Integrierte Kontrollstrategien gegen die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe - Nachfolgeprojekt

Typischerweise ab Juli zeigen sich erste, zunächst kleine Bestandslücken, verursacht durch die Späte Rübenfäule

Die Späte Rübenfäule tritt relativ spät in der Vegetationsperiode, ab Juli auf

Die Späte Rübenfäule ist eine bodenbürtige Krankheit (Erreger: Rhizoctonia solani AG2-2) der Zuckerrübe, die eine Fäule des Rübenkörpers („schwarze Rüben“) verursacht. Durch das scheinbar spontane, nicht vorhersehbare Auftreten von Befallsnestern, die mit hohen Ertrags- und Qualitätsverlusten einhergehen können, ist die Späte Rübenfäule eine gefürchtete Pilzkrankheit im Zuckerrübenanbau.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe hat ein enorm hohes Schadpotential. Historisch gab es schon immer Jahre in denen vermehrt „schwarze Rüben“ auf den Feldern und in den Zuckerrübenmieten beobachtet wurden. Die Späte Rübenfäule hatte im Vergleich mit anderen Zuckerrübenkrankheiten aber eine eher untergeordnete Bedeutung. Das änderte sich beginnend mit den 1990er Jahren. Seitdem breitet sich die Späte Rübenfäule zunehmend aus. In Rübenanbaugebieten, in denen sich die Späte Rübenfäule dauerhaft etabliert hat, gehört sie heute zu den wichtigsten ertragslimitierenden Faktoren. Aktuell sind ca. 15000 ha der Zuckerrübenanbaufläche in Deutschland betroffen. Der Grad des verursachten Schadens variiert witterungsbedingt zwischen den Jahren. In Jahren mit für den Erreger günstiger Witterung (häufige Niederschläge im Mai/Juni) kann ein Starkbefall Rübenertragsverluste von 50 % bis hin zum Totalverlust zur Folge habe. Zudem mindert die Späte Rübenfäule die Qualität geernteter Zuckerrüben. Mit dem Befall sind eine Reduktion des Zuckergehaltes in der Zuckerrübe, sowie eine Reduktion des Anteils extrahierbaren Zuckers in den Zuckerfabriken verbunden. Durch die geringere Lagerfähigkeit befallener Partien kann die straff organisierte Logistik der Zuckerkampagne gestört werden. Neben den Ertragsverlusten wirkt sich der höhere Aufwand der Zuckerfabriken negativ auf den erzielbaren Preis der Zuckerrübenanbauer aus.

Symptome der Späten Rübenfäule

Eine erste, nesterweise Welke kann nach nassen Frühjahren bereits im Juni beobachtet werden. Beginnend mit Juli tritt eine scheinbar spontane, verstärkte Welke der Blätter auf. An der Blattstielbasis können Verbräunungen sichtbar sein. Im weiteren Verlauf sterben zunächst die älteren Blätter, später der ganze Blattapparat ab. Charakteristisch für die Späte Rübenfäule ist das sternförmige Ablegen der Blätter. Im Bestand bilden sich Lücken. Diese sog. Befallsnester haben eine ovale Form oder treten streifig in Reihenrichtung auf. Erste Befallsnester sind häufig in Zonen mit Bodenverdichtungen und Staunässe, wie entlang der Fahrgassen, der Vorgewende und Senken, beobachtbar. Im Lauf der Vegetationsperiode dehnt sich der Umfang der Nester aus. Am Rübenkörper sind zunächst kleinere, trockene, schwarz-braun gefärbte Faulstellen erkennbar, die vom gesunden Gewebe scharf abgegrenzt sind. Ausgehend von der Bodenoberfläche breiten sich die Faulstellen weiter nach unten und von außen nach innen aus. Später fließen die Faulstellen zusammen und können schließlich den ganzen Rübenkörper überziehen. Stark befallene Zuckerrüben bleiben im Wuchs zurück, zeigen Deformationen und Risse und mumifizieren schlussendlich. Das tatsächliche Befallsausmaß kann dadurch unterschätzt werden, da die faustgroßen Mumien vom Zuckerrübenroder nicht erfasst werden und auf dem Feld verbleiben. Die durch R. solani hervorgerufenen Beschädigungen des Zuckerrübenkörpers bieten Eintrittspforten für Bakterien und weiterer Pilze, die eine Nassfäule (Geruch) verursachen und zu einem weiteren Zersetzen der Rüben führen, das sich in der Miete fortsetzt. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit weiteren Fäulniserkrankungen der Zuckerrübe. Besonders hervorzuheben sind der Gürtelschorf (Aphanomyces cochlioides), die Herz- und Trockenfäule durch Bor-Mangel, die Rübenkopffäule (Rübenkopfälchen, Ditylenchus dipsaci), sowie die Rotfäule (Helicobasidium purpureum). Eine sichere Diagnose ist nur im Labor möglich.
Bilder der Symptome
Typischerweise ab Juli zeigen sich erste, zunächst kleine, Bestandslücken.

