Forschungs- und Innovationsprojekt
Biogas aus Körnermaisstroh

Feldhäcksler mit Pickup beim Ernten von Maisstroh in einen Ladewagen

Feldhäcksler mit Pickup beim Ernten von Maisstroh in einen Ladewagen

Körnermaisstroh als Biogassubstrat – Silierverhalten, Arbeitswirtschaft und Vergärbarkeit in der Biogasanlage

Die weiterhin sinkenden Vergütungssätze im neuen Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) 2021 verlangen eine steigende Verwertung landwirtschaftlicher Koppelprodukte und Reststoffe in der Biogasproduktion. Das Koppelprodukt Körnermaisstroh bietet zahlreiche ökonomische und pflanzenbauliche Vorteile und fällt nicht unter den sogenannten „Maisdeckel“, der im neuen EEG von 44 auf 40 Masseprozent eingesetzten Anteils von Getreidekorn oder Mais in jedem Kalenderjahr reduziert wurde.

In den Bereichen Silierverhalten, Arbeitswirtschaft und Vergärbarkeit in der Biogasanlage bestanden nach Abschluss des vorangegangenen Forschungsprojekts "Verwertung von Körnermaisstroh für die Biogaserzeugung" noch offene Fragen. Das Ziel des Verbundvorhabens an der LfL bestand deshalb darin, die verschiedenen Herausforderungen und wichtigen Aspekte der Körnermaisstrohnutzung ab dem Einbringen in das Silo bis hin zum Verhalten in der Biogasanlage zu untersuchen. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit mehreren Praxisanlagen, die dieses Substrat bereits verwerten. Im Folgenden werden die Arbeitsschwerpunkte erläutert sowie aktuelle Ergebnisse aufgeführt.

Zielsetzung, Methodik und Ergebnisse

Das Projekt Biogas aus Körnermais wurde als Verbundprojekt an der LfL durch mehrere Institute bearbeitet.
Zielsetzungen
Zunächst wurden die abgefahrenen Korn- und Stroherträge und TM-Gehalte des Maisstrohs an Praxisbetrieben erfasst. Zudem wurden arbeitswirtschaftliche Kennzahlen erhoben, um unter anderem die Flächenleistung, den Arbeitszeitbedarf, den Dieselverbrauch und die Transportkapazitäten des Substrates zu beurteilen. Weiterhin wurden neue Erntetechniken eruiert und getestet.

Methoden

  • Untersuchung der arbeitswirtschaftlichen Ist-Situation:
    • Die Ist-Situation wurde mit Hilfe von Arbeitstagebüchern auf Praxisbetrieben durch den Anlagenbetreiber eigenständig erhoben
    • Die Arbeitszeiten wurden während der gesamten Erntekette durch den Betreiber selbständig erfasst
    • Weiterhin wurden bei der Fütterung der Biogasanlage (Innenwirtschaft) alle Tätigkeiten und damit verbundenen Tätigkeiten durch den Betreiber dokumentiert
Aktuell laufen die letzten Auswertungen der erfassten Daten. Aussagen werden diesbezüglich im Endbericht veröffentlicht. Jedoch können als limitierende Faktoren bei der Ernte bzw. dem Transport zum Silo derzeit die geringe Schüttdichte und somit niedrige Transportmengen genannt werden.
Zielsetzung
Die Silierbarkeit von Maisstroh wurde sowohl unter standardisierten Labor- als auch unter Praxisbedingungen untersucht. Zudem wurden zur Optimierung der Vergärbarkeit von Maisstroh verschiedene Vorbehandlungs- bzw. Aufbereitungsmaßnahmen (z. B. Zerkleinerungsvarianten, Siliermittelzusätze und Mischungspartner für Co-Silierung) getestet. Dabei wurden von Labor-und Praxismaisstrohsilagen die Silagequalitäten (pH-Wert und Gärsäuremuster) untersucht und die in der Praxis mit Maisstroh zu erreichende Verdichtung im Fahrsilo. Bei der Auslagerung wurden zusätzlich das Entnahmeverhalten, die aerobe Stabilität und die Silierverluste, wie z. B. auftretende Nacherwärmung erfasst.

