Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2023 – Virologie

Das virologische Labor der LfL ist in Bayern die zentrale Anlaufstelle, wenn es um die Diagnose von Viruskrankheiten an Pflanzen geht. Proben für den Hoheitsvollzug sowie von Anbauberatern, Landwirten, Gartenbauern, Züchtern, Universitäten, Hochschulen und Privatpersonen werden auf das Vorhandensein von Viren, Viroide und Phytoplasmen untersucht. Auch die Untersuchungen auf Quarantäneschädlinge fallen in den Aufgabenbereich von IPS 2c.

Das virologische Labor an der LfL

Kleinste Pathogene, wie Viren, Viroide und Phytoplasmen, sind Erreger zahlreicher Pflanzenkrankheiten und können, wenn eine Infektion nicht rechtzeitig erkannt wird, zu einem kompletten Ausfall der Ernte führen. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose von Viren für alle Akteure in der Landwirtschaft von Bedeutung. Dabei stellt das virologische Labor der LfL die zentrale Anlaufstelle in Bayern dar. Für eine gesicherte Diagnose kommen neben biologischen Tests (Indikatorpflanzentest) und serologischen Nachweisverfahren (EILSA-Test) auch vermehrt molekularbiologische Verfahren (PCR-basierte Methoden) zum Einsatz. Durch ein umfassendes Qualitätsmanagement wird zudem sichergestellt, dass die angewandten Methoden den rechtlichen Vorgaben entsprechen.
Neben dem Mitwirken in mehreren Monitoringprogrammen werden an der LfL Proben von Pflanzenbauberatern, Gartenbauern, Landwirten, Züchtern, Universitäten und Hochschulen, aber auch von Privatpersonen auf das Vorhandensein von pathogenen Viren/Viroiden und Phytoplasmen (zellwandlose Bakterien) untersucht. Mithilfe der Ergebnisse können gezielte Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden und damit eine Grundlage für ertragreiche landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte geschaffen werden.
Einen großen Teil unserer Tätigkeit machen die Untersuchungen im Rahmen des Hoheitsvollzuges aus, z. B. für die Ausstellung von Pflanzengesundheitszeugnissen, die für den Export notwendig sind. Zudem testen wir Pflanzen auf das Vorhandensein von Quarantäneschädlingen und Schadorganismen, die aufgrund pflanzengesundheitlicher Vorschriften überwacht werden müssen, beispielsweise bei der Produktion von gesunden Mutterpflanzen.

Untersuchungen im Jahr 2023

Im Jahr 2023 wurden im Labor der Arbeitsgruppe IPS 2c insgesamt 1.713 Proben untersucht, dabei konnten in 25 % der Proben eine Virusinfektion nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 48 verschieden Pflanzenarten im Rahmen der Virusuntersuchungen untersucht.
Landwirtschaft
WirtspflanzeNachgewiesener Erreger
Kartoffel (Solanum tuberosum L.)Tobacco rattle virus (TRV)
Bohnen (Phaseolus vulgaris)Alfalfa mosaic virus (AMV)
Bean common mosaic virus (BCMV)
Bean Yellow Mosaic Virus (BYMV)
Gemüsebau
WirtspflanzeNachgewiesener Erreger
Gurke (Cucumis sativus)Cucumber green mottle mosaic virus (CGMMV)
Cucumber mosaic virus (CMV)
Zucchini yellow mosaic virus (ZYMV)
Cucurbit aphid-borne yellows virus (CABYV)
Salat (Lactuca sativa)Beet western yellows virus (BWYV)
Lettuce big-vein associated virus (LBVaV)
Mirafiori lettuce big-vein virus (MLBVV)
Meerrettich (Armoracia rusticana)Turnip mosaic virus (TuMV)
Zucchini (Cucurbita pepo ssp. pepo convar. giromontina)Moroccan watermelon mosaic virus (MWMV)
Obstbau
WirtspflanzeNachgewiesener Erreger
Apfel (Malus domestica)Candidatus phytoplasma mali
Apple stem pitting virus (ASPV)
Apple Chlorotic Leaf Spot Virus (ACLSV)
Apple Stem Grooving Virus (ASGV)
Sauerkirsche (Prunus cerasus)Prune dwarf virus (PDV)
Prunus Necrotic Ringspot Virus (PNRSV)
Zierpflanzenbau
WirtspflanzeNachgewiesener Erreger
Ranunkel (Ranunculus asiaticus)Tomato spotted wilt virus (TSWV)
Blaublatt-Funkie (Hosta sieboldiana)Hosta virus X (HVX)
Salatpflanze

Salatpflanze mit BWYV, LBVaV, MLBVV

Meerrettichblatt

Meerrettich mit TuMV

Ranunkel

Ranunkel mit TSWV

verfärbte Hosta -Blätter

Hosta mit HVX

Besonderheiten 2023

Auffallend viele Probeneinsendungen aus dem Gurkenanbau wurden im Jahr 2023 für eine Virusanalyse eingesendet. Bereits Ende März erfolgte die erste Einsendung, die letzten Probeneinsendungen erreichten das virologische Labor Ende August. Insgesamt wurden 16 Anfragen auf eine Untersuchung auf Virusinfektionen im Gurkenanbau gestellt. Bei 12 dieser Anfragen konnte eine Virusinfektion nachgewiesen werden. Neben mehreren Infektionen mit dem Cucumber green mottle mosaic virus und dem Zucchini yellow mosaic virus, wurde auch das Cucumber mosaic virus und das durch Blattläuse übertragene Cucurbit aphid-borne yellows virus detektiert.