Die Späte Rübenfäule tritt relativ spät in der Vegetationsperiode auf.

Oftmals treten erste R. solani Befallsnester in Zonen mit Bodenverdichtungen und Staunässe auf.

Befallsnest von Rhizoctonia solani

häufig haben Befallsnester eine ovale Form, oder dehnen sich streifig in Reihenrichtung aus.

Im Verlauf der Vegetationsperiode nehmen die Befallsnester an Umfang zu

Im Vergleich zu den umgebenden Parzellen sind die Zuckerrüben deutlich stärker geschädigt.

Eine Versuchsparzelle mit künstlich erhöhtem R. solani Bodengehalt

Später in der Vegetationsperiode können die Befallsnester der Späten Rübenfä8ulke teils beachtliche Ausmaße annehmen.

Befallsnester mit beachtlichem Ausmaß

Die durch die Späte Rübenfäule hervorgerufenen Lücken fördern eine Verunkrautung des Bestandes.

Bestandeslücken fördern eine Verunkrautung

Am Blattapparat sind zunächst Verbräunungen an der Blattstielbasis beobachtbar.

Am Blattapparat sind zunächst Verbräunungen sichtbar

Das spätere sternförmige Ablegen abgestorbener Blätter ist charakteristisch für die Späte Rübenfäule.

sternförmiges Ablegen abgestorbener Blätter

Zunächst sterben die älteren, äußeren Blätter ab.

Zunächst sterben die älteren, äußeren Blätter ab

Das Absterben der Blätter setzt sich in Richtung der jüngeren, inneren Blätter fort.

Das Absterben der Blätter setzt sich fort

Ein durch die Späte Rübenfäule komplett abgestorbener Blattapparat.

komplett abgestorbener Blattapparat

Stark befallene Rüben bleiben merklich kleiner und sind schwarzbraun verfärbt („Schwarze Rüben“).

Gesunde Rüben (rechts) im Vergleich zu stark befallenen Zuckerrüben

Zunehmende Ausprägung der Symptome der Späten Rübenfäule am Zuckerrübenkörper von links nach rechts.

Zunehmende Ausprägung der Symptome der Späten Rübenfäule

Zunächst sind einzelne, trockene, scharf abgetrennte, schwarzbraune Flecken sichtbar.

Zunächst sind einzelne, trockene, scharf abgetrennte, schwarzbraune Flecken sichtbar

Im weiteren Verlauf der Krankheit fließen die einzelnen Faulstellen zusammen, bis sie schließlich den ganzen Zuckerrübenkörper überziehen.

Im weiteren Verlauf der Krankheit fließen die einzelnen Faulstellen zusammen

Neben der bereits fortgeschritten, erdoberflächennahen, schwarzbraunen Verfärbung, sind durch den Befall hervorgerufene Risse im Zuckerrübenkörper sichtbar.