Methoden

  • Systematische Laborsiloversuche nach DLG-Prüfrichtlinie zur Siliermittelprüfung (2017)
  • Anlage von Laborsilos mit anschließender Analyse der Rohnährstoffe, Gärsäuremuster, aerobe Stabilität und makro- und mikroskopischer Faseraufschluss
  • Silo-Controlling bei Praxissilagen mit Probenahme, Silagebewertung / -untersuchung, Messung der Verdichtung und Silagetemperatur (Hinweis auf mögliche Nacherwärmung)
  • Bestimmung der Silierverluste im Fahrsilo mit der All-in / All-out Methode

Ergebnisse

Laborversuch
Am Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft in Grub wurden Untersuchungen zur Silierbarkeit und aerober Stabilität von Maisstroh durchgeführt. Im Jahr 2017 und 2018 wurden Versuche mit mehreren Varianten (Kontrolle, Co-Silierung Zuckerrübe / Senf, Zugabe von anaeroben Pansenpilzen (aktiv / inaktiv), biologische Siliermittel (Wirkungsrichtung 2 und 6b)) nach den Vorgaben der aktuellen Prüfrichtlinie (2017) der DLG zur Siliermittelprüfung angelegt. Dabei konnte Folgendes festgestellt werden:
  • Bei allen Varianten wurden optimale pH-Wert Absenkungen und gute Gärqualitäten nach 90 Tagen anaerober Lagerung erzielt.
  • Maisstroh verfügte über ausreichend “Inhaltsstoffe“ in Form von Zucker zur Milchsäuregärung.
  • Bei keiner Versuchsvariante konnten Fehlgärungen, wie Buttersäurebildung festgestellt werden.
  • Alle Laborsilagen wiesen eine sehr hohe aerobe Stabilität (> 8 Tage) auf.
  • Die Trockenmasseverluste lagen bei Maisstrohsilagen ohne Co-Silierung im Bereich von Silomais (zwischen 3,4 und 5,0 %).
  • Bei der Co-Silierung mit Zuckerrüben entstanden höhere Trockenmasseverluste (= Energieverlust) durch alkoholische Gärung (6,8 %).
  • Durch die Zugabe von Zusätzen (Co-Silierung, Siliermittel) konnte kein weiterer positiver Effekt auf die Silierbarkeit erzielt werden.
  • Die aktuellen Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Versuchen aus den Erntejahren 2012-2015 (Ostertag und Fleschhut, 2016).
Praxissilagen
Auf sieben bayerischen Biogas-Betrieben wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landtechnik und Tierhaltung mehrere in Fahrsilos einsilierte Maisstrohsilagen mit einem speziellen Silocontrolling untersucht. Dabei wurden an der frischen Anschnittfläche Temperatur- und Dichtemessungen durchgeführt und die Silagen anschließend auf Inhaltsstoffe und Gärqualität untersucht. Neben reinen Monosilagen, wurden auch Co-Silierungen mit Zuckerrüben, Ackergras oder Senf beprobt. Folgendes konnte dabei festgestellt werden:
  • Maisstroh siliert auch unter Praxisbedingungen sehr gut, was die gebildeten Milch- und Essigsäuregehalte zeigten.
  • Höhere Schmutzanteile, bedingt durch die Bergung unter ungünstigen Bedingungen, förderten jedoch ähnlich wie z. B. auch bei Grassilage die Bildung von Buttersäure in den Silagen.
  • Das Silomanagement beeinflusste im Wesentlichen die Silagequalität (Abdeckung, Entnahme).
  • Gemessene Kerntemperaturen lagen im Zielbereich von 20 °C (in 1 m Tiefe).
  • Hohe aerobe Stabilität konnte auch unter Praxisbedingungen festgestellt werden, aber nur bei sorgfältiger Verdichtung und ausreichendem Vorschub (Sommer > 2,5 m, Winter > 1,5 m pro Woche).
  • Bereiche mit Nacherwärmung wurden bei sehr trockenem langfaserigen Material, mangelhafter Abdeckung oder Silofolienbeschädigung bzw. geringem Vorschub beobachtet.
  • Ermittelte Lagerungsdichten lagen im Durchschnitt bei 146 kg TM/m³ (±57 kg), dadurch wird im Vergleich zu Silomais (~260 kg TM/m³) mehr Lagerraumkapazitäten benötigt.
  • Erste Ergebnisse der Kalkulation mittels All in-/All out-Methode bestätigen, dass bei ordnungsgemäßen Silomanagement auch Maisstrohsilagen im Fahrsilo geringe Silierverluste aufwiesen (rund 6 %).
  • Als Alternative zum Fahrsilo wurde Maisstroh in Rund-bzw. Quaderballen siliert. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Quaderballen nicht eignen, da auch bei mehrfacher Folienwicklung, die Silofolie an den Kanten durch die starren Maisstrohstängel beschädigt wurde und es zu Schimmelproblemen in der Silage kam. Bei Rundballen konnten sehr gute Silagequalitäten festgestellt werden. Wichtige Voraussetzung ist hier, dass die Ballen mit einem breiteren Netz, das über die Ballenkante geht, gepresst werden.
Zielsetzung
Ziel der Batch-Gärversuche war das Biogaspotenzial und die Abbaukinetik von Körnermaisstroh unter standardisierten Messbedingungen zu untersuchen, um Aussagen zur Eignung des Körnermaisstrohs als Biogassubstrat zu treffen bzw. Empfehlungen für die Praxis abzuleiten. Zur Verbesserung der Vergärbarkeit von Körnermaisstroh wurden verschiedene biologische Aufbereitungsmethoden (Co-Silierung, Siliermittelzusätze, anaerobe Pansenpilze) eingesetzt. Anhand der Parameter Biogasausbeute, Methangehalt sowie Abbaugeschwindigkeit wurden die Versuchsvarianten bewertet.

