Bayerische Eiweißinitiative: Zwischenbilanz 2017

Im Jahr 2011 hat Staatsminister Helmut Brunner die Bayerische Eiweißinitiative mit dem Ziel gestartet, heimische Eiweißfuttermittel besser zu nutzen und damit die Sojaimporte aus Übersee in der Nutztierfütterung in Bayern merklich zu reduzieren. Im Zeitraum 2011 bis 2018 wurden vom StMELF 7,4 Millionen Euro für die Bayerische Eiweißinitiative bereitgestellt. Damit konnten 29 Forschungs- und Beratungsprojekte sowie Maßnahmen zum Wissenstransfer umgesetzt werden. Für Beratung und Praxis wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Bereitstellung und Verfütterung hochwertiger heimischer Eiweißkomponenten gelingen können.

Entwicklungen und Erfolge

219.000 Tonnen, 50 Prozent weniger Sojaextraktionsschrot in der Rinderfütterung

Rinderfütterung: In einer Umfrage bei Fütterungsberatern wurden die Entwicklungen beim Sojaverbrauch in der Rinderfütterung abgefragt. Daraus ließ sich der Verbrauch in Bayern schätzen.

80.000 Tonnen, 20 Prozent weniger Sojaextraktionsschrot in der Schweinefütterung

Ein Großteil der Einsparungen wurde durch die Umstellung der Fütterungspraxis auf Drei- und Mehrphasenfütterung und eiweißreduzierte Rationen erreicht. Nach Erhebungen der Fleischleistungsprüfungen des LVK Bayern e.V. hat in den vergangenen Jahren die Drei- oder Mehrphasenfütterung in den organisierten Betrieben um zwei Prozent pro Jahr, der Anteil von Betrieben mit weniger als 165 g Rohprotein je kg Trockenfutter (88 Prozent Trockenmasse) im mittleren Mastfutter binnen eines Wirtschaftsjahres um drei Prozent zugenommen, gemessen an der Anzahl der Tiere.

Verdoppelung der Leguminosenfläche auf 60.000 Hektar zwischen 2011 und 2017

Die Leguminosenfläche in Bayern hat sich von 30.000 Hektar im Jahr 2011 auf 60.000 Hektar im Jahr 2017 verdoppelt. Der Schwerpunkt des Flächenanstiegs bei Leguminosen lag in konventionell wirtschaftenden Betrieben. Die verstärkte Umstellung auf Ökolandbau macht sich auch in deutlichen Zuwächsen bei Leguminosen auf Ökoflächen bemerkbar. Betrachtet man die Körnerleguminosenfläche, zeigt sich ein Anstieg von ca. 19.000 auf ca. 32.000 Hektar.

Anstieg Sojaanbau auf 8.600 Hektar (2017)

Soja hatte dabei mit einem Anstieg um 5.600 Hektar den größten Anteil am Zuwachs. 2017 wurden in Bayern auf 8.600 Hektar Soja angebaut. Der Erbsenanbau unterliegt nach wie vor starken Schwankungen. Lupinen wären aus Sicht der Fütterung eine interessante Alternative. Die Voraussetzung für eine deutliche Anbausteigerung bei Lupinen ist die Züchtung anthraknosetoleranter Sorten. Besonders hohe Zuwächse im Leguminosenanbau gab es zwischen 2014 und 2015 im Zusammenhang mit der Möglichkeit zur Erzeugung auf Ökologischen Vorrangflächen und der KULAP-Maßnahme „Vielfältige Fruchtfolge“.

Fördernde Faktoren für die Entwicklung

Die Forschungs- und Beratungsprojekte sowie der gezielte Wissenstransfer im Rahmen der Bayerischen Eiweißinitiative waren grundlegend für die Erfolge. Förderlich für die Entwicklung waren zudem:
  • die Preisentwicklungen von Sojaextraktionsschrot und alternativen Eiweißfuttermitteln wie Rapsextraktionsschrot;
  • die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach Milch ohne Gentechnik;
  • das Greening sowie die KULAP-Maßnahme „Vielfältige Fruchtfolge“.

Ausblick

Politik

  • Die Weiterführung der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes, die Europasojaerklärung sowie der angekündigte Eiweißplan für Europa unterstreichen die anhaltende Bedeutung einer europäischen Eiweißversorgung und bestärken damit die Ziele der Bayerischen Eiweißinitiative.
  • Mit dem Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf Ökologischen Vorrangflächen ab 2018 gerät der Anbau von Körnerleguminosen und deren Einsatz in der Fütterung unter Druck.
  • Die Wiederaufnahme der KULAP-Maßnahme „Vielfältige Fruchtfolge“ trägt zur Stützung des Leguminosenanbaus bei.

Markt

  • Die großflächige Umstellung von Molkereien in Bayern auf Milch ohne Gentechnik verdeutlicht den Einfluss des Lebensmitteleinzelhandels im Hinblick auf die Verwendung von heimischen, europäischen Eiweißkomponenten. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend auf das Fleischsegment überspringt.
  • Die Preisentwicklungen von Sojaextraktionsschrot aus Übersee im Vergleich zu heimischen und europäischen alternativen Eiweißfuttermitteln werden weiterhin einen maßgeblichen Einfluss auf die Zusammenstellung der Futterrationen haben.
  • Soja wird voraussichtlich für viele bayerische Betriebe eine attraktive Marktfrucht bleiben und, bei anhaltendem Markttrend hin zu heimischen Eiweißkomponenten in der Fütterung, Abnehmer finden. Dafür sprechen auch die guten Aufbereitungsstrukturen in Bayern.

LfL

  • Forschungsprojekte, Beratung und begleitender Wissenstransfer sind weiterhin von großer Bedeutung wenn es gilt, die Erfolge der Bayerischen Eiweißinitiative langfristig zu halten.
  • Aktuelle Themefelder sind
    • effiziente Fütterungsstrategien
    • Züchtung von Soja und Lupinen
    • nachhaltige Fruchtfolgesysteme mit Leguminosen
    • hochwertige heimische Eiweißkomponenten und Fruchtfolgemanagement mit Leguminosen für den ökologischen Landbau