Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Feldtag auf dem Betrieb Stangl

Besucher stehen auf einem Feld am Feldtag Stangl 2019
An die 35 Besucher konnte Tabea Pfeiffer, Projektberaterin Bayern des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne (DemoNetErBo), am 13. Mai 2019 auf dem Betrieb der Familie Stangl in Schwarzenfeld (Landkreis Schwandorf) begrüßen. Veranstaltet wurde der Feldtag unter dem Titel „Erbsenanbau auf dem Milchviehbetrieb mit Fokus Wintererbsen“ von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Rahmen des DemoNetErBo in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Eiweißinitiative, dem AELF Cham mit dem Fachzentrum Rinderhaltung, der Erzeugerringberatung Oberpfalz sowie der LKV-Beratung Bayern. Neben interessierten Praktikern nahm auch eine Berufsschulklasse aus Neustadt an der Waldnaab an der Veranstaltung teil.

Pflanzenbau

Auf dem Betrieb der Familie Stangl wurden vier Demoparzellen mit Wintererbsen-Triticale-Gemenge vorgestellt. Die Motivation für den Anbau der Eiweißpflanze sind für den Betriebsleiter folgende Gründe:

  • Verbesserung der Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit
  • kein Befahren der nassen Böden im Frühjahr notwendig
  • guter Vorfruchtwert und Auflockerung der getreidebetonten Fruchtfolge
  • Verbesserung der Eigenversorgung in der Fütterung
  • wertvolles Element im Rahmen einer regionalen, GVO-freien Fütterung
  • Teilnahme am KULAP "Vielfältige Fruchtfolge"
"Die Erbse lockert meine Fruchtfolge auf und bringt eine gute Bodenstruktur. Zugleich ist sie ein wertvolles, betriebseigenes Futter für die Milchviehherde. Das passt gut in mein Betriebskonzept, da ich Milch ohne Gentechnik erzeuge", so der Betriebsleiter Josef Stangl. Wie sich die Anbauzahlen 2019 entwickelt haben, darüber berichtete Anja Gain von der Bayerischen Eiweißinitiative in einem kurzen Vortrag. Erfreulich ist, dass sich die gesamte Anbaufläche der Leguminosen in Bayern abermals erhöht hat. Gerade für das DemoNetErBo ist die Entwicklung von Ackerbohne und Erbse interessant. Während die Erbsenfläche um etwa 1.000 Hektar auf eine Fläche von ca. 14.000 Hektar angewachsen ist, verzeichneten die Ackerbohnen einen Flächenrückgang auf nunmehr ca. 7.300 Hektar.

Anbau von Wintererbsen

„Der Vorteil der Wintererbse ist, dass diese den Niederschlag aus dem Herbst und Winter bereits nutzen kann und so einen Wachstumsvorteil gegenüber der Sommererbse hat. Bei einem feuchten Frühjahr hat der Wintererbsenanbau den Vorteil, dass der Boden in der kritischen Zeit nicht befahren werden muss“, erklärte Tabea Pfeiffer. Auf den Demoparzellen wurde jeweils zum 9. Oktober gestriegelt, chemischer Pflanzenschutz kam in Form von Netzschwefel im Frühjahr zum Einsatz.
„Wichtig ist eine gleichmäßige und möglichst tiefe Ablage des Korns bis zu 7 cm im Boden“, so Tabea Pfeiffer weiter. Dies sei wichtig, um einen Wasseranschluss des Korns zu garantieren. Ungünstig wirken sich Schadverdichtungen und Staunässe aus. „Frost vertragen die Erbsen gut, fehlt allerdings eine schützende Schneedecke, führt dies zu Auswinterungsschäden bis hin zum Totalausfall“ berichtet der Betriebsleiter Josef Stang aus Erfahrung. Bei der Aussaat sollte darauf geachtet werden, dass die Pflanze bis zum 2-4-Blattstadium entwickelt ist, bevor der Winter kommt. Größere Pflanzen überstehen den Winter ebenfalls schlechter. Druschreif sind die Wintererbsen 1-3 Wochen früher als die Sommererbsen.