Methoden

  • Batch-Gärversuche (in Anlehnung an die VDI-Richtlinie 4630)
  • Erfassung des Gaspotenzials und der Abbaugeschwindigkeit
  • Untersuchung des Einflusses der Substrataufbereitung auf die Biogasproduktion
Alle Versuchsvarianten wurden systematisch untersucht, um eine statistische Auswertung durchführen zu können. Jede Silage-Variante des Laborsiloversuchs wurde zweimal (biologische Wiederholung) untersucht. Außerdem wurde auch jede Probe zweimal (analytische Wiederholung) angesetzt. Insgesamt wurden zwölf Einzelwerte pro Silage-Variante und sechs Einzelwerte für die Variante Ausgangsmaterial ermittelt.
Um signifikante Unterschiede zwischen den Varianten feststellen zu können, wurde eine Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt. Weiterhin wurden der Tukey-Test (Vergleich aller Varianten miteinander) und der Dunnett t-test (behandelte gegen unbehandelte Variante) durchgeführt, um genau zu bestimmen, zwischen welchen Varianten die Unterschiede bestehen.
Ergebnisse
Für die Silage-Varianten konnte eine Beschleunigung der Abbaugeschwindigkeit, aber keine Erhöhung des Biogaspotenzials beobachtet werden. Im Vergleich zu Silomais ist jedoch die Abbaugeschwindigkeit sehr niedrig. Die Co-Silierung (Körnermaisstroh und Zuckerrüben) weist eine höhere stündliche Biogasproduktion und einen höheren Methangehalt auf. Allerdings ist zwischen der Kontrolle (Körnermaisstroh-Silage) und den anderen Silage-Varianten kein signifikanter Unterschied erkennbar.
Stündliche Biogasproduktion in LN/kgoTM für die ersten sieben Versuchstage im Batchtest (KMS: Körnermaisstroh; SiMi: Siliermittel; ZR: Zuckerrüben):

