Praxisinformationen vom Dezember 2023
Ergebnisse zur aktuellen Zuchtwertschätzung

In den Monaten April, August und Dezember jeden Jahres wird eine Zuchtwertschätzung (ZWS) basierend auf den vorliegenden Leistungsprüfungsdaten durchgeführt. Aktuelle Ergebnisse können in der Online-Anwendung BaZI-Rind abgerufen werden. Die in der Zuchtwertschätzung Dezember 2021 vorgenommenen Änderungen im Zuchtwertschätzverfahren und bei der Veröffentlichung der Zuchtwerte werden im Folgenden beschrieben.

Routinemässig wurde die Basisgruppe für die Berechnung der Zuchtwerte bei jeder Zuchtwertschätzung aktualisiert. Dadurch ergaben sich Zuchtwertänderungen, die spezifisch für jedes Merkmal angegeben werden können. Weitere Änderungen sind in den verschiedenen Abschnitten aufgeführt.

Basisanpassung

Für alle Zuchtwertschätzungsmerkmale innerhalb der Rasse gelten die jeweiligen gleichen Basisjahrgänge.

Zuchtwert-Änderungen, die sich durch die Basisanpassung ergeben haben - Dezember 2023 pdf 176 KB

Basistiere der aktuellen Zuchtwertschätzung Dezember 2023:

  • Fleckvieh: Kühe geb. zw. Dez. 2016 bis Nov. 2019 (4-6 Jahre alt)
  • Brown Swiss: Kühe geb. zw. Dez. 2014 bis Nov. 2017 (6-8 Jahre alt)
  • Gelbvieh, Grauvieh: Kühe geb. zw. Dez. 2012 bis Nov. 2015 (8-10 Jahre alt)
  • Pinzgauer, Vorderwälder: Kühe geb. zw. Dez. 2014 bis Nov. 2017 (6-8 Jahre alt)

Neue ZWS Klauengesundheit (Fleckvieh, Brown Swiss)

Dr. Christian Fürst, ZuchtData
Ohne Zweifel handelt es sich bei der Klauengesundheit hinsichtlich Tierwohl und Wirtschaftlichkeit um einen sehr wichtigen Merkmalskomplex, für den ab diesem ZWS-Termin bei Fleckvieh und Brown Swiss Zuchtwerte veröffentlicht werden.
In den letzten Jahren wurden viele Daten von Klauenpflegern aber auch von Landwirten z.B. im Rahmen verschiedener Projekte (z.B. Klauen-Q-Wohl, FleQS, Fleckfficient, Braunvieh Vision, FoKUHs, D4Dairy, usw.) erfasst. Bei den Klauenbefunden der Klauenpfleger und Beobachtungen der Landwirte wurden 6 Merkmale für die ZWS ausgewählt. Es sind dies Mortellaro, Limax, Weiße-Linie-Defekt, Klauengeschwür, Ballenhornfäule und Klauenrehe. Zusätzlich wird ein Merkmal definiert, das alle sonstigen Klauenbefunde umfasst. Darüber hinaus werden auch die tierärztlichen Diagnosen aus dem Klauenbereich als zusammengefasstes Merkmal in die ZWS einbezogen. Nach entsprechender Validierung gehen beim Fleckvieh über 500.000 Kühe mit Klauenpflege- oder Tierarztinformationen in die ZWS ein, bei Brown Swiss sind es fast 100.000 Kühe.

Im ZWS-Modell werden folgende Umwelteinflussfaktoren berücksichtigt:

  • Region
  • Kalbejahr
  • Kalbemonat
  • Laktation
  • Kalbealter
  • Laktationsstadium
  • Klauenpfleger/Tierarzt
  • Erfassungsart
  • und Betrieb
Die Einzelmerkmale werden entsprechend der wirtschaftlichen Bedeutung (Mortellaro und tierärztliche Diagnosen mit jeweils 20 Prozent am stärksten gewichtet) zum Klauengesundheitswert KGW kombiniert. Die Erblichkeit für den KGW ist 6,3 Prozent beim Fleckvieh und 10,6 Prozent bei Brown Swiss. Ein sehr wichtiges Hilfsmerkmal ist die Abgangsursache Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen, da es auch aus Regionen bzw. von Betrieben ohne Klauenbefunde ohne Zusatzaufwand zur Verfügung steht und eine hohe genetische Korrelation von über 0,60 zum KGW aufweist. Neben der Abgangsursache haben sich die Hauptnoten für Rahmen und Fundament als informative Hilfsmerkmale für die Klauengesundheit erwiesen. Einerseits zeigen rahmigere und damit schwerere Kühe mehr Klauenprobleme, andererseits weist eine höhere Fundamentnote in der Tendenz auf weniger Klauenprobleme hin.

