Vielfalt durch Direktvermarktung – Hofpor­t­rät Butz

In der vierten Generationen wird der Biohof Butz als Familienbetrieb in Viehhausen bei Rottenburg, im Tal der großen Laber, bewirtschaftet. Seit 1990 verzichtet der Betrieb darauf, die Produktion zu intensivieren und hat deshalb auf ökologischen Landbau umgestellt.
Frau vor dem Eingang zu einem GeschäftZoombild vorhanden

Foto: Inge Steidl

Der Schwerpunkt des Betriebes sind rund 45 Milchkühe im Offenfrontlaufstall und weibliche Mastrinder und Ochsen mit Weidegang sowie Milchmastkälber mit Auslauf. Zusätzlich leben derzeit Hühner, Gänse und Enten auf dem Hof. Außerdem zählen der Gemüseanbau, eine Käserei, Metzgerei und Bäckerei und die Herstellung von Bauernhof-Eis zu den zahlreichen Standbeinen des Biohofs. Die Produkte werden auf mehreren Märkten sowie im eigenen Hofladen und Hofcafé vermarktet. Das Bildungsprogramm reicht von Fortbildungen, über Schulklassenführungen (Erlebnis Bauernhof), bis hin zu Kindergeburtstagen und weiteren sozialpädagogischen Angeboten.

Interview mit Betriebsleiterin Edeltraud Melzl-Butz

"Vom Feld draußen bis zum Teller habe ich meine Wertschöpfungs- und Wertschätzungskette in der eigenen Hand."

Transkript des Interviews

Interview zum Thema Direktvermarktung

Mein Name ist Edeltraud Melzl-Butz, zusammen mit meinem Mann Martin Melzl und meinem Sohn Maximilian Butz leiten wir unseren Naturlandbetrieb seit 1990. Auf unserem Betrieb haben wir schwerpunktmäßig Milchkühe, dann haben wir dazu als Ergänzung Geflügel. Und einen schönen Bauerngarten.
Frau Melzl-Butz, warum haben Sie sich für die Direktvermarktung entschieden?
Das ist für mich einfach so ein Herzenswunsch gewesen, man produziert mit so viel Engagement und so viel Einsatz diese Lebensmittel. Es macht am meisten Spaß, wenn man das direkt an den Verbraucher vermitteln kann. Die Arbeit hat einfach eine Wertschätzung und eine Wertschöpfung.
Welche besonderen Produkte vermarkten Sie in Ihrem Hofladen?
Als erstes natürlich das Fleisch von unseren Weiderindern - das Besondere daran ist, seit 1890 aus eigener Nachzucht. Dann unseren Hofkäse, eine Sorte davon ist wirklich ein Käse, den es nur bei uns gibt, das ist der Ammertaler. Dann das Brot, unsere Gebäcke, die überwiegend aus Dinkel sind, aus einer alten Dinkelsorte. Dann natürlich das Gemüse, der Jahreszeit entsprechend, Wildkräuter, Gartenkräuter und das i-Tüpferl ist noch unser 100 Prozent biologisches Bauernhof-Eis.
Wie trägt Direktvermarktung aus Ihrer Sicht zum Erhalt der Artenvielfalt bei?
Das Brot und überhaupt unsere ganzen Backwaren werden nur mit hofeigenem Getreide hergestellt. Und eines ist der Dinkel, unser Oberkulmer Rotkorn, den wir auch von Anfang an anpflanzen auf unseren Feldern. Wir haben auch diese Pflegewiesen im Großen Laabertal, zum Teil schon 20 Jahre werden die extensiv bewirtschaftet, und das sind die homöopathischen Wiesen für unsere Tiere zur Gesunderhaltung. Und da erhalten wir eine riesen Pflanzenvielfalt.
Setzen Sie auf Ihrem Hof weitere Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität um?
Vor vielen Jahren haben wir eine Fläche zu einem Biotop umverwandelt. Da wenn man sich am Abend hinsetzt und da schaut, wie die Grillen zirpen und wie die Libellen über dem Wasser fliegen, wie im Wasser die Frösche quaken. Da meinst du, da ist eine ganze Stadt von Tieren unterwegs. Wir haben eine ganze Menge von Brutkästen für die Mehlschwalben aufgehängt. Wir haben auch einen Bauerngarten und überall wo es geht, lässt man eine Ecke stehen.
Was macht Ihnen bei der Arbeit als ökologischer Betrieb am meisten Freude?
Die enge Verbindung mit der Schöpfung. Für mich ist es einfach so schön, dass ich so nah an der Natur, so nah an dem ganzen Werden und Entstehen dran bin. Dass ich einfach unabhängig bin: Ich bestimme selbst, wie ich mit meinem Feld umgehe, wie ich meine Pflanzen in einem gewissen Fruchtwechsel anpflanze, was ich mit meinen Tieren in der Tierhaltung mache. Wirklich vom Feld draußen bis zum Teller habe ich meine Wertschöpfungs- und Wertschätzungskette in der eigenen Hand und ich kann das dann auch dem Verbraucher vermitteln. Und das ist eben eigentlich ein Lebensauftrag.
Haben Sie abschließend noch etwas auf dem Herzen?
Der Mensch, der lebt ja nur eine gewisse Zeit auf dieser Welt und er ist eigentlich da der Pächter. Und das ist etwas, was ich allen Menschen mit auf den Weg geben will, die diese Gnade und das Geschenk haben, dass sie einen eigenen Grund bewirtschaften dürfen. Dass sie immer überlegen, was mach ich mit dem Grund, wie hab ich ihn empfangen und wie gebe ich ihn weiter. Und kann ich das, was ich da treibe, verantworten, vor denen die nach mir kommen.

