Rückblick
Seminar zur ökologischen Ziegen- und Milchschafhaltung war ein voller Erfolg

schwarzes Schaf mit Lamm

An der Akademie für Ökologischen Landbau Kringell fand vom 1. bis 3. September 2014 zum ersten mal ein Seminar zur ökologischen Ziegen- und Milchschafhaltung statt, der Zulauf war sehr hoch und die Teilnehmer zufrieden.

Die Gruppe war gemischt und setzte sich aus Betrieben zusammen, die erst mit Milchziegen- oder Milchschafen beginnen möchten, aber auch aus Betrieben, die schon mehrere Jahre im Vollerwerb mit bis zu 150 Ziegen oder Schafen Milch produzieren. Dies brachte lebendige Unterhaltungen und Erfahrungsaustausch nicht nur zwischen den Referenten und den Teilnehmern, sondern auch unter den Kursteilnehmern mit sich. Das dreitägige Seminar wurde mit einer Exkursion nach Oberösterreich zu sehr gut geführten Betrieben abgerundet.

Tag 1 und 2 an der Akademie für ökologischen Landbau Kringell

Bedeutung und Schwerpunkte der Schaf- und Ziegenzüchtung

Der Zuchtleiter für Schafe und Ziegen Herr Dr. Christian Mendel vom Institut für Tierzucht in Grub erläuterte, dass Schafe und Ziegen mit die ältesten Haustiere der Erde sind. Anschließend beschrieb er die Vor- und Nachteile sowie die Bedeutung der verschiedenen Rassen. 70 % des deutschen Ziegenbestandes stellt die Bunte Deutsche Edelziege. Bei den Schafen dominieren das Ostfriesische Milchschaf und das Lacaune. Um erfolgreich Milch produzieren zu können, ist die Milchleistungsprüfung eine Grundvoraussetzung. Sie ist Grundlage für die Zucht, für das Management und für die Fütterung. Des Weiteren erläuterte Herr Dr. Mendel das Sozialverhalten von Schafen und Ziegen und die damit verbundenen Anforderungen an den Stall. Zum Schluss berichtete er noch über verschiedene Gesundheitsprojekte bei Schafen und Ziegen.

Die richtige und bedarfsgerechte Fütterung ist entscheidend

Frau Konstanze Goldbach Leiterin vom Fachzentrum Kleintierhaltung am AELF Kitzingen, selbst Ziegenhalterin, erläuterte die Fütterung von Schafen und Ziegen. Zuerst ging sie auf die Grundlagen der Fütterung ein, beurteilte sie praktische Futterrationen. Das Wohlbefinden und die Leistung von Schafen und Ziegen hängen weitestgehend von einer bedarfsgerechten und wiederkäuergerechten Fütterung ab. Eine Herausforderung ist das selektive Fressverhalten von Ziegen. Sie fressen Gras nur aus Mangel an Alternativen. So fressen sie gerne Laub, aber auch Kräuter, Klee und Zweige von Laub- und Nadelhölzern.

Die Ökonomie am Betrieb im Blick haben

Herr Martin Heim vom Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur erklärte die wirtschaftliche Situation von verschiedenen Beispielbetrieben. Dabei wurde deutlich, dass die Wirtschaftlichkeit stark von den Baukosten, Futterkosten, Milchleistung und erzielbaren Erlösen abhängt.

Das LVFZ und die Akademie für Ökologischen Landbau in Kringell

Zum Abschluss des ersten Tages machte der Leiter des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Ökologischen Landbau und der Öko- Akademie Herr Johann Blöchinger noch eine Führung durch den dazugehörigen landwirtschaftlichen Betrieb.

Umstellungsberatung

Am zweiten Tag begann das Seminar mit dem Thema Umstellung auf den Ökolandbau und was zu beachten ist. Am Anfang erläuterte Alfons Zeilnhofer den Aspekt des geschlossenen Betriebskreislaufs, der für einen Biobetrieb besonders wichtig ist. Er stellte wichtige Aspekte dar, die im ökologischen Landbau eingehalten werden müssen, wie z.B. Mindestmaße, Fütterung, Tiergesundheit, etc..

