Qualitätsvorernteschätzung für Speise- und Veredelungskartoffeln 2017

Kartoffeln nach dem Waschen

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Qualitätsvorernteschätzung lassen einen unterdurchschnittlichen Ernteertrag beim Speise- und Qualitätskartoffeln erwarten. Dieser liegt voraussichtlich etwa 10 % unter dem Ertrag von 2016 und rund 4 % unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Die Qualität wird durch Gesamtmängel in Höhe von 5,8 % nur geringfügig beeinträchtigt, allerdings sind teilweise erhebliche Auswirkungen auf auf die optische Qualität der Knollen zu erwarten. Die Ergebnisse lassen eine weitgehend ausgewogene Größensortierung der Kartoffeln erwarten, jedoch mit Tendenz zu großen Kalibern

Ziel

Die erfolgreiche Vermarktung von Kartoffeln setzt die Kenntnis der aktuellen Marktsituation voraus. Wesentlicher Einflussfaktoren auf den Kartoffelmarkt sind die verfügbaren Mengen (Anbaufläche, Ertrag) und die zu erwartende Qualität. Gerade zu Beginn der Vermarktungssaison sind diese Informationen noch nicht umfassend bekannt. Die Vorernteschätzung soll einen Teil dieser Informationen zeitnah zur Ernte für Bayern bereitstellen und so Erzeuger, Vermarkter und Verarbeiter bei der Preisfindung unterstützen.

Datenerhebung

Im Zeitraum 8. bis 24. August 2017 zogen Mitarbeiter des Landeskuratoriums für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) und der Erzeugerringe 65 Proben (43 Speise-, 22 Veredelungskartoffeln) in 25 bayerischen Landkreisen. Die Kartoffelknollen von einer Testfläche von 2 x je 4 m2 je Probe wurden gewogen und eventuell vorhandene Mängel von Experten beurteilt. Zudem wurde die Größensortierung der Knollen ermittelt. Grundlage der Auswahl der Probenahmeflächen war die Kartoffelanbaufläche im jeweiligen Landkreis im Jahr 2017 (Datengrundlage: Invekos). Neben der Ertrags- und Qualitätsbonitur wurden auch weitere Daten zur Düngung, Bodenart und Bewässerung erhoben.
Wichtiger Hinweis:
Die Erträge der Vorernteschätzung liegen meist 10 bis 20 % über der tatsächlichen Erntemenge, da ertragsmindernde Faktoren wie z.B. Feldränder oder Vorgewende nicht berücksichtigt werden

Kartoffelanbau in Bayern im Erntejahr 2017

Kartoffelanbaufläche in Bayern 2017Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Kartoffelanbaufläche in Bayern 2017

Im Jahr 2017 wurden in Bayern ca. 40.850 ha Kartoffeln angebaut, dies entspricht einem Anstieg von 0,7 % gegenüber dem Vorjahr. Davon entfallen ca. 13.260 ha auf Stärkekartoffeln (NC 601) (-3.1 %), ca. 27.590 ha auf Kartoffeln (NC 602) (+2,6 %) (Abbildung 1) .

Anmerkung:Mit der Mehrfachantragstellung 2015 wurden die Invekos-Codes geändert. Eine Differenzierung nach den unterschiedlichen Nutzungstypen von Kartoffeln ist seither nicht mehr möglich!
Innerhalb der Gruppe „Kartoffeln“ werden alle Arten von Kartoffeln, die nicht der Stärkekartoffel zugerechnet werden, vereint. Nach Abzug der beim Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ) der LfL gemeldeten Pflanzkartoffelfläche von knapp 2.300 ha, etwa 300 ha für sonstige Nutzungen und geschätzt 800 ha Frühkartoffeln werden etwa 24.300 ha für die Nutzung als Speise- und Veredelungskartoffel angebaut.

Ergebnisse

Einen Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2017 gibt Tabelle 1:
Tabelle 1
  AlleSpeiseVeredelung
Rohertragdt/ha470488434
Mängel%5,85,95,7
Marktfähige Waredt/ha445462411
Stärkegehalt%13,212,614,4
Sortierung *    
 %1,51,61,5
30 - 40 mm%9,611,06,7
40 - 50 mm%30,132,924,8
50 - 60 mm%35,434,137,8
60 - 70 mm%18,316,422,0
> 70 mm%5,14,07,2
*) Ergebnisse gerundet, dadurch kann die Gesamtsumme von 100 % abweichen

Qualitätsschätzung

 Übersicht über die QualitätsmängelZoombild vorhanden

Abbildung 2: Übersicht über die Qualitätsmängel

Wesentlicher Einflussfaktor für die Verwertbarkeit der Kartoffeln und damit auch auf die Vermarktbarkeit und Preisgestaltung ist der Anteil vorhandener Mängel.
Der Anteil an Gesamtmängel beträgt 5,8 % vom Gewicht. Häufigste Mängel sind Fehlbildungen, Ergrünung, Fraßschäden durch Tiere und Oberflächenschorf sowie in geringerem Umfang Drahtwurm und Rhizoctonia (Abbildung 2). Fäulnis spielt zum Zeitpunkt der Vorernteschätzung noch keine Rolle, allerdings haben hier die weitere Witterung und die Rodebedingungen noch erheblichen Einfluss.