Nahaufnahme einer stark befallen, jungen Zuckerrübe

Vergleich der äußeren und inneren Symptome am Zuckerrübenkörper.

äußere und innere Symptome an der Zuckerrübe

Die zunächst oberflächlichen, trockenen, schwarzbraunen Faulstellen sind scharf vom gesunden Gewebe abgetrennt.

zunächst oberflächlichen, trockenen, schwarzbraunen Faulstellen

Die durch R. solani geschädigten Zuckerrübenkörper bieten Eintrittspforten für Bakterien und andere Pilze.

Durch Rhizoctonia solani geschädigte Zuckerrübe

R. solani AG2-2IIIB Pilzhyphen auf Kulturmedium in einer Petrischale.

Rhizoctonia solani AG2-2IIIB Pilzhyphen auf Kulturmedium

Mikroskopische Aufnahme einer R. solani AG2-2IIIB Pilzhyphe. Die rechtwinkligen Verzweigungen der Pilzhyphen sind charakteristisch für R. solani.

Mikroskopische Aufnahme einer R. solani AG2-2IIIB Pilzhyphe

Ein R. solani AG2-2IIIB Sklerotium. Sklerotien sind Dauerformen des Pilzmycels, die ein mehrjähriges Überdauern im Boden ermöglichen.

Ein Rhizoctobnia solani AG2-2IIIB Sklerotium

Erregerbiologie

Rhizoctonia solani J.G. Kühn (R. solani) wurde erstmals 1858 von Julius Kühn von der Kartoffel isoliert und von ihm als „Wurzeltöter der Solanaceaen“ benannt. R. solani ist das asexuelle (anamorphe) Stadium des Ständerpilzes (Basidiomyceten) Thanatephorus cucumeris (A.B. Frank) Donk. Das sexuelle (teleomorphe) Stadium ist für das Infektionsgeschehen eher unbedeutend, nur gelegentlich werden sexuelle Basidiosporen an überirdischen Pflanzenteilen gebildet. R. solani verbreitet sich nahezu ausschließlich über sein vegetatives Mycel im Boden und ist in nahezu allen kultivierten Böden der Welt vorhanden. Die anfangs durchscheinenden, später bräunlichen (melanisierten), septierten Hyphen sind charakteristisch rechtwinklig verzweigt, was eine einfache optische Diagnose ermöglicht. Er ernährt sich saprophytisch von bereits totem organischem Material, tritt aber auch als Parasit an unterirdischen Pflanzenteilen auf („Schwächeparasit“). Genetische Variation findet vorwiegend über Hyphenverschmelzungen (Anastomose) und Zellkernaustausch der multinuklearen Zellen statt. Zudem lässt ein hoher Anteil repetitiver Sequenzen im Genom ein flexibles Genom vermuten, das sich über vermehrte asexuelle Rekombination schnell an veränderte Umweltbedingungen anpassen kann. Zueinander kompatible Mycelien, zwischen denen Anastomose stattfinden kann, bilden sog. Anastomosegruppen (AG). Momentan sind 14 Anastomosegruppen bekannt, die unterschiedliche Wirtspektren haben. Die AG3 löst z.B. Symptome an der Kartoffel aus, nicht aber an der Zuckerrübe. Die Zuckerrübe kann von AG2 und AG4 befallen werden. AG2 verursacht die relativ spät in der Vegetationsperiode am Zuckerrübenkörper auftretende Späte Rübenfäule. AG4 führt hingegen zusammen mit anderen Erregern zu einer anderen Krankheit, der Umfallerkrankheit, die durch eine Keimlingsfäule zu einem verminderten Feldaufgang führt. Die AG werden weiter in sog. Intraspecific Groups (ISG) unterteilt. AG2-2IIIB und AG2-2IV können beide die Späte Rübenfäule verursachen, wobei in Deutschland dafür hauptsächlich die AG2-2IIIB verantwortlich gemacht wird und somit die größere Bedeutung hat. Neben der Zuckerrübe sind auch Mais, Sorghumhirse, Soja, Ackerbohnen, Gräser und weitere Pflanzen als Wirtspflanzen für AG2-2IIIB bekannt.

