Pressemitteilung - 09. April 2018
Renaissance der Weide – Forschungsarbeit der LfL zur Weidehaltung heute wie damals gefragt

In jüngster Zeit erlebt die Weidewirtschaft von Rindern eine Renaissance. Bis vor wenigen Jahrzehnten stellte die Weide für Rinder eine natürliche und zugleich verlustarme Form der Tierernährung dar. Doch dann gewann die Fütterung direkt im Stall an Bedeutung. Gründe waren u.a. der Einsatz von Technik statt schwerer Handarbeit, die Umstellung der Fütterung auf Silagen oder die teilweise schwierige Zugänglichkeit der Weiden mit zunehmendem Verkehr. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat die Bedeutung der Weidehaltung frühzeitig erkannt und mit eigener Forschungs- und Entwicklungsarbeit begleitet. Moderne Weidesysteme, wie z.B. die Kurzrasenweide, werden für eine optimale Ausgestaltung der Weidehaltung von Rindern vom LfL-Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft in Grub getestet und praxisnahe Empfehlungen für Rinderhalter entwickelt.

So hat sich das System der Kurzrasenweide als effiziente Weidenutzung in Bayern etabliert. Das System ist arbeitssparend und zeichnet sich als tierfreundlich aus. Rind und Landwirt sorgen gleichermaßen für eine optimale Grasnarbe. Die Rinder haben immer frisches, junges Futter und weiden, bei geschickter Weideführung durch den Landwirt, die Wiesen gleichmäßig ab. Es sind keine weiteren Reinigungsschnitte mit Maschinen notwendig, der Zuwachs an Gras und der Bedarf der Weidetiere stehen in einem günstigen Gleichgewicht.

Für Almen und Alpen ist die Weidehaltung unverzichtbar: Eine landschaftlich reizvolle und extensive Weidelandschaft ist im alpinen Raum zur Erholung und als Tourismusmagnet gewünscht. Der Klimawandel verlängert den Weidesommer, die Tiere müssen im Frühjahr daher früher auf die Alm aufgetrieben werden. Eine systematische Weidewirtschaft auf Almen und Alpen ist die Voraussetzung, um diese Forderung zu erfüllen. Verschiedene Beweidungsprojekte der LfL auf ertragsarmen, extensiven Standorten konnten belegen, dass die Beweidung mit Rindern die wertvolle Kulturlandschaft nachhaltig sichert. Voraussetzung ist ein rechtzeitiger Weidestart zu Vegetationsbeginn, die Beweidung mit einer optimalen Anzahl an Tieren und eine professionelle, gezielte Weideführung.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war aufgrund fehlender Maschinen in der Innenwirtschaft der Weidegang von Rindern die rentabelste Form der Tierernährung. Die Futterernte und Futterkonservierung erfolgte überwiegend in Handarbeit, die Landwirte nutzten im Sommer die Weide zum täglichen Füttern und mussten nur für den Winter Futter gewinnen. Mit dem Einzug von Maschinen zur Mahd, Ernte und zum Transport sowie durch eine stetige Verbesserung der Futterkonservierung in Form von Silage, verlor die Weidehaltung an Bedeutung. Bereits in den 50er Jahren unternahm die damalige Bayerische Landesanstalt für Tierzucht (BLT), die Vorgängeranstalt der LfL in Grub, umfangreiche Forschungsarbeiten zur Weidehaltung. Wurde bis in die Nachkriegszeit vielfach Weide als extensive Stand- oder Umtriebsweide genutzt, so wurde ab den 1950 er Jahren eine Koppelwirtschaft zur Effizienzsteigerung der Milchproduktion empfohlen. Die größeren Maschinen mit höherer Schlagkraft bei der Futterernte waren für die Mahd und Pflege von kleinen Einzelkoppeln nicht geeignet. So verlor diese Form der Grünlandnutzung zunehmend an Bedeutung und ist der Stallfütterung gewichen.

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ca. 50 Kühe grasen auf einer Weide, im Hintergrund ist eine hügelige Landschaft

Die Kurzrasenweide als modernes Weidesystem wurde von der LfL unter bayerischen Bedingungen getestet und etabliert. (Foto: Steinberger)

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Gezeichnetes Schema einer Weideanlage

Bereits in den 50er Jahren unternahm die damalige Bayerische Landesanstalt für Tierzucht (BLT), die Vorgängeranstalt der LfL in Grub, umfangreiche Forschungsarbeiten zur Weidehaltung. Das Bild zeigt die Empfehlung einer Weideanlage aus den 50er Jahren

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