Tierwohl
Entwicklung der Hornloszucht im Zuchtprogramm

Stehende Kuh auf der Wiese

Züchterisch interessante hornlose Kühe werden im Rahmen von "Bayern-Polled" gezielt angepaart, Foto: Berchtold

In den Zuchtprogrammen der Verbände wird der Züchtung natürlich hornloser Fleckviehbullen ein großer Stellenwert eingeräumt. Infolgedessen wächst das Angebot der hornlos vererbenden Besamungsstiere zusehends. Die Rekrutierung erfolgt dabei aus den gezielten Anpaarungen von geeigneten Bullenmüttern.

In dem für die Erzeugung hornloser Genetik ausgerichteten Programm "Bayern-Polled" werden genetisch interessante weibliche Zuchttiere mit Hornlosstatus vom LKV an die Fachzentren für Rinderzucht gemeldet. Im letzten Jahr wurden über diesen Weg 1318 Kühe und 960 Jungrinder für eine gezielte Anpaarung selektiert. "Bayern-Polled" fördert somit die gezielte Anpaarung ausgewählter Bullen auf natürlich hornlose Kühe und Jungrinder.

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Entwicklung der Anpaarungen über "Bayern-Polled" bei Fleckvieh

Nachfolgende Grafik zeigt die erfreuliche Entwicklung der Anzahl hornloser Kühe und Jungrinder mit Paarungsempfehlungen durch die Fachzentren Rinderzucht im Rahmen des Hornlosprogramms Bayern-Polled. Der Zeitraum umfasst jeweils 01.10. – 30.09. des Folgejahres

Über 5000 Anpaarungsempfehlungen

Betrachtet man die Gesamtheit der Bullenmütter, so ist es über den Pfad hornloser Bulle mal genetisch gehörnte Kuh natürlich genauso möglich, vielversprechende hornlose Kandidaten zu erzeugen. Hierfür werden im Segment der genomischen Jungvererber (GJV) die besten hornlosen Söhne der jeweiligen Vaterlinie ausgewählt.

Im Zeitraum 01.10.2018 bis 30.09.2019 wurden von den Fachzentren insgesamt über 5000 Anpaarungsempfehlungen auf Bullenmütter ausgesprochen, in der Hoffnung, ein aufzuchtwürdiges natürlich hornloses Bullenkalb zu erzeugen. Die beliebtesten Bullen waren dabei Majestät PP*, Vogtland P*S, Malaga Pp* und Votary P*S.

Aus der Analyse des letztjährigen Zuchtprogrammes kann der Hornloszucht wieder eine vielversprechende Prognose attestiert werden. Aus den zwei Programmvarianten Bayern-Polled und Gezielte Paarung wird sich eine große Palette an interessanten hornlosen Bullenkälbern ergeben, wobei aber auch der Effekt aus den daraus hervorgehenden Kuhkälbern langfristig einen großen Nutzen bringt. Aus der Anpaarung mit den derzeit noch zum Großteil mischerbigen Eltern (Pp, Pp*, PS, P*S) sind auch einige interessante reinerbige Bullenkälber (PP, PP*) zu erwarten, die später als Besamungsbullen zu 100 Prozent hornlose Nachkommen erzeugen werden.

Die Hornlosen holen auf

Auch wenn sich eine große Nachfrage nach den „züchterischen Enthornern“ gebildet hat, sind für eine nachhaltige Akzeptanz auch immer konkurrenzfähige Zuchtwerte notwendig.

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Genetischer Trend der hornlosen zu den gehörnten nach Geb.-Jahrg. der Bullen

Die Grafik zeigt, dass sich über einen Zeitraum von zwölf Jahren (Bullen-Geburtsjahrgänge 2006 - 2018) die hornlosen sowohl beim genomischen Gesamtzuchtwert als auch beim genomischen Milchwert den gehörnten Bullen angenähert haben. Beim jüngsten Jahrgang beträgt der Abstand noch jeweils annähernd 4 Punkte.
Der Unterschied der im Einsatz befindlichen hornlosen Bullen der "Bunten Liste" zu den gehörnten hat sich in den letzten Jahren ebenfalls deutlich verringert. So beträgt er im GZW bei den genomischen Jungvererbern noch vier Punkte und bei den Nachkommen geprüften Bullen nur noch einen. Im Jahr 2016 betrug der Abstand dagegen jeweils 10 Punkte.
Vergleich: Gehörnte und natürlich hornlose Fleckviehbullen nach Zuchtwerten (November 2019)
Status BulleGZWMWFWFIT
GJV gehörnt (n=157)131125108112
GJV hornlos (n=65)127120110112
geprüft gehörnt (n=163)122116107107
geprüft hornlos (n=10)121116111102

Ansprechpartner
Bernhard Luntz und Johann Robeis
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7150/7159
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de

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Bernhard Luntz

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Johann Robeis

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