Infektionsverlauf von Rhizoctonia solani AG2-2 an Zuckerrüben

Ausgehend vom Bodeninokulum, das sich aus überdauerndem Mycel an Wirtspflanzen, deren unzersetzten Rückständen und aus Sklerotien (Verhärtete Knäuel aus kälte- und trockenresistenten Dauerhyphen, die im Boden mehrjährig überdauern können) zusammensetzt, finden im Frühjahr unter für den Pilz günstigen Wetterverhältnissen im Mai/Juni Primärinfektionen statt. Ab 15 °C Bodentemperatur beginnen die Hyphen zu wachsen. Das Temperaturoptimum liegt bei 25 – 30 °C. Bodentemperaturen über 35 °C hemmen das Wachstum. Länger anhaltende hohe Bodenfeuchte bei verhältnismäßig warmer Witterung, z.B. nach Starkniederschlägen, fördert das Pilzwachstum. In schnell abtrocknenden, luftdurchlässigen Böden kann sich R. solani nicht gegen andere Bodenmikroorganismen durchsetzen. Für den Erreger günstig sind hingegen Bodenbereiche, in denen es zu einer Verschiebung zu eher anaeroben Bodenverhältnissen kommt. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Ein komplexes Zusammenwirken bodenphysikalischer, bodenchemischer und bodenbiologischer Faktoren führen zu einer Schwächung der Zuckerrüben und antagonistisch wirkender Bodenmikroorganismen, die dann eine Besiedelung des Rübenkörpers durch R. solani erlauben. Einschränkend muss jedoch gesagt werden, dass die letztendlichen Ursachen für das verstärkte Auftreten der Späten Rübenfäule nicht vollständig verstanden sind. Aus Erfahrung führen Bodenstrukturschäden (v.a. Bodenverdichtungen), Staunässe und „Strohmatten“ zu einer verstärkten Symptomausprägung. Haben die Hyphen die Pfahlwurzel, bzw. den Zuckerrübenkörper erreicht, wachsen sie zunächst entlang der Oberfläche bevor sie sich zu einer Infektionsstruktur, dem sog. Infektionskissen, ansammeln. Von dort aus greifen sie die Zellwände der Zuckerrübe mittels eines überproportional großen Arsenals zellwandauflösender Enzyme an. Die Zuckerrübenzellen platzen auf, das Gewebe stirbt ab und verfärbt sich braun (Nekrose). Der Pilz ernährt sich dann vom toten Gewebe und bildet darauf später Sklerotien aus. Alternativ kann R. solani auch durch natürliche Öffnungen (Lentizellen) oder durch mechanische Beschädigung hervorgerufene Wunden Zugang zum Zuckerrübeninneren erlangen. Die Pilzhyphen wachsen anschließend weiter entlang des Rübenkörpers und in den Rübenkörper ein. Die Nekrosen vergrößern sich. Wird dabei das Leitgewebe der Zuckerrübe beschädigt kommt es zu einer Beeinträchtigung des Wasser- und Nährstofftransports, was sich zunächst in einer Welke der Blätter zeigt. Die erst später sichtbaren, überirdischen Befallsnester sind scharf abgegrenzt zu gesunden Rüben.

