Unkrautbekämpfung in Sorghum-Hirsen

Sorghum-Bestand

In den letzten Jahren hat die Anzahl an Biogasanlagen deutlich zugenommen. Als Folge daraus werden in verstärktem Umfang Pflanzenarten angebaut, die als Substrat für die Methanerzeugung dienen. Hauptsächlicher Substratlieferant ist Mais, der eine hohe Ertragsleistung mit günstigen Qualitätseigenschaften kombiniert und mit bekannter Produktionstechnik angebaut werden kann. Da einer weiteren Ausdehnung des Maisanbaus unter Fruchtfolgegesichtspunkten Grenzen gesetzt sind, suchen viele Landwirte alternative Möglichkeiten. Hier bieten sich u.a. Hirsen bzw. Sorghum-Arten an, die ähnlich wie Mais C4-Pflanzen sind und daher bei günstigen, warmen Bedingungen eine hohe Ertragsleistung erzielen können.

Die Sorghum-Arten

Biogasanlage
Die derzeit in Deutschland verfügbaren Sorten von Sorghum sind ein- oder mehrschnittig und können unterschiedlichen Arten zugeordnet werden: z.B. Mohrenhirse (Sorghum bicolor, Beispiel: Rona, Sucrosorgho), Sudangras (Sorghum halepense var. sudanense, Beispiel: Piper, Vercors) sowie Hybriden aus Mohrenhirsen und Sudangras (Beispiel: Susu). In der Gesamtheit können mit dem Begriff Sorghum-Arten alle Sorten angesprochen werden. Vorteile der Kulturart sind Massenwüchsigkeit, hoher Ertrag an Trockenmasse, günstige Fermentierungseigenschaften und geringe Ansprüche an Bodenqualität und Wasserversorgung. Aufgrund der hohen Temperaturansprüche und Frostempfindlichkeit kann Sorghum erst relativ spät gesät werden. Die notwendigen Bodentemperaturen von mindestens 12 bis 13°C werden kaum vor Mitte Mai erreicht. Interessant ist der Anbau daher für Biogasbetriebe als Zweitkultur nach der Ernte von Getreide-Ganzpflanzensilage. Dadurch werden die Möglichkeiten zur Ausbringung und Verwertung der Biogasgülle verbessert und Arbeitsspitzen entzerrt.
Sorghum-Arten entwickeln sich bei günstiger Wasserversorgung und hohen Bodentemperaturen zügig und können sich gut gegen Unkrautkonkurrenz behaupten. Ungünstige Klimabedingungen mit kühlen Temperaturen führen jedoch zu einer zögerlichen Jugendentwicklung der Hirse, so dass es vor allem durch sommerannuelle Unkräuter wie Gänsefuß, Kamille, Franzosenkraut und Knöterich-Arten zu einer Beeinträchtigung der Kultur kommen kann und ein Herbizideinsatz notwendig wird.

Zur Zeit bestehen für die Herbizide Mais-Banvel WG und Arrat Genehmigungen für den Einsatz in Sorghum-Hirsen. Während der Einsatz von Arrat auf die Nutzung als Substrat für Biogas-Anlagen beschränkt ist ("Nutzung als nachwachsender Rohstoff für technische Zwecke"), kann Mais Banvel z.B. auch in Beständen zur Körnernutzung eingesetzt werden. Beide Herbizide wirken blattaktiv gegen zweikeimblättrige Unkräuter und können ab dem 3-Blatt-Stadium der Sorghum-Hirse eingesetzt werden. Während Arrat eine relativ breite Wirkung hat, ist Mais Banvel WG ein Spezialpräparat zum Einsatz vor allem gegen Winden und Winden-Knöterich.

  • Mais-Banvel WG (Wirkstoff: Dicamba); max. Aufwandmenge: 0,5 kg/ha; gegen Vogelmiere, Gänsefuß- und Melde-Arten, Amarant, Franzosenkraut, Knöterich-Arten, Winden
  • Arrat (Wirkstoffe: Tritosulfuron + Dicamba); Aufwandmenge: 0,2 kg/ha + 1,0 l/ha FHS Dash; gegen Amarant, Knöterich-Arten, Gänsefuß- und Meldearten, Kamille, Klettenlabkraut, Vogelmiere, Kreuzkraut, Ausfallraps, Disteln.

