Angusrind: Stallmast auch mit mehr Grünfutter effizient?

Ausmast von Absetzern der Rasse Angus aus der Mutterkuhhaltung

Das Fleisch des Angus-Rindes schmeckt wegen seines relativ hohen intramuskulären Fettgehaltes besonders gut. Dies hängt auch mit dem Futter zusammen. In Übersee beispielsweise grasen die Rinder häufig auf der Weise.

Zielsetzung

Rinder in einem Stall mit Stroh
Hierzulande überwiegt die Intensivmast im Stall mit Maissilage. Mit dem vorliegenden Versuch wurde die Weidewirtschaft der Mutterkuhhaltung mit der Stallendmast der Absetzer auf Grünlandbasis verknüpft. Dies kommt den Wünschen vieler Verbraucher nach naturnahen Haltungsformen in der Landwirtschaft entgegen. Ziel war die Erzeugung von Qualitätsrindfleisch mit Graskonserven als alleinigem Grobfutter.

Methode

Für den Versuch wurden 70 Angusbullen mit einem Anfangsgewicht von 357±59 kg und einem Anfangsalter von 297±31 Tagen auf drei Gruppen aufgeteilt. Die Tiere der Fütterungsgruppe 1 werden ausschließlich über Grassilage zuzüglich Mineralfutterergänzung versorgt. Den Bullen in den Fütterungsgruppen 2 und 3 werden zusätzlich zur Grassilage täglich 1 bzw. 2 kg Kraftfutter (je zur Hälfte Körnermais und Getreide) vorgelegt.
Erfasst wurden die tierindividuelle Futter- und Nährstoffaufnahme, die Gewichtsentwicklung, die Rückenfettdicke sowie Schlachtleistungsparameter. Die sensorische Bewertung von Fleischproben wurde am MRI in Kulmbach vorgenommen, wobei hier neben der Fütterungsintensität die Reifedauer (7 vs. 14 Tage) berücksichtigt wurde.

Ergebnisse

Die Schlachtung erfolgte nach einer mittleren Mastdauer von 277 Tagen und bei einem durchschnittlichen Alter von 582 Tagen. Die Futteraufnahme stieg mit steigender Kraftfutterzulage an, wobei sich eine deutliche Grobfutterverdrängung ergibt. Die Zuwachsraten, das Endgewicht, das Schlachtgewicht und die Handelsklasse Fett wurden durch die Kraftfutterzulage deutlich gesteigert. Die Kraftfutterzulagen von 1 bzw. 2 kg/Tier und Tag wirkten sich unter vorliegenden Bedingungen auch ökonomisch positiv aus.
Effekte der Kraftfutterzulage auf Mast- und Schlachtleistungskriterien
Behandlung0 kg Kraftfutter1 kg Kraftfutter2 kg Kraftfutter
TM-Aufnahme, kg/Tag8,75±0,94b9,11±0,84ab9,46±0,91a
Anfangsgewicht, kg358±47358±53356±48
Endgewicht, kg677±53b706±63ab738±62a
Zunahmen, g/Tag1.150±171b1.258±205b1.386±181a
Schlachtgewicht, kg373±36b389±36b410±36a
Ausschlachtung, %58,9±1,759,1±1,259,6±1,2
Handelsklasse Fett*2,75±0,44b2,96±0,37ab3,22±0,52a
Handelsklasse EUROP**2,58±0,502,43±0,512,26±0,62
*1= mager, 5 = fett; **E=1, P=5
Mit zunehmenden Kraftfutteranteilen in der Ration nahmen der IMF und die Marmorierung im Muskelfleisch zu. Bei der Scherenergie, die insgesamt auf niedrigem Niveau lag, zeigten sich keine gerichteten Effekte der Fütterungsintensität. Bei den sensorischen Parametern Aroma und Saftigkeit ergab sich im Mittel der beiden Reifestufen kein gerichteter Effekt, die Zartheit wurde mit steigender Kraftfutterzulage tendenziell (p=0,057) günstiger bewertet. Proben der Reifestufe 14 Tage wurden bezüglich Saftigkeit und Zartheit deutlich (p<0,05) besser bewertet als Proben der Reifestufe 7 Tage.
Effekte der Kraftfutterzulage auf Fleischqualitätsparameter
Behandlung0 kg Kraftfutter1 kg Kraftfutter2 kg Kraftfutter
IMF, %3,12±1,32b3,55±0,98ab4,10±1,04a
Marmorierung (1-5)2,63±0,88b3,17±0,83ab3,22±0,60a
Scherenergie, N39,4±7,139,7±6,437,2±6,2
Aroma3,42±0,413,33±0,563,52±0,47
Saftigkeit3,91±0,543,78±0,833,78±0,86
Zartheit3,80±1,00b4,15±0,85ab4,35±0,78a
Projektinformation
Projektleiter: Dr. T. Ettle
Projektbearbeiter: A. Obermaier, M. Heim., P. Edelmann
Laufzeit: August 2014 bis Dezember 2016
Projektpartner: Angus Group, MRI Kulmbach, LfL-IAB, LfL-AQU, LfL-AVB

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