Kontrollmöglichkeiten

Ausreichend wirksame chemische, oder biologische Präparate zur direkten Bekämpfung von R. solani in der Zuckerrübe stehen derzeit nicht zur Verfügung. Eine, wenn auch begrenzte, Kontrolle der Späten Rübenfäule ist nur indirekt über acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen möglich. Die wirksamste Maßnahme ist der Anbau von R. solani-toleranten Sorten auf Standorten mit hohem Befallsdruck. In Jahren mit für den Pilz günstiger Witterung werden diese nur zu einem geringeren Ausmaß befallen und ermöglichen daher einen relativen Mehrertrag im Vergleich zu stärker geschädigten anfälligen Sorten. In Jahren mit für den Pilz ungünstiger Witterung und auf Standorten mit geringerem Befallsdruck liegt das Ertragspotential der toleranten Sorten allerdings um bis zu 20 % unter dem von R. solani anfälligen Sorten. Einen weiteren entscheidenden Einfluss hat die Fruchtfolge. Ein hoher Anteil von R. solani AG2-2IIIB Wirtspflanzen, insbesondere Mais, führt zu einer Anreicherung des Pilzmycels im Boden. Körnermais sollte nicht direkt vor der Zuckerrübe stehen. Winterweizen ist als Vorfrucht zur Zuckerrübe günstig anzusehen, da er keine Wirtspflanze für R. solani AG2-2IIIB ist und dadurch das Bodeninokulum verringert wird. Generell trägt eine weite Zuckerrübenfruchtfolge mit geringem Anteil von R. solani AG2-2IIIB Wirtspflanzen zur Vermeidung des Aufbaus hoher Bodeninokulumskonzentrationen bei. Ernterückstände sollten gleichmäßig verteilt, zerkleinert und eingearbeitet werden um eine zügige Rotte zu ermöglichen. Das gilt insbesondere für Mais (Mulchen der Maisstoppel), da R. solani AG2-2IIIB auf unzersetzten Maisernterückständen im Boden überdauern kann. Ein großes Augenmerk muss auf die Vermeidung von Bodenverdichtungen gelegt werden. Insbesondere das Befahren mit schweren Maschinen in der Vorfrucht (v.a. Mais), die Grundbodenbearbeitung (Pflugsohle) und eine Aussaat unter nassen Bodenbedingungen sind ein Risikofaktor. Alle Maßnahmen zur Verbesserung der Bodengare und zur Förderung des Bodenlebens sind als günstig anzusehen. Unter diesen Bedingungen werden auch Niederschläge schneller vom Boden aufgenommen und Staunässe vermieden.

Forschungsprojekt Erarbeitung von integrierten Kontrollstrategien gegen die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe (Rhizoctonia solani AG2-2IIIB)

Kurzüberblick
Die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe hat sich seit den 1990er Jahren zu einer ökonomisch relevanten Krankheit in Zuckerrübenanbaugebieten entwickelt. Der Erreger der Späten Rübenfäule ist ein bodenbürtiger Schadpilz, Rhizoctonia solani AG2-2 (R. solani). Oberflächlich sichtbare Symptome sind eine, häufig auf Nester begrenzte, Welke der Zuckerrübenblätter, die relativ spät, typischerweise im Juli, beginnt. Anschließend sterben die Blätter ab und legen sich charakteristisch sternförmig um die Zuckerrübe. Der Rübenkörper zeigt zunächst vereinzelte braune Faulstellen, die später den ganzen Rübenkörper überziehen können. Ein Befall führt zu mitunter erheblichen Ertrags- und Qualitätsverlusten. Die Ursachen für das verstärkte Auftreten sind nicht mit letzter Gültigkeit geklärt. Es zeigte sich jedoch, dass neben Umwelteinflüssen, auch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen die Krankheit fördern oder hemmen können. Da keine chemische Kontrolle des Schadpilzes möglich ist, kann die Späte Rübenfäule nur über integrierte Maßnahmen zurückgedrängt werden. Um die Effektivität einzelner Maßnahmen beurteilen zu können, wurde am Institut für Pflanzenschutz (IPS) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) eine molekularbiologische Methode entwickelt, die eine quantitative Bestimmung des R. solani Bodengehaltes ermöglicht. Die Quinoa-qPCR-Methode bestätigte beispielsweise, dass die Fruchtfolge und das Ernterestemanagement die Schwere der Krankheit beeinflussen. Zudem ermöglicht sie ein Monitoring des R. solani Bodengehaltes über die Zeit. Im Vorgängerprojekt wurde die Quinoa-qPCR Methode für den Einsatz unter Feldbedingungen weiterentwickelt. Das in Vorgängerprojekten erarbeitete Methodenspektrum zur Untersuchung der Späten Rübenfäule auf Feld- und Laborskala soll nun eingesetzt werden, um weitere praxisrelevante Erkenntnisse für die Beratung und den Zuckerrübenanbauer zu gewinnen.

