Bayerische Eiweißinitiative
Heimische Eiweißfuttermittel in der Schweinefütterung

Sojapflanzen

Die Eiweißversorgung in der Schweinefütterung wird zu einem überwiegenden Teil mit importiertem Sojaextraktionsschrot (SES) sichergestellt. Es bieten sich jedoch heimische Alternativen an, welche die Importabhängigkeit reduzieren können, ökonomisch rentabel sind und eine bedarfsgerechte und eiweißsparende Aminosäurenversorgung der Tiere ermöglichen.

Die dargestellten Schweinemastrationen zeigen beispielhafte Umsetzungsmöglichkeiten einer Fütterung mit alternativen Eiweißträgern. Die Fütterung säugender Sauen und die Ferkelfütterung sind durch ihre hohen Ansprüche im Hinblick auf Aminosäurenzusammensetzung, Energie und Verdaulichkeit gekennzeichnet und lassen derzeit nur eine eingeschränkte Substitution des verbreitet eingesetzten SES zu. Daher wird auf eine ausführliche Darstellung von Rationen dieser Produktionsrichtungen verzichtet. Die Fütterung tragender Sauen ist hingegen auch mit heimischen Alternativen möglich.

Rapsextraktionsschrot

Ferkel
Rapsprodukte, insbesondere Rapsextraktionsschrot (RES), haben in den letzten Jahren vermehrt Verwendung in der Schweinefütterung gefunden. RES ist ein qualitativ hochwertiges und dennoch preiswertes Eiweißfuttermittel, das in allen Altersgruppen einsetzbar und in Bayern gut verfügbar ist. Beim Einsatz in der Schweinefütterung ist auf den geringen Energiegehalt, die geringere Dünndarmverdaulichkeit im Vergleich zu SES, sowie auf die erhöhten Phosphor-Gehalte zu achten. Durch Ergänzung mit freien Aminosäuren und Phytase zur Nutzung des phytingebundenen Phosphors können bedarfsgerechte Futterrationen mit RES angeboten werden. Bei tragenden Sauen ist die Eiweißversorgung mit RES als alleinige Eiweißfutterkomponente möglich.

Eiweißfuttermitteln und ihre Einsatzempfehlungen für die Schweinefütterung

Inhaltsstoffe (bei 88 % T)EinheitSojaextr.-schrot
44%
Sojavollbohne
getoastet
SojakuchenRapsextr.-
schrot
Acker-
bohnen
Erbsen
MJ MEMJ13,116,6713,9610,1412,4813,46
Rohproteing440374400353260207
Rohfettg1219082321413
Lysing26,92323,818,216,214,5
Methioning5,955,66,81,81,9
Threoning17,214,615,814,98,97,8
Einsatzempfehlung%
- Ferkel8125 - 10510 - 20
- Mast101510 - 1515 - 2520 - 25
- Zuchtsau tragend55888
- Zuchtsau säugend1015101520
Quelle: Futterberechnung für Schweine (LfL) 2014 und LfL-ITE.

Körnerleguminosen

Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen haben sowohl hohe Rohprotein- als auch hohe Energiegehalte und eignen sich bei Berücksichtigung der Einsatzempfehlungen für eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung von Schweinen. Grenzen des Einsatzes heimischer Körnerleguminosen werden auf Grund ihres Gehalts an antinutritiven Stoffen, die sich verzehrs- und leistungshemmend auswirken können, gesetzt. Obwohl heimische Körnerleguminosen über ein weniger ausgeglichenes Aminosäuremuster (Methionin, Tryptophan) und über eine geringere Aminosäureverdaulichkeit verfügen, lässt sich durch die Kombination verschiedener Eiweißfuttermittel, die Zulage freier Aminosäuren und den Einsatz von Phytase, eine bedarfsgerechte Schweinefütterung mit heimischen Leguminosen sicherstellen.

Heimische Sojaprodukte

Für den Einsatz heimischer Sojabohnen in der Schweinefütterung ist eine Aufbereitung unumgänglich, da sonst mit Leistungseinbußen zu rechnen ist. Für eine optimale Eiweißversorgung ist eine optimale Aufbereitungsqualität nötig, die einerseits verdauungshemmende Inhaltsstoffe inaktiviert, ohne andererseits die Eiweißverdaulichkeit durch Überhitzung zu beeinträchtigen.
Ausführliche Informationen zu Verfahren der Sojaaufbereitung, Qualitätsparameter und Aufbereitungsanlagen in Bayern sind im Merkblatt „Sojaaufbereitung“ veröffentlicht.
Die Aufbereitungsqualität lässt sich anhand folgender Parameter beurteilen. Hierbei ist zu beachten, dass eine einzige Kenngröße nicht ausreicht:
Tabelle 2: Qualitätsparameter bei der Sojaaufbereitung
QualitätsparameterZielwert
Trypsininhibitoraktivität (TIA)
Eiweißlöslichkeit in Wasser (PDI)15 – 30 %
Eiweißlöslichkeit in Kalilauge (KOH)78 – 85 %
Eine Alternative "ohne Gentechnik" für die konventionelle Schweinefütterung stellt europäisches Sojaextraktionsschrot dar, das seit 2016 auch in Bayern hergestellt wird. Entscheidend für den Einsatz werden die Preisentwicklung sowie Anforderungen der weiterverarbeitenden Betriebe und des Lebens-mitteleinzelhandels sein.

