Herbizideinsatz in Stauden

Schnittstauden in Ihrer bunten Vielfalt sind eine wertvolle Ergänzung des Sortiments von Blumen zum Selberschneiden, zumal diese teilweise viele Jahre beerntet werden können und wenn der Bestand geschlossen ist, keines großen Pflegeaufwandes mehr bedürfen. Viele Gattungen kann man auch zur Erzeugung von Schnittgrün und floristischem Beiwerk nutzen. Der Einsatz von Bodenherbiziden nach dem Pflanzen kann den Aufwuchs von Unkräutern ca. 8 bis 10 Wochen hinauszögern. Außerdem wachsen die Kulturpflanzen oft besser, da der Konkurrenzdruck durch das Unkraut fehlt.
lilablühende IndianernesselZoombild vorhanden

Indianernessel

Verträglichkeiten und Zeitpunkt beachten
Der Herbizideinsatz in Stauden ist jedoch problematisch, da zum Teil Stauden und Unkräuter gattungsgleich sind (z.B. Ehrenpreis „Veronica persica, Schnittstauden „Veronica spicata“). Unverträglichkeiten treten u.a. in Form von Wachstumsdepressionen, Nekrosen, Chlorosen oder anderen Verfärbungen auf. Die Schäden können im Extremfall zum Totalausfall führen. Dabei vertragen manche Gattungen alle getesteten Herbizide problemlos, während andere Kulturen auf die meisten Unkrautvernichtungsmittel sehr empfindlich reagieren. Daher ist es für den Praktiker sehr wichtig zu wissen, welches Herbizid in welchen Kulturen verträglich ist und zu welchem Zeitpunkt es angewandt werden sollte.

Versuche zur Kulturpflanzenverträglichkeit von Stauden gegenüber Vorauflaufherbiziden

Im Zierpflanzenbau der Arbeitsgruppe "Pflanzenschutz im Gartenbau" des Instituts für Pflanzenschutz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurden in den vergangenen Jahren viele Versuche zur Kulturpflanzenverträglichkeit von Stauden gegenüber Vorauflaufherbiziden durchgeführt.
Material und Methoden
Bei den Versuchen im Freiland handelte es sich um 1 faktorielle Blockanlagen mit 3 oder 4 Wiederholungen. Die Parzellengröße betrug mindestens 5m² bzw. mindestens 10 Container. Die Bodenherbizide wurden im Frühjahr kurz nach dem Austrieb der Kulturen auf unkrautfreien Boden ausgebracht. Die Bonituren erfolgten in regelmäßigen Abständen ab einer Woche nach der ersten Behandlung bis zu 3 Monate nach der letzten Behandlung. Dabei wurde die Schadwirkung der Herbizide auf die Unkräuter erfasst, sowie die Kulturpflanzenverträglichkeit durch den prozentualen Anteil der Schäden und durch Schätzung des Bedeckungsgrades der Kulturpflanzen in dem jeweiligen Versuchsglied.
In Schnittstauden geprüfte Herbizide zur Bekämpfung von Unkräutern und - gräsern im Vorauflauf
MittelWirkstoffAufwandmengeZulassung bzw. GenehmigungZulassungsende
BoxerProsulfocarb5,0 l/haArt. 5131.10.2020
ButisanMetazachlor1,5 l/ha1)Art. 5131.04.2020
FlexidorIsoxaben1,0 l/ha§ 22.231.12.2021
SpectrumDimethenamid-P1,2 l/haArt. 5131.04.2020
Stomp AquaPendimethalin3,52) l/haArt. 51 3), § 22,24)31.12.2019
QuantumPethoxamid2,0 l/haArt. 5131.12.2019
1) innerhalb von 3 Jahren maximal 2,0 l/ha
2) getestete Aufwandmenge 4,4 l/ha
3) in Topfkulturen auf Stellfllächen
4) erforderlich für Anwendungen im Freiland

Parallelimporte

Pflanzenschutzmittel, die in einem Mitgliedstaat der EU oder des EWR zugelassen sind und in der Zusammensetzung mit einem in Deutschland zugelassenen Mittel (Referenzmittel) übereinstimmen, benötigen keine eigene Zulassung, aber eine Verkehrsfähigkeitsbescheinigung des BVL. Diese „Parallelimportmittel“ sind in diesem Verzeichnis nicht aufgeführt.

Liste der anerkannten Parallelimportmittel (BVL) Externer Link

Verträglichkeiten von Schnittstauden gegenüber Bodenherbiziden

Die Tabelle zeigt die Verträglichkeiten von zahlreichen Schnittstauden, wie beispielsweise Gypsophylla paniculata oder Potentilla aurea zu den Herbiziden Boxer, Butisan, Flexidor, Stomp, Aqua, Quantum
Tabelle der Verträglichkeiten von Schnittstauden gegenüber getesteten Bodenherbiziden
Verträglichkeiten von Schnittstauden gegenüber getesteten Bodenherbiziden
 BoxerButisanFlexidorStomp AquaQuantum
Achillea clypeolata   ++
(u. Spectrum)
++
Achillea millefolium++++ ++++
Achillea-Hybriden++  ++ 
Achillea ptarmica
"Perle-Gruppe"
   ++
(u. Spectrum)
++
Alchemilla mollis
"Robustica"
   ++
(u. Spectrum)
++
Aruncus dioicus   ++
(u. Spectrum)
++
Asclepias tuberosa
Neupflanzung
-- ++-- 
Asclepias tuberosa
2jährig
   ++ 
Aster alpinus* ++++++ 
Aster novi-belgii ++ ++ 
Astilbe arendsii* +/-   
Briza media*   ++ 
Buphthalmum salicifolium "Alpengold"   ++
(u. Spectrum)
++
Carex pendula*  ++  
Coreopsis grandiflora "Schnittgold" + +++/-
Echinacea purpurea++++++ 
Festuca glauca*  ++  
Gaillardia aristata++++   
Gypsophylla paniculata++++ ++
(u. Spectrum)
++
Helleborus argutifolius++++++  
Helenium hoopesii   ++++
Inula helenium ++   
Koeleria glauca*  ++++ 
Knipholia uvaria++ ++++ 
Lavandula angustifolia   ++ 
Leucanthemum vulgare   ++++
Limonium tataricum++++   
Lupinus polyphyllus+ +  
Monarda didyma--+/---++ 
Penisetum villosum*  ++  
Polemonium caeruleum   --++
Potentilla aurea +++++ 
Rudbeckia fugida Goldsturm+    
Sidalcea-Hybriden ++   
Silene orientalis   ++
(u. Spectrum)
++
Tanacetum parthenium   ++++
Thalictrum rochebrunianum   ++
(u. Spectrum)
++
Veronica spicata------+/-+/-
* = Containerpflanzen
++ = komplett verträglich
+ = verträglich, anfangs geringe Wuchsdepression möglich
+/- = geringfügige Unverträglichkeit, Wuchsdepression möglich
- = nicht verträglich, deutlich sichtbare Schäden, vereinzelte Pflanzausfälle
-- = nicht verträglich, sehr starke Schäden, hohe Ausfälle
Ohne Gewähr, die Empfehlungen in der Tabelle beziehen sich auf eigene Versuchserfahrungen. Bei nicht sachgemäßer Anwendung (höhere Aufwandmengen) oder bei anderen Bodenverhältnissen bzw. Witterungsumständen können Schäden nicht vollständig ausgeschlossen werden. Zur Sicherheit sollte die Verträglichkeit des jeweiligen Pflanzenschutzmittels zunächst immer an wenigen Pflanzen getestet werden.

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