Läuse an Nadelgehölzen – Biologie und Gegenmaßnahmen

verfaulte Nadeln

Nadelvergilbungen, verursacht durch Lausbefall

Alljährlich sieht man in unseren Gärten und Parkanlagen kränkelnde und absterbende Nadelbäume. Diese Erscheinung kann verschiedene Ursachen haben, eine davon sind tierische Schädlinge, in der Hauptsache Nadelläuse. Es gibt verschiedene Arten von Läusen, die unsere Nadelbäume mehr oder weniger gefährden.

Fichtenröhrenlaus (Sitkafichtenlaus)

Durch die milden und trockenen Winter der letzten Jahre hat sich besonders die Fichtenröhrenlaus oder Sitkafichtenlaus (Elatobium abietinum) sehr stark vermehrt und erhebliche Schäden verursacht. Die Fichtenröhrenlaus lebt ausschließlich auf Fichten (Hauptwirt), ein Wechsel zu anderen Nadel- bzw. Laubgehölzarten findet nicht statt.

Wirtspflanzen

Bevorzugt befallen werden die Blaufichte (Picea pungens), die Sitkafichte (Picea sitchensis, daher auch der Name Sitkafichtenlaus) und die Omorikafichte (Picea omorika). Weniger anfällig ist die heimische Rotfichte (Picea abies).

Schadbild

FichteZoombild vorhanden

Stark von der Fichtenröhrenlaus befallene Blaufichte

Die Läuse besiedeln die Bäume von innen nach außen und von unten nach oben. Die Befallsstärke ist von den klimatischen Verhältnissen des Standorts abhängig, d.h. besonders in warmen, geschützten Stadtlagen treten sie verstärkt auf.
Durch die Saugtätigkeit verursacht die Fichtenröhrenlaus an den Altnadeln gelbe Flecken und Ränder. Später verfärben sich die Nadeln braun und fallen ab. Die Nadeln werden weniger durch den Saftentzug als vielmehr durch den Speichel, den die Läuse beim Einstechen abgeben, geschädigt. Es genügen schon wenige Einstiche, um die Nadeln zum Absterben zu bringen. Als Folge verkahlen ganze Zweige, nur der neue Maiaustrieb bleibt gesund. Andere wesentlich größere Blattläuse an Nadelgehölzen, z.B. die Kienlaus, rufen keine derartigen Schäden hervor.

Biologie

Die Fichtenröhrenlaus ist die einzige grüne Nadelholzlaus, die an der Fichte vorkommt und mit anderen auf Nadelgehölzen lebenden Läusen nicht zu verwechseln ist. Sie ist 1,0 bis 1,8 mm groß und an zwei roten Knopfaugen sowie zwei "Stielchen" am Hinterleib, den sogenannten Siphonen, mit einer Lupe zu erkennen. Je nach Klimabedingungen überwintern die Tiere zumeist als Altläuse, nur in rauhen Lagen auch im Eistadium. Bei tiefen Temperaturen unter -15 °C erfrieren die Läuse, so dass im darauffolgenden Frühjahr mit keiner Massenvermehrung zu rechnen ist.
Von den Altläusen werden lebende Larven abgesetzt. Die Vermehrung kann auch noch bei Temperaturen um die 0 °C fortgesetzt werden. Besonders nach mildem Winterwetter kommt es deshalb im Frühjahr gewöhnlich zu einer überdurchschnittlichen Massenvermehrung, die aber in den Monaten Juni/Juli weitgehend zusammenbricht. Dieser Rückgang des Befalles ist auf die jahreszeitlich bedingte chemische Veränderung des Pflanzensaftes zurückzuführen. Ebenso ist es eine Frage der Zusammensetzung des Pflanzensaftes, dass die Maitriebe erst im Spätsommer besiedelt werden können. Ab Mai treten auch geflügelte Läuse auf, die dann ihre Sommerwirte (diverse Gräserarten) anfliegen.

Rechtzeitige Schadenserkennung

NadelbaumZoombild vorhanden

Abgefallene Nadeln können nicht mehr ersetzt werden

Die Ursache der Schädigung wird meist zu spät erkannt. Wenn die Nadeln sich verfärben und abfallen, sind die Läuse nicht mehr vorhanden und die Bäume haben ihren Zierwert verloren, denn abgefallene Nadeln wachsen nicht mehr nach. Durch die fehlende Assimilationsfläche kann es zu einer Wachstumshemmung und im schlimmsten Fall zum Absterben der Bäume kommen. Aus diesen Gründen ist es ratsam, gefährdete Bäume im zeitigen Frühjahr bis Anfang Juni sorgfältig zu kontrollieren, um dann rechtzeitig gezielte Maßnahmen durchzuführen. Um einen Befall festzustellen, klopft man einen Zweig im Inneren der Krone im März/April auf einem weißen DIN-A4-Blatt ab und fängt das herabfallende Material auf. Bei mehr als 6 Läusen pro Blatt ist eine Bekämpfung zu empfehlen. Jungläuse (Frühjahr) bleiben mit ihren saugenden Mundwerkzeugen relativ fest am Nadelgewebe hängen, so dass sie mit der Klopfprobe nicht immer ausreichend erfasst werden.

Natürliche Feinde

Die Fichtenröhrenlaus hat auch einige Feinde wie Marienkäfer, Larven der Florfliege, Schwebfliegen und Spinnen, die ihnen eifrig nachstellen. Sie sind aber oft nicht in der Lage, eine Massenvermehrung zu stoppen.

Marienkäfer

Marienkäfer bei der Eiablage

Florfliege

Florfliege

Larve

Florfliegenlarve saugt Blattlaus aus

Fichtengallenläuse

Andere Nadelläuse, deren Befall sehr auffällig ist, sind die Fichtengallenläuse; sie verursachen beträchtliche Schäden an Fichten durch Zweigdeformation und Triebbräune.

