Futtermittel Milchkühe
Kann Luzernesilage Maissilage ersetzen?

blühende Luzernepflanze

Luzernesilage ist wegen seines hohen Rohproteingehaltes und der guten Strukturwirkung als wertvolles Futtermittel für Milchkühe geschätzt. Ob ein teilweiser Ersatz von Maissilage durch Luzernesilage möglich ist, wurde in einem Milchviehfütterungsversuch in Grub überprüft.

In Ländern wie den USA oder Israel nimmt die Luzerne - entweder als Heu oder Silage - einen festen Bestandteil in den Rationen für Hochleistungskühe ein. Ein besonderer Vorteil der Luzerne ist ihr hoher Rohproteingehalt. Wegen der hohen ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) eignet sie sich besonders als Ergänzung zur Maissilage, die eine negative RNB aufweist. Insbesondere in Rationen mit hohem Maisanteil macht sich darüber hinaus die hohe Strukturwirkung der Luzerne positiv bemerkbar. Andererseits bedeutet der hohe Rohfasergehalt und die relativ geringe Verdaulichkeit der Rohfaser in der Luzerne auch, dass ihr Energiegehalt relativ gering ist. In einem früheren Versuch an der LfL in Grub konnte aber gezeigt werden, dass Milchkühe den geringeren Energiegehalt der Luzernesilage im Vergleich zur Grassilage durch eine höhere Futteraufnahme ausgleichen können, so dass keine Leistungsminderungen auftreten.
Ob vergleichbare Beobachtungen gemacht werden, wenn nicht nur Grassilage sondern auch Maissilage in Rationen für hochleistende Fleckviehkühe durch Luzernesilage ausgetauscht wird, sollte in einem Milchviehfütterungsversuch in Grub überprüft werden. Der Versuch war Teil eines Forschungsprojektes von Bund, Bayern und Baden-Württemberg zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers. Luzernesilage könnte im Anbau einen Teil des Silomaises ersetzen, um den Maisanteil in der Fruchtfolge zu reduzieren und so den Maiswurzelbohrer zurückzudrängen.

Versuchsaufbau

Tiermaterial

Für den Versuch wurden 40 Fleckviehkühe unter Berücksichtigung von Laktationsstand, Leistung, Milchinhaltsstoffen und Futteraufnahme gleichmäßig auf zwei Versuchsgruppen (Gruppen „Maissilage“ und „Luzernesilage“) aufgeteilt. Zu Versuchsbeginn lag der mittlere Laktationsstand bei 140 Laktationstagen. Die Kühe wurden in einem Offenfrontstall mit Liegeboxen gehalten, der mit einem automatischen Melksystem (AMS) ausgestattet ist.

Kontroll- und Versuchsration

Es wurde eine Teilmischration (PMR) zur freien Aufnahme angeboten (Tabelle 1), zusätzlich wurde ab einer Milchleistung von 24 kg/Tier und Tag (1. Laktation: 20 kg) Leistungskraftfutter (LKF) am AMS und an Kraftfutterstationen nach Leistung verabreicht.Die Kontrollration basierte auf Maissilage, Grassilage, Heu und Stroh. In der Gruppe Luzernesilage wurden die Grassilage, das Heu und das Stroh vollständig sowie die Maissilage etwa zur Hälfte durch Luzernesilage ersetzt. Bei einer geschätzten Aufnahme von 18 kg TM PMR entspricht dies einer Aufnahme von 7,5 kg TM Luzernesilage/Tier und Tag. Um den Energiegehalt und den Gehalt an nutzbarem Rohprotein (nXP) der Rationen zumindest teilweise anzugleichen, wurden zwischen den Versuchsrationen auch die Gehalte an Kraftfutterkomponenten (v.a. Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen) variiert. Der Kraftfutteranteil an der PMR lag in der Maissilageration bei 28 % der TM, in der Luzernesilageration bei 34 % der TM. Trotzdem lag der Energiegehalt in der PMR der Luzernegruppe 0,3 MJ NEL/kg TM niedriger als in der Maissilagegruppe.
Tabelle 1: Zusammensetzung (% der TM), Rohnährstoff- und Energiegehalt der Teilmischrationen
Tabelle 1: Zusammensetzung (% der TM), Rohnährstoff- und Energiegehalt der Teilmischrationen
 Kontrollgruppe mit MaissilageVersuchsgruppe mit Luzernesilage
Maissilage46,924,5
Grassilage24,5-
Luzernesilage-41,6
Heu4,8-
Gerstenstroh4,3-
Gerste4,38,4
Körnermais5,95,9
Weizen-8,4
Rapsextraktionsschrot9,0-
Rapskuchen5,67,1
Melasse1,51,5
Trockenschnitzel-1,0
Mineralfutter1,00,8
Nährstoffgehalte  
XP, g/kg TM145161
nXP, g/kg TM155154
RNB, g-1,6+1,0
NEL, MJ/kg TM7,006,66
XF, g/kg TM183190
NDFom, g/kg TM364314
Strukturwert1,51,8
Stärke + Zucker, g/kg TM270251
(XP=Rohprotein; nXP= nutzbares Rohprotein; RNB= ruminale Stickstoffbilanz; XF=Rohfaser; NDFom=neutrale Detergenzienfaser (aschefrei))

Futteraufnahme- und Leistungsdaten

Die Aufnahme an PMR wurde über automatische Wiegetröge erfasst, die Aufnahme an LKF über die Kraftfutterstationen. Die Milchleistung wurde täglich erfasst, Milchproben wurden alle 2 Wochen von allen Teilgemelken eines Tages gezogen. Von den PMR wurden wöchentlich Proben für die Analyse der Rohnährstoffe gezogen.