ZWS für Klauengesundheit erfolgt in mehreren Schritten

Grafik zur ZWS KlauengesundheitZoombild vorhanden

Abb. 1: Schematische Darstellung der ZWS für Klauengesundheit.

Die ZWS für Klauengesundheit erfolgt, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, in mehreren Schritten. Erster Schritt ist eine Mehrmerkmals-Single-Step-ZWS mit den Klauenpflegemerkmalen und tierärztlichen Diagnosen, aus dem der origina-le KGW1 resultiert. Parallel dazu wird die ebenfalls neu entwickelte ZWS für die Abgangsursache Klauen- und Glied-maßenerkrankungen (AB) durchgeführt. Analog dazu werden auch umweltkorrigierte Phänotypen aus der Routine-ZWS für Exterieur für Rahmen (RA) und Fundament (FU) verwendet.

Diese vier Merkmale gehen in den letzten Schritt ein, ebenfalls eine Mehrmerkmals-Single-Step-ZWS:

  • KGW1
  • Abgang Klaue
  • Rahmen
  • und Fundament
Der finale Zuchtwert aus diesem Single-Step-Lauf ist schließlich der Klauengesundheitswert KGW, der als einziger Zuchtwert aus diesem neuen ZWS-System veröffentlicht wird. Die Klauengesundheitswerte KGW liegen, wie bei den Relativ-Zuchtwerten üblich, ungefähr im Bereich zwischen 70 und 130. Bei den genotypisierten Kandidaten werden Sicherheiten von ca. 65 Prozent beim Fleckvieh bzw. 56 Prozent bei Brown Swiss erreicht. Der genetische Trend für den KGW ist beim Fleckvieh leicht negativ und bei Brown Swiss stabil.
In den Abbildungen 2 und 3 ist der durchschnittliche Zusammenhang zwischen dem KGW und dem Anteil an Klauenbefunden und tierärztlichen Diagnosen dargestellt („Top-Flop“). Bei den Klauenbefunden liegt der durchschnittliche Unterschied zwischen Stieren mit einem KGW unter 90 bzw. über 110 je nach Rasse zwischen 8 und 10 Prozent und bei den tierärztlichen Diagnosen zwischen 4 und 7 Prozent.
Balkendiagramm

Abb. 2: Zusammenhang zwischen KGW und Anteil Klauenbefunde bzw. tierärztliche Diagnosen beim Fleckvieh.

Bild in Originalgröße

Balken

Abb. 3: Zusammenhang zwischen KGW und Anteil Klauenbefunde bzw. tierärztliche Diagnosen bei Brown Swiss.

Bild in Originalgröße

Der neue Klauengesundheitswert KGW wird ab Dezember 2023 für die Rassen Fleckvieh und Brown Swiss im Fitnessblock veröffentlicht, aber vorerst weder in den Fitnesswert FIT noch in den Gesamtzuchtwert GZW eingerechnet. Bei den „kleinen“ Rassen Pinzgauer, Grauvieh, Gelbvieh und Vorderwälder reicht die Datenmenge vorerst noch nicht für eine offizielle ZWS aus. Die neue ZWS Klauengesundheit schließt eine wichtige Lücke im Fitness- und Gesundheitsbereich und soll auch dazu motivieren, verstärkt Klauenpflege- und Gesundheitsdaten zu erfassen.