Ertrag und Stärkegehalt

Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im JahresvergleichZoombild vorhanden

Abbildung 3: Rohertrag, Marktertrag und Stärkegehalt im Jahresvergleich

Als mittlerer Rohertrag wurden über alle Proben 470 dt/ha, bei Speisekartoffeln 488 dt/ha, bei Veredelungskartoffeln 434 dt/ha ermittelt.
Ausgehend vom Rohertrag und den aufgeführten Mängeln ergibt sich ein vermarktungsfähiger Ertrag von 445 dt/ha im Durchschnitt aller Proben, 462 dt/ha bei Speisekartoffeln und 411 dt/ha bei Veredelungskartoffeln.
Der Stärkegehalt liegt bei Speisekartoffeln mit 12,6 % im mehrjährigen Mittel und auf Vorjahresniveau. Bei Veredelungskartoffeln liegt der Stärkegehalt mit 14,4 % deutlich unter dem mehrjährigen Mittel. Im Mittel aller Proben liegt der Stärkegehalt bei 13,2 %.
Gegenüber dem Vorjahr ist der mittlere Marktertrag um rund 10 % niedriger und rund 4 % geringer als der Durchschnitt der bisherigen Vorernteschätzungen (Abbildung 3).

Größensortierung

Anteil der Größenkaliber am GesamtertragZoombild vorhanden

Abbildung 4: Anteil der Größenkaliber am Gesamtertrag

Auch die Größensortierung ist entscheidend. Bei Speisekartoffeln finden im Lebensmitteleinzelhandel zu große und zu kleine Kaliber nur schwer Käufer, so dass diese der Handel nicht oder nur unter Preisabschlägen abnimmt. Bei Veredelungskartoffeln erschweren zu kleine und zu große Kaliber die Verarbeitung. Insgesamt lassen sich deshalb zu kleine und zu große Kaliber nur schwer vermarkten.
Die Ergebnisse der Vorernteschätzung 2017 zeigen eine insgesamt ausgewogene Größensortierung (Abbildung 4).

Im Bereich von 40 bis 60 mm liegen 65 % des Ertrags, die Kaliber von 40 bis 70 mm beinhalten 84 % der Kartoffeln. Die Untergrößen (< 30 mm) und Übergrößen (> 70 mm) haben nur einen Anteil von 6,6 %.

Abschätzung der verfügbaren Menge

Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach GrößenkaliberZoombild vorhanden

Abbildung 5: Hochrechnung des erwarteten Ertrags nach Größenkaliber

Ausgehend von der Anbaufläche in Bayern und der ermittelten vermarktbaren Ware ergibt sich eine zu erwartende Erntemenge von etwa 1.112.000 t. Damit stünden weniger Kartoffeln zur Verfügung, als im Vorjahr. Während weniger kleine Kaliber auftreten, ist mehr Ware in großen Sortierungen zu erwarten (Abbildung 5).
Zum Zeitpunkt der Vorernteschätzung waren die Bestände teilweise noch nicht vollständig abgereift. Dennoch ist kein großer Ertragsanstieg mehr zu erwarten. Die tatsächliche Erntemenge und Qualität hängt aber stark von der Witterung der nächsten Wochen und den Rodebedingungen ab. Anhaltende Feuchtigkeit erschwert das Roden und fördert Fäulnis, anhaltend warmes Wetter beim Roden beeinflusst die Lagerfähigkeit negativ.
Im Jahr 2017 zeigt sich ein besonders hohes Maß an optisch beeinträchtigen Knollen. Zudem ist der Stärkegehalt besonders bei Veredelungskartoffeln relativ niedrig. Bei der Lagerung sollte beachtet werden, dass dieser nicht weiter absinkt.
Die Qualitätsvorernteschätzung wird im Rahmen des Teilprojekts 9.1 der „Produktions- und Qualitätsoffensive“ von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung in Bayern e.V. (LKP) durchgeführt. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert.

Kontakt

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte
Menzinger Str. 54
80638 München
Tel.: 089 17800-333
Fax: 089 17800-332
E-Mail: maerkte@lfl.bayern.de