Mit den blattaktiven Präparaten werden nur bereits aufgelaufene Unkräuter bekämpft. Idealerweise kann dadurch der Auflauf und die mögliche Unterdrückungsleistung der Kultur abgewartet werden und anhand der tatsächlichen Verunkrautung über einen Herbizideinsatz entschieden werden. Das Wirkungsspektrum der blattaktiven Präparate ist allerdings eingeschränkt. Gegen Schadhirsen wie Hühnerhirse und Borstenhirse bestehen z.B. keine blattaktiven Kontrollmöglichkeiten. Die im Maisanbau eingesetzten Hirsemittel aus den Bereichen der Sulfonylharnstoffe und Triketone scheiden aus Verträglichkeitsgründen für den Einsatz in Sorghum aus.
Auch gegen dikotyle Spätkeimer wie Schwarzen Nachtschatten oder Franzosenkraut können bei langsamer Entwicklung von Sorghum und ausreichenden Niederschlägen Präparate mit einer Boden-Dauerwirkung erforderlich sein.
Aufgrund ihrer Hirsewirkung können die Bodenherbizide allerdings erst im Nachauflauf (BBCH 13-14 der Sorghum-Hirse) eingesetzt werden, damit die Kulturverträglichkeit nicht zu stark zu beansprucht wird.

Im Einzelnen haben die Präparate Gardo Gold, Spectrum und Stomp Aqua eine Genehmigung nach Artikel 51 der EU-Zulassungsverordnung zum Einsatz in Sorghum-Hirsen, wobei auch hier zu beachten ist, dass der Einsatz von Gardo Gold auf Bestände zur Erzeugung von Biogas-Substrat beschränkt ist, während Stomp Aqua und Spectrum ohne diese Einschränkung eingesetzt werden können.

  • Gardo Gold (Wirkstoff: S-Metolachlor und Terbuthylazin); max. Aufwandmenge: 4,0 l/ha; gegen Vogelmiere, Franzosenkraut, Gänsefuß-Arten, Kamille, Melden, Klettenlabkraut und Schadhirsen.
  • Spectrum (Wirkstoff: Dimethenamid-P); max. Aufwandmenge: 1,4 l/ha; gegen Franzosenkraut, Kamille, Amarant, Schwarzer Nachtschatten und Schadhirsen.
  • Stomp Aqua (Wirkstoff: Pendimethalin); max. Aufwandmenge: 2,5 l/ha; gegen Gänsefuß-Arten, Melden, Amarant, Schwarzer Nachtschatten, Ehrenpreis, Vogelmiere.

Betont werden muss der für die vorrangig bodenwirksamen Präparate relativ späte Zeitpunkt der Applikation, an dem die Kulturpflanzen bereits das Dreiblattstadium erreicht haben. Bei früherer Behandlung in BBCH 11-12 besteht ein hohes Risiko der Schädigung der Kulturhirsen. Damit eine ausreichende Wirkung auf die bereits aufgelaufenen Schadhirsen erzielt wird, sollten diese zum Applikationstermin maximal im Einblattstadium sein. Spätere Keimwellen der Schadhirsen können demgegenüber mit den bodenaktiven Wirkstoffen sicher erfasst werden, wenn die Bodenfeuchtigkeit ausreicht.
Für andere Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Quecke gibt es keine Möglichkeit der chemischen Kontrolle in der Kulturart Sorghum. Auf Problemflächen sollte daher auf einen Anbau von Sorghum verzichtet werden. Die Jährige Rispe wird durch Gardo Gold oder Spectrum miterfasst.