Sorten

Bei den Erbsen wird zwischen den beiden Blatt-Typen „Normalblättrig“ und „Halbblattlos“ unterschieden. Halbblattlose Typen haben nur noch die Nebenblätter, anstelle der Fiederblätter bilden sich Ranken aus. Die Vollblatt-Typen sind deutlich wüchsiger, buntblühend und im Falle der Wintererbse auch robuster gegen strenge Fröste. Ihr höherer Blattflächenindex führt auch zu einer stärkeren Beikrautunterdrückung durch höhere Lichtkonkurrenz gegenüber Beikräutern.
In den Demoanlagen wurden die Sorten „Dexter“ (Halbblattlos), „E.F.B. 33“ (Normalblättrig) und der Zuchtstamm „LSP-717“ (Halbblattlos) angebaut. Unterschiede waren deutlich zu erkennen. Während „Dexter“ bereits in voller Blüte stand und erste Hülsen sichtbar wurden, waren die anderen beiden Sorten noch blütenlos. Da der Winter dieses Jahr keine Kahlfröste aufwies, sind alle drei Sorten ohne Auswinterung ins Frühjahr gestartet. Sehr gut zu sehen war, wie alle Sorten die Triticale als Rankhilfe nutzten. Bei der Ernte 2019 wird sich zeigen, welche Kombination dieses Jahr am ertragsstärksten ist und wie stark die Varianten jeweils ins Lager gehen. Die bisherigen geringen Niederschlagsmengen in diesem Frühjahr machen dem Betriebsleiter Josef Stangl schon jetzt große Sorgen.
Gemenge Erbsen-Triticale

Variante 1: Dexter (Erbse) und Lombardo (Triticale)

Gemenge Erbsen-Triticale

Variante 2: E.F.B. 33 (Erbse) und Lombardo (Triticale)

Gemenge Erbsen-Triticale

Variante 3: LSP-717 (Erbse) und Lombardo (Triticale)

Lohnt sich der Gemengeanbau?

In den Demoparzellen wurden die Sorten „Dexter“, „E.F.B. 33“ und „LSP-717“ zusammen mit der Sorte „Lombardo“ (Wintertriticale) kombiniert. Bei den Varianten 1 („Dexter“/„Lombardo“), 2 („E.F.B. 33“/„Lombardo“) und 3 („LSP-717“/„Lombardo“) erfolgte die Aussaat absätzig. Zuerst wurden die Erbsen auf 6 cm, danach die Triticale auf 1,5 cm Tiefe abgelegt. Bei der vierten Variante wurden die beiden Gemengepartner zusammen auf 3 cm Tiefe ausgesät. „Für den Gemenge-Anbau in der hat sich ein Kompromiss von 3 – 5 cm Saattiefe bewährt, wenn mit üblicher Getreidedrilltechnik in einer Überfahrt gesät werden soll“, betonte Tabea Pfeiffer.

Für den Gemengeanbau sprechen folgende Vorteile:

