Kirschessigfliege: Erkennung, Biologie, Monitoring, Bekämpfung

Kirschessigfliege auf einem Apfel.

Die aus dem asiatischen Raum eingewanderte Kirschessigfliege Drosophila suzukii stellt eine starke Bedrohung für den gesamten Obst- und Weinanbau dar. Sie befällt im Gegensatz zu heimischen Drosophila-Arten auch die gesunden Früchte aller weichfleischigen Obstarten.
Aufgrund ihrer kurzen Entwicklungszeit und mehrerer Generationen in Folge kann sie sich in der Obstanlage explosionsartig vermehren.

Erkennungsmerkmale

Nahaufnahme Fliege unter Mikroskop.Zoombild vorhanden

Männchen mit typischem Flügelfleck

Das etwa 2,6 bis 2,8 mm große Männchen ist leicht an den schwarzen Flecken am hinteren äußeren Rand der Flügel zu erkennen. Ein weiteres Merkmal sind die zwei schwarzen Kämme an den Vorderbeinen.
Das 3,2 bis 3,4 mm große Weibchen besitzt einen mit kräftigen Zähnen besetzten Legeapparat, mit dem es etwa 400 Eier in die reifenden Früchte ablegt.
Fliege

Weibchen der Kirschessigfliege

Fliege

Hinterleib mit ununterbrochenen Binden

Hinterer Bereich einer Fliege

Eiablageapparat mit starken dunklen Zähnen

Ei einer Fliege

Abgelegtes Ei

Apfel mit Fliegen

Fadenförmige Eianhänge

Mehrere Larven

Larven im Fruchtfleisch

Puparien

Puparien in der Frucht

Biologie

Zwei verfaulte Erdbeeren.Zoombild vorhanden

Stark befallene Erdbeeren

Die Kirschessigfliege gehört zur Familie der Taufliegen, auch Obst-, Frucht-, Gär-, Most- oder Essigfliegen genannt.
Mit Hilfe einer Lupe lässt sich die Eiablage durch die zwei hellen, fadenförmigen Eianhänge, die aus der Frucht herausragen, leicht erkennen. Aus den Eiern schlüpfen nach kurzer Zeit die Larven, die sich vom Fruchtfleisch ernähren. Das kann bei starkem Befall einen Zusammenbruch der Frucht zur Folge haben. Aus der Frucht ragen die Puparien heraus, aus denen die Fliegen schlüpfen. Die kurze Entwicklungszeit einer Generation von nur 8 bis 14 Tagen ermöglicht bis zu 13 Generationen im Jahr. Die adulten Fliegen überwintern an geschützten Orten.

Bekämpfungsmaßnahmen

Aktuell stehen folgende Gegenmaßnahmen zur Verfügung, deren Wirksamkeit teilweise recht unterschiedlich bewertet wird. Am erfolgversprechendsten ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen:

Hygienemaßnahmen

Verfaulte Kirschen am Baum.Zoombild vorhanden

Aberntung befallener Früchte

Um den Populationsaufbau nicht unnötig zu fördern, sollten die gefährdeten Obstkulturen vollständig abgeerntet werden. Befallene Früchte müssen aus der Anlage entfernt und sicher entsorgt werden. Hierzu können die befallenen Früchte in dicht abgeschlossenen Plastikfässern einige Tage fermentiert werden. Die Larven werden hierbei aufgrund des Sauerstoffmangels abgetötet. Wo dies nicht möglich ist, stellt das Vergraben der Früchte (mindestens 30 cm tief) eine Alternative dar. Eine einfache Kompostierung ist ungeeignet.

Massenfang

Netz über einem Baum.Zoombild vorhanden

Nur engmaschige Netze

Der Massenfang mit Fallen hat das Ziel, die Einwanderung des Schädlings in die Obstkultur zu verzögern. Hierzu müssen, sobald erste Fliegen gefangen werden bzw. sobald die Früchte umfärben, Köderfallen in engem Abstand (1 bis 3 m) an den Rändern der Obstanlage aufgestellt werden.

Frühzeitige Ernte

Die Erfahrungen zeigen, dass mit zunehmendem Reifegrad die Befallsintensität steigt. Die Früchte sollten daher zeitig gepflückt werden. Bei Himbeeren, Brombeeren und anderen Obstkulturen, die über einen längeren Zeitraum beerntet werden, sind kurze Pflückintervalle empfehlenswert.

Kühlung nach der Ernte

Nach bisherigen Erfahrungen werden Eier und Larven bei Temperaturen von 1 °C abgetötet. Eine Kurzzeitlagerung über Nacht kann daher ggf. die Vermarktungs­fähigkeit gewährleisten. Allerdings werden solche tiefen Temperaturen nicht von allen Obstarten vertragen.

Einnetzung

Die Abdeckung der Kulturen mit engmaschigen Netzen (Maschenweite: 0,8 mm) bietet momentan die sicherste Möglichkeit, um einen Befall zu verhindern. Wichtig ist die rechtzeitige Anbringung der Netze vor dem Einwandern der Fliegen (Farbumschlag der Früchte).

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Der Einsatz von Insektiziden zur Bekämpfung der Kirschessigfliege muss gut terminiert sein. Sowohl zu frühe (vor Auftreten der Fliegen) als auch zu späte Spritzungen (bereits starker Madenbefall) sind sinnlos.
Folgende Pflanzenschutzmittel sind zur Bekämpfung der Kirschessigfliege nach Art. 53 (Notfallsituationen im Pflanzenschutz) der EU-Verordnung 1107/2009 befristet zugelassen:

Für das Jahr 2024 gibt es noch keine Notfallzulassungen zur Bekämpfung der Kirschessigfliege.

Folgende Pflanzenschutzmittel sind zur Bekämpfung der Kirschessigfliege zugelassen:

Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Kirschessigfliege pdf 199 KB