Die Verträglichkeit der genannten Herbizide wurde in Feldversuchen der LfL und des TFZ Straubing nachgewiesen. Allerdings muss bei einer Herbizidbehandlung in Sorghum der Kulturzustand unbedingt berücksichtigt werden. Unter kritischen Bedingungen wie auf dem Standort des TFZ Straubing im Jahr 2006 erreichten die Schäden ein beträchtliches Niveau. Die Sorghum-Pflanzen waren zum Zeitpunkt der Applikation aufgrund der feucht-kühlen Witterung Anfang Juni stark beeinträchtigt und zeigten chlorotisch aufgehellte Blätter. Die Schädigung durch die Herbizidapplikation blieb zwar ohne Ertragsverlust bei der Ernte, war aber lange Zeit deutlich sichtbar. Unter derart kritischen Bedingungen sollte aus Gründen der Kulturverträglichkeit der Herbizideinsatz ähnlich wie bei Mais hinausgeschoben und auf die Ausbildung einer ausreichenden Wachsschicht gewartet werden.

Präparate zur Unkrautbekämpfung in Sorghum-Hirse als nachwachsender Rohstoff

Herbizid-Empfehlungen

Bisher haben in Deutschland mit Gardo Gold, Mais-Banvel WG, Arrat, Stomp Aqua und Spectrum fünf Herbizide eine allgemeine Genehmigung nach Artikel 51 der EU-Zulassungsverordnung zur Anwendung in Sorghum-Hirsen, die als nachwachsender Rohstoff angebaut werden. Mais Banvel WG, Stomp und Spectrum können darüberhinaus auch bei Nutzung der Sorghum-Hirsen als Viehfutter oder zur menschlichen Ernährung eingesetzt werden. Diese Präparate dürfen ohne einzelbetrieblichen Genehmigungsantrag eingesetzt werden. Alle Präparate können ab dem 3-Blattstadium der Kulturhirsen eingesetzt werden.
Für eine breit wirksame Unkrautbekämpfung bietet sich für Biogas-Sorghum eine Basisbehandlung mit Gardo Gold (2,0-2,5 l/ha) an. Eine Alternative besonders auch für wassersensible Standorte ist die Tankmischung Stomp Aqua + Spectrum (2,0 + 1,0 l/ha) an. Der Einsatz von Spectrum ist dabei besonders auf Standorten mit Schadhirsen sinnvoll, allerdings nur solange sich die Zielpflanzen höchstens im 1-Blatt-Stadium befinden oder noch weitere Keimwellen zu erwarten sind. Eine blattaktive Ergänzung gegen dikotyle Unkräuter mit Arrat (0,2 l/ha + FHS) oder Mais-Banvel WG (0,35 kg/ha) ist als Tankmischung oder Spritzfolge möglich. Arrat ist als blattaktives Mittel breit wirksam gegen die meisten typischen Mais- Unkräuter sowie gegen einige Sonderunkräuter wie Stechapfel, Schönmalve und Disteln. Schwächen bestehen gegen Stiefmütterchen, Ehrenpreis und Storchschnabel. Mais Banvel WG empfiehlt sich speziell gegen Wurzelunkräuter wie z.B. Ampfer- und Windenarten. Günstig für die Herbizidverträglichkeit sind wüchsige Bedingungen bei der Anwendung und eine stabile Blatt-Wachsschicht der Sorghum-Hirsen.

Genehmigung nach § 22 Abs 2 vor der Herbizidapplikation

Für alle anderen Herbizide muss vor dem Einsatz in Sorghum-Arten in jedem Fall ein einzelbetrieblicher Genehmigungsantrag nach § 22 Abs 2 (früher § 18b) des PflSchG bei der jeweils zuständigen Landesbehörde gestellt werden; in Bayern ist dies die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Da noch keine Versuchsergebnisse unter verschiedenen klimatischen Bedingungen vorliegen, sollte jedes Präparat vor dem großflächigen Einsatz auf einer Teilfläche des Betriebes auf Verträglichkeit geprüft werden. Einsätze unter Stressbedingungen für die Kultur (z.B. Extremtemperaturen, starke Temperaturschwankungen Tag und Nacht, extreme Trockenheit) sollten grundsätzlich unterlassen werden.

Stand: März 2020