  • Ertragssicherheit: da zwei Kulturen angebaut werden, ist das Risiko verteilt, meist werden Mindererträge des einen Partners durch den anderen ausgeglichen, so kann sogar bei starker Auswinterung der Wintererbse der Gesamtertrag durch die Triticale sichergestellt werden.
  • bessere Erntebedingungen: Triticale dient als Stützfrucht und minimiert durch die höhere Standfestigkeit der Körnerleguminose, die Gefahr, dass die Erbse ins Lager geht
  • Beikrautunterdrückung:
    • Zum einen wird der Boden durch das Gemenge besser beschattet.
    • Zum anderen entzieht das Getreide dem Boden N-min, das dadurch nicht für das Wachstum von Beikräutern zur Verfügung steht. Die Knöllchenbakterien der Erbse werden dadurch angeregt, mehr N aus der Luft zu fixieren, sodass die N-Fixierungsleistung der Erbse dadurch sogar steigt.
Allerdings ist der Anbau von Wintererbsen-Gemenge kein Selbstläufer! Dies fängt schon bei der Wahl der Gemengepartner an: Während die Kriterien bei der Wahl der Erbse Standfestigkeit und Ertrag sind, ist beim Getreide die gleichzeitige Abreife mit der Erbse entscheidend. Hier empfehlen sich Triticale oder eine hochwachsende Wintergerste. Beim Pflanzenschutz ist die Mittelauswahl begrenzt. Die chemische Beikrautregulierung erfolgt im Vorauflauf. Über die aktuellen Möglichkeiten von chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen im Gemengeanbau informieren die regionalen Erzeugerringe. Der Striegel als kostengünstige Möglichkeit der mechanischen Unkrautregulierung kann sowohl im Vorauflauf als auch im Nachauflauf bis zum Verranken der Reihen gut eingesetzt werden.
Gemenge eignen sich hervorragend zur internen Verwertung im eigenen Stall. Werden sie für den Verkauf angebaut, sollte vor der Aussaat mit dem Abnehmer geklärt sein, wer zu welchen Kosten die Trennung der unterschiedlich bewerteten Komponenten übernimmt und ob eine Abnahme in der Ernte möglich ist oder ob vorübergehend am Betrieb eingelagert werden muss.

Ökonomie

Wie ist die Preiswürdigkeit der Erbse? Diese Frage beantwortete Thomas Schütz, Fachzentrum Rinderhaltung am AELF Cham, mit einem kleinen Rechenbeispiel. Als Vergleichsfuttermittel werden Weizen und Sojaextraktionsschrot (48 %, GVO-frei) herangezogen. Bei einem Preis für Weizen von 12 €/dt und für SES von 45 €/dt dürfen die Erzeugungskosten der Erbsen 20 €/dt nicht übersteigen. Ansonsten ist die Bereitstellung von Energie und Eiweiß über die Vergleichsfuttermittel günstiger. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine schnelle Überschlagsrechnung. Generell sollte betriebsindividuell gerechnet werden. Die Verfütterung der betriebseigenen Erbsen ist in jedem Fall sinnvoll, sowie auch das Zukaufen von Erbsen bei üblichen Preisen. Mit Hilfe des Deckungsbeitragrechners der LfL kann die Preiswürdigkeit für Körnerleguminosen eigenhändig berechnet werden:

LfL-Deckungsbeitragsrechner Externer Link

Interne Verwertung der Erbsen

Das Gemenge wird im eigenen Betrieb in der Milchviehration verwertet. Die betriebseigene Ration stellte der Fütterungsberater der LKV-Beratungsgesellschaft mbH, Georg Wendl, dar. Empfehlungen für den Einsatz heimischer Körnerleguminosen in der Milchviehration gab Thomas Schütz, Fachzentrum Rinderhaltung am AELF Cham. Während die erprobte Praxismenge bei 4 kg Erbsen pro Kuh und Tag liegt, reicht die Erntemenge in der Regel nicht aus, um diese hohen Mengen in der Ration zu realisieren. Wichtiger ist es, die zur Verfügung stehende Menge gleichmäßig über das Jahr zu verteilen, um Futterumstellungen zu vermeiden. Auch sollte die Erbse auf Grund ihres hohen Stärkegehaltes nicht als alleiniges Eiweißfuttermittel eingesetzt werden. Eine Kombination mit Rapsextraktionsschrot bietet sich daher an.
Grundsätzlich gilt: Werden betriebseigene Futtermittel eingesetzt, sollten immer die Inhaltsstoffe analysiert werden. Nur so kann eine effiziente und ausgeglichene Ration erstellt werden.

Fazit

Die Wintererbse als Gemenge kann beispielsweise für Betriebe mit interner Verwertung eine sehr gute Möglichkeit sein, die Fruchtfolge zu erweitern. Die bessere Ausnutzung der Winterfeuchte ist bei Frühjahrstrockenheit ein interessanter Aspekt und durch die verbesserte Bodenfruchtbarkeit profitiert die gesamte Fruchtfolge.

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