Speiseleguminosen BioBayern: Aus der Praxis
Linsentagebuch Geigerhof, Familie Strangmüller

Ein Mann sitzt in der Hocke in einem FeldZoombild vorhanden

Betriebsleiter Simon Strangmüller

Der Biobetrieb Geigerhof von Simon Strangmüller bei Bad Füssing (Landkreis Passau) ist Demobetrieb im Innovationsprojekt Speiseleguminosen BioBayern. Lesen Sie hier, wie Simon Strangmüller im Jahr 2021 seine Linsengemenge in Zusammenarbeit mit der LfL anbaut.

Der Naturland-Betrieb Geigerhof liegt bei Bad Füssing in Nähe des Inns. Die Böden sind Braunerde aus Lehm über (Carbonat-)Sand bis Schluffkies (nach Bayern Atlas/Legende Nr. 9a). Es werden die Linsentypen Anicia und Beluga jeweils mit dem Gemengepartner Sommergerste (RGT Planet/RAGT Saaten) und Sommerhafer (Poseidon/Saaten Union) angebaut.

Dem Landwirt über die Schulter geschaut - Der Anbau am Geigerhof über das Jahr 2021

25.03.2021 - Bodenprobe ziehen

Ein Eimer mit oben darauf liegendem Bohrstock steht auf dem Feld, bisher ohne AufwuchsZoombild vorhanden

Eine Bodenprobe wird für das Labor gezogen

Von der Landesanstalt für Landwirtschaft besucht eine Mitarbeiterin den Geigerhof und begutachtet den ausgewählten Versuchsacker. Beim Ziehen der Bodenprobe fällt auf, dass der Acker sandig-lehmigen Boden mit größeren Steinen hat. Diese Bodenprobe wird auf die Parameter pH-Wert, verfügbares Phosphor, Kalium und Magnesium untersucht.

29.03.2021 - Aussaat

Bei sonnigem, trockenem Wetter sät Simon Strangmüller vier 170 m2 große Demoparzellen an. Es wird die Linse Anicia mit Hafer sowie mit Gerste angebaut, ebenso der Linsentyp Beluga mit Hafer und Gerste als Gemengepartner.
In einem Eimer ist das Saatgut von einer Getreide- und einer Linsenart gemischtZoombild vorhanden

Anicia-Linsen mit Gerste kurz vor der Aussaat (Foto: Simon Strangmüller)

Anicia-Linsen haben eine grün-marmorierte Schale und einen Durchmesser von 3-4 mm. Sie sind festkochend, mit einem mild-nussigen Aroma und sind der französischen Le Puy-Delikatess-Linse sehr ähnlich.
In einem Eimer ist das Saatgut von einer Getreide- und einer Linsenart gemischtZoombild vorhanden

Beluga-Linsen mit Gerste kurz vor der Aussaat (Foto: Simon Strangmüller)

Beluga-Linsen haben eine schwarz glänzende dünne Schale. Sie sind klein, kugelig mit einem Durchmesser von nur 2-3 mm. Ihrem Aussehen nach werden sie auch oft als Kaviar-Linsen bezeichnet. Ihr Geschmack erinnert an Maronen.
Zum Säen wird ein Reihenabstand von 12,5 cm gewählt, die errechnete Saatstärke für die Linsen ist 200 Körner/m2, der Gemengepartner wird mit 25 % der ortsüblichen Saatstärke gesät.

03.04.2021 - Beikrautregulierung

Auf einem Feld ohne Aufwuchs fährt ein Traktor mit hinten angehängtem GerätZoombild vorhanden

Beikrautregulierung mit dem Striegel (Foto: Simon Strangmüller)

Zur Beikrautregulierung erfolgt ein Blindstriegeln der Flächen. Durch das Striegeln werden gekeimte Beikräuter vor dem Auflaufen der Saat ausgerissen und vertrocknen anschließend.

23.04.2021 - Wie verlief der Aufgang in der Zeit nach der Aussaat?

Blick auf ein Feld, auf dem kleine Pflänzchen stehenZoombild vorhanden

Etwa vier Wochen nach der Ansaat ist das Gemenge gut aufgegangen

Etwa vier Wochen nach der Ansaat ist das Gemenge gut aufgegangen. Die Gerste wuchs etwas schneller als der Hafer. Der April zeigte sich trocken und kühl, die Nachttemperaturen waren meist um den Gefrierpunkt. Die geringen Niederschläge fielen zum Teil in Form von Schnee.
Nahaufnahme von zweierlei Pflanzen, einmal Getreide, einmal Linse, im ersten FeldaufgangZoombild vorhanden

Nahaufnahme der aufgelaufenen Beluga-Linse mit Hafer

Aufgrund der außergewöhnlich niedrigen Temperaturen entwickelten sich die Pflanzen langsam. Hier eine Nahaufnahme der aufgelaufenen Beluga-Linse mit Hafer.