Ziele des Projekts

Aufbauend auf den Erkenntnissen und Methoden des Vorgängerprojektes werden in der Fortführung folgende übergeordnete Ziele verfolgt:
  • Monitoring des R. solani Bodengehaltes in Praxisschlägen: Optimierung der im Vorgängerprojekt entwickelten molekularen Quantifizierungsmethode (Quinoa-qPCR) für den routinemäßigen Einsatz zur Bestimmung des R. solani AG2-2IIIB Bodeninokulums aus Feldböden
  • Prognose des R.solani Infektionsrisiko: Überprüfung der Möglichkeit einer Ableitung eines kritischen R. solani Bodengehaltes nach Ernte der Vorfrüchte, der ein erhöhtes Risiko für die Späte Rübenfäule der folgenden Zuckerrübenkultur erwarten lässt
  • Einfluss marktüblicher Zwischenfrüchte auf den R. solani Bodengehalt: Ermittlung günstiger, Greening-geeigneter Zwischenfrüchte für Zuckerrübenfruchtfolgen im Hinblick auf die Späte Rübenfäule durch Feldversuche und Anbauversuche unter kontrollierten Bedingungen
  • Evaluierung acker- und pflanzenbaulicher Risikofaktoren: Erhebung acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen im Zuckerrübenanbau durch Befragung der am Projekt teilnehmenden Landwirte und anschließende Korrelation mit den ermittelten R. solani Bodengehaltswerten
  • Monitoring R. solani antagonistischer Mikroorganismen: Ermittlung des Gehalts von beschriebenen R. solani hemmend wirkenden Mikroorganismen aus Feldproben und Korrelation mit R. solani Bodengehaltswerten

Projektpartner

Die Projektleitung liegt beim Institut für Pflanzenschutz in der Arbeitsgruppe IPS3c – Krankheiten in Blattfrüchten und Mais, Schädlinge und Wachstumsregler in Ackerbaukulturen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL-IPS3c). Daneben sind folgende Institutionen beteiligt:
  • Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer e.V. Regensburg (VbZ)
  • Ring südbayerischer Zuckerrübenanbauer e.V. (RSZ)
  • Deutscher Wetterdienst (DWD)
  • Kuratorium für Versuchswesen und Beratung im Zuckerrübenanbau
Besonderer Dank gilt allen Landwirten, die ihre Flächen zur Beprobung zur Verfügung stellen.

Teilprojekte

In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern werden die genannten Ziele in den folgenden Teilprojekten erarbeitet.

Teilprojekt 1: Optimierung der Quinoa-qPCR Methode für den routinemäßigen Einsatz zur Quantifizierung des Rhizoctonia-Bodeninokulums

