Forschungs- und Innovationsprojekt
Verbundvorhaben MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu – MoLaKlim

Anmoorige Grünlandfläche, teilweise natürlich vernässt, mit unterschiedlichen Wasserständen.Zoombild vorhanden

Anmoorige Grünlandfläche, teilweise bereits natürlich vernässt

Die Thematik des Schutzes derzeit noch erhaltener Moorflächen sowie der künftige Schutz entwässerter Moor- und Anmoorböden durch ein gesteuertes Wassermanagement und eine daran angepasste Bewirtschaftung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dies trägt sowohl zum Schutz des Klimas als auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Ein großer Teil der trockengelegten Moor- und Anmoorflächen wird derzeit als Grünland zur Futterproduktion genutzt. Im Verbundvorhaben MoorLandwirtschaft für Klimaschutz Allgäu (MoLaKlim) will der Landkreis Ostallgäu zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) daher die Vernässungsmöglichkeiten auf mehreren trockengelegten Moor- und Anmoorgrünlandflächen eruieren. Weiterhin sollen die Bewirtschaftung der Flächen im vernässten Zustand und die Auswirkungen der Vernässung auf den Klimaschutz sowie die Arbeits- und Betriebswirtschaft untersuchen werden.

Das gesteuerte Wassermanagement von Moor- und Anmoorböden soll in erster Linie dazu dienen, die Treibhausgasemissionen aus diesen Flächen zu verringern und diese langfristig als Kohlenstoffspeicher zu erhalten. Sie können bei extensiver Bewirtschaftung neue Lebensräume für spezielle Fauna und Flora bieten, die teilweise vom Aussterben bedroht sind. Zudem stellen sie sehr ergiebige Wasserspeicher dar und wirken sich somit positiv auf den Landschaftswasser- und Temperaturhaushalt aus.
Allerdings wird derzeit ein Großteil (ca. 95 %) der Moor- und Anmoorböden in Deutschland für die Land- oder Forstwirtschaft genutzt. Im entwässerten Zustand dienen diese als Grünland- oder Ackerflächen für die Lebens- oder Futtermittelproduktion und werden dafür häufig intensiv bewirtschaftet. Die Wiedervernässung der Flächen geht in der Regel mit einer Extensivierung einher und führt zu Ertragsminderungen oder Qualitätseinbußen beim Erntematerial. Wenn Wasserstände angehoben werden sollen, geht dies nicht, ohne neue Nutzungs- und Verwertungsformen zu entwickeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass für diese Flächen Bewirtschaftungs­möglichkeiten ausgearbeitet werden, die auch nach der Wiedervernässung eine nachhaltige und gewinnbringende landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen.
Aus den genannten Gründen ist zudem der Erhalt noch intakter Moorflächen dringend geboten. Auch wird in Deutschland auf Moorflächen noch immer der Torfabbau vor allem zur Herstellung von Substraten für den Gartenbau betrieben.

Gesamtziele des Verbundvorhabens

  • Weiterentwicklung und praxisnahe Umsetzung landwirtschaftlicher Verfahren für die Bewirtschaftung von Moor- und Anmoorflächen bei möglichst hohen Wasserständen, idealerweise ca. 10 bis 15 cm unter Geländeoberkante auf privat bewirtschafteten Flächen.
  • Die strategische Ausrichtung des Projekts erfolgt auf dem Prinzip der Freiwilligkeit für Landeigentümer und Bewirtschafter.
  • Rund um die Durchführung der Wiedervernässung und der folgenden Bewirtschaftung der Moorflächen entstehen zahlreiche Fragestellungen, die dieses Verbundvorhaben klären möchte, wie zum Beispiel
    • zu rechtlichen Aspekten,
    • zum baulichen und hydrologischen Management,
    • zu ökologischen Aspekten,
    • zu arbeits- und betriebswirtschaftlichen Aspekten sowie
    • zum Bereich Biodiversität.
  • Wissenstransfer in die Praxis
Einige der Begleituntersuchungen werden dabei vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung der LfL durchgeführt.

Gebietskulisse für das Verbundvorhaben

Ein Gebiet in Bayern mit besonders großem Potential zur Wiedervernässung trockengelegter, landwirtschaftlich genutzter Moorflächen ist der Landkreis Ostallgäu, auf den sich das Verbundvorhaben konzentriert. Etwa 4.400 ha Moor- und Anmoorböden befinden sich dort in der landwirtschaftlichen Nutzung, was ca. 6 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Landkreis entspricht.

Die potenziell vernässbaren Flächen mit einem Gesamtumfang von etwa 2.500 ha verteilen sich auf sieben unterschiedliche Gebiete im Landkreis Ostallgäu, die wie folgt charakterisiert sind:

  • überwiegend handelt es sich um trockengelegte Niedermoorböden;
  • sie werden zumeist als Dauergrünland oder als Streuwiesen (im südlicheren Teil des Landkreises) und auch als Ackerstandorte (im Norden des Landkreises) genutzt;
  • vorwiegend sind es kleine Flurstücke, die pro Besitzer teilweise nur wenige 100 m² Fläche umfassen.

