PigsWithTails

Drei Ferkel mit ungekürzten Schwänzen

Schaffung einer umfassenden Datenbasis und Entwicklung züchterischer Strategien zur nachhaltigen Reduzierung des Schwanzbeißens in der Schweinezucht

In einem länderübergreifenden Projekt sollen mögliche genetische Ursachen für das Schwanzbeißen bei Mastschweinen erforscht werden. Hierzu werden in drei Leistungsprüfungsanstalten Daten zum Schwanzbeißen erfasst und anschließend genetisch ausgewertet. Das Projekt umfasst alle deutschen Schweineherkünfte.

Ziele

Die Schweineproduktion in Deutschland steht im Konflikt zwischen einer am Tierwohl orientierten Produktionsweise und der Sicherung einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit. Der Zielkonflikt zeigt sich beispielhaft am Problem des Schwanzbeißens, das unter den in der Praxis existierenden Haltungsbedingungen und mit den am Markt verfügbaren Herkünften häufig ein massives Problem für das Tierwohl darstellt. Dies gilt besonders, wenn der Ferkelerzeuger auf das Kupieren des Schwanzes verzichtet.

Aufwändige und zum Teil kostenintensive Veränderungen der Haltungsbedingungen u.a. Extensivierung, Änderung der Gruppengrößen und ‐zusammensetzung, Angebot von Beschäftigungsmaterial, erhöhtes Flächenangebot vermindern zwar deutlich die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionssystems, können bisher das Problem nicht zuverlässig lösen (Abriel und Jais, 2013). Schwanzbeißen tritt sowohl in der konventionellen, als auch bei der ökologischen Schweinehaltung auf, dort sogar häufig noch stärker ausgeprägt. Aus diesem Grund soll im vorliegenden Projekt versucht werden, genetische Ursachen für das Schwanzbeißen zu identifizieren und züchterische Strategien zur Verminderung des Schwanzbeißens zu entwickeln.

Methoden

Eine gezielte züchterische Bearbeitung der Problematik wird bislang dadurch erschwert, dass eine im Routinebetrieb praktikable Merkmalserfassung nicht verfügbar ist. Daher fehlen auch Erkenntnisse über den Grad der Erblichkeit, genetische Korrelationen zu anderen Merkmalskomplexen und Wechselwirkungen der Inzidenz des Schwanzbeißens mit Faktoren des Haltungssystems unter den in Deutschland verbreiteten Haltungsbedingungen in Zucht‐ bzw. Produktionsbetrieben.

Daher ist die Hauptzielrichtung des Projekts die Entwicklung geeigneter Bonitierungsmethoden für die massenhafte Erfassung von Schwanzverletzungen, die genetisch-statistische Auswertung dieser Daten und die Entwicklung von Züchtungsstrategien. Hierzu werden Datenerhebungen an Kreuzungsnachkommen von Ebern der Rassen Bavarian Piétrain, German Piétrain, BHZP 77 und BHZP 04 durchgeführt. Damit ist die gesamte Bandbreite des Projekts abgedeckt. Zusätzlich werden ergänzende Untersuchungen zum erstmaligen Auftreten von Schwanzbeißverhalten an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg durchgeführt.

Ergebnisse

Die am häufigsten auftretenden Schwanzverletzungen waren bei kupierten Tieren durchbrochene Haut und Blutungen, bei unkupierten Tieren Nekrose und Längenverluste. Schwanzbeißen tritt am häufigsten gegen Ende der Aufzucht auf und hat einen genetischen Hintergrund. Für eine umgehende Verringerung des Schwanzbeißproblems sind verbesserte Haltungsbedingungen erforderlich.

Züchtung kann nur ergänzend zur Verbesserung der Haltungsumwelt wirken. Züchtungsstrategien sollten sich zum einen auf die Reduzierung von Schwanzverletzungen konzentrieren. Hierbei sollten primär die Merkmale DBH und Blutungen, welche mit einer hinreichenden Prävalenz auftraten, berücksichtigt werden. Außerdem sind die Merkmale Nekrose und Längenverlust, die in hoher Prävalenz bei unkupierten Schweinen auftraten, zu erfassen. Es empfiehlt sich, die Schwänze aller Tiere in der Herde mindestens dreimal zu bonitieren, und zwar 1 bis 2 Wochen nach dem Absetzen, zu Beginn der Mast und einige Wochen später. Für wirkliche Erfolge ist es notwendig, ein System zur zuverlässigen, automatisierten Identifizierung und Aufzeichnung von Tätern zu entwickeln. Des Weiteren sollten die genetischen Zusammenhänge zwischen Schwanzbeißverhalten und der Verhaltensnote hinsichtlich der Möglichkeit einer indirekten Selektion weiter geklärt werden.

Flyer zu PigsWithTails pdf 594 KB

Ausführliche Darstellung der Projektergebnisse

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Projektinformation
Projektleitung: Prof. Dr. Kay-Uwe Götz
Projektbearbeiter: Dr. R. Eisenreich, Dr. J. Dodenhoff
Laufzeit: 01.07.2016 bis 31.05.2020
Finanzierung: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BLE)
Projektpartner: Universität Göttingen, Landesanstalt für Schweinezucht Boxberg, Bundeshybridzuchtprogramm Dahlenburg
Förderkennzeichen/Fördernummer des Teilprojekts der LfL: 2815NA086