Einen Schnitt voraus – mit dem LfL-Grünlandmonitoring
Bayernweite Aufwuchsuntersuchungen zum ersten Schnitt im Grünland und Klee-/Luzernegras 2024

blühender Löwenzahn in Wiese

Volle Power auf den Wiesen - die Gräser geben weiter Gas

Der April macht beim Wetter gerne, was er will. Zunächst zeigte sich dieser von einer sehr sommerlichen Seite und versetzte dadurch die Wiesen in ganz Bayern in eine sehr frühe wüchsige Stimmung. Das sonnige Wetter am letzten Wochenende nutzten daher bereits einige Betriebe in den Gunstlagen des Alpenvorlandes und Voralpinen Hügellandes, um den 1.Schnitt zu mähen. Seit dieser Woche zeigt sich der April wettertechnisch allerdings von seiner ganz anderen Seite - mit Regen, Wind und deutlich kühleren Temperaturen bis hin zu gebietsweisem Nachtfrost.

Gute Startbedingungen

In den Wintermonaten konnten die Regen- und Schneemengen bayernweit die pflanzenverfügbaren Wasserreserven in den oberen Bodenschichten gut auffüllen. Vor allem auch in Nord- und Ostbayern, wo zu dieser Zeit in den letzten Jahren immer trockene Bedingungen herrschten. Zum Vegetationsstart braucht es neben ausreichend Wasser zusätzlich Wärme. Als Richtwert dient hier die Grünlandtemperatursumme. Ab einer Summe von 200 Grad startet das Wachstum der Grasbestände. Diese Summe wurde im Jahr 2024 in ganz Bayern bereits Anfang März erreicht, so früh wie nie zuvor. Im Vergleich dazu wurde im letzten Jahr die Temperatursumme erst in der dritten Märzwoche erreicht. Gerade die sommerliche Witterung der letzten Woche führt nicht nur zu zügigem Massezuwachs auf den Flächen, sondern auch zu raschen Veränderungen bei den Inhaltsstoffen in den Pflanzen. Daher wird der optimale Schnittzeitpunkt in diesem Jahr deutlich früher erreicht sein als in den letzten Jahren.

Schnittzeitpunkt frühzeitig planen

Karte der Agrargebiete BayernZoombild vorhanden

Karte der Agrargebiete Bayern

In den kommenden Wochen findet wieder das bayernweite Aufwuchsmonitoring der LfL zum 1. Schnitt statt. Dabei werden wöchentlich Flächen beprobt und im Futterlabor in Grub auf die enthaltenen Rohnährstoffe analysiert und die Energiegehalte abgeleitet. Durch das mehrwöchige Beproben der Bestände kann deren Entwicklung beobachtet und der ideale Zeitraum für den 1. Schnitt hergeleitet werden. Die analysierten Werte werden in verschiedenen Agrargebieten zusammenfassend dargestellt. Die Einordnung der einzelnen Regionen Bayerns zu den Gebieten erfolgt nach klimatischen und geografischen Gegebenheiten (siehe Karte).

Powerfood auf der Wiese

Für die Ableitung des optimalen Schnittzeitpunkts sind folgende Parameter relevant:

ADFom:

Die zuletzt sehr milden Witterungsbedingungen gaben den Gräsern einen richtigen „Wachstumsschub“. Gerade in den höheren Lagen des Alpenvorlands und im Ostbayerischen Mittelgebirge Nord und Süd kommen die Bestände jetzt richtig ins Massenwachstum. Gerade für diese Regionen ist der Vegetationsstart auch deutlich früher als in den Vorjahren. Mit dem weiteren Massenzuwachs nimmt der Verholzungsgrad in den Gräsern weiter zu. Auffallend ist dabei, dass in den Agrargebieten Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Nord bereits bei den ersten Probeschnitten in der Kalenderwoche 15 (08.04) trotz der augenscheinlich noch jungen Bestände die ADFom-Gehalte mit 223 g/kg Trockenmasse (TM) im Mittel auf einem sehr hohen Niveau starten.
Durch den frühen Vegetationsbeginn in den Agrargebieten Voralpines Hügelland und Tertiärhügelland erreichen die ADFom-Gehalte in dieser Woche bereits den Richtwert von 260 g/kg TM. Im Vergleich zu den Vorjahren knappe zwei Wochen früher.

Rohprotein (XP):

Die hohen Rohproteingehalte stellen in diesem Jahr in allen Agrargebieten eine Besonderheit dar. Die Startwerte lagen in allen Gebieten auf einem sehr hohen Niveau. Trotz der bereits deutlich vorangeschrittenen Verholzung der Bestände sinken die Rohproteingehalte in den Gräsern weniger stark als in den Vorjahren. Besonders in den Agrargebieten Voralpines Hügelland und Tertiärhügelland liegen die XP-Werte mit 190 bzw. 200 g/kg TM bei einem ADFom-Gehalt von 257 g/kgTM immer noch sehr erfreulich hoch.

Energie (NEL):

Die hohen Rohproteingehalte wirken sich auch positiv auf die Energiegehalte aus. Dadurch ergeben sich in den vier Agrargebieten Alpenvorland, Jura, Keuper, Nordbayerischen Hügelland und Ostbayerischen Mittelgebirge Nord und Süd Energiegehalte von 6,7 MJ NEL/kg TM. In den anderen beiden Agrargebieten Voralpines Hügelland und Tertiärhügelland sind durch den niedrigeren Eiweißgehalt und bereits deutlich höheren ADFom-Gehalt die Werte auf 6,5 MJ NEL/kg TM abgesunken.