Ein guter Vermarktungsweg ist die Basis

Hans Kellner stellte den Landwirten seinen „Hallertauer Ziegenhof“ mit der eigenen Vermarktung vor. Der Landwirt berichtet von seinen Anfängen als Ziegenhalter und später von seinen Erfahrungen mit der eigenen Hofkäserei. Als Vermarktungsschiene nutzt er hauptsächlich die Direktvermarktung über die Wochenmärkte. Hans Kellner sprach neben den Erfolgen auch offen über Nachteile und Herausforderung die er bisher auf seinem Weg erlebt hat. Als besonders wichtig erachtet er dabei den engen Kontakt zu seinen Kunden und ein ehrlicher Kunde laut Kellner „spricht nicht nur Lob sondern auch Kritik aus“.
Im Bereich der Ziegenmilch gibt es nicht nur Direktvermarkter sondern auch Molkereien wie z.B. Andechs, die die Ziegenmilch erfassen. Diesen Bereich stellte Christian Wagner als Vertreter der Molkerei vor. Dabei informierte er über das Erfassungsgebiet, die Produkte und natürlich auch den durchschnittlichen Milchpreis.

Melktechnik

Bevor die Milch verarbeitet werden kann, muss sie natürlich erst gewonnen werden, darüber berichtete Martin Kühberger von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub. Er stellte die Unterschiede zwischen Kühen, Ziegen und Schafen beim Melken dar. Er gab dabei den Landwirten wichtige Tipps zur Auswahl, Wartung und Überprüfung der Melkanlagen.

Nur ein Betrieb mit gesunden Tieren kann gut wirtschaften

Die Referentin Dr. Ursula Domes vom TGD informierte die Landwirte über die Gesundheitsvorsorge bei Ziege und Schaf. Als besonders wichtig erachtet Dr. Domes, nur gesunde Tiere zu kaufen, d.h. frei von CAE, Pseudotuberkulose, Paratuberkulose und Tuberkulose. Die Landwirte sollten sich immer eine Bestätigung für den Gesundheitszustand ausstellen lassen. Über den Zukauf kann der komplette Bestand erkranken, was riesige Probleme nach sich zieht. Außerdem informierte sie über Parasiten z.B. Bandwürmer, Lungenwürmer, die beim Kleinwiederkäuer auftreten können.

Tag 3 - Exkursion nach Oberösterreich

Der dritte Tag des Seminars stand ganz im Zeichen der Betriebsbesichtigungen. Es wurden vier Betriebe in Oberösterreich besucht.

Milchschafbetrieb - Überzeugung und Innovation

Hubert Lang bewirtschaftet einen Betrieb mit 180 Milchschafen, einigen Hektar Wald, der v.a. zur Erzeugung von Zierreisig genutzt wird. Die Milchschafe der Rasse Ostfriesisches Milchschaf, Lacaune und Kreuzungen werden in einem Melkkarussel zur Heumilcherzeugung gemolken, eine Heutrockungsanlage für 25 ha Heu befindet sich gerade mit einem hohen Anteil an Eigenleistung im Bau. Zum Abschluss gab es Kostproben von Schafmilch und Schafmilchjoghurt für alle Teilnehmer.

Milchziegenbetrieb in Altgebäude integriert

Der nächste Betrieb, Manfred Penninger, hält 150 CAE- und Pseudo-TB-freie Saaneziegen, die Herde wurde aus einem Bestand zugekauft.
Die Fütterung im Sommer besteht aus Heu ad lib., morgens und abends Gras und mittags Silage, ab November werden Luzernepeletts in die Ration genommen.
Die Kitzaufzucht erfolgt mit Kuhmilch, der 10% Wasser beigemischt wird sowie „Kitz-TMR“, einer Mischung aus Kurzhäckselheu, Sojaschrot, Körnermais, Gerste, Melasse und Mineralmischung, eine Kombination, die auch die zwei folgenden Milchziegenbetriebe einsetzen. Über den Zuchttierverkauf (v.a. Exporte nach Moldawien, Slowenien, Ukraine..) werden 10% der Einnahmen erwirtschaftet, sodass z.Z. alle weiblichen Tiere aufgestellt werden.