Verläufe der Biogasausbeute der untersuchten Substrate

Ausblick
Weitere Batch-Gärversuche wurden durchgeführt, die Auswertungen sind jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen:
  • Proben aus Pilotbetrieben
  • Varianten aus Durchfluss-Versuchen
  • Substrataufbereitung mit anaeroben Pansenpilzen
Zielsetzung
Im Durchflussversuch wurden der Effekt des Körnermaisstrohanteils in der Substratmischung als auch der Einfluss von ausgewählten Co-Silierungsverfahren für Körnermaisstroh auf die Biogasproduktion untersucht.
Methoden
Drei Silierungsvarianten wurden geprüft: Körnermaisstrohsilage (Mono-Silierung), Körnermaistroh-Zuckerrübensilage (Co-Silierung) und Körnermaisstroh-Grassilage (Co-Silierung).
Zwei Anlagetypen, die relevante Biogas-Praxismodelle in Bayern präsentieren, wurden ausgewählt: NawaRo-Biogasanlage (66 % Maissilage, 19 % Grassilage und 15 % Ganzpflanzensilage) und Gülle-Biogasanlage (80 % Rindergülle und 20 % Maissilage). Alle Prozentanteile sind auf die gesamte zugeführte Frischmasse bezogen.
Bei den ausgewählten Anlagetypen wurde der Anteil von Maissilage durch Körnermaisstrohsilage oder Körnermaisstroh-Zuckerrübensilage bzw. -Grassilage als Cosilierungsvariante im Durchflussversuch ersetzt. Die Stabilität und die Änderungen im Biogasprozess wurden während der Steigerung der organischen Belastung durch Probenanalysen und Gasauswertungen analysiert.
Ergebnisse
Es wurde unter anderem der Einfluss von Körnermaisstroh und Körnermaisstroh-Mischungen (Co-Silierung mit Zuckerrüben) auf die Biogaserzeugung im Durchflussversuch untersucht. Beim Anlagetyp 1 „kleine Biogasanlage nach aktuellem EEG mit 80 % Rindergülle und 20 % Maissilage (jeweils bezogen auf Frischmasse)“ liefen alle Versuchsvarianten bis Versuchsende bei Raumbelastungsstufe 4,5 kgoTM/(m³∙d) stabil ohne Anzeichen einer Störung im Biogasprozess bzw. einer Anreicherung von organischen Fettsäuren. Die gemessene Methanproduktivität im Versuch erreichte die erwartete Effizienz im Biogasprozess. Bei der Raumbelastungsstufe 4,5 kgoTM/(m³∙d) erzielte die Referenz eine Methanproduktivität von 1,1 m³N CH4/(m³Fermentervolumen∙d). Währenddessen hat die Versuchsvariante Körnermaisstrohsilage ca. 88 % der Methanproduktivität der Referenz mit Maissilage erreicht, was die Ergebnisse der ersten LfL-Untersuchungen im Batchsystem bestätigt.
Die Körnermaisstrohsubstratmischungen mit Zuckerrüben als Co-Silierpartner wurden bei der Anlagekonstellation 2 „typischen NawaRo-Biogasanlage“ auch geprüft. Der spezifische Methanertrag blieb konstant bis zu einer Raumbelastung von 3,5 kgoTM/(m³∙d). Ab einer Raumbelastung von 4,0 kgoTM/(m³∙d) zeigten die Fermenter, bei denen die Maissilage durch Körnermaisstrohsilage oder Körnermaisstroh-Zuckerrübensilage ersetzt wurde, eine Senkung des spezifischen Methanertrags. Die Methanproduktion der Variante Körnermaistroh Zuckerrübensilage mit Rindergülle sank auf bis zu 260 LN CH4/kgoTM. Bis Ende der Versuchsreihe wurde kein Zeichen einer Prozessstörung in der Methanbildung bei allen getesteten Varianten festgestellt. Der Methangehalt der untersuchten Varianten blieb unverändert bei ca. 53 % Vol.
Die Zusammensetzung der Substratmischung für Anlagetyp 1 und 2 bestätigte die Vorteile bei der Co-Silierung von Körnermaisstroh mit Zuckerrüben für die Biogaserzeugung. Bei der Variante Körnermaistroh-Zuckerrübensilage ist ca. 30 % weniger Rohfaser in der Substratmischung im Vergleich zur Variante Körnermaisstrohsilage. Durch den geringeren Eintrag von schwerverdaulichen Fraktionen im Substratmix kann die Biomasse im Biogasprozess effizienter abgebaut werden, was zu einer besseren Methanausbeute führt.
Mittelwert und Abweichung der Methanproduktivität der getesteten Varianten im Durchflussversuch während der Steady-State-Phasen. (Anlagetyp 1: Gülle-Biogasanlage):

Methanproduktivität verschiedener Körnermaisstrohsilagen mit Angabe unterschiedlicher Raumbelastungen