  • Beteiligte Institutionen: LfL- IPS3c, DWD
  • Ziele: Die im Vorgängerprojekt erarbeitete Methode zur Quantifizierung des R. solani AG2-2IIIB Bodeninokulums (Quinoa-qPCR) in Praxisschlägen soll für ein routinemäßiges Monitoring weiterentwickelt werden. Zudem wird geprüft, ob eine kritische R. solani Bodenkonzentration („Schadschwelle“) ermittelt werden kann, ab der ein ökonomisch relevanter Ausbruch der Späten Rübenfäule zu erwarten ist. Weiterhin wird geprüft ob eine Prognose des Anbaurisikos anfälliger Sorten bereits vor Aussaat der Zuckerrüben möglich ist.
  • Methoden: Auf mindestens 50 Praxiszuckerrübenäckern werden im Herbst repräsentative Bodenproben gezogen und im Labor auf den R. solani Besatz untersucht. Im Folgesommer erfolgt eine erneute Bodenprobennahme und Quantifizierung, sowie eine Bonitur der Symptomausprägung an den Zuckerrüben. Der DWD stellt Wetterdaten zur Verfügung. Die erhaltenen R. solani Bodenkonzentrationen, Boniturwerte und Witterungsdaten werden einer Korrelationsanalyse unterzogen.

Teilprojekt 2: Untersuchung des Einflusses von Zwischenfrüchten auf das R. solani-AG2-2IIIB Bodeninokulum in Zuckerrübenfruchtfolge

  • Beteiligte Institutionen: LfL- IPS3c, VbZ Regensburg
  • Ziele: Der Zwischenfruchtanbau ist ein wichtiger Bestandteil zeitgemäßer Fruchtfolgegestaltung. Die Möglichkeit der Anerkennung als Greening-Fläche führt zu einer Ausweitung der Zwischenfruchtfläche. Bisher existiert nur eine dürftige, öffentlich zugängliche Datenmenge im Hinblick auf die Auswirkungen des Zwischenfruchtanbaus auf das R.solani Risiko in Zuckerrübenfruchtfolgen. In diesem Teilprojekt werden marktübliche Zwischenfruchtarten auf ihren Einfluss auf das R. solani Bodeninokulum überprüft um eine Beratungsgrundlage für Zuckerrübenanbauer zu schaffen.
  • Methoden: In einem mehrjährigen Feldversuch werden marktübliche Zwischenfruchtarten in jeweiliger Reinkultur vor Zuckerrüben angebaut. Die Entwicklung des R. solani Bodeninokulums wird mit der Quinoa-qPCR Methode überwacht. Die Zuckerrüben und ggf. Indikatorpflanzen (Zeigerpflanzen für R. solani, die schneller als die Zuckerrübe Symptome zeigen und deren Symptomausprägung mit der R. solani Bodenkonzentration übereinstimmt) werden auf die Späte Rübenfäule bonitiert. Der Anbau der Zwischenfruchtarten und das Monitoring des R. solani Bodengehaltes erfolgen auch unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus und in Klimakammern. Kontrollierte Bedingungen ermöglichen hier eine schnellere Aussage und einen höheren Durchsatz bei geringerem Aufwand. Zudem werden unter kontrollierten Bedingungen marktübliche Zwischenfruchtmischungen getestet und ggf. Mischungen aus den ermittelten R. solani unterdrückenden Zwischenfruchtarten experimentell überprüft.

Teilprojekt 3: Antagonisten-Monitoring in Praxisschlägen

  • Beteiligte Institutionen: LfL- IPS3c
  • Ziele: Die Späte Rübenfäule wird durch ein komplexes Zusammenwirken bodenphysikalischer, bodenchemischer und bodenbiologischer Faktoren begünstigt. Die Zuckerrübenkrankheit kann scheinbar spontan auf einem Acker auftreten und die Befallsnester sind in Folgejahren größtenteils nicht ortstreu. Zudem kann auf Vergleichsflächen mit identischer Bearbeitungsweise und vergleichbarer Ausprägung von R. solani Risikofaktoren es auf der einen Fläche zu einem Ausbruch der Krankheit kommen, auf der anderen hingegen nicht. In diesem Zusammenhang wird häufig die Zusammensetzung der mikrobiellen Bodengemeinschaft diskutiert, insbesondere der Gehalt an R. solani unterdrückender Mikroorganismen. In der wissenschaftlichen Literatur ist für manche dieser Mikroorganismen (u. a. Lysobacter sp. und Trichoderma sp.) eine R. solani hemmende Wirkung unter Laborbedingungen beschrieben. In diesem Teilprojekt soll der Bodengehalt von einigen dieser sog. Antagonisten, sowie deren Beitrag zur Suppressivität von Feldböden bestimmt werden.
  • Methoden: Der Gehalt von R. solani antagonistisch wirkender Mikroorganismen soll aus Teilproben der in Teilprojekt 1 gezogenen Bodenproben durch quantitative PCR ermittelt werden. Ein eventueller Beitrag dieser Antagonisten zur Unterdrückung von R. solani im Feldboden soll mittels Korrelationsanalyse überprüft werden.

