Pressemitteilung – 05. April 2022, Grub/ Freising
Wie geht es Bayerns Böden? Ergebnisse aus 35 Jahren Boden-Dauerbeobachtung

Der Boden ist nicht nur Grundlage für die Produktion landwirtschaftlicher Produkte, sondern dient gleichzeitig dem Wasserrückhalt, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und ist größter terrestrischer Kohlenstoffspeicher. Ergebnisse aus 35 Jahren Boden-Dauerbeobachtung auf landwirtschaftlichen Flächen stellt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am 5. April 2022 beim 18. Kulturlandschaftstag vor. Boden-Experten verschiedener Institutionen bieten bei der Online-Tagung einen Überblick über langjährige Entwicklungen und diskutieren die Zusammenhänge – Wie wirken Bewirtschaftung und Umwelteinflüsse langfristig auf die Qualität von Böden? Wie steht es um Bodenleben, Schadstoffbelastung oder Wasserhaushalt, wie um die Vegetation? Nach dreieinhalb Jahrzehnten zahlt sich der lange Atem beim Bodenmonitoring aus: auch zu Einflussgrößen, die eine lange Beobachtung brauchen, liegen nun Erkenntnisse für die Praxis vor.

Zwei Männer untersuchen den Boden auf einem Maisfeld.Zoombild vorhanden

Untersuchung der Regenwurmpopulation (LfL).

LfL-Präsident Stephan Sedlmayer wies im Rahmen der Veranstaltung auf die aktuelle Relevanz hin: „Bodengesundheit und Bodenfruchtbarkeit sind die Dreh- & Angelpunkte und diese hat die LfL seit langem im Blick. Heute stehen zusätzlich Themen wie Klimawandel und Biodiversität im Fokus.“ Denn auf allen Dauerbeobachtungsflächen konnte eine Zunahme der Temperatur und eine Abnahme des Niederschlags während des Beobachtungszeitraums festgestellt werden.

Bei der Online-Tagung lieferten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der LfL und weiterer Forschungseinrichtungen weitere aktuelle Ergebnisse zu Entwicklungen im Bereich Bodenschadstoffe, Humus, Vegetation und der Regenwurmfauna. Die Schadstoffbelastungen im Boden lagen in der Regel im Bereich des natürlichen Hintergrunds und nahmen für viele Schadstoffe während der letzten 35 Jahre ab. Dies gilt insbesondere auch für Schadstoffdepositionen aus der Luft.

Die Humusgehalte blieben im Mittel weitgehend unverändert, allerdings mit leicht abnehmender Tendenz. Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff ist enger geworden. Dies muss als Gefahr für Stickstoffausträge gewertet werden. Mögliche Gründe könnten die Zunahme organischer Düngung oder der Klimawandel sein, der zu einem schnelleren Abbau organischer Substanz im Boden führt. Humuszunahmen wurden auf Flächen festgestellt, die auf Ökolandbau umgestellt wurden.
Auch für Regenwürmer wirkt sich eine Humus erhaltende Bewirtschaftung positiv aus. Weiterhin stellten die Forschenden fest, dass der Anbau von Kleegras und der Verzicht aufs Pflügen den Regenwurmbestand im Acker fördert, im Grünland verzeichnete man für die organische Düngung positive Effekte bei den Bodenlebewesen.

Amtschef Hubert Bittlmayer (StMELF) betonte die Bedeutung des Langzeitmonitorings, das seit Mitte der 1980er Jahre auf ca. 130 praxisüblich bewirtschafteten Acker- und Grünlandflächen und einigen Sonderkulturen in Bayern, Deutschland und der Schweiz durchgeführt und von der LfL betreut wird. Vorangegangen war die von der Bundesregierung im Jahr 1985 verabschiedete Bodenschutzkonvention als Reaktion auf zunehmende Umweltbelastungen. Darin wurde eine Erfassung der vorhandenen Einflüsse auf den Boden und die Beobachtung ihrer Veränderungen gefordert. Seitdem haben die Forscher in mehrjährigem Abstand inzwischen tausende Bodenproben gezogen und im Labor analysiert. Bereits im zweiten Jahr nach Gründung konnte somit auf wichtige Messwerte zurückgegriffen werden, als infolge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 auch Bayern von erhöhter Radioaktivität betroffen war.

Um verlässliche Ergebnisse dazu zu erzielen, wie sich die Böden in der Praxis entwickeln, ist ein dichtes Messnetz von Standorten unverzichtbar, besonders aufgrund der in Bayern so heterogenen Standort-, Boden und Klimaverhältnisse.
Mit seinen momentan gut 120 Boden-Dauerbeobachtungsflächen ist Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern aber sehr gut ausgestattet.

Querschnitt der Bodenschichten

Querschnitt der verschiedenen Bodenschichten (LfL).

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Mehrere Männer untersuchen den Boden eines Feldes.

Analyse der Bodenschichten (LfL).

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Zwei Männer untersuchen den Boden auf einem Hopfenschlag.

Zwei Wissenschaftler untersuchen den Boden auf einem Hopfenschlag. (LfL)

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Ein Regenwurm kriecht auf dem Boden.

Ein Regenwurm kriecht auf dem Boden (Walter, LfL).

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Mehrere Personen arbeiten auf einem Feld.

Wissenschaftler bei der Probenahme (LfL).

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Blick auf einen Hopfenschlag.

Blick auf einen Hopfenschlag (LfL).

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Zwei Männer untersuchen den Boden auf einem Maisfeld.

Untersuchung der Regenwurmpopulation (LfL).

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.