Silierreife rückt näher

Die Entwicklungen der Inhaltsstoffe und Energiegehalte der Gräser zeigen, dass das Zeitfenster für den optimalen Schnittzeitpunkt in den Agrargebieten Voralpines Hügelland, Tertiärhügelland und in den Gunstlagen des Alpenvorlands in der kommenden Woche (KW 17) erreicht wird. So früh wie in diesem Jahr wurden die Bestände in diesen Regionen noch nie „mähreif“.

Milchsäurebakterien nicht vergessen

Für eine hochwertige und schmackhafte Grassilage ist neben dem optimalen Schnittzeitpunkt auch der Verlauf des Silierprozesses entscheidend. Um Fehlgärungen und damit verbundene Futterverluste zu vermeiden, ist eine ausreichende Milch- und Essigsäurebildung wichtig. Dadurch wird der pH-Wert in der Silage schnell abgesenkt und Gärschädlinge gehemmt. Die Milchsäurebildung kann allerdings nur stattfinden, wenn sich ausreichend siliertaugliche Milchsäurebakterien auf dem Gras befinden. Intensive Sonneneinstrahlung, Niederschläge und kühle Temperaturen - vor allem nachts -können die Anzahl und Aktivität der wichtigsten Mitarbeiter auf den Gräsern deutlich reduzieren. Durch den Einsatz von Siliermitteln auf Basis von Milchsäurebakterien kann eine ausreichend hohe Anzahl an aktiven Milchsäurebakterien auf dem Siliergut sichergestellt werden. Um schnell und einfach das passende Mittel zu finden, gibt es auf der Homepage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) eine Online-Entscheidungshilfe:

Online-Entscheidungshilfe zur Siliermittelauswahl der DLG Externer Link

Grünland-Ergebnisse der KW 15/16 als Grafik:

Grafik Aufwuchsverlauf Alpenvorland KW 15/16

Alpenvorland

Grafik Aufwuchsverlauf voralpines Hügelland KW 15/16

Voralpines Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Tertiärhügelland KW 15/16

Tertiärhügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Süd KW 15/16

Ostbayerisches Mittelgebirge Süd

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Nord KW 15/16

Ostbayerisches Mittelgebirge Nord

Grafik Aufwuchsverlauf Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland KW 15/16

Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf fränkische Platten KW 15/16

Fränkische Platten

Kleegras- und Luzernebestände in den einzelnen Agrargebieten

In diesem Jahr werden im Aufwuchsmonitoring zum 1. Schnitt zusätzlich auch wieder Kleegrasbestände beprobt. Voraussetzung ist, dass die Bestände mindestens 50 % Leguminosenanteil aufweisen.
Die Beprobung findet in den Agrargebieten Tertiärhügelland, Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland, Ostbayerisches Mittelgebirge Süd und Fränkische Platten statt.

TM-Ertrag:

Die Bestände konnten durch die warmen Temperaturen weiter an Masse zulegen. Jedoch unterscheiden sich die Erträge zwischen den Agrargebieten deutlich. Im Ostbayerischen Mittelgebirge Süd und Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland liegen die Trockenmasseerträge im Mittel bei 19 bzw. 15 dt /ha wohingegen im Tertiärhügelland und Fränkische Platten die TM-Erträge bereits bei 25 dt/ha liegen.

ADFom:

In den Agrargebieten Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Fränkische Platten zeigen die Bestände bereits bei den ersten Probeschnitten einen hohen Startgehalt mit 218 g/kg TM. Die ADFom-Gehalte sind im Mittel seit der letzten Woche in allen Agrargebieten um 20 g/kg TM angestiegen. Mit Ausnahme des Ostbayerischen Mittelgebirge Süd liegen die Gehalte in KW 16 (15.04) bereits bei 241 g/kg TM.

Rohprotein (XP):

Trotz hoher ADFom-Gehalte sind auch die Eiweißgehalte in den Agrargebieten Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Fränkische Platten mit 229 bzw. 224 g/kg TM auf einem sehr hohen Niveau gestartet. Mit der fortschreitenden Verholzung sinken die Eiweißgehalte jetzt weiter ab, liegen aber in allen Agrargebieten im Mittel immer noch bei 203 g/kg TM.

Energie (NEL):

Durch die Zunahme der Gehalte an ADFom und Abnahme des Rohproteinanteils sind die Energiegehalte in allen Agrargebieten abgesunken. Mit Ausnahme des Tertiärhügellands liegen diese aber noch auf einem sehr hohen Niveau von 6,8 MJ NEL/ kg TM.

Kleegras-Ergebnisse der KW 15/16 als Grafik:

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Tertiärhügelland KW 15/16

Kleegras Tertiärhügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd KW 15/16

Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Nord KW 15/16

Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Nord

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Jura Keuper Nordbay. Hügelland KW 15/16

Kleegras Jura, Keuper, Nordbay. Hügelland

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Fränkische Platten KW 15/16

Kleegras Fränkische Platten

Wie erfolgt die Probenahme?

Das Aufwuchsmonitoring startet bei einer Aufwuchshöhe von 8 bis 10 cm – circa Anfang bis Mitte April.

Ablauf:

  • Probenahme erfolgt einmal pro Woche (Flächenbedarf: 1. Probenahme ca. 9m2, weitere Probenahmen ca. 4-8m2).
  • Abgemähtes Gras wird gewogen und eine Mischprobe für das Labor erstellt und per Post versendet.
Ende
Die wöchentliche Probenahme endet zwei Wochen nachdem auf dem Betrieb siliert wurde.

Was bekommen die teilnehmenden Betriebe?

  • Wöchentliche Nährstoffergebnisse der eigenen Aufwuchsprobe
  • Als Dankeschön: Kostenlose Futteruntersuchung einer Silageprobe

Ablauf der Probenahme

Wie werden die Inhaltsstoffe bestimmt?