Einbeziehung Slowakei in ZWS Exterieur, Nutzungsdauer und Fruchtbarkeit (Fleckvieh)

Dr. Dieter Krogmeier, LfL-ITZ und Dr. Christian Fürst, ZuchtData
Die Slowakei ist bereits seit dem Jahr 2019 in die gemeinsame ZWS bei der Milch integriert und seit 2020 werden auch slowakische Zellzahl-Daten in die Fleckvieh-ZWS einbezogen. Mit der ZWS Dezember 2023 fließen Daten aus der Slowakei auch in die ZWS Exterieur, Nutzungsdauer und Fruchtbarkeit ein.
Beim Exterieur wurden ca. 13.000 Beschreibungsergebnisse in die ZWS einbezogen, das entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent vom Gesamtdatenbestand. In die Nutzungsdauer-ZWS konnten die Daten von ca. 300.000 slowakischen Kühen einbezogen werden (2,5 Prozent aller Daten), bei der Fruchtbarkeit wurden ca. 130.000 Datensätze (0,4 Prozent vom Gesamtbestand) in der ZWS verwendet. Als Merkmale standen bei der Fruchtbarkeit nur die Non-Return-Rate, Rastzeit und Verzögerungszeit zur Verfügung, aber keine Gesundheitsdaten (frühe Fruchtbarkeitsstörungen, Zysten).
Bei allen drei Merkmalen wird der genetische Trend durch die geringe Datenmenge nicht beeinflusst und die Auswirkungen auf die Zuchtwerte von DE-/AT-/CZ-Stieren sind sehr gering. Die Korrelationen liegen über 0,99, nennenswerte ZW-Änderungen gibt es nur bei einzelnen Stieren mit größerem Datenzuwachs aus der Slowakei.

Neuerungen in Zuchtwertdatenbank BaZI-Rind

In die Online-Anwendung Bayerische Zuchtwert-Informationen (BaZI) Rind wurde der neu eingeführte Zuchtwert Klauengesundheitswert (kurz: KGW) in die Darstellungen, sowie in die Liste der möglichen Filtereinstellungen unter dem Punkt Zuchtwertkriterien aufgenommen. Die Anzahl der im Exterieur bewerteten Töchter aus der Slowakei ist jetzt ebenfalls in der Einzeltierdarstellung beim Exterieur zu ersehen.
Zur Zuchtwertschätzung Dezember wurde außerdem die zusätzliche Filtermöglichkeit nach Bullen mit gesextem Sperma (männlich/weiblich) eingeführt. Nach einer Anwahl dieser Optionen wird die Ergebnisliste auf Bullen mit mindestens einer KB-Station aufgeführt, in der gesextes Sperma angeboten wird. Die Informationen zum gesexten Sperma stammen aus der länderübergreifenden Datenbank BULLY, in der die Besamungsstationen aus Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und Tschechien die Samenverfügbarkeit ihrer Bullen selbständig pflegen können.
In der Ansicht Stammdaten der Bullen wird ab sofort neben der Angabe der Herdbuchnummer auch die Herdbuch-Klasse in Bayern angedruckt (sofern Angabe verfügbar). Diese bezieht sich auf die Herdbucheinstufung des jeweiligen KB-Bullen in Bayern. In den allermeisten Fällen liegt hier Herdbuch-Klasse A, in seltenen Fällen Herdbuch-Klasse B, vor.

Termin nächste Zuchtwertschätzung

Der Veröffentlichungstermin der nächsten nationalen Zuchtwertschätzung ist Mittwoch, der 03.04.2024.
Unter Veröffentlichungstermine Zuchtwertschätzung sind die aktuellen Veröffentlichungstermine für 2024 zu ersehen.

Neben der dreimaligen Hauptschätzung mit den Single-Step Verfahren werden monatliche Kandidatenläufe der genomischen Zuchtwertschätzung durchgeführt. An diesen Terminen gibt es für die jeweils neu aufgelaufenen Kandidaten genomische Zuchtwerte, die über den Zuchtverband den Auftraggebern mitgeteilt und gleichzeitig auch in den RDV eingepflegt werden, so dass sie in Dokumenten (z.B. Stammbuchauszügen) oder Katalogen angedruckt werden können. Die Termine zu den Kandidatenläufen sind ebenfalls auf der oben angegebenen Webseite verlinkt.

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