Möglichkeiten zur effizienten Eiweißversorgung von Schweinen

Multiphasenfütterung:
Ermöglicht bedarfsgerechte Eiweiß-/Aminosäurenversorgung, Umweltentlastung, verbesserte Tiergesundheit, optimierte Stallluft sowie Einsparung von Futterkosten.
Maximale Rohproteinabsenkung:
Durch den Einsatz freier Aminosäuren und rohproteinarmer Energiefuttermittel (z. B. Körnermais) kann der Rohproteingehalt in der Ration stark abgesenkt und eine bedarfsgerechte Versorgung mit Aminosäuren sichergestellt werden.
Futteruntersuchungen:
Nur bei genauer Kenntnis der Futterinhaltsstoffe kann eine bedarfsgerechte, umweltschonende und wirtschaftliche Futterration erstellt werden. Diese Futteruntersuchungen sollten regelmäßig durchgeführt werden.
Stärken-/Schwächen-Profil:
Zeigt Reserven und Optimierungsmöglichkeiten in der Fütterung, ermöglicht den Ver-gleich und die Bewertung von Fütterungsstrategien und dadurch die Optimierung des Eiweißfuttermitteleinsatzes und die Reduktion der N- und P-Emissionen.
Einsatz freier Aminosäuren:
Ermöglicht geringere Rohproteingehalte der Rationen bei bedarfsgerechter Versorgung der Tiere mit Aminosäuren und damit Einsparung von Futterkosten und Entlastung der Umwelt.
Einsatz von Nebenprodukten:
Erlaubt im Hinblick auf die Ressourcenschonung die Nutzung von Nebenerzeugnissen der Lebensmittel-, Pflanzenöl- und Bioethanolerzeugung und damit die Einsparung wertvoller Eiweißfuttermittel.

Vergleich verschiedener Rationen in der Mastschweinefütterung

Säulendiagramm

Abbildung 1: Rationsgestaltung mit unterschiedlichen Eiweißträgern in der Schweinemast

Balkendiagramm zur Wirtschaftlichkeit

Abbildung 2: Wirtschaftlichkeit der Rationen im Vergleich

Rationsgestaltung

  • Vergleichsration mit SES 44 %
  • Einsatz von Non-GVO-SES 48 %
  • Einsatz von Körnerleguminosen und SES 44 %
  • Einsatz von heimischen „Ohne Gentechnik“-Komponenten (Sojakuchen, RES, Körnerleguminosen)
Die Rationen wurden nach wirtschaftlichen und physiologischen Gesichtspunkten optimiert und sind in der erzielbaren Mastleistung (Ø 800 g tägliche Zunahme) identisch. Die mehrphasige Fütterung und der Einsatz freier Aminosäuren im Mineralfutter ermöglichen eine effiziente Eiweißversorgung und dabei eine Absenkung des Rohproteingehalts der Ration.

Wirtschaftlichkeit

Abbildung 2 zeigt die Wirtschaftlichkeit der Rationen gegenüber der Vergleichsration und stellt die Rationskosten (€/dt) der verschiedenen Mastphasen sowie der gesamten Mastperiode dar. Zusätzlich werden die Auswirkungen auf die Futterkosten je Mastschwein bewertet.
Es zeigt sich, dass eine Fütterung mit Non-GVO-SES 48 % Mehrkosten in sämtlichen Mastperioden verursacht, sodass die Futterkosten je Mastschwein um 2,04 € im Vergleich zur Ration A ansteigen.
Der Einsatz von Körnerleguminosen in Kombination mit SES 44 % führt zu verminderten Rationskosten und zu einer Ersparnis bei den Futterkosten je Mastschwein in Höhe von 3,78 €.
Die heimische „Ohne Gentechnik“-Fütterung führt in der Anfangsmast noch zu erhöhten Rationskosten, gleicht dies jedoch in der Mittel- und Endmast aus, sodass sich die Futterkosten um 1,35 € / Mastschwein reduzieren.
Kosten für die zusätzlich notwendige Lager- und Futtertechnik sind in diesen Berechnungen nicht berücksichtigt.

Ausblick

Heimische Sojaprodukte werden durch eine sachgemäße Aufbereitung zu einem qualitativ hochwertigen Eiweißfuttermittel für die Schweinefütterung.
Durch den Einsatz von Rapsextraktionsschrot in Kombination mit freien Aminosäuren und der Zulage von Phytase können die Anteile an Sojaextraktionsschrot ohne Leistungseinbußen beträchtlich gesenkt werden.
Heimische Körnerleguminosen können eine kostengünstige Ergänzung der Futterrationen darstellen.

Weiterführende Beratung

Für weitere Informationen stehen die Bayerische Eiweißinitiative sowie die Fachzentren für Schweinehaltung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Verfügung. Für produktionstechnische Fragen zur Fütterung kann das Beratungsangebot des Verbundpartners Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V. (LKV) genutzt werden.

Produktionstechnische Fragen zur Fütterung Externer Link

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