Ergebnisse

Der Versuch verlief störungsfrei, die Milchleistung entwickelte sich gemäß den zu erwartenden Änderungen im Laktationsverlauf. Die Futteraufnahme lag im Mittel des Versuches in beiden Versuchsgruppen bei 21,8 kg TM/Tier und Tag (Tabelle 2), so dass sich im Vergleich zur Maissilage kein starker „Sondereffekt“ der Luzernesilage auf die Futteraufnahme ableiten lässt. Allerdings wäre nach aktuellen Schätzgleichungen für die Gruppe Maissilage eine um etwa 1 kg TM/Tag höhere Futteraufnahme zu erwarten, als in der Gruppe Luzernesilage, da die Höhe der Futteraufnahme stark von der Energiekonzentration des Grobfutters abhängt. Die tägliche Energie- und nXP-Aufnahme war in der Gruppe Maissilage auf Grund der höheren Konzentrationen in der Gesamtration etwas höher als in der Vergleichsgruppe, die XP-Aufnahme war gegenläufig erniedrigt.
Tabelle 2: Futteraufnahme, Milchleistung und Milchinhaltsstoffe in der 10-wöchigen Versuchszeit
Tabelle 2: Futteraufnahme, Milchleistung und Milchinhaltsstoffe in der 10-wöchigen Versuchszeit
 Kontrollgruppe mit MaissilageVersuchsgruppe mit Luzernesilage
Futteraufnahmedaten:  
TM-Aufnahme, kg/Tag21,8 ± 2,521,8 ± 2,75
XP-Aufnahme, g/Tag3503 ± 4123791 ± 517
nXP-Aufnahme, g/Tag3502 ± 4013438 ± 448
NEL-Aufnahme, MJ/Tag156 ± 18150 ± 19
Leistungsdaten:  
Milchleistung, kg/Tag34,0 ± 5,732,7 ± 6,4
Milchfett, %3,78 ± 0,393,98 ± 0,55
Milcheiweiß, %3,45 ± 0,223,44 ± 0,19
Milchharnstoffgehalt, mg/l236 ± 28b311 ± 35a
ECM, kg/Tag33,2 ± 5,332,5 ± 5,2
a,b) Angaben mit Hochbuchstaben unterscheiden sich bei P<0,05 signifikant
± Standardabweichung, im Bereich liegen 68% der Werte

Grafik Verlauf Milchleistung Futteraufnahme LuzerneversuchZoombild vorhanden

Abbildung 1: Milchleistung und TM-Aufnahme im Versuchsverlauf

Die tägliche Milchleistung lag in der Gruppe Maissilage im Mittel der Versuchsperiode um etwa 1,3 kg/Tier höher als in der Gruppe Luzernesilage. Diese Differenz, die statistisch nicht abgesichert werden kann, lässt sich in etwa mit dem Unterschied in der täglichen Energieaufnahme erklären. Wie in Abbildung 1 dargestellt, ist der Unterschied in der Milchleistung in erster Linie durch einen etwas stärkeren Milchleistungsabfall der Luzernegruppe zu Versuchsbeginn zu erklären, im weiteren Versuchsverlauf nähern sich die Milchleistungskurven wieder an. Trotz der geringen Differenzen zwischen den Gruppen wird deutlich, dass auch bei hohen Anteilen an Luzernesilage in der Ration ein für Fleckvieh hohes Leistungsniveau erreicht wurde, was die Bedeutung der Luzernesilage als sichere Rationskomponente hervorhebt. Der Milcheiweiß- und der Milchfettgehalt waren zwischen den Gruppen vergleichbar. Der Milchharnstoffgehalt lag in der Luzernegruppe deutlich höher als in der Maissilagegruppe, was durch die höhere RNB erklärt werden kann.

Zusammenfassung

Es lassen sich aus dem Versuch folgende Aussagen treffen:

  • Auch bei hohen Anteilen an Luzernesilage in der Ration wurde ein für Fleckvieh hohes Leistungsniveau erreicht, was die Bedeutung der Luzerne als sichere Rationskomponente unterstreicht.
  • Die Futteraufnahme war trotz niedriger Energiegehalte der Grundration nicht vermindert.
  • Insgesamt stellt die Luzernesilage eine sehr interessante Futterpflanze dar, die die Strukturversorgung beim Milchvieh verbessern kann und gleichzeitig die Proteinversorgung aus der Grundration wesentlich verbessert.
  • Bei der Luzernesilage kann trotz des relativ geringen Energiegehaltes eine mit guter Grassilage vergleichbare Futteraufnahme realisiert werden.

Luzernebestand

Mehr zum Thema

Milchvieh Fütterung

Eine gezielte Fütterungsstrategie zur Optimierung und Ergänzung der betriebseigenen Futtermittel ist unverzichtbar, denn die Ausgestaltung der Fütterung beeinflusst die Kosten und die Leistungen in der Milchviehhaltung maßgeblich. Untersuchungen zur Michviehfütterung allgemein, Eiweißversorgung, Futteraufnahme, dem in der Regel im eigenen Betrieb erzeugten Grobfutter und zu Fütterungsstrategien sind ebenso Forschungsgegenstand unseres Instituts wie die Milchviehfütterung im Ökolandbau. Mehr