„Gürtelschorf“ der Zuckerrübe durch Aphanomyces cochlioides

Vom Gürtelschorf befallene Zuckerrüben im Feld
Der „Gürtelschorf“ der Zuckerrübe ist ein charakteristisches Krankheitsbild an älteren Rüben, das zwar leicht von anderen Rübenfäulen zu unterscheiden ist, aber bisweilen erst bei der Ernte bemerkt wird: während die Pflanzen oberirdisch (an Blattapparat und Rübenkopf) meist fast völlig gesund erscheinen, ist der Rübenkörper unterhalb der Bodenoberfläche schorfig, borkenartig rauh und häufig dunkel verfärbt. Die Symptome ziehen sich in vielen Fällen gürtelartig um die gesamte Rübe – daher der Name der Krankheit. Oft entsteht durch diese Schädigungen ein auffällig eingeschnürter und verformter, bzw. zerklüfteter Rübenkörper. Das Rübeninnere bleibt i.d.R. gesund und symptomlos, allerdings werden so vorgeschädigte Rüben häufig von anderen Fäulniserregern (Pilze, Bakterien) befallen oder brechen bei der Ernte ab. Der Gürtelschorf führt regional immer wieder zu gewissen Schäden im Rübenanbau.
Die Ertagsausfälle und die wirtschaftlichen Auswirkungen bleiben zwar meist eher gering, schlagweise können die Erntemenge und die Qualität der geernteten Rüben jedoch stark reduziert sein. Auch die Lagerfähigkeit der geernteten Rüben sinkt durch den Befall.

Bakterien oder Pilze?

In der Praxis besteht Unklarheit darüber, was die tatsächlichen Ursachen dieser Erkrankung sind, da vielfach zwei grundsätzlich verschiedene Erreger als Auslöser genannt werden: der Pilz Aphanomyces cochlioides und Actinobakterien aus der Gattung Streptomyces (früher auch als „Strahlenpilze“ oder Actinomyceten bezeichnet). In starken Befallsjahren wird daher immer wieder die Frage aufgeworfen, welches Pathogen letztlich für die Symptome verantwortlich ist. In vielen Praxisratgebern und Merkblättern für Rübenanbauer findet sich die Angabe, dass Actinobakterien die Krankheit auslösen. Solche Erreger sind auch als Verursacher des Schorfs an Kartoffeln bekannt.
Doch während die Virulenz dieser Bakterien an Kartoffeln gut untersucht ist, ist die Frage, ob Actinobakterien auch den Gürtelschorf der Zuckerrübe auslösen können, kaum überprüft worden. Sie gilt daher seit langem als nicht gänzlich geklärt. Über den Pilz Aphanomyces weiß man, daß dieser und andere Pilze (wie z.B. Pythium) Keimlingskrankheiten und Auflaufausfälle bei der Zuckerrübe auslösen können. Außerdem gibt es Ergebnisse aus anderen Ländern (z.B. GB, USA), die zeigen, dass Aphanomyces am Schorf von Zuckerrüben beteiligt sein kann. So gab es immer wieder die Vermutung, dass auch der sogenannte „Gürtelschorf“ von diesen Pilzen verursacht wird. Dennoch überwiegt in der Praxis bislang die Ansicht, dass Actinobakterien für diese Erkrankung verantwortlich sind.

Feld- und Laborversuche

Untersuchungen am Institut für Pflanzenschutz an der LfL haben nun neue Hinweise darauf erbracht, dass tatsächlich der Pilz Aphanomyces cochlioides in vielen Fällen Ursache für den Gürtelschorf ist. Der Erreger konnte nicht nur regelmäßig von befallenen Rüben in Bayern isoliert werden, er löste in Labor- und Gewächshausversuchen auch die entsprechenden Symptome an jungen Rüben aus. Aktinobakterien dagegen scheinen nicht ursächlich am Gürtelschorf der Zuckerrübe beteiligt zu sein. Auch das konnte in Gewächshausversuchen gezeigt werden.
Zuckerrübe

Typische Symptome des Gürtelschorfs

aufgeschnittene Zuckerrübe

Gürtelschorf an Zuckerrübe

mehrere Zuckerrüben nebeneinander

Junge Zuckerrüben aus Gewächshausversuch

Die Gattung Aphanomyces gehört zur Gruppe der Oomyceten („Eipilze“), die sich bevorzugt über schwimmende Sporen im Bodenwasser ausbreiten. Solche Sporen entstehen deshalb besonders dann, wenn der Boden wassergesättigt ist. Sie können leicht von Pflanze zu Pflanze schwimmen. Diese besondere Eigenschaft des Erregers erklärt auch die hohen Befallsgrade in Jahren mit nassem Sommer, und deckt sich somit gut mit den Beobachtungen aus der Praxis. Andererseits deutet dies auch darauf hin, dass die Bodenstruktur ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist: verdichtete Böden mit schlechter Bodenstruktur neigen zur Staunässebildung und fördern so die Krankheit.

Direkte Bekämpfung kaum möglich

Eine direkte Bekämpfung dieses bodenbürtigen Pilzes ist, ähnlich wie bei der Rhizoctonia-Fäule, nicht möglich. Die Pillierung des Rübensaatgutes wirkt zwar in frühen Wachstumsphasen, ist allerdings später nicht mehr wirksam. So können nur acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen, die die Bodenstruktur und damit die Durchlüftung des Bodens fördern, die Befallswahrscheinlichkeit mindern. Auch Maßnahmen, die die Bildung von Staunässe verhindern, können die Krankheit eindämmen. Von größtem Einfluss auf den Befall ist allerdings letztlich die Witterung, da der Pilz nur bei hoher Bodenfeuchte, also nach entsprechenden Niederschlägen schädlich werden kann.

Sortenunterschiede beachten

Auch die unterschiedliche Anfälligkeit verschiedener Rübensorten für den Gürtelschorf gilt es zu beachten. Bei Sortenversuchen zeigen sich immer wieder deutliche Unterschiede im Schadausmaß. Rübenanbauer sollten sich entsprechend über die für stark gefährdete Schläge am besten geeignete Sorte informieren.