Teilprojekt 4: Erstellung eines Fragebogens zu acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen

  • Beteiligte Institutionen: LfL- IPS3c, RSZ
  • Ziele: Neben nicht beeinflussbaren umweltbedingten Ursachen, wie Bodentemperatur und Niederschlagsereignissen, können auch direkt beeinflussbare acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen das Auftreten der Späten Rübenfäule beeinflussen. Erfahrungen aus der Praxis, die von Laborergebnissen bestätigt wurden, zeigen beispielsweise, dass ein hoher Maisanteil in der Fruchtfolge und Bodenverdichtungen die Späte Rübenfäule fördern. Ziel dieses Teilprojektes ist die Erhebung von acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen im Zuckerrübenanbau und deren Korrelation mit dem Befallsausmaß der Späten Rübenfäule, um weitere befallsfördernde und befallsmindernde Maßnahmen zu identifizieren.
  • Methoden: Die in Teilprojekt 1 teilnehmenden Landwirte werden über einen Fragebogen zu acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen auf den beprobten Feldern befragt. Ein eventueller Beitrag einzelner erhobener Faktoren zur Symptomausprägung der Späten Rübenfäule soll statistisch ermittelt werden.

Fördernde Institutionen

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) finanziert (Fördernummer: A16/13). Laufzeit: 01.06.2016 – 30.06.2019.

Ansprechpartner an der LfL

Projektverantwortung
Prof. Dr. Michael Zellner

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenschutz - IPS 3c
Lange Point 10
85354 Freising
Tel.: 08161/71-5664
E-Mail: Michael.Zellner@LfL.Bayern.de

Projektbearbeitung
Dr. Mathias Nottensteiner

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenschutz - IPS 3c
Lange Point 10
85354 Freising
Tel.: 08161/71-5658
E-Mail: Mathias.Nottensteiner@LfL.Bayern.de

Technische Assistenz
M.Sc. Carolin Absmeier

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenschutz - IPS 3c
Lange Point 10
85354 Freising
Tel.: 08161/71-5658
E-Mail: Carolin.Absmeier@LfL.Bayern.de

Literaturverzeichnis

Boine B., Renner A., Zellner M., Nechwatal J. (2014): Quantitative methods for assessment of the impact of different crops on the inoculum density of Rhizoctonia solani AG2-2IIIB in soil. European Journal of Plant Pathology 140 (4), 745-756. DOI 10.1007/s10658-014-0506-6; Bürcky K. und Zellner M. (2000): Späte Rübenfäule – Was sind die Ursachen?. Die Zuckerrübenzeitung (4), 9; Dircks C., Boine B., Varrelmann M. (2013): Einfluss von Fruchtfolge und Ernteresten auf das Rhizoctonia-Inokulumpotential im Boden. Sugar Industry/Zuckerindustrie 138 (4), 241-249; Ettl J. und Thalhammer J. (2009): Schaden begrenzen. dlz agrarmagazin (5), 34-36; Renner A. und Zellner M. (2016): Rhizoctonia Rübenfäule – Was sind die Ursachen?. Zuckerrübe (2), 42-45