Bayerische Eiweißinitiative
Eiweißwende-Tour 2018 in Freising

Pressekonferenz DonauSoja in Freising
Zum Jubiläum der wissenschaftlichen Publikation „Die Sojabohne“ von Friedrich Haberland vor 140 Jahren organisiert der europäische Verein Donau Soja eine Tour durch elf Länder Europas, die sich für eine europäische Sojaversorgung einsetzen. Mitte Juni trafen sich der ehemalige Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Jakob Opperer sowie Matthias Krön, Obmann des Vereins Donau Soja zu einer Pressekonferenz in Freising. Ebenfalls dabei waren Vertreter aus Wissenschaft und Praxis: Dr. Joachim Eder, stellvertretender Institutsleiter für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der LfL, Dr. Robert Schätzl, Bayerische Eiweißinitiative, Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur der LfL, Anton Huber, Getreide- und Ölsaatenreferent des Bayerischen Bauernverbandes und Gerhard Aigner, Betriebsleiter des Legehennenbetriebes Thanninger Freiheit.

5-Punkte Plan und Ernennung zum Ehrenmitglied

Redner Pressekonferenz DonauSojaZoombild vorhanden

v.l.n.r.: Gerhard Aigner, Anton Huber, LfL-Präsident Jakob Opperer, Matthias Krön, Helmut Brunner (Staatsminister a. D.), Dr. Joachim Eder, Dr. Robert Schätzl

Zu Beginn der Pressekonferenz beschrieb Jakob Opperer die Geschichte des Sojaanbaus und stellte fest, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts Versuchsfelder in Weihenstephan angelegt wurden. Matthias Krön lobte die Vorreiterrolle Bayerns im Hinblick auf eine heimische Eiweißversorgung und bezeichnete die LfL als Motor, der die Eiweißstrategie antreibt. Damit auch in Zukunft eine nachhaltige und konstante Entwicklung des heimischen Leguminosenanbaus fortgeführt werden kann, sind seiner Ansicht nach 5 Punkte essentiell:

  • Den Leguminosenanbau weiter fördern
  • Den Import von Soja aus nicht nachhaltigem Anbau weiter reduzieren
  • Weitere Eiweißquellen, wie zum Beispiel das Grünland, verstärkt nutzen und fördern
  • Soja in der Nutztierfütterung weiter reduzieren
  • Ernährungsverhalten der Bevölkerung berücksichtigen
„In konzentrischen Kreisen denken“, so beschrieb Matthias Krön die Denkweise von Helmut Brunner. Es sei wichtig, erst regional zu denken und zu handeln, dann nationale Kooperationen mit Nachbarländern zu bilden und zu guter Letzt über Importmöglichkeiten nachzudenken. Für seinen Einsatz und sein Engagement zur Förderung des bayerischen Sojaanbaus ernannte er ihn zum Ehrenmitglied des Vereins Donau Soja, was mit einer Urkundenübergabe besiegelt wurde.

Die Eiweißwende als Marathon

Man müsse einen langen Atem haben. Mit diesen Worten beschrieb Helmut Brunner damals den Weg der Eiweißwende und mahnte weiterhin zu Geduld. Er sieht die Eiweißwende auf einem sehr guten Weg, merkte jedoch an, dass sich insbesondere im Bereich der Züchtung noch einiges tun darf und auch wird. Sein Wunsch sei, dass aus der Eiweißinitiative eine nachhaltige Bewegung wird.

Blick aus der Praxis

Um weitere Impulse für den Anbau von Soja zu setzen, seien regionale Aufbereitungsstrukturen hilfreich, betonte Anton Huber. Erfreut sei er darüber, dass trotz veränderter politischer Rahmenbedingungen die Anbaufläche von Soja um ca. 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden konnte. Er sieht weiterhin Luft nach oben, da in Bayern Fläche vorhanden ist, auf denen ein Anbau von Soja möglich sei.
Gerhard Aigner verdeutlichte ebenfalls nochmal die Wichtigkeit einer regionalen Aufbereitungs- und Wertschöpfungskette. Für die Fütterung seiner Legehennen wird ausschließlich eigens angebaute Soja eingesetzt. Seit 2014 ist es nach Donau Soja Standards zertifiziert, wodurch garantiert wird, dass seine Soja gentechnikfrei ist und nachhaltig im europäischen Donauraum angebaut wurde.

Blick aus der Wissenschaft

Auf die Anfänge der heimischen Eiweißinitiative blickte Dr. Robert Schätzl zurück. Damals zeigten die ersten Recherchen schon bald, dass eine 100%ige Versorgung aus heimischen Quellen nicht realisierbar sei. Durch zahlreiche Forschungsprojekte, Beratung und begleitenden Wissenstransfer konnten in den letzten Jahren Fortschritte in verschiedenen Bereichen erzielt werden. Darunter fallen zum Beispiel die Entwicklung von Rationsgestaltungen mit heimischen Leguminosen, eiweißeffiziente Fütterungsstrategien bei Schwein und Geflügel, eine effiziente Grünlandwirtschaft oder nachhaltige Fruchtfolgesysteme mit Leguminosen. Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht den Erfolg: Der Verbrauch von Sojaextraktionsschrot konnte von 800.000 Tonnen im Jahr 2010 um 300.000 Tonnen (2017) reduziert werden. Eine weitere Reduzierung des Importes von Soja sei realistisch, wenn der heimische Anbau auch in Zukunft gestärkt wird sowie die Aktivitäten in der Züchtung weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus sei eine verstärkte Zusammenarbeit in Europa notwendig.
Sortenversuche sowie produktionstechnische Fragen rund um Soja sind Teil der Arbeit von Dr. Joachim Eder und seinem Team. Das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ) schaffte durch seine Forschung Standards rund um den Sojaanbau, die heute in der Praxis verbreitet sind und den Grundstein für einen gelungenen Anbau legen. Ein aktuelles Projekt, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) mitfinanziert wird, ist die Prüfung und Entwicklung von Sojabohnenzuchtmaterial für die Fütterung unter besonderer Berücksichtigung der Merkmale Frühzeitigkeit, Kühletoleranz und Proteinertrag.