Methoden

  • Es wurden bereits zwei Partnerbetriebe im Landkreis Ostallgäu gefunden, die trockengelegte Moorflächen landwirtschaftlich nutzen und an dem Vorhaben teilnehmen werden; weitere sollen hinzukommen. Im Rahmen des Verbundvorhabens wird angestrebt, sechs bis zwölf Partnerbetriebe mit mindestens einer zu vernässenden Fläche pro Betrieb zu gewinnen.
  • Zudem werden Lösungsansätze für spezifische rechtliche und administrative Hürden entwickelt, die der Umsetzung der Wiedervernässung auf Flächen in Privatbesitz häufig entgegenstehen.
  • Zugleich sollen klimaschonende und langfristig tragfähige moorbodenerhaltende Formen der nassen Bewirtschaftung entwickelt bzw. weiterentwickelt und in regionale Verwertungskreisläufe eingebunden werden. Zentral ist hierfür auch die Entwicklung regionaler Verwertungsmöglichkeiten und Absatzmärkte für Erzeugnisse aus nasser Bewirtschaftung.
  • Auf zwei der ausgewählten Flächen wird ein umfangreiches Monitoring der Treibhausgasemissionen und weiterer Parameter durchgeführt. Damit können wichtige mittelfristige Daten für die Klimaschutzleistung der Wasserstandsanhebung und der Nutzungsänderung gewonnen werden.
  • Um die arbeitswirtschaftlichen Konsequenzen für die Betriebe einzuschätzen, werden Arbeitszeitanalysen vor, während und bei vollzogener Wiedervernässung durchgeführt. Erste Messungen laufen bereits in einem Betrieb.
  • Folgend werden auch betriebs- und umweltökonomische Analysen erstellt und Szenarien für eine Ausweitung der wiedervernässten Flächen erarbeitet.

Ergebnisse

Erste Ergebnisse werden Ende 2023 erwartet und werden auf den Seiten der Verbundpartner veröffentlicht.

Beteiligte Verbundpartner

Landkreis Ostallgäu
Schwabenstraße 11, 87616 Marktoberdorf
Projektkoordination und Ansprechpartner: Andreas Stauss

Projektkoordination, Betriebs- und Flächenakquise, Planung und Umsetzung der Wiedervernässung, Verwertungsmöglichkeiten für Moorbiomasse und Wissenstransfer

Landkreis Ostallgäu, Projektseite Externer Link

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT)
Vöttinger Straße 36, 85354 Freising
Teilprojektleitung: Stefan Thurner

Verfahrenstechnische, arbeits- und betriebswirtschaftliche Begleitforschung und Bewertung

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
Institut für Ökologie und Landschaft (IÖL)
Am Hofgarten 1, 85354 Freising
Teilprojektleitung: Prof. Matthias Drösler

Begleitforschung zu Treibhausgasemissionen aus den Projektgebieten und Bewertung

HSWT, Projektseite Externer Link

Modulübersicht des Verbundvorhabens

Die Ziele des Verbundvorhabens werden im Rahmen der folgenden fünf Module bearbeitet:

Betriebe, Eigentümer und Flächenverfügbarkeit

  • M I.1: Betriebe und Eigentümer einbinden, begleiten
  • M I.2: Flächenverfügbarkeit herstellen
Verbundpartner: Landkreis Ostallgäu

Maßnahmenflächen Planung und Umsetzung

  • M II.1: Flächen und hydrologisches Management planen, einrichten, begleiten
  • M II.2: Landwirtschaftliche Bodennutzungsformen (nasse Bewirtschaftung) erproben
Verbundpartner: Landkreis Ostallgäu

Verwertungsoptionen Moorbiomasse

  • M III.1: Neue Verwertungsmöglichkeiten identifizieren
  • M III.2: Studien und Berechnungen zur Umsetzung der Verwertungsoptionen durchführen, entsprechenden Mindestflächenumfang verfügbar machen
Verbundpartner: Landkreis Ostallgäu

Begleituntersuchung, Forschung

  • M IV.1: Treibhausgasemissionen und Einsparpotenziale messen, bewerten und skalieren (HSWT)
  • M IV.2: Verfahrenstechnische, arbeits- und betriebswirtschaftliche Begleitung und Bewertung (LfL)
  • M IV.3: Ergänzende Begleituntersuchungen (Biodiversität) durchführen (Landkreis Ostallgäu)
Verbundpartner: HSWT, LfL, Landkreis Ostallgäu

Wissens- und Praxistransfer

  • M V.1: Multiplikatoren weiterbilden und Praxisnetzwerk etablieren
  • M V.2: Transfer für verschiedene Zielgruppen aus Praxis und Wissenschaft leisten
Verbundpartner: HSWT, LfL, Landkreis Ostallgäu

Projektinformationen zum Verbundpartner Institut für Landtechnik und Tierhaltung der LfL

Modul M IV.2: Verfahrenstechnische, arbeits- und betriebswirtschaftliche Begleitung und Bewertung

Teilprojekt Arbeitswirtschaft
Teilprojektleitung: Stefan Thurner
Stellvertretende Teilprojektleitung: Dr. Juliana Mačuhová
Projektbearbeitung: Korbinian Hadersbeck (ab Februar 2023)
Laufzeit des Teilprojekts: 2022 bis 2031

Teilprojekt Betriebswirtschaft und Sozioökonomie
Teilprojektleitung: Dr. Thomas Venus
Projektbearbeitung: N. N.
Laufzeit des Teilprojekts: 2022 bis 2031

Teilprojekt Technikentwicklung
Teilprojektleitung: Dr. Georg Fröhlich
Projektbearbeitung: N. N.
Laufzeit des Teilprojekts: 2023 bis 2024; 2029 bis 2030

Das Verbundvorhaben MoLaKlim wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags gefördert.
Insgesamt fördert das BMUV bundesweit vier Verbundvorhaben zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Moorböden mit 48 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Mittel werden über den Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung bereitgestellt.

Projektträgerin
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Förderkennzeichen: 67MP004B