Hilfestellung zum Siliermitteleinsatz

abgedecktes Fahrsilo

Das Grobfutter ist für die Erzeugung von Milch und Rindfleisch von überragender Bedeutung. Die Silierung hat sich als Konservierungsform bewährt, wobei das Ziel sein muss, zu jeder Zeit ein hochwertiges und bis zum Maul stabiles Futtermittel zu erzeugen. Die Nährstoffverluste gegenüber dem Frischfutter sollen möglichst gering gehalten werden.

Neben der Qualität des Ausgangsmaterials, der Ernte- und Silierverfahren ist der zielgerichtete Siliermitteleinsatz ein weiterer Baustein zur Erzeugung hochwertigen Grobfutters. Nachfolgend soll anhand von Fallbeispielen gezeigt werden, wie für die Wahl des richtigen Siliermittels vorgegangen werden sollte.

Das richtige Mittel finden

DLG Qualitätssiegel
Auf den Markt ist das Produktsortiment an Siliermitteln von zahlreichen Herstellern sehr groß und vielfältig. Das macht die Kaufentscheidung für das eigene richtige Siliermittel oft nicht ganz einfach. Für Landwirte gibt es als Hilfestellung zur Siliermittelauswahl das DLG-Qualitätssiegel für Siliermittel, dass in Zusammenarbeit mit der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) und Futterkonservierungsexperten aus Forschung, praktischer Beratung und Wirtschaft entwickelt wurde (Liste der geprüften Siliermittel siehe unten).
Die gelisteten DLG-geprüften Siliermittel werden nach je nach Wirkungspotenzial in verschiedene Wirkungsrichtungen (WR) eingruppiert:
Grafik zur Empfehlung zum Einsatz Siliermittel WR1Zoombild vorhanden

Einsatzschema für Siliermittel der Wirkungsrichtung 1

Bei der Wirkungsrichtung 1 „Verbesserung des Gärverlaufs“ ist das Ziel eine rasche pH-Wert-Absenkung im Siliergut zu fördern, um Fehlgärungen, wie Buttersäurebildung entgegenzuwirken. Die Wirkungsrichtung wird in drei Gruppen eingeteilt, die sich nach der Silierbarkeit des Silierguts richten und dem TM-Gehalt.
WR 1a „schwer vergärbar“, sollte bei sehr niedrigen TM-Gehalten (<30%) und schwer vergärbaren Siliergut angewendet werden. Dazu zählen eiweißreiche Pflanzen, wie Luzerne, Klee oder junge Grasbestände, da das Eiweiß eine puffernde Wirkung auf die Milchsäurebildung hat.
Ebenso fallen Grasbestände mit hohem Verschmutzungsrad oder sehr zuckerarmes Material, das z.B. verregnet oder eine mehrtägige Feldliegezeit hatten in diese Kategorie. Hier sollten chemische Siliermittel bzw. Kombinationsprodukte mit homofermentativen Milchsäurebakterien eingesetzt werden, da durch die Säurezugabe unabhängig von der Milchsäurebildung eine rasche pH-Wert-Absenkung erreicht wird und Gärschädlinge im Wachstum hemmt. Zusätzlich verfügen mehrere gelistete Siliermittel die Wirkungsrichtung 5, welche gezielt die Vermehrung von Clostridiensporen unterdrückt.
Produkte der WR 1b „mittelschwer vergärbar“, können bei TM-Gehalten bis 35 % angewendet und Präparate der WR 1c „leicht vergärbar“ bis 45% TM eingesetzt werden. Neben der Verbesserung des Gärverlaufs verfügen gleichzeitig mehrere Produkte über die Wirkungsrichtung 4, welche durch die verbesserte Silierbarkeit des Silierguts die Verdaulichkeit und Futteraufnahme der Silage zusätzlich verbessern kann. Beim Einsatz biologischer Siliermittel der WR 1b und 1c ist dabei zu beachten, dass die Produkte ausschließlich homofermentative Milchsäurebakterien (MSB ho) enthalten, z. B. Lactobacillus plantarum oder Pedio-/, Enterococcus. Dass bedeutet, dass diese Bakterien überwiegend Milchsäure produzieren. Diese führt zur einer raschen Ansäuerung des Silierguts und unterdrückt dadurch die Bildung von unerwünschter Buttersäure.
Aber Achtung: Durch die primäre Milchsäureproduktion werden im Zuge dessen nur geringe Mengen an Essigsäure produziert. Nur diese Säure schützt Silagen im geöffneten Zustand vor Nacherwärmung. Daher sollten homofermentativ basierte Siliermittel nur bei Silagen eingesetzt werden, bei denen nach Öffnung ein wöchentlicher Vorschub von 1,5 m im Winter bzw. 2,5 m im Sommer erreicht werden, um keine Nacherwärmungsprobleme zu bekommen.
Grafik zum Einsatz von SiliermittelnZoombild vorhanden

