen und Risiken für die bayerische Milch“ den rund 70 interessierten Teilnehmern die Zusammenhänge auf den internationalen Märkten für Milch und Milcherzeugnisse sowie deren Wirkung auf die bayerischen Erzeugerpreise. Dabei wurde deutlich, dass der EU-Milchmarkt einen gut funktionierenden Weltmilchmarkt braucht, besonders nach 2015. Vor allem auf die Molkereien komme es an, sich breiter aufzustellen und dadurch Marktrisiken nach 2015 zu minimieren.

Ende der Milchquote - wie stellt sich ein Milcherzeuger aus NRW darauf ein?

Ein Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen stellte seinen Betrieb mit 250 Milchkühen vor und berichtete, wie er sich mit seinem Milchbetrieb auf das Ende der Milchquote einstellt. Seine organisatorischen und ökonomischen Überlegungen sind teilweise bereits umgesetzt: Auf Grund der ausgeprägten Flächenknappheit in seiner Region kommt dabei einer möglichst hohen Wertschöpfung pro Hektar eine besonderezentrale Bedeutung zu. Deshalb hat Cord Lilie die Außenwirtschaft vollständig an Lohnunternehmer ausgelagert und verzichtet auf die Jungviehaufzucht. Großes Interesse bei den Zuhörern fanden insbesondere seine Ausführungen zur Preisabsicherung von Raps- und Sojaschrot sowie von Milch über Butter- und Magermilchkontrakte.

Verwertung von Rindfleisch in der System-Gastronomie: Chancen und Anforderungen

Der Leiter "Beschaffung und Qualitätssicherung" bei McDonalds Deutschland, Stefan Huber, stellte Chancen und Anforderungen bei der Verwertung von Rindfleisch in der Systemgastronomie vor. Mit einem jährlichen Gesamteinkaufsvolumen von rund 50.000 Tonnen besetzt Rindfleisch die größte Position bei der Rohstoffbeschaffung des Unternehmens in Deutschland. Dabei stammen über 20.000 Tonnen aus Bayern. Mit dem Programm „Bündnis für Exzellenz, Sicherheit und Transparenz in der Wertschöpungskette Rindfleisch (BEST-Beef)“ soll die langfristige Sicherung des Qualitätsanspruchs für Rindfleisch aus nachhaltiger und regionaler Erzeugung gesichert werden. Damit könne man zum einen den unternehmerischen und gesellschaftlichen Wünschen und Anforderungen gerecht werden und zum anderen den Erzeugern ein starker und verlässlicher Partner sein, so Huber.

Die Zukunft der bayerischen Milchwirtschaft: Sitzen wir in der Strukturfalle?

Dr. Gerhard Dorfner vom Institut für Agrarökonomie der LfL führte aus, inwieweit Wirtschaftlichkeit und gesellschaftliche Forderungen miteinander zu vereinbaren sind bzw. wie sich Bayern unter Berücksichtigung des gewachsenen Status Quo zukünftig entwickeln könnte. Marktnischen wie der Ökologische Landbau sind für die zukünftige Entwicklung zwar wichtig, können die strukturellen Probleme aber alleine nicht lösen. Den hohe Anteil der Anbindehaltung (56% der Betriebe, 35% der Kühe) schätzte Dorfner problematisch ein und löste damit eine rege Diskussion aus. Ein Familienbetrieb hat als „Organisationsform“ dann eine Zukunft, wenn die Vorteile der Familienverfassung sich mit Nutzung und Auslastung moderner Technik und hohem Wissensstand verbinden, so Dorfner abschließend.