Genomische Selektion auf Fruchtbarkeit (Schweinezucht)
Eber Deutsches Edelschwein, Foto: J. Angermeier, AELF Töging am Inn
Ein weiterer wichtiger Schritt zur Verbesserung der Fruchtbarkeitsmerkmale
Seit der stärkeren Betonung der Fruchtbarkeit im Zuchtziel in 2009 ist nachweisbar ein deutlicher Anstieg der Fruchtbarkeit der bayerischen Mutterrassen eingetreten. Dies besonders bei Sauen mit höherer Wurfziffer, um die Persistenz der Leistung zu stärken und damit ältere Sauen im Zuchtwert hervorzuheben. Die Abbildung 1 zeigt die Entwicklung in der Fruchtbarkeit höherer Würfe bei den Töchtern der geprüften Eber in Bayern.
Einbeziehung der FE-Daten
Seit 2011 werden zusätzlich die Fruchtbarkeitsdaten der Sauen in der Ferkelerzeugerstufe als zweiter Schritt berücksichtigt. Bayern verfügt mit
ca. 180 000 Sauen über das deutschlandweit umfangreichste Datenmaterial zu Fruchtbarkeitsleistungen in der Produktionsstufe. Die Einbeziehung führte dazu, dass beispielsweise bei der Umstellung in 2012 Edelschweineber im Mittel aus über 450 Töchterwürfen geschätzt werden konnten. Diese breite Absicherung der Fruchtbarkeitsdaten erlaubte in der Folge dann auch den erstmaligen Einstieg in die Genomische Selektion auf Fruchtbarkeit in Deutschland.
Projekt FruchtbarkeitsOptimierung durch Genomische Selektion (FrOGS), der dritte Schritt
Im Rahmen dieses Projektes zwischen der Uni Kiel, den bayrischen Besamungsstationen, der EGZH, dem LKV, der GeneControle und der Landesanstalt wurde seit 2011 bei etwa 2.400 Ebern und Sauen der bayerischen Mutterrassen, die sehr hohe Sicherheiten für den Zuchtwert Fruchtbarkeit aufwiesen, eine Genotypisierung durchgeführt. Für die sogenannte Kalibrierungsstichprobe, die als Grundlage für die Schätzung gilt, wurden diese 2.400 Tiere beprobt und mit ihren Zuchtwerten zusammengeführt.
Im Projekt gab es typisierte Eber, von denen weit über 400 Töchterwürfe für die Auswertung zur Verfügung standen. Bei den typisierten Sauen waren über 25 Töchterwürfe pro untersuchte Sau zu finden.
Diese realisierten Sicherheiten für die dann durchgeführte Validierung der untersuchten Merkmale sind aus der Abbildung 2 für lebend geborene Ferkel und für den Fleischanteil zu entnehmen. Hieraus wird deutlich, dass in dem Merkmal Fruchtbarkeit durch Genomische Selektion unter bayerischen Verhältnissen trotz bereits vergleichsweise sehr hoher Sicherheiten nochmals eine enorme Steigerung von nahezu 50 Prozent zu erreichen ist. Im Fleischanteil hingegen, der von anderen Mitbewerbern - zumeist allerdings bei Vaterrassen - versuchsweise genomisch bearbeitet wird, ergab sich durch die hohe Grundsicherheit der bayerischen Daten nur ein sehr geringer Anstieg in der Sicherheit von etwa 7 Prozent.
In der Konsequenz hat die bayerische Schweinezucht in Zusammenarbeit mit den bayerischen Besamungsstationen beschlossen, dass Projekt fortzuführen und die Kalibrierungsstichprobe kontinuierlich durch weiteres Probenmaterial zu erweitern. Im Frühjahr 2014 wird die Umsetzung in Form eines Genomisch optimierten Zuchtwertes angestrebt. Zu diesem Zeitpunkt werden voraussichtlich die Abstammungsdaten der Sauen aus selbstgeführten Sauenplaner des LKV Bayerns die Datengrundlage nochmals signifikant erhöhen.
Fazit
Getreu dem Motto „Qualität aus Bayern steht für Qualität“ wird die endgültige Ausweisung der Zuchtwerte erst mit fundiertem Datenmaterial gestartet. Zuchtwerte aufgrund geringer Stichproben sind kein bayerischer Weg, da ansonsten die Gefahr besteht nicht die besten Vererber zu selektieren. Die bayerischen Ferkelerzeuger können mit ihren eigenen Daten dann auf den europaweit sichersten Fruchtbarkeitszuchtwerten aufbauen.
Stand: September 2013
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Die Genomische Selektion wird in der Schweinezucht zweifellos eine große strategische Bedeutung erlangen. Die konsequente Anwendung der Genomischen Selektion bietet die Chance, den Zuchtfortschritt vor allem in den funktionalen Merkmalen zu beschleunigen. Ein entsprechendes Forschungsprojekt läuft seit November 2011.
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