Frau präsentiert einen Laib Käse vor einem mit Käselaiben gefüllten Regal

Das Handwerk des Käsens mit hofeigener Milch wird am Biohof Butz weitergeführt. Foto: Biohof Butz
Betriebsspiegel Butz

Arbeitskräfte

  • Betriebsleiter-Ehepaar, Sohn
  • 15 Mitarbeiter, u.a. in Landwirtschaft, Käserei, Gärtnerei, Metzgerei, Bäckerei, Konditorei, Hauswirtschaft und Verkauf

Standort

  • Höhenlage: 448 m über N.N.
  • durchschnittliche Niederschläge: 450 mm
  • durchschnittliche Acker- und Grünlandzahl: 20-50

  • Bodenart: u.a. lehmiger Sand

Betriebsfläche

  • landwirtschaftlich genutzte Fläche: 64 ha
  • Dauergrünland: 30 ha, davon 15 ha Feuchtwiesen im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP)

Tierhaltung

  • 45 Milchkühe (mit eigener Nachzucht seit 1890)
  • 1 Stier
  • Mastrinder zur Direktvermarktung
  • Hühner- und Wassergeflügel

Aufstallung

  • Offenfront- und Tretmistlaufstall mit Weidegang

Fütterung

  • Futter vom Hof:
    • Gras
    • Kleegras
    • Heu
    • Silage aus Gras
    • Ganzpflanzensilage/Mais

Weiterer Betriebszweig

  • Gemüseanbau
  • Käserei, Metzgerei und Bäckerei
  • Direktvermarktung im Hofladen und auf Märkten
  • Erlebnis Bauernhof und sozialpädagogische Angebote, Fortbildungen

Anbauverband

  • Naturland seit 1990 | www.naturland.de

Vielfalt durch Direktvermarktung im ökologischen Landbau

Neben kurzen Transportwegen hat die Direktvermarktung weitere Vorteile: Dem Verbraucher bietet sie frische Produkte und regionale Vielfalt, die zugleich bedrohte Kultursorten fördert und attraktive Landschaften, wie Streuobstwiesen und Bergweiden, erhält.
Häufig beschränkt sich der Anbau bei Getreide und Gemüse heute auf immer weniger hochproduktive Sorten und die Nutztierhaltung auf wenige Hochleistungsrassen. Der Öko-Landbau ist aufgrund seiner Wirtschaftsweise jedoch auf Alternativen angewiesen und engagiert sich für den Erhalt alter Nutztierrassen und Pflanzensorten und fördert so die genetische Vielfalt. Der Anbau alter Kultursorten und die Haltung selten gewordener Nutztierrassen stellt zusammen mit der Vermarktung ab Hof oft eine sinnvolle Kombination in ökologischer und ökonomischer Hinsicht dar.
In Bayern sind etwa 9.500 landwirtschaftliche Betriebe in der direkten Vermarktung ihrer Produkte tätig
Der Kauf regionaler Bio-Produkte sichert eine umweltschonende Landwirtschaft, gute Trinkwasserqualität wie auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort. Er kann so helfen, bäuerliche und mittelständische Strukturen zu sichern und die Attraktivität ländlicher Räume zu erhöhen. Direktvermarktung ist somit auch ein wichtiger Pfeiler nachhaltiger Entwicklung ländlicher Räume.

Weitere Informationen zur Biodiversität in der Landwirtschaft