Forschungs- und Innovationsprojekt
Erprobung der Schleppnetzfischerei auf Stichlinge im Bodensee-Obersee

Der drastische Rückgang des Felchenertrags bringt die Bodensee-Berufsfischerei in eine existenzielle Krise. In einem Pilotprojekt soll erprobt werden, ob der hohe Stichlingsbestand, der u. a. für den Ertragsrückgang verantwortlich gemacht wird, im See nachhaltig reduziert werden kann.

Zielsetzung

Einholen des Schleppnetzes über das Heck der beiden Schleppboote.Zoombild vorhanden

Einholen des Schleppnetzes

Die Bodensee-Berufsfischerei befindet sich aufgrund des seit 2012 stark rückläufigen Felchenertrags in einer existentiellen Krise. Ursache für den Felchenbestandseinbruch sind neben den sich verändernden Nährstoffgehalten des Bodenseewassers auch das Massenaufkommen von Quaggamuscheln und Stichlingen. Ziel des Projektes ist es, im Rahmen einer räumlich und zeitlich begrenzten Versuchsfischerei, zu erproben, ob bzw. wie der hohe Stichlingsbestand im Bodensee, möglichst unter Einbeziehung der Berufsfischerei, abgefischt werden kann.

Methode

Schleppnetz in Wassertiefe (Echogramm)Zoombild vorhanden

Schleppnetz in Wassertiefe (Echogramm)

In Zusammenarbeit mit einem externen Experten und den Fischereiaufsehern aus Bayern und Baden-Württemberg soll eine Schleppnetzfischerei (Umfang der Öffnung 396 Maschen mit 125 mm Maschenweite, Netzöffnung 10 x 8 m, Maschenweite im Steert 6 mm mm) auf pelagische Stichlinge im Bodensee-Obersee erprobt werden.
Die Schleppnetzfischerei erfolgt im Nachtaspekt in der von den Stichlingen bevorzugt aufgesuchten Wassertiefe, wobei das Netz von den zwei Booten der Fischereiaufsicht Bayerns und Baden-Württembergs geschleppt wird. Die Überwachung der Schlepptiefe erfolgt über einen am Netz montierten Tiefenmesser und über ein, auf einem Begleitboot montiertes, hydroakustisches System, das auch die Erfassung der Fischechos ermöglicht. Fanggebiet ist der Hohe See zwischen Langenargen und dem Schweizer Ufer.
Handhabung des Netzes, Evaluation des Beifangs, gefangene Stichlingsmenge (Gesamt kg, Hochrechnung Individuen anhand des mittleren Stückgewichts einer Stichprobe) sowie Kosten-Nutzen-Abwägung sollen erfasst werden, um zu klären, ob die Stichlinge in relevantem Maße reduziert werden können.

Ergebnisse

Die Schleppnetzfischerei fand auf dem Hohen See zwischen Langenargen und Kressbronn im Zeitraum von 5. bis 7. November 2024 statt.
Die Schleppnetzfischerei erwies sich als praktikabel (z. B. Einstellung Schlepptiefe) und sehr selektiv (nur ein Felchen als Beifang). Vor dem Hintergrund des sich gegenüber früheren Jahren vermutlich drastisch verringerten Stichlingsbestands ist eine Kosten-Nutzen-Analyse und Konzeption zur möglichen Durchführung durch Berufsfischerinnen und Berufsfischer derzeit nicht sinnvoll.
Eine Stichprobe der rund 3 kg in der Schleppnetzfischerei gefangenen Stichlinge wurden im Rahmen einer studentischen Arbeit hinsichtlich Biometrie, Mageninhalt und Parasitierung untersucht.
Der Endbericht wird bis Ende Juni 2026 erstellt.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. M. Schubert
Projektbearbeitung: Dr. M. Schubert, Dr. Ch. Vogelmann, N. Grundner, M. König, M. Kühlmann, Ch. Wenzel N. N.
Finanzierung: Das Vorhaben wird kofinanziert von der Europäischen Union und mitfinanziert durch den Freistaat Bayern, aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds 2023 – 2029 (EMFAF)
Laufzeit: 01.06.2024 – 01.06.2026
Förderkennzeichen: A/20/03