Forschungs- und Innovationsprojekt
SoLaBay: Forschungsprojekt zur Sozialen Landwirtschaft
Untersuchung zu Potenzialen in der bayerischen Landwirtschaft, Aufbau von ressortübergreifenden Netzwerken und Ableitung von praxisorientierten Handlungsempfehlungen
Das Forschungsprojekt SoLaBay (2025 bis 2028) zielt darauf ab, das Angebot an Sozialer Landwirtschaft zu verbessern. Es umfasst den systematischen Aufbau und die Evaluation ressortübergreifender regionaler Netzwerke sowie Experteninterviews und Umfragen. Soziale Landwirtschaft stellt einen zusätzlichen Betriebszweig im Rahmen der Diversifizierung landwirtschaftlicher Betriebe dar und trägt gleichzeitig zur Stärkung der sozialen Daseinsvorsorge im ländlichen Raum bei.
Projektbeschreibung
Rund 250 landwirtschaftliche Betriebe in Bayern verbinden nach Erhebungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf ihren Höfen soziale Arbeit und Landwirtschaft. Die Angebote reichen von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen über Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen bis zu Bauernhofkindergärten. Damit ist die Soziale Landwirtschaft mit ihren vielfältigen Ausprägungen bisher noch eine Nische im Bereich der Diversifizierung. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Angeboten aber hoch. Diese Angebote für Menschen mit Hilfebedarf können gerade im ländlichen Raum einen Beitrag zur sozialen Daseinsvorsorge leisten. Zudem sind viele landwirtschaftliche Betriebe auf der Suche nach neuen Wegen und Einkommensalternativen für die Zukunft.
Obwohl Soziale Landwirtschaft einen bisher wenig bekannten Betriebszweig darstellt, so gibt es mittlerweile doch eine Vielzahl an allgemeinen Informationsmaterialien. Wenn es aber um die konkrete, standortspezifische Umsetzung von Projekten geht, fehlt es oftmals an Wissen und Netzwerken. Wie kann eine effektive Unterstützung für Betriebe gewährleistet werden, die in die Soziale Landwirtschaft einsteigen möchten, angesichts der vielfältigen (bau)rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen? Diese Fragestellung bildet den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts SoLaBay. Das Projekt wird in Kooperation der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bearbeitet.
Ziel des Forschungsprojektes
Zentrales Ziel des Projektes ist es, das zukünftige Angebot von Sozialer Landwirtschaft in Bayern zu erhöhen.
Teilziele und Methodik
Im Rahmen des Projektes werden drei Arbeitspakete bearbeitet.
- Eine Untersuchung zur Bekanntheit und zur Akzeptanz Sozialer Landwirtschaft soll die Einschätzung des Potenzials für Soziale Landwirtschaft in Bayern ermöglichen. Dieses Arbeitspaket wird federführend bearbeitet durch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT).
- Durchführung qualitativer Experteninterviews mit Landwirten, die bereits Soziale Landwirtschaft betreiben, mit Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden und Beratung aus der Landwirtschaft und dem Sozialwesen
- Onlineumfrage bei landwirtschaftlichen Betrieben, die noch keine Soziale Landwirtschaft betreiben
- Onlineumfrage bei potenziellen Kundinnen und Kunden
- Der systematische Aufbau und die Evaluation ressortübergreifender, regionaler Netzwerke sollen die Begleitung von landwirtschaftlichen Betrieben erleichtern, die ein Angebot in der Sozialen Landwirtschaft umsetzen wollen. Die Begleitung der Betriebe wird in Kooperation mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Form von Reallaboren durchgeführt. Dieses Arbeitspaket wird federführend bearbeitet durch die LfL.
- Auswahl von vier landwirtschaftlichen Projektbetrieben und regionalen Netzwerkpartnern für die Bereiche Seniorenwohnen, Inklusionsarbeitsplätze, Betreuungsangebote und Bauernhofkindergarten
- Bildung der Netzwerke zur ressortübergreifenden multidisziplinären Zusammenarbeit durch ein Auftakttreffen zum Kennenlernen und zur Absprache
- Begleitung der Landwirte bei der Umsetzung über eine interaktive digitale Plattform (Sharepoint) mit paralleler Reflexion, Anpassung und Evaluierung der Zusammenarbeit
- Die Ergebnisse des Projektes werden für die landwirtschaftliche Praxis, Beratung und Ausbildung sowie für den Sozialbereich aufbereitet und zielgruppengerecht bei den Akteuren platziert. Dieses Arbeitspaket wird von der HSWT und der LfL gemeinsam bearbeitet.
- Weiterentwicklung praxisorientierter Informationsmaterialien für relevante Akteure aus der Landwirtschaft und dem Sozialbereich, um eine fundierte Einschätzung der Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen und die Kooperation mit potenziellen Partnern zu stärken. (z. B. Tools zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit, Unterlagen zur Zusammenarbeit mit potenziellen Kooperationspartnern)
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für Politik, Verbände und weitere relevante Akteure zur Förderung der Bekanntheit und Verbreitung Sozialer Landwirtschaft
Aktuelles und Ergebnisse
Treffen der Kooperationspartner des Projektes in München
Bei einem ersten persönlichen Treffen tauschten sich Ende Oktober die Kooperationspartner im Projekt SoLaBay mit dem Projektteam von LfL und HSWT aus und planten die zukünftige Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung.
Die Mitarbeitenden im Projekt stellten den aktuellen Stand vor: Guido Cremerius (HSWT) ist gerade an der Auswertung von Experteninterviews, Gina Holzapfel (LfL) stellt für die vier Projektbetriebe in ganz Bayern (LfL) die regionalen Netzwerke mit Ansprechpersonen vor Ort zusammen und organisiert die ersten ressortübergreifenden Treffen.
