Strukturanalyse des Wildlebensraums in der offenen Kulturlandschaft

Karte mit potentiell artenreichen Flächen: Wildlebensraum.

Die offene Kulturlandschaft außerhalb von Ortslagen nimmt die Hälfte (50 %) der Landesfläche Bayerns ein. Sie wird maßgeblich durch die Landwirtschaft gestaltet. Etwa 47 % der Landesfläche Bayerns sind landwirtschaftliche Fläche. Sie unterliegt einer hohen Änderungsdynamik und setzt sich in Bayern aus intensiv genutzten und weniger intensiv genutzten Flächen, Brachen und Landschaftselementen zusammen. Ein Teil dieser Flächen, der "Wildlebensraum", ist potenziell artenreich (537 Tsd. ha). Das entspricht 15 % des Offenlands außerhalb von Ortslagen. Diese Flächen leisten einen wertvollen Beitrag zur Erfüllung der Lebensraumansprüche typischer Arten des Offenlands. Lebensraumvernetzung ist der Schlüssel zur dauerhaften Artenvielfalt. Tierarten wie Feldhase, Rebhuhn, Feldlerche, Schmetterlinge, Wildbienen, Laufkäfer und Co. erhalten auf die Weise Nahrung, Unterschlupf, eine Kinderstube, Orte zur Überwinterung.

Wildlebensraum

In der offenen Kulturlandschaft braucht es regional/lokal genügend ökologisch wertvolle Einzelflächen. Sie ergeben ein sich stetig wandelndes "Lebensraum-Mosaik", das wir als "Wildlebensraum" begreifen. In der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind das zum Beispiel: Brachen, mehrjährige Blühflächen, Streuobst, Feldlerchenfenster, artenreiches Grünland sowie Altgrasstreifen. Außerhalb der Nutzfläche sind es Feldraine und Ranken, Säume, Hecken- und Feldgehölze, Totholz, Lesesteinhaufen, ungemähte Wegränder.
Sommeraspekt einer mehrjährigen Blühfläche.

Mehrjährige Blühfläche

Bunt blühende Wiese.

Artenreiche Wiese

Florfliege an einem Fruchtstand der Wilden Möhre.

Florfliege an einem Fruchtstand der Wilden Möhre

Blühende Streuobstwiese.

Streuobst

Strukturanalyse des Wildlebensraums

Die Strukturanalyse beurteilt den Bestand an Wildlebensraum, der sich aus artenreichen landwirtschaftlichen Nutzflächen wie z. B. wenig intensiv genutztes Grünland, Sommerweiden, Streuobst oder Blühflächen und dauerhaften Strukturen wie z. B. Feldgehölzen, Hecken, aber auch Gewässerrandstreifen, Säumen und Rainen zusammensetzt. Auf Basis des örtlich bereits vorhandenen Wildlebensraums werden Standortpotentiale zur Weiterentwicklung und Verbesserung sichtbar. Daraus erarbeiten die Ansprechpartner der Wildlebensraumberatung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten Empfehlungen. Die gezielte Platzierung von Maßnahmen zur Erhaltung, Verbesserung oder Schaffung von Strukturen als Lebensräume für Tiere und Pflanzen in der offenen Kulturlandschaft kann so zur Vernetzung beitragen und die Biodiversität fördern.

Beratungshilfe für die Wildlebensraumberatung in Bayern

LfL-Portal der Wildlebensraumberatung

Screenshot des LfL-Wildlebensraumportals
Die Wildlebensraumberatung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) und Regierungen in Bayern erhält mit dem "LfL-Portal der Wildlebensraumberatung" eine digitale Arbeitshilfe zur passgenauen Beratung der bayerischen Landwirtinnen und Landwirte zur Gestaltung und Vernetzung von Lebensräumen für wildlebende Tier- und Pflanzenarten.
Die LfL stellt eine neue App bereit, die die Wildlebensraumberatung der ÄELF vor Ort unterstützt. Mit einem Blick auf die digitale Landkarte kann nun der aktuelle Bestand an wertvollen Flächen für wildlebende Tier- und Pflanzenarten, der sogenannte Wildlebensraum, beurteilt werden. Damit kann die Wildlebensraumberatung nun gezielte Aufwertungen für Lebensräume empfehlen, z. B. Vernetzungsachsen. Das Portal der Wildlebensraumberatung greift auf eine breite Geodatenbasis der Landwirtschafts- und der Umweltverwaltung zurück. Auf diese Weise können Landwirtinnen und Landwirte im Beratungsgespräch direkt in Echtzeit auf dem Tablet eine fundierte Empfehlung zur Maßnahmenwahl und -platzierung, zugeschnitten auf ihren Betrieb, erhalten.