Milchziegenbetrieb mit einem innovativen Stall und Schlachthaus zur Kitzvermarktung

Auch Karin und Josef Wellinger halten 250 Saaneziegen auf einem Biobetrieb mit 39 ha. 2006 stellte der Betrieb auf Milchziegen um, 2007 wurde der Milchziegenstall mit vier Kernbuchten, einem mittig im Gebäude liegenden Melkstand und vier überdachten Laufhöfen gebaut. Der Stall wird 5-6 mal im Jahr ausgemistet, der Rottemist wird nach jedem Schnitt ausgebracht. Die Sommerfütterung besteht aus Feldfutter (Kleegras wird nicht zu jung geerntet, um Probleme mit Clostridien zu vermeiden und um die Harnstoffwerte nicht zu hoch werden zu lassen), Wiesengras und Heu, pro Tag werden 2 dt Futterreste kompostiert. Im Winter gibt es Heu und Silage. Kraftfutter wird mengendosiert in vier Gruppen gefüttert, maximal 600 g/Tier und Tag auf zwei Melkzeiten verteilt. Die Fütterung ist auf einen durchschnittlichen Milcherzeugungswert von 3 kg Milch ausgelegt. 70-100 Tiere werden zwei Jahre lang durchgemolken, 50% der restlichen Tiere wird früh, 50% spät gedeckt, um eine ganzjährige Milchproduktion zu ermöglichen und den Zellgehalt im Rahmen zu halten. Die Kitzaufzucht erfolgt mutterlos ebenfalls mit Kuhvollmilch und Kitz-TMR. Die Vermarktung der Kitze erfolgt über Merkur (Rewe), die 70 Kitze pro Woche abnehmen. Den Abschluss der Betriebsbesichtigung bildete die Führung durch die Schlacht- und Zerlegeräume.

Milchziegenbetrieb in der zweiten Generation

Der letzte Betrieb des Tages wird von Friedrich Gittmaier und seiner Frau bewirtschaftet, der nach dem Abschluss der Landwirtschaftsschule 2007 in die Milchziegenhaltung einstieg. Der Betrieb wird bereits seit 1986 ökologisch geführt, die Eltern halten noch Milchkühe, wobei die Trockensteher als „Resteverwerter“ für die Milchziegenhaltung dienen. Der Betrieb umfasst 80 ha mit einer siebenschlägigen Fruchtfolge mit Silomais. Der 2007 erbaute Milchziegenstall beherbergt z.Z. 280 Saaneziegen. Die Ziegen erhalten 4*täglich eine TMR aus Heu, Grassilage, Silomais und Getreide, die Herdenleistung beläuft sich auf 900-1000kg Milch. Die Kitzaufzucht erfolgt wie bereits in den anderen Betrieben beschrieben mit Kuhvollmilch und Kitz-TMR.
Alle Betrieb enthornen ihre Tiere, was in Österreich routinemäßig ohne Ausnahmegenehmigung auch für Biobetriebe erlaubt ist. Auch das Aufzuchtverfahren für Kitze mit Kuhvollmilch plus 10% Wasser und Kitz-TMR ist sehr einheitlich. Die Vermarktung von Zuchttieren und Schlachtkitzen ist über den Zuchtverband organisiert und läuft hervorragend, die Nachfrage kann nicht befriedigt werden.
Insgesamt war es ein sehr interessanter und aufschlussreicher Tag. Vielen Dank an die Betriebsleiter und ihre Familien. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und Glück im Stall.