Als Vertreterinnen ihrer Organisationen haben Margit Berndl und Dr. Annalena Yngborn vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern, Julia Singer vom Bayerischen Bauernverband (Referentin Landfrauen), Sieglinde Bittl vom Referat M6 (Diversifizierung, Landfrauen) und Dr. Viktoria Lofner-Meir unterschiedliche Berührungspunkte mit Sozialer Landwirtschaft. Durch die verschiedenen Perspektiven und Arbeitsfelder ergänzen sie die Projektarbeit an wichtigen Punkten.
Netzwerktreffen der Reallabore
Im November und Dezember fanden verschiedenen Standorten in Bayern die ersten Netzwerktreffen der beteiligten Projektbetriebe statt. Gemeinsam wurden wichtige Weichen für die praxisnahe Weiterentwicklung der Projektbetriebe gestellt.
Seniorenwohnen: Auftakttreffen in Landshut
Foto: Ilijana Antunovic, LfL
Am 11. November kamen Netzwerkpartnerinnen und -partner zum Schwerpunkt "Seniorenwohnen" erstmals zusammen. Im Mittelpunkt des Treffens standen innovative Wohnformen für ältere Menschen, beispielsweise ambulant betreute Wohngemeinschaften und Service-Wohnen, sowie deren Umsetzbarkeit für unseren Projektbetrieb. Gemeinsam wurden konkrete nächste Schritte und die Einbindung weiterer Netzwerkpartner und Entscheidungsträgerinnen und -träger geplant. Unter den Anwesenden waren die Projektleitung der LfL, die zuständige Ansprechpartnerin des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landshut, ein spezialisiertes Beratungsteam für Senioren-WGs, die Seniorenbeauftragte des Landkreises Landshut sowie die Koordinationsstelle Pflege und Wohnen.
Stundenweise Seniorenbetreuung auf dem Bauernhof: Treffen in Fürstenfeldbruck
Foto: LfL
Am 20. November stand am AELF Fürstenfeldbruck die geplante stundenweise Betreuung von Seniorinnen und Senioren auf dem Bauernhof im Fokus. Geplant ist die Errichtung einer Ergotherapiepraxis mit tiergestützten Interventionen im umgebauten Stallgebäude. Die Hofeigentümerin, eine erfahrene Ergotherapeutin mit Schwerpunkt Demenz und Schlaganfall, wird im kommenden Jahr die ISAAT-zertifizierte Qualifikation für tiergestützte Interventionen mit Bauernhoftieren abschließen. Ein konkreter Bauplan ist bereits vorhanden: Die entstehende Praxis soll direkten Blickkontakt zu Schafen und Eseln ermöglichen. Zum ersten Austausch waren Vertreterinnen und Vertreter des AELF, der LfL, des Amtstierarztes, der Versicherungskammer Bayern, des Deutschen Verbands Ergotherapie sowie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Bayern eingeladen.
Tagesstätte für schulabstinente Jugendliche: Treffen in Münchberg
Foto: LfL
Ein weiterer Meilenstein war das Netzwerktreffen am 24. November am AELF Bayreuth-Münchberg zur Entwicklung einer tiergestützten, heilpädagogischen Bauernhof-Tagesstätte für schulabstinente Jugendliche. Da dieser Ansatz für alle Beteiligten Neuland bedeutet, bedarf es umfassender Abstimmungen. Entsprechend vielfältig war die Expertise der Teilnehmenden: Vertreterinnen und Vertreter der Regierung von Oberfranken (Soziales und Jugend), des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sowie Fachleute vom AELF zu Baurecht, Fördermitteln und Sozialer Landwirtschaft tauschten sich intensiv aus.
Inklusionsarbeitsplätze in der Landwirtschaft: Austausch in Kempten
Foto: LfL
Den Abschluss bildete das Netzwerktreffen am 03. Dezember am AELF Kempten mit dem Fokus auf Inklusionsarbeitsplätze. Besonders intensiv wurde darüber diskutiert, mit welchen Ansätzen Menschen mit Beeinträchtigung für diese Arbeitsplätze gezielt gewonnen werden können. Auch die Vernetzung von Betrieben, die wie die Betriebsleiterin als Anderer Leistungsanbieter Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigen, war Thema. Mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter des Bezirks Schwaben, der EAA Schwaben, die Leiterin des "Karibuhofs" mit aktuellen Erfahrungen als inklusiver Anbieter, die Projektbeteiligten der LfL und HSWT sowie die Ansprechperson des AELF Kempten.
Mit viel Engagement und Fachwissen wurden bei allen Treffen die nächsten Schritte festgelegt und ein reger Austausch gepflegt. Wir freuen uns, unser Projekt durch die aktive Mitarbeit aller beteiligten Akteure weiter voranbringen zu können.
Weitere Informationen
Für weitere Informationen über das Projekt SoLaBay und die Möglichkeiten der Beteiligung stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:
E-Mail: Diversifizierung-IBA@LfLbayern.de
Projektinformation
Projektleitung LfL: Theresia Nüßlein
Projektleitung HSWT: Dr. Thomas Decker
Projektbearbeitung: Guido Cremerius (HSWT), Gina Holzapfel (LfL)
Laufzeit: 01.04.2025 – 31.03.2028
Antragsteller: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) & Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Arbeitsbereich Diversifizierung
Kooperationspartner: Verein Soziale Landwirtschaft Bayern e.V., Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Bayern e.V., Bayerischer Bauernverband
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF)
Bildnachweis:
Kopfbild, Foto: Freudenstein