Zielsetzung
Durch die wissenschaftliche Begleitung diverser Praxisanlagen aus unterschiedlichen Regionen wurden Erfahrungen bei der Körnermaisstrohvergärung gesammelt und daraus Empfehlungen für die Praxis abgeleitet. Hierbei konnten die Versuche im Labormaßstab mit denen aus der kontinuierlichen Begleitung der Pilotbetriebe vor und während des Maisstroheinsatzes evaluiert und verglichen werden.
Methoden
Es erfolgte ein Monitoring der Praxisanlagen. Die Daten wurden auf den Betrieben im Wesentlichen mit drei Maßnahmen erfasst:
  • Betriebstagebuch: Erfassung und Dokumentation aller Einsatzstoffmengen, ablesbarer Zählerstände und Störungen im Anlagenbetrieb
  • Probenahme: Monatliche Beprobung aller Einsatzstoffe und Gärbehälterinhalte
  • Laboranalyse: Ergebnisse der Laboranalysen der Einsatzstoffe und Gärbehälterinhalte
Ergebnisse
Der Anteil an Körnermaisstrohsilage lag bei den verschiedenen Praxisbetrieben bei ca. 7 – 40 %. Trotz des zum Teil relativ hohen Anteils an Maisstroh traten bei den meisten Anlagen keine Probleme auf. Bei einzelnen Anlagen traten in Abhängigkeit von der Einbring- und Rührtechnik in der jeweiligen Anlage lediglich bei der Einbringtechnik oder beim Unterrühren im Fermenter negative Einflüsse der Maisstrohfütterung auf. Die Anzahl und Aktivität der Mikroorganismen im Gärgemisch lag bei der Maisstrohfütterung in der Praxis in der Regel im Normalbereich. Laborwerte wie der FOS/TAC Wert liegen zwischen 0,2 und 0,25 und der pH-Wert war im Schnitt bei 7,5 im stabilen Bereich. Anhand des FOS-TAC-Wertes war bei manchen Betrieben eine leichte Adaption der Biozönose zu Beginn der Fütterung im Fermenter zu erkennen, da der Wert nach ca. 40-50 Tagen anstieg und anschließend wieder abfiel. Dieser Effekt wurde analog in den Durchflussfermenterversuchen beobachtet. Dort adaptierte sich die Biozönose wie in den Praxisanlagen jedoch von alleine. Die teilweise beobachteten Probleme beim Untermischen im Fermenter konnten nach kurzer Zeit mit etwas mehr Einsatz eines leicht vergärbaren Substrats wie z. B. Maiskornsilage wieder behoben werden. Biogasanlagen, welche mit ihrem Substratmix bereits vor einer Maisstrohnutzung Probleme mit der Pump- und Rührtechnik haben, sollten das Maisstroh vor dem Einbringen in den Fermenter oder bereits vor der Silierung ausreichend zerfasern. Ansonsten sind lediglich eine erhöhte Rührdauer und leicht erhöhte TM-Werte im Fermenter zu beobachten.
Zielsetzung
Die mikro- und molekularbiologischen Arbeiten verfolgten zwei Kernziele: (i) Die Entwicklung einer praxistauglichen Vorbehandlungsmethode mit anaeroben Pilzen; (ii) Die Ermittlung gärbiologischer Grenzen und Risiken beim Einsatz von Körnermaisstrohsilage in Biogasanlagen.

Methoden

  • Entwicklung einer hydrolytischen Vorbehandlungsstufe mit anaeroben Pilzen:
    Anaerobe Pilze wurden auf pansensaftfreiem Nährmedium angereichert. Nach drei Tagen wurde Körnermaisstroh mit den anaeroben Pilzen inokuliert. Als Kontrolle dienten durch Autoklavieren abgetötete anaerobe Pilze. Zunächst wurde ermittelt, wieviel Körnermaisstroh mit einer Kultur behandelt werden kann. Im Anschluss wurde die ermittelte Menge Körnermaisstroh mit anaeroben Pilzen inokuliert und bestimmt, welche Verweilzeit (4, 6 oder 8 Tage) sich am besten für eine hydrolytische Vorbehandlung eignet. Nach der Hydrolysestufe wurden die Ansätze in Presskuchen und Hydrolysat separiert, und deren Vergärbarkeit in einem standardisierten Batchversuch ermittelt.
  • Bewertung der Prozessmikrobiologie unter Körnermaisstroh-Einsatz in Praxis-und Technikums-Biogasanlagen:
    Zu Terminen mit ausgewähltem Prozesszustand wurden Proben von den Gärgemischen der Technikums-Fermenter und aus Praxisbiogasanlagen mit Körnermaisstroh-Einsatz genommen. Die Proben wurden molekularbiologisch untersucht: Nukleinsäure-Extraktion, RT-(q)PCR), Nukleinsäure-Sequenzierung, Transkript/Gen-Verhältnisse und Metabolischer Quotient. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollten klären, wie sich die verschiedenen Körnermaisstroh-Silierungsvarianten auf die methanogenen Archaeen und die Bakterien auswirkten.