Wirtspflanzen

Besonders häufig werden Rotfichten (Picea abies) besiedelt, aber auch die Blaue Stechfichte (P. pungens ‘Glauca‘), die Sitkafichte (P. sitchensis) und seltener die Engelmann-Fichte (P. engelmannii).

Schadbild

TannenzapfenZoombild vorhanden

Durch die Grüne Fichtengallenlaus an der Triebbasis gebildete sog. Ananasgalle

Durch die Saugtätigkeit der Fichtengallenläuse wird das Wachstum der Nadelgehölze gestört. Es kommt zur Vergilbung, Kräuselung oder zum Abfallen der Nadeln. An der Triebbasis bilden sich auffallend großschuppige, ananasförmige Wucherungen. Die haselnuss- bis walnussgroßen Gallen sind zunächst dunkelgrün und werden später braun und verholzen. Die Triebe knicken oft oberhalb der Befallsstellen und sterben ab.

Biologie

Bei den Fichtengallenläuse gibt es hinsichtlich ihrer Vermehrung zwei Gruppen:

  1. Einmal die Gruppe, die geflügelte Wandergenerationen ausbildet und zu ihrer Vermehrung einen Wirtswechsel benötig. Dazu gehören die Rote und die Grüne Fichtengallenlaus, die als Hauptwirt die Fichte und als Nebenwirt die Europäische Lärche (Laris decidua) besiedeln.
  2. Zu der zweiten Gruppe gehört die Gelbe Fichtengallenlaus, die ungeflügelte Generationen ausbildet und ebenfalls die oben genannten Pflanzen besiedelt.

Die anthrazit- bis schwarzgefärbten Larven der Fichtengallenläuse überwintern am Grunde einer Endknospe. Im zeitigen Frühjahr scheidet die heranwachsende Mutterlaus weiße Wachswolle aus, unter deren Schutz gegen Ende April bis Mitte Mai eine Vielzahl (100 bis 150 Eier je Tier) von Eiern abgelegt werden. Der Befall ist durch die weißen, watteförmigen Wachshäufchen an den Endtrieben mit dem bloßen Auge deutlich sichtbar. Durch die starke Saugtätigkeit der Altläuse und ihrer Nachkommen wird das junge Gewebe der Fichtenknospen zur Bildung von Wucherungen angeregt. Es entstehen die oben erwähnten gekammerten Gallen, in denen sich zahlreiche Jungläuse entwickeln. Die Maitriebe wachsen mehr oder weniger, je nach Art der Gallenläuse, an der Spitze weiter.

Zapfen

Ananasgallen an der Triebbasis

Ananasgalle

Ananasgalle mit den Brutkammern

Tannenzweige

Verholzte Ananasgalle nach Verlassen der Läuse

Im Juli/August öffnen sich die Kammern und entlassen die Läuse. Sie fliegen, mit Ausnahme der nicht wirtswechselnden Art (= Gelbe Fichtengallenlaus), auf die Europäische Lärche (Larix decidua), die deshalb auch als "Nebenwirt" bezeichnet wird, und setzen hier ihre Weiterentwicklung fort. Die Japanische Lärche (Larix japonica) wird nicht befallen. Die Nadeln der befallenen Lärchen krümmen und verfärben sich, meist führt es zu vorzeitigem Nadelfall. Im Frühsommer des darauffolgenden Jahres kehren die Läuse auf die Fichte zurück und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Im Unterschied zur Grünen Fichtengallenlaus hat die Rote Fichtengallenlaus wesentlich kleinere (kirschkern- bis haselnussgroße) grünlichgelbe, endständige erdbeerförmige Gallen.

Zweige

Keine Gallenbildung, sondern Austriebsknospen für das nächste Jahr

Zweige

Keine Gallenbildung, sondern Ansatz eines neuen Zapfens

Gegenmaßnahmen

Eine umweltfreundliche Art der Bekämpfung wäre das regelmäßige Absammeln der noch geschlossenen grünen Gallen, das ein Fortschreiten des Befalles weitgehend vermindert. Diese Bekämpfungsmethode ist allerdings sehr aufwändig und lässt sich nur in Gärten und Parkanlagen an nicht zu hohen Einzelbäumen durchführen.

Ist eine chemische Bekämpfung tatsächlich notwendig, so muss der richtige Zeitpunkt gewählt werden. In diesem Fall muss vor Beginn der Eiablage und vor vermehrter Wachsausscheidung der Mutterläuse behandelt werden. Durch die Wachswolle sind die Tiere vor dem Spritzmittel gut geschützt. Auch beeinträchtigen zu tiefe und zu hohe Temperaturen die Wirksamkeit der Mittel.

Weitere Läuse an Nadelgehölzen

Rinde mit LausZoombild vorhanden

Auffällige, aber harmlose große Baumläuse

Nicht nur an Fichten treten Nadelläuse auf, sondern auch an Tanne, Kiefer, Douglasie und, wie schon erwähnt, an Lärchen. Die Nadelläuse besiedeln junge Triebe, Zweige und Nadeln. Die Nadeln werden gelb und krümmen sich. Die jungen Triebe kümmern, verkrüppeln und sterben ab. Die Läuse scheiden je nach Art weiße, wollige Wachsfäden aus oder sind dunkle, verschieden große lebhafte Tiere mit Honigtaubildung. Auf den klebrigen Ausscheidungen der Läuse siedeln sich schwarze Rußtaupilze an, die für die Pflanze selbst nicht schädlich sind, die aber den Schmuckwert der Bäume erheblich mindern.

Tannentriebläuse mit wachsartigen Ausscheidungen

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