Pressemitteilung - 10. April 2018
Digital Farming im Bayerischen Landtag – Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet und Staatsministerin Michaela Kaniber eröffnen die Leistungsschau der LfL

Roboter zum Melken oder zur Weidepflege, Sensoren zur Erfassung von Wetterdaten, des Düngebedarfs oder der Eutergesundheit, digitale Innovationen halten auch in der Landwirtschaft Einzug. Digitalisierung, Big Data und Digital Farming sind vielgebrauchte Schlagworte, doch welche Fakten und Innovationen verbergen sich hinter den Begriffen und welche Auswirkungen haben sie auf die Landwirtschaft? Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) beschäftigt sich intensiv mit diesen Themen und hat in einer Leistungsschau im Bayerischen Landtag sechs ausgewählte Projekte und deren Ergebnisse vorgestellt. Präsident Jakob Opperer überreichte den Jahresbericht der LfL mit dem Thema Digital Farming an die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber und an Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet.

Jede Sekunde verändern sich in der Landwirtschaft die Einflussfaktoren zum Beispiel durch Witterung und unterschiedliche Bodenverhältnisse. Werden diese genau erfasst, lassen sich Arbeitsprozesse erleichtern, das Tierwohl verbessern und die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse für den Verbraucher steigern. Das unterscheidet die Arbeit von automatisierten Standard-Prozessen in der Industrie. Mit der Digitalisierung können im Stall und auf dem Feld Daten gesammelt, miteinander verglichen, ausgewertet und sehr schnell der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. An sechs Themeninseln präsentieren die Experten der LfL ihre Arbeit und Lösungen; sie stehen den Abgeordneten und Besuchern Rede und Antwort.

Themeninsel Big Data im Kuhstall: Die Zukunft hat auf dem Bauernhof bereits Einzug gehalten. Pedometer, smarte Schrittzähler, messen die Aktivität der Milchkühe und geben dem Landwirt Anhaltspunkte zum Tierwohl und zum Gesundheitsstatus jeder einzelnen Kuh. Roboter füttern, melken und übernehmen das Entmisten im Stall, zusätzlich fließen die dabei gesammelten Daten in ein umfangreiches Analyse- und Herdenmanagementprogramm. Checklisten mit Handlungsvorschlägen und einem einfachen Ampelsystem unterstützen die Tierbeobachtung und legen den Grundstein für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Tierwohl.

Themeninsel Weidemanagement, aus dem Weltraum auf die Wiese: Wer seine Wiese vom Weltraum aus beobachtet, hat den Überblick. Drei Lfl-Projekte versprechen den Tierhaltern in Zukunft mehr Durchblick. GPS-Ortung ist vielen von der Navigation oder dem Smartphone vertraut. Gut sichtbare Punkte auf einer Karte zeigen dem Landwirt oder Hirten die Position seiner Tiere auf Weide und Alm. Auf einen Blick erkennt der Betreuer, ob alles in Ordnung ist oder ob er suchen, die Tiere begutachten oder anders füttern muss. Ein Weidepflegeroboter könnte Unkraut ausstechen, unbeliebte Weidestücke mähen oder neues Futter nachsäen. Mittels eines Sentinel1 Satelliten erhalten die LfL-Forscher wetterunabhängig Bilder von verschiedenfarbigen Wiesenflächen und können hieraus Rückschlüsse auf den Schnittzeitpunkt oder den Ertrag ziehen. Dieses Projekt hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt als Best-Practice-Beispiel ausgezeichnet.

Themeninsel Big Data für gesunde Felder: Pilze und Insekten halten sich streng ans Wetter, diesen Zusammenhang machen sich die Experten der LfL zunutze. Insgesamt 140 Messstationen in Bayern liefern im 10-Minuten-Takt Wetterdaten wie Bodentemperatur, Niederschlag oder Windgeschwindigkeit. Ausgeklügelte Algorithmen erzeugen daraus Prognosen für das Auftreten von Pflanzenkrankheiten oder Schädlingen und bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage für konkrete Maßnahmen auf den Feldern. Fast 60 Millionen Datensätze pro Jahr bilden eine Datenbasis und leisten einen wichtigen Beitrag für gesunde Pflanzen auf dem Feld, Pflanzenschutz im Einklang mit Naturschutz.

Themeninsel Düngung meets Digitalisierung: Interaktive Onlinetools der LfL erleichtern den Landwirten die tägliche Arbeit und tragen zum Umwelt- und Ressourcenschutz bei. Die neue Düngeverordnung verlangt Berechnungen und Dokumentationspflichten, die mithilfe der LfL-Programme effizient und verordnungskonform erledigt werden können. Und das betriebsindividuell und unabhängig von den Öffnungszeiten von Behörden.

Themeninsel Fischerprüfung online: Bildung und Prüfung ohne persönliches Erscheinen bei Behörden oder in überfüllten Prüfungsräumen, die Fischerprüfung ist ein Vorbild für bayerisches E-Government. Und das digitale Lehren und Lernen bietet noch viel mehr positive Ansatzpunkte, von intensiven Lerntutorials bis hin zu Lernschritten nach eigenen Bedürfnissen. Im digitalen Lernprozess bleibt mehr Spielraum für persönliche Betreuung und praxisnahe Angebote.

Themeninsel Datenschätze von Fuchs, Marder und Wildschwein: Die LfL hat im Auftrag des Ministeriums das Wildtierportal Bayern aufgebaut. Nach zwei Jahren in Betrieb ist jetzt Zeit für eine erste Bilanz: Die breite Bevölkerung erfährt im Wildtierportal alles Wissenswerte zu Wildtieren, ihren Lebensräumen und Besonderheiten. Es trägt dazu bei, Konflikte, beispielsweise durch Schäden von Wildschweinen auf Feldern, zu lösen. Entstanden ist eine interaktive Plattform, auf der sich regionale Arbeitsgemeinschaften mit dem Wildtier-Management beschäftigen. In einem geschützten Bereich werden fortlaufend neue Daten erhoben und die aktuellsten Erkenntnisse diskutiert. Mitglieder sind hier zum Beispiel Landwirte, Naturschützer, Vogelkundler und Jäger. Auf Augenhöhe und mit einer verlässlichen Datenbasis können sie zum Beispiel gemeinsam die Probleme mit Wildgänsen oder Wildschweinen angehen.