Wildtiermangement
Übergriffe durch vermehrte Kontrollen und Anpassung des Betriebsablaufes vermeiden

Person mit Zaunprüfgerät überprüft Spannung des Elektrozaunes

Regelmäßige Überprüfung der Spannung des Elektrozauns,
Foto: M. Wagenpfeil, AELF Ebersberg

Mehrere Generationen lang konnten Wissen und Erfahrung im Umgang mit Wolf, Luchs und Bär in Deutschland in Vergessenheit geraten. Doch die Rückkehr der großen Beutegreifer erfordert Umdenken, neues Wissen und Rückgriff auf alte Erfahrungen in weiten Bereichen der Tierhaltung. Jeder Betrieb muss seinen Betriebsablauf im Laufe des Jahres überdenken, Schwachstellen finden (z.B. besonders gefährdete Weiden) und versuchen einen bestmöglichen Schutz unter vertretbaren Aufwand sicherzustellen.

Tägliche Kontrolle

Jeder Tierhalter muss im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht seine Tiere in der Regel täglich kontrollieren. Besonders gefährdete Weideflächen (z.B. Ablammweiden, von Wald umgebene Weiden) sind mit mehr Aufwand zu zäunen und zu kontrollieren als hofnahe Flächen. In Ablamm-/ Abkalbephasen ist besondere Aufmerksamkeit geboten.

Bei der Kontrolle sollte auf folgende Punkte besonders geachtet werden:

  • Tiere:
    • Fehlen Tiere?
    • Ist die Herde unruhig?
    • Gab es Lammungen?
    • Fehlen Tiere?
    • Sind Tiere sichtbar erkrankt?
    • Sind Tiere verendet?
  • Zäune:
    • Ist das Weidetor in Ordnung?
    • Gibt es Löcher im Zaun oder im Bodenbereich (Fuchs, Dachs)?
    • Ist der Zaun straff gespannt?
    • Stecken die Pfähle fest in der Erde?
    • Ist die Spannung ausreichend?
    • Gibt es Einsprungmöglichkeiten? (Empfehlung: 4 m Abstand!)
Jede Kontrolle ist zu dokumentieren. Nur so kann bei Schäden der Tierhalter aus der Haftung entlassen werden.

Haftung bei wolfsbedingten Herdenausbrüchen

Betriebliche Anpassungen

Schaf mit Lämmchen in Ablammbox

Schaf in der Ablammbox

Einen hundertprozentigen Schutz für Nutztiere auf der Weide gibt es letztlich nicht. Jeder Landwirt muss einen Kompromiss finden zwischen dem, was gut schützt, baurechtlich erlaubt und vom Aufwand her in der Praxis realisierbar ist.
Die Präventionsmaßnahmen für Schafe, Ziegen, Jungrinder, Bienen und Gehegewild gegen Wolf, Luchs und Bär unterscheiden sich dabei in ihrer Art grundsätzlich nicht voneinander. Lediglich in der Ausführung (z. B. Metallpfosten statt Holzpfosten beim Luchs) gibt es geringfügig Unterschiede. Neben den direkten Schutzmaßnahmen (Zäunung, Herdenschutzhunde etc.) können indirekte Maßnahmen erheblich zum verbesserten Schutz der Weidetiere beitragen.

Sie sind je nach Tierart, Produktionsziel, Stallhaltung, Saisonale oder Ganzjahresweide verschieden und sollten zusammen mit direkten Schutzmaßnahmen angewandt werden:

  • Abkalbung und Lammung im Stall (wenn möglich nicht auf der Wanderschaft oder der Alm/Alp) oder
  • auf möglichst wolfssicher gezäunten Ablamm- bzw. Abkalbekoppeln auf hofnaher, einsehbarer Koppel und
  • rasche Entsorgung von Nachgeburten und verendeten Tieren.
  • Wenn möglich nächtliches Einstallen der Tiere in einem allseits geschlossenen Stall, der keine Einsprungmöglichkeiten aufweist.
  • Weideflächen, die von Wald umgeben sind oder andere Einsprungmöglichkeiten aufweisen, wenn möglich vermeiden,
  • Lämmer und Kälber im Herdenverband unter dem Schutz erfahrener Tiere aufwachsen lassen

Ansprechpartnerin
Giulia Kriegel
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7121
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@LfL.bayern.de

Person auf Weide sitzend umgeben mit Schafherde

Giulia Kriegel

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