Innovations- und Forschungsprojekt
Förderung blütenbesuchender Insekten durch Diversifizierung im Grünbrachemanagement (FINDIG)
Damit es im Kleegras summt und brummt
Wie können landwirtschaftliche Betriebe Bienen und andere Bestäuber in der Kleegrasphase (Grünbrache) fördern? Hierfür entwickeln die LfL und die Universität Bonn Produktionssysteme im ökologischen Landbau, die sowohl bestäubende Insekten fördern als auch ökonomisch und für die landwirtschaftliche Praxis attraktiv sind. Sie betrachten dabei, welche Pflanzenarten im Kleegras bevorzugte Nahrungsquellen für Insekten sein könnten und wie weit eine Extensivierung sinnvoll sein kann. Ziel dieses BÖL-Projekt ist es, bis Ende 2024 nachhaltige Lösungen für die landwirtschaftliche Praxis, insbesondere vieharmer oder viehloser Öko-Betriebe, zu erarbeiten.
Hintergrund
Multitalent Kleegras - Kleegras im ökologischen Landbau übernimmt vielfältige Aufgaben:
- Stickstoffbereitstellung für die Nachfrüchte durch Leguminosen
- Mehrung organischer Bodensubstanz, Humusaufbau, Bodenverbesserung
- Unterdrückung von Problemunkräutern wie Ackerfuchsschwanz & Ampfer
- Schaffung eines Lebensraumes für Bestäuber wie Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Tagfalter und viele mehr
Ziel
Projektziel ist es, Produktionssysteme im ökologischen Landbau zu entwickeln, die
- Bienen und andere Bestäuber in ihrer Gesamtheit fördern,
- ökonomisch und agronomisch nachhaltig und
- für die Praxis attraktiv sind.
Methode
Die Projektpartner untersuchen, wie die folgenden beiden Ansätze im Grünbrachenmanagement kombiniert werden können, um das Ressourcenangebot für blütenbesuchende Insekten zu steigern:
- Diversifizierung: Mehr Pflanzenarten in der Kleegrasmischung. Das weitere Spektrum verlängert das Blühangebot über die Vegetationsperiode und fördert dabei verschiedene Bestäuberarten, die auf unterschiedliche Pflanzen spezialisiert sind.
- Extensivierung, angepasstes Nutzungsmanagement: Kombination aus geringerer Nutzungshäufigkeit und Verschiebung des Nutzungszeitpunktes.
Die Exaktversuche
Parzellenernte beim Exaktversuch
Varianten im Exaktversuch:
- drei artenreichere Kleegrasmischungen mit bis zu 13 verschiedenen Klee- und Kräuterarten,
- eine praxisübliche, artenarme Mischung aus Luzerne, Rot- und Weißklee dient als Kontrolle,
- in Kombination mit reduzierter Schnittnutzung: zwei statt drei Schnitt- bzw. Mulchtermine, verspäteter erster Schnitt.
Anforderungen bei der Kräuterauswahl:
- Art muss schnittverträglich sein
- pH-Wert-unempflindlich
- ausreichende Mengen an Saatgut vorhanden
Die Praxisflächen
Artenreiche Kleegrasmischung mit blühendem Kümmel auf einer Praxisfläche
Methodik für die Quantifizierung der Blütenressourcen und Bestäubervorkommen
Folgende Parameter werden untersucht:
- Die Blühphänologie wird in dreiwöchigem Abstand erfasst, indem aufgenommen wird, ob eine Art zu einem bestimmten Zeitpunkt blüht oder nicht.
- Der Anteil der Blütendeckung wird mit Hilfe eines Schätzrahmens bestimmt, indem der mit Blüten bedeckte Anteil geschätzt wird.
- Die Nektarentnahme, um das Nektarpotential verschiedener Pflanzen zu bestimmen, erfolgte im ersten Versuchsjahr mit Hilfe von Mikropipetten. Dieses Vorgehen gestaltete sich jedoch schwierig. Im zweiten Versuchsjahr sollen dazu andere Methoden ausprobiert werden.
- Welche Pflanzen sind tatsächlich aufgegangen? Die Forschenden sortieren zunächst die Artenzusammensetzung des Aufwuchs und bestimmen dann die Durchsetzungsfähigkeit der einzelnen Pflanzenarten über deren Trockenmasse (in % der Gesamt-Trockenmasse).
- Die Besuchsfrequenz der Bestäuber wurde mit Hilfe von Beobachtungen und Videoaufnahmen erfasst. Im Mai und September wurden ausgewählte Flächen beobachtet und in einem festgelegten Zeitfenster alle Bestäuber-Blütenkontakte aufgenommen.
- Auch das Verhalten einzelner Bestäuber konnte durch die Beobachtungen am Feld und die Videoaufnahmen abgeleitet werden. Setzte sich eine Hummel beispielsweise nur kurz auf einer Blüte ab oder war sie sichtbar am Nektar saugen?
- Die im Fokus des Projekts stehenden Zielarten sind Honigbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Wildbienen und Tagfalter. Um die Arten und deren Anzahl zu erfassen, keschern die LfL-Wissenschaftlerinnen die Bestäuber auf einem definierten Streifen für einen Zeitraum von 30 Minuten.
Ergebnisse
Was macht es spannend, an diesem Projekt mitzuarbeiten?
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Peer Urbatzka, LfL-Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB)
Projektbearbeitung: Dr. Nina Weiher, Juliane Tanz, Jessica Westermeier (IAB)
Laufzeit: 02.08.2021 bis 31.12.2024
Finanzierung: Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL)
Projektpartner: Das Vorhaben ist Teil eines Verbundes mit Prof. Dr. Thomas Döring, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (FKZ 2819OE103)
Förderkennzeichen: 2819OE157