Netzwerk Fokus Tierwohl
Rückblick: Online-Seminar "Maßnahmenplan zur Optimierung von Langschwanz Haltung und Tierschutzindikatoren", Juni 2021

Schweinekopf in weißem Rechteck

Der Nationale Aktionsplan Kupierverzicht geht dieses Jahr in die nächste Runde: Am 1. Juli 2021 musste nicht nur die dritte Tierhaltererklärung ausgefüllt werden, sondern zusätzlich müssen die Betriebe, die immer noch ein vermehrtes Vorkommen von Ohr- und/oder Schwanzverletzungen haben, einen Maßnahmenplan erstellen.

Im Rahmen des Netzwerkes Fokus Tierwohl veranstaltete das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft am Donnerstag, den 24. Juni. 2021 ein kostenloses Online-Seminar mit Frau Dr. Sarah Kalitowitsch und Frau Dr. Stephanie Blodow vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zum Thema Maßnahmenplan zur Optimierung von Langschwanz Haltung und Tierschutzindikatoren.
Anschließend ging Frau Mirjam Lechner vom EIP Agri "Schweinesignale erkennen, verstehen und nutzen" - UEG Hohenlohe-Franken auf Tierschutzindikatoren und die App FitforPigs ein. Durch Tierschutzindikatoren soll das Wohlergeben oder das Leiden der Schweine messbar gemacht werden.
Die Teilnahmebestätigung des Online-Seminars kann als Fortbildungsnachweis für die Initiative Tierwohl herangezogen werden.

Zusammenfassung der Vorträge

Um betriebsindividuelle Faktoren zu identifizieren, die dazu beitragen, dass in einem Betrieb Probleme mit Schwanzbeißen auftreten, sieht der Nationale Aktionsplan Kupierverzicht eine jährliche Risikoanalyse vor.
Neben den sechs Bereichen der Risikoanalyse rücken weitere Ursachen für Schwanzbeißen immer mehr in den Fokus und sollten für betriebsinterne Optimierungen berücksichtigt werden. Als weitere Risikofaktoren sind u. a. Genetik, Wasserversorgung, Stoffwechselstörungen (u. a. SINS) und das (Betriebs-)Management zu nennen.
Genetik
Ursachen für das Beißen in der Aufzucht und Mast liegen nicht immer nur in der jeweiligen Produktionsstufe, sondern können auch zu einem früheren Zeitpunkt auftreten. Daher sollten auch die genetischen Anlagen, und damit der Bereich der Zucht, bei der Problematik berücksichtigt werden, diese sind die Grundlage für einen intakten Ringelschwanz und ein gesundes Schwein.
Duroc-Eber gelten als ruhiger, ausgeglichener und damit Langschwanz-freundlicher. Weiterhin empfiehlt es sich geeignete Mutterlinien zu finden, da auch die Sauen-Genetik Einfluss auf das Verhalten der späteren Mastschweine hat.
Wassermangel
Wassermangel ist ein oft unerkanntes und somit unterschätztes Problem. Neben dem Grundbedarf an Flüssigkeit benötigen Schweine zusätzlich Wasser zur Thermoregulation. Flüssigkeitsmangel wird schnell zur Kreislaufbelastung der Tiere und zieht eine Kaskade an Vorgängen mit sich, die durch eine Belastung mit Endotoxinen aus dem Darm letztendlich zu lokalen Entzündungen an Schwanz, Ohren, Klauen und weiteren Körperregionen führen können. Risikofaktoren stellen dabei besonders Durchflussraten, Platzierung, Tränkeart und Wasserhygiene dar.
Beschäftigungsmaterial
Vor allem bei einem erhöhten Vorkommen von Schwanz- und Ohrverletzungen sollte auf geeignetes Beschäftigungsmaterial, welches dem Erkundungsverhalten der Schweine dient, geachtet werden. Der Einsatz von (Weich-)Holz ist dabei nicht empfehlenswert. Bei der Wahl der geeigneten Beschäftigung ist auch das Alter der Tiere und die Platzierung innerhalb der Bucht (optimaler Zugang) entscheidend.
Weiterhin empfiehlt es sich den Schweine Wahlmöglichkeiten zu geben, um die Umgebung reizvoller und interessanter zu gestalten.
Betriebsmanagement
Änderungen im Betrieb sollten immer mit allen Mitarbeitern abgesprochen werden, um ein einheitliches Vorgehen zu gewährleisten. In Betrieben ohne geschlossenes System empfiehlt es sich, Rücksprachen mit den vor- oder nachgelagerten Betrieben zu treffen. Änderungen der Fütterung, Aufstallung, Beschäftigungsmaterialien oder beispielsweise des Gesundheitsstatus sollten stets mit Fremdbetrieben kommuniziert werden.
Betriebe, die innerhalb von 12 Monaten unter 2 % Verletzungen in ihrem Betrieb ermitteln, müssen in den Kupierverzicht einsteigen („3“-Betrieb) und zu jedem Zeitpunkt eine Kontrollgruppe unkupierter Tiere halten. Zur Absicherung gegenüber dem Veterinäramt und dem Schlachthof empfiehlt es sich, die Haltung dieser Tiere genau zu dokumentieren.
Eine entsprechende Dokumentationshilfe stellt die LGL-Fachstelle auf ihrer Homepage zur Verfügung.

Nationaler Aktionsplan Kupierverzicht der LGL-Fachstelle Externer Link

Weiterhin zu beachten ist, dass sich der zeitliche Aufwand für die Tierbetreuung erhöht und dieser Mehraufwand gewährleistet sein muss. Der Einstieg in den Aktionsplan sollte daher gründlich vorbereitet werden.
Fazit
Es sollte die Zeit genutzt werden, um Erfahrungen mit der Haltung unkupierter Tiere im eigenen Betrieb zu sammeln und betriebsindividuelle Lösungen zu erarbeiten, um Schwanzbeißen zu reduzieren.

Programm

  • 18:45 Uhr Einwahl in den Meeting-Raum möglich
  • 19:00 Uhr Begrüßung und Projektvorstellung Netzwerk Fokus Tierwohl
    Katharina Burgmayr, Vanessa Peter, LfL
  • 19:05 Uhr Begrüßung und Vorstellung Fleischerzeugerring Oberfranken e. V.
    Jan Schrijer, Fleischerzeugerring Oberfranken
  • 19:15 Uhr Kupierverzicht - Optimierungsmöglichkeiten zur schrittweisen Haltung unkupierter Tiere
    Dr. Sarah Kalitowitsch, Dr. Stephanie Blodow, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
  • 20:15 Uhr Tierschutz Signale und App FitforPigs
    Mirjam Lechner, EIP Agri "Schweinesignale erkennen, verstehen und nutzen" - UEG Hohenlohe- Franken
  • 21:15 Uhr Fragen, Diskussion, Zusammenfassung und Abschluss
    Katharina Burgmayr, Vanessa Peter, LfL
Die Netzwerk Fokus Tierwohl Veranstaltung war kostenlos und fand in Zusammenarbeit mit Herrn Christian Bauer vom Fleischerzeugerring Oberfranken e. V. (AELF Coburg) statt.

Ansprechpartner

Katharina Burgmayr
Tel.: 08161 8640-7375
E-Mail: katharina.burgmayr@lfl.bayern.de

Vanessa Peter
Tel.: 08161 8640-7374
E-Mail: vanessa.peter@lfl.bayern.de

Partner
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg, Christian Bauer