21.06.2021 - Vermessung der Pflanzen als Vorbereitung für die Ernte

Feld mit zwei Parzellen, linke Parzelle Bestand gelblich-grün, rechte Parzelle Bestand dunkelgrünZoombild vorhanden

Gesamthöhe und Höhe der ersten Hülsen vom Boden werden vermessen

Die Linsenpflanzen stehen in voller Blüte und werden heute vermessen. Es wird an mehreren Pflanzen der Linsen, aber auch bei Gerste und Hafer, die Gesamthöhe festgehalten. Zusätzlich wird bei den Linsenpflanzen die Höhe der ersten Hülsen vom Boden gemessen. Das ist vor allem bei steinigen Böden wichtig, damit man weiß, wie hoch der Tisch des Mähdreschers eingestellt werden kann ohne Steine aufzunehmen, aber auch keine Verluste des Erntegutes zu haben.
Im Gemenge ist die Wuchsform der Linsenpflanze mit ihren Rankhilfen und zarten Blüten oft nicht zu erkennen. Herausgenommen aus dem Bestand zeigen sich auch die paarigen, wechselständigen Fiederblätter. Für diese Fotos wurde deshalb ein weißer Hintergrund nach der ersten Pflanzreihe eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Linse an beiden Getreidearten einen guten Halt und steht aufrecht da.
Gerste- und Linsenpflanze in einer Reihe, dahinter ein weißer Karton

Beluga-Linsen rankend an Gerste

Hafer- und Linsenpflanze in einer Reihe, dahinter ein weißer Karton

Beluga-Linsen rankend an Hafer

Linsenpflanze vor einem weißen Hintergrund, gut zu erkennen sind die Blüten, Samen und Rankhilfen

Blüten an einer Anicia-Linse

12.07.2021 - Die Projektpartner sind zu Besuch

Eine Exkursion mit Partnern des Projektes „Besondere Speiseleguminosen BioBayern“ führt an diesem Tag auch zu dem Demoversuch auf dem Geigerhof. Interessiert wurden die vier Parzellen begutachtet.

06.08.2021 - Abschließende Beurteilung des Pflanzenbestandes vor der Ernte

An diesem Tag wird der Pflanzenbestand vor der Ernte abschließend beurteilt. Das Wetter dieses Jahr ist für alle Leguminosen eine Herausforderung, da selten längere Trockenperioden herrschten, in denen die Pflanzen komplett abtrocknen konnten. Das erhöht den Krankheitsdruck mit u.a. Fusarien-Pilzen enorm, fördert aber auch den Auswuchs reifer Samen.
Feld mit Parzellen, vor einer Parzelle steht ein FeldschildZoombild vorhanden

Versuchsfläche kurz vor der Ernte

Deutlich am Bild der Versuchsfläche ist zu sehen, dass die zwei linken Parzellen mit der Stützfrucht Gerste stark ins Lager gegangen sind. D.h. die Gerste konnte das Gewicht mit den Linsenpflanzen nicht mehr halten und hat durch Halmknicken und Umlegen der Halme Bodennähe erreicht. Dadurch verdichtet sich die Pflanzenmasse noch einmal und erschwert ein Abtrocknen.
Beim Vergleich der zwei Linsentypen mit Gerste als Stützfrucht ist bei der Beluga-Linse deutlich mehr Pflanzenmasse zu erkennen als bei der Anicia-Linse. Aber durch das feuchte Wetter geht die Linse nur langsam in die Abreife und produziert noch viel grünes Pflanzenmaterial mit Blüten und frischen Hülsen. Das ist schwierig für die Ernte:
Feld mit reifem Getreide und grünen Pflanzen dazwischen

Anicia-Gerste

Feld mit reifem Getreide und grünen Pflanzen dazwischen

Beluga-Gerste

Bei den zwei rechten Parzellen mit Hafer als Stützfrucht ist noch kein Lager beim Hafer zu sehen. Hier darf nicht vergessen werden, dass Gerste etwa 2-3 Wochen vor Hafer druschreif ist. Auch mit Stützfrucht Hafer zeigen die zwei Linsentypen die unterschiedliche Massebildung:
Feld mit reifem stehendem Getreide und grünen Pflanzen dazwischen

Anicia mit Hafer

Feld mit reifem stehendem Getreide und grünen Pflanzen dazwischen

Beluga mit Hafer

zwei dunkelgrüne Linsensamen und drei hellgrüne, keimende LinsensamenZoombild vorhanden

Auswuchs an Anicia-Samen

Dieses Jahr hat die Linse Anicia vermehrt Probleme mit Auswuchs. Die Samen auf dem Bild wurden direkt aus geschlossenen Hülsen entnommen. Zwei Samen zeigen die typische grünliche Marmorierung, die noch dunkler wird. Die hellgrünen Samen aus den unreifen Hülsen treiben durch die permanente Feuchtigkeit bereits aus. Dieses Erntegut weist für die weitere Verarbeitung Qualitätsmängel auf und lässt sich nicht mehr als Saatgut einsetzen.

10.08.2021 - Die Ernte

Der Tag der Ernte ist gekommen. Ein kurzes trockenes Zeitfenster wird genutzt, um den Parzellenmähdrescher der LfL-Versuchsstation Ruhstorf a. d. Rott nach Geigen zu bringen und die vier Feldstücke zu dreschen. Das Erntegut wird an der LfL in Ruhstorf getrocknet und dann weiter durch die LfL-Mitarbeiter aus Freising aufgearbeitet. Danach kommen die Proben zur Qualitätsanalyse ins Labor.
Eine Versuchsparzelle wird mit einem kleineren Mähdrescher beerntet

Einblick in die Ernte (Foto: Simon Strangmüller)

Eine Versuchsparzelle wird mit einem kleineren Mähdrescher beerntet

Parzellenmähdrescher (Foto: Simon Strangmüller)