Die Geschichte von Glyphosat

Der Wirkstoff Glyphosat wurde erstmals 1950 von einer kleinen Schweizer Pharmafirma synthetisiert. Über Verkäufe gelangte der Wirkstoff zur Firma Monsanto und wurde als Verbindung zur Wasserenthärtung geprüft. Der Chemiker John E. Franz entdeckte die herbizide Wirkung, was zur Patentierung von Glyphosat und zur gleichzeitigen Markteinführung als „Roundup®“ im Jahr 1974 führte.

Anwendungsspektrum

Das inzwischen relativ preisgünstige, aber hoch wirksame Präparat war für die Landwirtschaft zur Unkrautbekämpfung von nach der Ernte bis zur Neuansaat, insbesondere bei pflugloser Bodenbearbeitung, von Anfang an sehr attraktiv. Die Möglichkeit zur effektiven und nachhaltigen Bekämpfung der Gemeinen Quecke ähnelte einer technischen Revolution. Die Anwendung dehnte sich schnell auch auf Bereiche außerhalb des Ackerbaus aus. Zu den vielen Einsatzbereichen von Glyphosat zählen zum Beispiel Dauerkulturen wie Obst- und Weinbau, Grünland, Forst, Zierpflanzenbau, Freiflächenpflege auf Nichtkulturland, Unkrautbekämpfung auf Verkehrsflächen wie etwa Gleisanlagen und selbst die nicht-professionelle Anwendung im Haus- und Kleingarten. In der Landwirtschaft richtete sich die Anwendung vorwiegend auf die Bekämpfung von Problemunkräutern und zur Aufwuchsregulierung in Anbauverfahren mit stark reduzierter Bodenbearbeitung, bis hin zur Direktsaat. Glyphosat ist hierbei systemrelevant für die Vermeidung oder Verminderung von Wind- und Wassererosion und für den wasserschonenden Ackerbau in ariden Regionen.

Vom Spezialpräparat zum Komplementär-Herbizid in HR-Kulturen

Roundup® entwickelte sich zu einem weltweit breit eingesetzten Spezialherbizid. Einen zweiten und starken Entwicklungsschub verursachte die Einführung von gentechnisch veränderten Kulturen mit einer Resistenz gegenüber Glyphosat Anfang der 1990er Jahren. Damit konnte eine normale Unkrautbekämpfung im Nachauflaufverfahren mit Glyphosat vorgenommen werden. Der Einsatz von konventionellen Herbiziden wurde in diesen Kulturen vollständig durch Glyphosat ersetzt. Der Siegeszug der Roundup-Ready®-Technik, der Kombination aus einer glyphosat-resistenten Kulturpflanzensorte und dem Komplementärherbizid Glyphosat, war in Ländern in Nord- und Südamerika sowie in Australien enorm. Der Großteil des weltweiten Anbaus von gentechnisch veränderten Kulturen (185 Mio. Hektar im Jahr 2016) bezieht sich auf Herbizidresistenz in Form von Glyphosatresistenz. Rund 90% des Anbaus von Mais, Soja und Baumwolle in den USA sind herbizidresistente Sorten.

Enstehung von Glyphosat-resistenten Unkräutern

Globale Verbreitung Glyphosat-resistenter UnkrautartenZoombild vorhanden

Globale Verbreitung Glyphosat-resistenter Unkrautarten, Quelle: I. Heap, weedscience.org, Stand: Januar 2024

Die Anwendung der GVO-Technik im Pflanzenbau und die Dominanz des Wirkstoffs Glyphosat mit der Roundup-Ready®-Technik führte auch zu sehr kritischen Diskussionen, die vor allem von Umweltorganisationen vorgebracht wurden. Wenngleich hierbei vielfach Ängste und Befürchtungen in den Vordergrund gestellt werden; ein negativer Nebeneffekt ist Realität geworden, auch wenn es anfangs von der Pflanzenschutzmittelindustrie als unmöglich eingestuft wurde: Die Entwicklung von Glyphosat-resistenten Unkräutern. Inzwischen sind 59 Unkrautarten bekannt, die eine Resistenz gegen den Wirkstoff Glyphosat entwickelt haben. Weltweit sind 361 unterschiedliche Fälle von Glyphosatresistenz in 31 verschiedenen Ländern dokumentiert. Am stärksten betroffen sind die USA, gefolgt von Australien, Brasilien, Argentinien und Kanada. Der Anbau von Roundup-Ready-Kulturen ist jedoch nicht die einzige Ursache für die Selektion von resistenten Unkräutern. Diese treten auch auf langjährig und regelmäßig mit Glyphosat behandelten Flächen wie etwa im Dauerkulturanbau oder auf Verkehrsflächen auf.

Einsatzumfang

Aufgrund der Leistungsmerkmale, der spezifischen Anwendungsgebiete und der relativ hohen Wirkstoffaufwandmenge ist Glyphosat das weltweit sowohl flächen-, als auch mengenmäßig am stärksten eingesetzte Herbizid und Pflanzenschutzmittel. Die jährliche weltweite Produktion liegt derzeit bei etwa 850.000 Tonnen, wobei China der Hauptproduzent ist. Aufgrund des ausgelaufenen Patentschutzes wird Glyphosat von unterschiedlichsten Herstellern produziert und in Form von vielfältigen Präparaten vermarktet.