Bei steigenden Futterpreisen Kraftfutter effektiv einsetzen
Empfehlungen des DLG-Arbeitskreises Futter und Fütterung zum optimalen Kraftfuttereinsatz
Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Preise für Ergänzungs- und Alleinfutter aufgrund der Verknappung der Rohstoffe drastisch, nämlich um 50 bis 70 Prozent erhöht. Inzwischen sind auch die Kosten und Preise für das betriebseigene Futter merklich angestiegen. Die höheren Futterkosten verleiten dazu, für bestimmte Leistungen empfohlene Kraftfuttermengen zu unterschreiten. Mit der Frage, ob dies ökonomisch sinnvoll ist, hat sich der Arbeitskreis Futter und Fütterung bei der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) kürzlich eingehend beschäftigt und kommt zu folgenden Empfehlungen:
- Futter wird um so effektiver verwertet, je mehr davon im Nutztier unmittelbar in Milch, Fleisch oder Eier umgewandelt wird und je weniger davon zur reinen Erhaltung der Tiere aufgewendet werden muss. Dieser Zusammenhang gilt nach wie vor.
- Das heißt, dass die höchste Fütterungsintensität immer dann auch die höchste Futterverwertung bringt, wenn die volle Leistungsbereitschaft der Tiere gegeben ist und nicht durch ungünstige Haltungsbedingungen, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder mangelnde Fütterungshygiene eingeschränkt ist.
- Hohe Fütterungsintensitäten können im Betrieb nur erreicht werden, wenn den Tieren ausreichend viel und oft Futter vorgelegt wird.
- Bei hohen Futterpreisen ist es besonders lohnend, durch intensive Beobachtung der Tiere die Futtermengen so anzupassen, dass sie gerade noch gefressen werden und die Futterverluste möglichst gering bleiben.
Milcherzeugung: Einsparmöglichkeiten im letzten Laktationsdrittel
In der Milcherzeugung ist auch auf Grund der gestiegenen Milchpreise keine Änderung in der optimalen Kraftfuttermenge gegeben, wenn die Kraftfuttergabe nach Leistung erfolgt. Luxuskonsum ist jedoch unbedingt zu vermeiden. Dies gilt auch für die einphasige TMR, bei der alle Kühe im Betrieb die gleiche Futterration erhalten. Können bei den zu melken den Kühen keine Gruppen gebildet werden, so sollte ein merklicher Teil des Kraftfutters nach Leistung an Abruf-Automaten gegeben werden. Einsparungsmöglichkeiten ohne Leistungseinbußen ergeben sich in der Praxis häufig dadurch, dass eine Überversorgung der Kühe mit Kraftfutter oder Maissilage im letzten Laktationsdrittel vermieden wird. Auch bei Kühen in der frühen Trockenstehphase und in der Jungrinderaufzucht ab dem zehnten Lebensmonat kann bei guter Grobfutterversorgung Kraftfutter eingespart werden. Der aus arbeitswirtschaftlichen Gründen in den letzten Jahren in vielen Betrieben eingeschlagene Weg, mit möglichst wenigen Futtermischungen auszukommen, kann bei hohen Futterkosten ins Geld gehen, weil der Nährstoffbedarf vieler Tiere im Bestand damit nicht optimal gedeckt werden kann.
Fleischerzeugung: Optimales Mastendgewicht gegebenenfalls neu festlegen
Für die Fleischerzeugung gilt ebenfalls, dass sich ein gezielter Einsatz von Kraftfutter weiterhin lohnt. Da zum Ende der Mast die Futterverwertung aufgrund des höheren Fettansatzes abnimmt, beeinflusst das Niveau der Futterkosten jedoch das optimale Mastendgewicht. Dies ist deshalb bei veränderten Futterkosten zu hinterfragen und gegebenenfalls neu festzulegen. Übersteigen die Kosten je Tag den Erlös, so ist eine Verkürzung der Mast sinnvoll. Zu diskutieren ist dies in der Schweine- und in der Bullenmast. In der Eiererzeugung ergeben sich keine Verschiebungen. Zur Reduktion des Futteraufwandes sollten die Möglichkeiten der Phasenfütterung und der Reduktion von Futterverlusten verstärkt genutzt werden.
Für alle Produktionsverfahren gilt:
Der Einsatz von Kraftfutter muss möglichst zielgenau und nach Leistung erfolgen. Dies erfordert eine fundierte Rationsplanung und ein systematisches Rationscontrolling im Hinblick auf den Futteraufwand und die Leistungskontrolle. Dazu gehört auch eine regelmäßige Überprüfung der im Betrieb vorhandenen technischen Einrichtungen zur Futterdosierung und -vorlage. Eine fundierte Fütterungsberatung kann dabei wertvolle Unterstützung leisten.