Pressemitteilung - 20. Juni 2018
Lebensraum artenreiches Grünland – Wiesenführung in Endlhausen zum Projekt „Transfer - Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland“

In Endlhausen (Gde. Egling / Lkr. Bad Tölz – Wolfratshausen) konnten sich Interessierte zu einer Wiesenführung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) anmelden und sich gestern selbst ein Bild von der Blütenpracht einer artenreichen Wiese machen. Zwei Jahre nach der Mahdgutübertragung blühen bereits zahlreiche Arten wie Margeriten, Wiesen-Glockenblumen und Witwenblumen auf der Projektfläche des Landwirts Valentin Dietrich.

Wiesen gehören zu den weltweit artenreichsten Lebensräumen mit buntblühenden Wiesenblumen, Schmetterlingen, Hummeln und zahlreichen anderen Insekten. In Bayern ist noch etwa ein Fünftel des genutzten Grünlandes auch tatsächlich artenreich. Artenreichtum bedeutet hierbei, dass mindestens 25 Arten auf 25 m² der Fläche vorkommen. Hohe Schnitthäufigkeit (mehr als drei Schnitte pro Jahr) und intensive Düngung führen dazu, dass nur wenige vielschnittverträgliche und stickstoffliebende Pflanzenarten überleben und sich etablieren können. Auch wenn die intensivere Nutzung endet, kehren die Wiesenblumen häufig nach Jahren nicht zurück, weil sie weder als Samen im Boden vorhanden sind, noch aus der direkten Umgebung einwandern können.

Solche Flächen sind das Ziel des Projektes „Transfer - Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland“, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Modell- und Demonstrationsvorhaben gefördert wird. Die positiven Erfahrungen von Naturschutzprojekten mit der Mahdgutübertragung sowie Neuansaaten sollen auf Wirtschaftsgrünland übertragen werden. Die Projektlandwirte und ihr Wissen wurden von Anfang an intensiv mit einbezogen. Am Ende soll gemeinsam mit den Projekt-Landwirten ein Leitfaden für die Praxis erstellt werden, mit dessen Hilfe interessierte Landwirte in Zukunft problemlos eine Artenanreicherung durchführen können.

Bei einer Mahdgutübertragung, wie sie auf der Fläche in Endlhausen durchgeführt wurde, wird zunächst nach dem ersten Schnitt die Grasnarbe in einzelnen zuvor festgelegten Streifen entfernt. Anschließend wird frisches Schnittgut einer artenreichen, standörtlich ähnlichen Wiese (= Spenderfläche) darauf ausgebracht. In den Folgejahren können durch die richtige Nutzung die Arten aus den Streifen in den Rest der Fläche einwandern und somit die gesamte Wiese wieder artenreicher gestalten.

Dr. Sabine Heinz und Fabian Rupp
LfL - Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz

Tel. 08161/71-5825, -5890
E-Mail: sabine.heinz@LfL.Bayern.de, fabian.rupp@LfL.Bayern.de