Verzwergungsmonitoring Getreide 2023

Wie in den vorangegangenen Jahren fand im Herbst in enger Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) ein Monitoring auf das Vorkommen von Verzwergungsviren in Ausfallgetreide statt. Bayernweit wurden dabei von 21 Standorten 210 Proben für die Untersuchung eingesandt. Das Monitoring soll damit dem Landwirt einen Überblick über die Befallssituation und das Risiko einer Infektion in später auflaufende Bestände geben. Die Ergebnisse tragen außerdem dazu bei, die Notwenigkeit einer Bekämpfungsmaßnahme besser abschätzen zu können.
Der Sommer 2023 war zu einem abermals sehr heiß und eine Probennahme war dadurch gerade im Norden Bayerns auf Grund des spät aufgehenden Ausfallgetreide beeinträchtigt, während der einsetzende Starkregen im Süden Bayerns die Probennahme erschwerte. In 10,5 % der Proben aus dem Jahr 2023 wurde eine Virusinfektion mit einem der beiden Getreideverzwergungsviren detektiert. Dabei wurde das durch Blattläuse-übertragene Barley Yellow Dwarf Virus (BYDV) in 6,5 % der Proben detektiert, während das Wheat dwarf virus, durch Zikaden übertragen, in 4 % der Proben gefunden wurde. Generell lässt sich der Trend, dass Blattläuse eher in warmen, feuchten Wetterbedingungen vorherrschen und Zikaden eher in trockenen, heißen Wetterbedingungen auftreten auch auf das Jahr 2023 anwenden.

Vergilbungsvirusmonitoring in Zuckerrübe 2023

Seit dem Jahr 2020 wird ein bayernweites Monitoring auf Vergilbungsviren in Zuckerrüben durchgeführt. In diesem Jahr wurde das Monitoring auf Vergilbungsviren zeitgleich mit einem Monitoring auf die Erreger der Syndrom basses richesses Krankheit (SBR) durchgeführt. Insgesamt wurden für das Monitoring 300 Einzelproben untersucht und die Proben von den Mitarbeitern der Landwirtschaftsämter in dem jeweiligen Regierungsbezirk gezogen. In diesem Jahr wurden pro beprobten Schlag 6 Proben genommen, womit in Summe bayernweit 50 Schläge auf eine Virusinfektion mit Vergilbunsgviren bei Zuckerrüben beprobt wurden.
Auch wenn die Anzahl an positiven Proben relativ gering war (15 %) konnte auf 56 % der beprobten Standorte eine Virusinfektion in mindestens einer Probe nachgewiesen werden. Von diesen positiven Proben waren 43 % mit dem Beet yellows virus infiziert, während in 11 % der Proben eine Infektion mit dem Beet chlorosis virus oder Beet mild yellows virus nachgewiesen wurde. Eine Infektion mit dem Beet mosaic virus konnte in einer Probe nachgewiesen werden.

Untersuchungen von Hopfen auf Mosaikviren und Viroide

Angestoßen durch das Auftreten des Citrus bark cracking viroid (CBCVd) 2019 erfolgte in den folgenden zwei Jahren ein intensives Monitoring, um die Ausbreitung des Erregers zu verfolgen. Auch im Jahr 2023 wurde, unter der Federführung der Arbeitsgruppe Pflanzenschutz Hopfen des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenschutz, ein Monitoring auf CBCVd durchgeführt. Die Laboruntersuchungen fanden in diesem Jahr bei IPZ selbst statt. Auch wenn das Viroid im Jahr 2021 durch die EPPO nicht mehr als Unions-Quarantäneschädling, sondern als nicht geregelter Unions-Quarantäneschädling eingestuft wurde, fallen die Untersuchungen von Vermehrungsmaterial weiterhin in die Zuständigkeit von IPS 2c.

Qualitätsmanagement

Auch im Jahr 2023 erfolgte die Weiterentwicklung und Optimierung der im Labor angewandten Methoden, um den Anforderungen und Anfragen unseren Kunden gegenüber gerecht zu werden und eine gesicherte Ergebnisfeststellung zu erlangen. Durch die Vorgaben der EU, dass amtliche Diagnoselabore nach DIN EN ISO/IEC 17025 durch eine unabhängige Stelle begutachtet werden müssen, ist eine Akkreditierung mittlerweile verpflichtend. Diese stellt sicher, dass Diagnoseverfahren hinreichend verifiziert und validiert sind und das entsprechende Labor diese korrekt anwendet. Damit wird eine gewisse Sicherheit der Ergebnisse garantiert.
In der Abteilung Virologie ist eine Vielzahl der angewandten Methoden bereits akkreditiert (einzusehen unter: siehe Link unten). Dennoch versuchen wir kontinuierlich unsere Untersuchungsmethoden zu optimieren und zu erweitern, um ein breiteres Diagnosespektrum abzudecken. Darunter fallen die Validierungen bereits anerkannter Methoden auf andere Pflanzenspezies oder neue Viren sowie die Recherche von neuen Methoden, die im Rahmen der diagnostischen Untersuchungen eingesetzt werden können.

Prüfverfahrensliste pdf 525 KB