Projektsteckbrief
Systemvergleich ökologische Milchviehhaltung Kringell

Kuh auf Weide

Untersuchungen zur effizienten und nachhaltigen Erzeugung von Milch und Fleisch aus Weide im Ökobetrieb im Bayerischen Wald

Zur Ausdehnung bzw. Haltung der Milcherzeugung in ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben im Sinne des Landesprogrammes BioRegio Bayern 2020 ist auf Grund der zunehmenden Flächenkonkurrenz eine hohe Flächeneffizienz des genutzten Grünlandes anzustreben. Systeme mit Weide erlauben dies und erfüllen in besonderem Maß die Anforderungen des ökologischen Landbaus bezüglich Tierwohl und Naturnähe, die zur Vermarktung von Ökomilch und Ökomilchprodukten positiv genutzt werden können. Von Seiten der Wirtschaftspartner wie der Landwirte ist die Erarbeitung von Innovationen zur Weide daher von besonderem Interesse. Im ökologischen Lehr- Versuchs- und Fachzentrum Kringell besteht die direkte Möglichkeit der Umsetzung in Aus- und Fortbildung sowie Beratung. Das Ziel ist die Etablierung einer Weideschule für die ökologische Milcherzeugung.
Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens werden die folgenden beiden Teilprojekte bearbeitet:
  • Vergleich Vollweide mit Winterkalbung zu Ganzjahreskalbung mit Stallfütterung und Auslauf auf Weide
  • Vergleich der Jungrinderaufzucht mit Vollweide aus ganzjähriger Abkalbung und Winterkalbung
Aus den in der Literatur vorliegenden Informationen wird folgende Hypothese abgeleitet:
Weide im Kurzrasensystem kann für Jungrinder und Milchkühe effizient und nachhaltig genutzt werden, wenn das derzeitige produktionstechnische Wissen im Bereich Betriebsorganisation (saisonale Abkalbung im Winter, Vollweide) und Weidemanagement genutzt wird.
Zur Prüfung der Hypothese sind folgende Versuchsfragen vorgesehen:
  • Wie hoch ist der Nettoertrag (MJ NEL) frei Maul der beiden Systeme Vollweide mit Winterabkalbung und Stallfütterung mit Weideauslauf und ganzjähriger Abkalbung unter Einbeziehung der Winterfütterung?
  • Welche Veränderungen sind im Pflanzenbestand der Weiden über das Jahr erkennbar?
  • Wie sehen die Feld-Stall-N-Bilanz und die Eiweißeffizienz der beiden Systeme aus?
  • Welche Unterschiede ergeben sich bezüglich der Wirtschaftlichkeit beider Systeme? Werden Unterschiede in den biologischen Leistungen zwischen den Herden durch Unterschiede in den Kosten kompensiert?
  • Welche Gesamtbewertung ergibt sich für die Systeme mit und ohne Vollweide?
    • Die Umsetzung der Ergebnisse erfolgt in Form von Empfehlungen und Schulungen.
    • Die Etablierung einer Weideschule in Kringell ist vorgesehen.

Material und Methoden

Zur Prüfung der obig aufgestellten Hypothesen und Beantwortung der damit verbundenen Fragen wird der biologisch geführte Betrieb des LVFZ Kringell herangezogen. Basis sind Versuche unter Stationsbedingungen mit Weide, die das gesamte Futterjahr einschließen. Nach Möglichkeit werden die gesamten Futterströme einschließlich der Nährstoffe bilanziert.
Eine Besonderheit dieses Versuchs ist, dass die beiden Systeme auf ein und demselben Betrieb verglichen werden können. Die Teilung des Betriebs zur Milcherzeugung in zwei Betriebe mit „Vollweide und Winterkalbung“ bzw. „Stallfütterung mit beschränktem Weidegang und ganzjähriger Abkalbung“ erfolgte in 2012. Je Betrieb werden 36 Fleckvieh-Kühe plus Nachzucht gehalten. Die Zielwerte für die Stallherdetiere liegen bei 8.000 kg ECM Milchleistung und 18 dt Kraftfuttereinsatz, jene der Weideherdetiere bei 7.200 kg ECM und 11 dt Kraftfuttereinsatz. Die Zielaufwuchshöhe der Kurzrasenweide beträgt für das Milchvieh 5 bis 6 Zentimeter, für die Jungrinder 4 bis 6 Zentimeter.

Ergebnisse

Im Mittel der Jahre 2013/2014 lag die Vollweideherde, welche in den Sommermonaten keine Zufütterung erhält bei 7.710 kg Milch, 3,85 % Fett und 3,41 % Eiweiß. Die Stallherde mit ganzjähriger aufgewerteter Mischration plus Kraftfutterergänzung und begrenztem Weidegang erreichte 8.080 kg Milch, 3,80 % Fett und 3,36 % Eiweiß. Die Zwischenkalbezeit der Stallherde betrug in den beiden Jahren 414 Tage, die der Weideherde systembedingt 368 Tage, da Kühe, welche nicht zeitgerecht trächtig waren, gemerzt wurden.

Fazit

Die alleinige Versorgung der Kühe bei Winterabkalbung mit Weidegras einer Kurzrasenweide während der Vegetationszeit führte im Vergleich zur leistungsorientierten Stallfütterung nur zu einem geringen Leistungsunterschied von knapp 400 kg Milch je Kuh. Der Kraftfutterverbrauch der Weideherde betrug etwa 50 % gegenüber der Stallherde. Vergleichende Untersuchungen beider Systeme unter Einbeziehung der Winterfutterperiode sind im Rahmen von BioRegio 2020 zur Winterfütterung 2014/2015 angelaufen.
Publikationen
Projektinformation
Projektleitung: Prof. Hubert Spiekers, LfL Institut für Tierernährung (ITE)
Projektbearbeitung: Sebastian Krenn; Siegfried Steinberger, ITE
Projektpartner: Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Kringell (LfL); Universität Göttingen: Prof. Dr. Johannes Isselstein; Landwirtschaftkammer Nordrhein-Westfalen: Anne Verhoeven, Dr. Martin Pries; Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: Dr. Martina Hofmann; Bioinstitut der HBLFA Raumberg-Gumpenstein: Prof. Dr. Andreas Steinwidder, DI Walter Starz, Prof. Martina Hofmann, Dr. Dr. Eva Zeiler, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Laufzeit: 03/2015 – 12/2017
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BioRegio 2020 – Landesprogramm Ökologischer Landbau); Kap. 0803 TG 95

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