Einsatzempfehlungen für Siliermittel der Wirkungsrichtung 2

Bei stärke bzw. sehr zuckerreichen Siliergütern (z.B. Schnitte mit hohen Weidelgrasanteilen), höheren TM-Gehalten (> 35 %TM) und oder geringem Vorschub, besonders in den Sommermonaten, sollten Siliermittel der DLG-Wirkungsrichtung 2 „Verbesserung der aeroben Stabilität“ eingesetzt werden. Hier können wiederum biologische oder chemische Produkte eingesetzt werden. Die Basis der biologischen Siliermitteln sind hier heterofermentative Milchsäurebakterien (MSB he), z.B. Lactobacilllus buchneri oder L. brevis. Sie bilden im späteren Gärverlauf zusätzlich zur Milchsäure Essigsäure und teilweise auch Propylenglykol. Diese Stoffwechselprodukte hemmen das Wachstum von Hefen, die Nacherwärmungsprobleme am geöffneten Silo verursachen.
Zu beachten ist, dass die gewünschte Essigsäurekonzentration meistens erst nach einer Gärdauer von ca. 6-8 Wochen erzielt wird, daher sollten die Silagen ausreichend lang geschlossen bleiben, damit die Essigsäurebildung im Silostock abgeschlossen ist. Bei besonders hohen TM-Gehalten (>45 %) können chemische Siliermittel auf Basis von Sorbin -und Benzoesäure eingesetzt werden. Diese senken den pH-Wert rasch ab und unterdrücken gezielt das Wachstum von Schimmelpilzen und Hefen. Da die Kosten für chemische Siliermittel deutlich höher sind als bei biologischen Produkten kann hier auch auf eine Teil- bzw. Oberflächenbehandlung im oberen Silodrittel erfolgen, da besonders hier häufiger Stabilitätsprobleme auftreten.
  • Wirkungsrichtung 3: Reduktion des Gärsaftanfalls
  • Wirkungsrichtung 4: Verbesserung des Futterwerts (werden durch unabhängige Fütterungsversuche geprüft)
  • Wirkungsrichtung 5: Zusätzliche Wirkungen (z.B. Verhinderung der Vermehrung von Clostridien)
  • Wirkungsrichtung 6: Verbesserung des Methanerzeugungswertes
Siliermittel können in mehreren Wirkungsrichtungen geprüft werden.

Generelle Überlegungen zur Auswahl des richtigen Siliermittels:

  1. Situation einschätzen (feuchte Witterung)
  2. Mögliche Probleme ableiten (Fehlgärung, Anfall von Gärsaft)
  3. Maßnahmen ohne Zusatz (z.B. sauber bergen, Gärsaft auffangen)
  4. Möglicher Zusatz von Siliermitteln nach Wirkungsrichtung (z.B. WR1a bei schwer vergärbarem Pflanzenmaterial, weil nass und schmutzig)

Siliermittel zu Silomais

Hand hält Messgerät

Temperatursonde zur Überprüfung einer Nacherwärmung im Silo

Der Einsatz von Siliermitteln beim Silomais ist umstritten. Einerseits ist bekannt, dass Mais hervorragend siliert, andererseits haben viele Betriebe Probleme mit Nacherwärmung. Die betroffenen Betriebsleiter denken dann häufig über den effizienten Einsatz möglichst kostengünstiger Siliermittel nach. Die Beratungsaussage muss jedoch lauten: Zuerst das Silomanagement optimieren, dann ein Siliermittel ausprobieren.
Das optimale Silomanagement beginnt eigentlich bei der richtigen Dimensionierung der Silos. Meist sind hier kaum Spielräume. So beginnt die Optimierung beim richtigen Erntezeitpunkt und endet bei der sauberen Entnahme aus dem Silo. Dazwischen liegen viele Verfahrensschritte wie Häckseln, Transportieren, Verteilen, Verdichten und Abdecken, welche aufeinander abgestimmt werden müssen. Sind alle Maßnahmen ausgeschöpft, Probleme dennoch vorhanden bzw. zu erwarten, ist der Einsatz eines passenden Siliermittels anzuraten. Welche für Silomais in Frage kommen, wird in folgendem Merkblatt erläutert.

Siliermittel für Silomais pdf 110 KB

DLG-Siliermittelliste

Zwei Einmachgläser mit grünen Pflanzen drin

Silierversuch mit dem Weckglasverfahren

Diese Auflistung der Siliermittel mit DLG-Gütezeichen soll dabei helfen die richtige Siliermittelwahl zu treffen. Die Wirksamkeit der gelisteten Mittel wurde von unabhängigen Stellen geprüft und wird ständig überwacht.
Eine dieser Einrichtungen ist das Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL. Hier werden sowohl die Wirksamkeiten von Siliermitteln mittels Laborsilos (Weckglasverfahren) geprüft, als auch routinemäßig DLG-anerkannte biologische Siliermittel mit dem Rostocker Fermentationstest getestet.

Online-Siliermittelliste der DLG Externer Link

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