Ein Instrument zur Rationskontrolle: der Pansensimulation – Beuteltest

Kuh am Fressgitter
Um gemeinsame Empfehlungen weitergeben zu können, werden von den Fachzentren Rinderhaltung der ÄELF, des LKV Bayern und des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft gemeinsame Merkblätter erarbeitet. Hier dreht es sich um eine Möglichkeit, die Futterration auf ihre Strukturwirksamkeit zu überprüfen.

Wiederkauen und Pansen

Das Sicherstellen einer wiederkäuergerechten Ration ist bei der Fütterung von Milchkühen mit hoher Leistung eine Herausforderung. Ein gesunder Pansen ist die Voraussetzung für eine gesunde Kuh! Bereits eine subakute Pansenazidose führt zu geringerer Milchleistung und erhöhter Krankheitsanfälligkeit. Daher darf der pH-Wert im Pansen nicht unter 6,2 sinken. Dies erreicht die Kuh mittels zweier Mechanismen:
  1. Über die Absorption von flüchtigen Fettsäuren (z.B. Propionsäure) durch gut ausgebildete Pansenzotten. Im Austausch werden Puffersubstanzen in den Pansen abgegeben.
  2. Durch die Zufuhr von Puffersubstanzen über den Speichel. Dies sind in erster Linie Natriumhydrogenkarbonat (auch als "Natriumbikarbonat" bezeichnet) (1,1 – 3,2 kg/Tag) und Dinatriumhydrogenphosphat (0,4 – 1,1 kg/Tag) sowie Kalziumkarbonat und Magnesiumoxid. Die Speichelbildung wird durch das Wiederkauen angeregt was einer Pansenazidose entgegengewirkt.

Daten zu Pansen und Speichel

  • Pansenvolumen: ca. 160 Liter
  • Speichelproduktion beim Rind ca. 100 bis 300 l pro Tag
  • pH-Wert des Speichels: ca. 8,5
  • Normaler pH-Wert im Pansen: 6,2 bis 7,0
  • subakute Pansenazidose: pH-Wert im Pansen länger als 5 Stunden unter 5,8

Wie strukturwirksam ist meine Ration?

Skizze PansenschichtungZoombild vorhanden

Futterschichtung im Pansen, Foto: Dr. Ugur Kalayci

Neben der Beobachtung des Wiederkauverhaltens gibt auch die Schichtung im Pansen Aufschluss über die Wiederkaugerechtigkeit der Ration. Um das Wiederkauen anzuregen muss sich im Pansen eine sogenannte Faser- bzw. Schwimmschicht ausbilden. Hierfür muss die Kuh eine ausreichende Menge an „Struktur“ aufnehmen. Die Struktur-wirksamkeit kann jedoch im Gegensatz zu den verschiedenen Faserfraktionen nicht im Labor untersucht werden.

Durchführung und Bewertung des Beuteltests

Beutel mit FlüssigkeitZoombild vorhanden

Beuteltest - Ration A, Foto: Florian Scharf

Ein Hilfsmittel, um die Schichtung im Pansen darzustellen, ist neben der Schüttelbox der sogenannte „Beuteltest“: in einen großen durchsichtigen Plastikbeutel (oder –sack) werden ca. 10 l lauwarmes Wasser gegeben. Anschließend gibt man ca. 1 kg (Frischmasse) der gemischten Ration dazu und mischt / knetet den Beutel von außen gut durch. Dann hält man den Beutel still und begutachtet das Ergebnis; damit darf man aber nicht zu lange warten. Entscheidend ist v.a. die Schwimmschicht. Ist diese wie im Bild nur wenig ausgeprägt, ist wahrscheinlich auch die Schwimmschicht im Pansen nur gering ausgeprägt. Es besteht die Gefahr, dass zu wenig wiedergekaut wird und somit eine Pansenübersäuerung droht. Ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte ist die Schwebephase. Befindet sich wie im Bild zu sehen nur sehr wenig Material darin, ist dies ein weiterer Hinweis, dass die Ration A nicht ganz passt.
Beutel mit FlüssigkeitZoombild vorhanden

Beuteltest - Ration B, Foto: Florian Scharf

Anders dagegen beim Test der Ration B . Sowohl die Schwimmschicht als auch die Schwebephase ist deutlicher ausgeprägt als bei Ration A (oben) zu sehen. Trockene Rationen ergeben dickere Schwimmschichten als feuchtere Rationen. Dies würde bedeuten, dass trockenere Rationen auch besser zum Wiederkäuen anregen, was sich des Öfteren auch in der Praxis bestätigt.

Fazit

Der Beuteltest ist eine einfache Möglichkeit, schnell die Wiederkaugerechtigkeit einer Ration zu betrachten, gibt jedoch keine eindeutige Aussage ob die Ration passt oder nicht. Hierfür sind noch andere Faktoren zu berücksichtigen, wie z. B. der Anteil an pansenabbaubaren Kohlenhydraten in der Ration.
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