Ergebnisse

Entwicklung einer hydrolytischen Vorbehandlungsstufe mit anaeroben Pilzen

  • Eine praxistaugliche Silierung mit anaeroben Pilzen war nicht umsetzbar.
  • Die positiven Ergebnisse für die hydrolytische Vorbehandlung von Heu mit anaeroben Pilzen wurden daher für eine praxistaugliche Anwendung weiterentwickelt.
  • Erste Ergebnisse zeigen, dass sich anaeroben Pilze erfolgreich auf pansensaftfreiem Nährmedium kultivieren ließen, und Körnermaisstroh in einer Konzentration von 120 g / L mit anaeroben Pilzen behandelt werden kann.
  • Weiterhin ergab sich für die drei getesteten Verweilzeiten kein signifikanter Unterschied im Methanertrag.

Vergärbarkeit von Körnermaisstroh

  • In der nachgestellten Gülle-Biogasanlage (80 % Rindergülle und 20 % Maissilage) blieb die Mikrobiologie unter Einsatz von Körnermaisstroh aus Mono- und Co-Silierung (mit Zuckerrübe) stabil.
  • In der nachgestellten NawaRo-Biogasanlage (66 % Maissilage, 19 % Grassilage und 15% Ganzpflanzensilage) zeigte sich die Mikrobiologie unabhängig vom Körnermaistroheinsatz am Versuchsende gestresst.
  • In den Praxisbiogasanlagen ergaben sich bisher keine Auswirkungen durch den Körnermaisstroh-Einsatz auf die Prozessmikrobiologie.
Aufsammeln von Maisstroh mit Pickup am Feldhäcksler oder Ladewagen

Aufsammeln von Maisstroh mit Pickup am Feldhäcksler oder Ladewagen

Rundballenpresse beim Ernten von Maisstroh

Rundballenpresse beim Ernten von Maisstroh

Körnermaisstoppeln und -stroh nach dem Drusch auf dem Feld

Körnermaisstoppeln und -stroh nach dem Drusch auf dem Feld

Probenahme vom Schwad in Behältern

Probenahme vom Schwad

Maisstroh einsiliert in Laborsilos nach drei Tagen

Maisstroh einsiliert in Laborsilos nach drei Tagen

Verdichten des Fahrsilos mit einem Frontlader

Verdichten des Fahrsilos

Maisstrohsilage bei der Beprobung zur Temperatur und Dichtemessung auf einem Praxisbetrieb

Maisstrohsilage bei der Beprobung zur Temperatur- und Dichtemessung

Stehende 36 Liter Durchflussfermenter im Laborcontainer

Stehende 36 Liter Durchfluss-fermenter im Labor-container

Probenahme des Gärbehälterinhalts auf einem Pilotbetrieb

Probenahme Gärbehälterinhalt auf einem Pilotbetrieb

Ein anaerober Pilz auf Weizenstroh unter dem Mikroskop

Ein anaerober Pilz auf Weizenstroh unter dem Mikroskop

Ausblick

Bis zum Ende der Projektlaufzeit (Dezember 2020) wurden weitere Daten ausgewertet und die Ergebnisse im Endbericht zusammengefasst. Veröffentlicht werden die Ergebnisse voraussichtlich Ende März 2021.
Am 23. Februar 2021 findet mittels Videokonferenz der ursprünglich geplante Feldtag zum Einsatz von Körnermaisstroh in der Biogasanlage virtuell statt. Weitere Informationen diesbezüglich werden demnächst auf der Homepage sowie im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt veröffentlicht.

Virtueller Info-Tag "Körnermaisstroh als Biogassubstrat", 23. Februar 2021

Projektinformation
Verbundvorhaben an der LfL zwischen dem Institut für Landtechnik und Tierhaltung, dem Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, der Abteilung für Qualitätssicherung und Untersuchungswesen
Projektleiter: Stefan Thurner, Fabian Lichti, Michael Lebuhn, Mariana Schneider, Katrin Harms
Projektbearbeiter: Annika Woortman, Diana Andrade, Vasilis Dandikas, Veronika Flad, Barbara Misthilger
Laufzeit: 01.07.2017 - 31.12.2020
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Förderkennzeichen: KS/17/04

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