Forschungs- und Innovationsprojekt
InnoRind: Innovationsnetzwerk Rind – Zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland unter Berücksichtigung von Tierwohl, Umweltwirkungen und gesellschaftlicher Akzeptanz

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InnoRind – Zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland

Das Verbundvorhaben InnoRind hat zum Ziel, das Tierwohl in der deutschen Rinderhaltung zu verbessern. Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist mit je einem Teilprojekt im Bereich Mastrinderhaltung und im Bereich Kälberhaltung beteiligt.

Projektbeschreibung

Im Projektverlauf werden die Ställe der Bayerischen Staatsgüter (BaySG) am Standort Grub (Mastrinder) und Achselschwang (Kälber) umgebaut und umfassend untersucht. Die Untersuchungen beziehen sich auf die Bereiche Tierverhalten, Tiergesundheit und -hygiene, Tierwohl, Arbeitswirtschaft, Ökonomie und Umweltwirkungen. Der Mastbullenstall in Grub soll im Spaltenboden­bereich durch Ausläufe erweitert werden, bei dem Kälberstall in Achselschwang handelt es sich um einen Neubau. Dort werden die Klima­ansprüche von Kälbern untersucht.
InnoRind als Verbundvorhaben
Das Projekt InnoRind ist ein Verbundvorhaben, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestags gefördert wird. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Insgesamt sind zwölf deutsche staatliche Forschungs­einrichtungen mit eigenen Versuchs­betrieben beteiligt. Auf diesen sollen innovative Stallbau- und Haltungs­maßnahmen praktisch erforscht und mit Hilfe wissenschaftlicher Begleitung umfassend bewertet werden. Das übergeordnete Ziel ist, das Tierwohl in der deutschen Rinder­haltung zu verbessern.

Landkarte von Deutschland mit den Projektpartnern des InnoRind-Verbundvorhabens.

Neben Tierverhalten, -gesundheit und Tierwohl werden die Themenfelder Umweltwirkungen, Wirtschaftlichkeit sowie Arbeitswirtschaft behandelt. Dazu beschäftigt sich das Projekt mit der Haltung von Kälbern, Masttieren sowie Milchvieh. Schwerpunkt­themen sind unter anderem alternative Aufzuchts- und Mastverfahren von Milchviehkälbern, die Bullenmast sowie die Transitperiode von Milchvieh. Schließlich sollen aus den Untersuchungen Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis erarbeitet werden.
Die LfL ist mit zwei Teilprojekten am Gesamtprojekt beteiligt: zum einen im Bereich der Rindermast, zum anderen in der Kälberhaltung.

Teilprojekt Rindermast

Teilprojekt Rindermast

Mastbullen im Vollspaltenbodenstall am Standort GrubZoombild vorhanden

Blick in eine der Vollspaltenbodenbuchten

Hintergrund
Die Haltung von Rindern ist in Deutschland über Gesetze und Verordnungen nur bedingt geregelt. In der Tierschutz­nutztier­verordnung beispielsweise ist die Haltung von Rindern nur bis zu einem Alter von sechs Monaten und nicht darüber hinaus festgelegt. Einige Bundesländer (zum Beispiel Niedersachsen, Thüringen, NRW) haben begonnen, Leitlinien herauszugeben, in denen die Eckpunkte für die Haltung von Mastrindern festgelegt sind. Auch in Bayern liegt eine solche Leitlinie seit Ende des Jahres 2022 vor. Neben dem durch den Handel bereits eingeführten Tierwohllabel wird eine staatliche Tierwohl­kennzeichnung diskutiert, die unter anderem Ausläufe vorsieht.

Ziele

Mit den Ausläufen soll ein Konzept für eine zukunftsfähige Mastbullenhaltung entwickelt werden, das die Verbesserung des Tierwohls und der Umweltwirkungen gleichzeitig mit der gesellschaftlichen Akzeptanz sowie mit der Wirtschaftlichkeit verbindet. Darauf aufbauend werden gemeinsam mit den Erfahrungen aus der Auslaufplanung Empfehlungen für die Praxis entwickelt.

Versuchsdurchführung

Innerhalb des Teilprojekts Mastrinderhaltung wird auf dem Versuchsbetrieb der bayerischen Staatsgüter (BaySG) in Grub der Vollspaltenbodenbereich umgebaut. Jede Bucht wird durch einen eigenen Auslauf mit Zugang erweitert. Gegenstand der Untersuchungen werden die Auswirkungen auf die Mastbullen durch den zusätzlichen Auslauf und die Außenklimareize sein.
Im Folgenden sind die Inhalte der Forschungsfragen aufgeführt, die am Standort Grub in Kooperation mit den entsprechenden Kooperationspartnern beantwortet werden sollen.
  • Fragestellung: Stallerweiterung der Vollspaltenbodenbuchten um Ausläufe
    • Erfahrungen bei der Planung und Durchführung der Baumaßnahme
    • Empfehlungen für zukünftige Bauvorhaben
  • Fragestellung: Leistungserfassung
    • Futteraufnahme: Erfassung der Futtermenge und Fressdauer durch die Wiegetröge, Anzahl der Mahlzeiten (Verantwortlich: LfL-ITE)
    • Lebendmassezunahmen: Zunahme der Tiere über den Mastverlauf (Verantwortlich: BaySG und LfL (ITE, ILT))
    • Futteranalysen: Analyse der Futtermittelinhaltsstoffe (Verantwortlich: LfL-ITE)
  • Fragestellung: Tierverhalten, Tiergesundheit, Tierhygiene, Tierwohl
    • Tierverhalten: Verhaltensauswertungen mit Hilfe von Videomaterial und Pedometerdaten (ENGS) (Verantwortlich: LfL-ILT)
    • Buchtenauslastung: Flächennutzung beim Liegen (in der Bucht und im Auslauf), wo befinden sich wie viele Tiere im Tagesverlauf, Interaktionen (Verantwortlich: LfL-ILT)
    • Tiergesundheit: Erfassung von Tiergesundheitsparametern (Verantwortlich: LfL-ILT, TI-OL, BaySG)
    • Tierhygiene: Beurteilung potenzieller Hygiene- und One-Health-Auswirkungen (Verantwortlich: CAU)
    • Tierwohl: Begleitende Evaluation der Tierwohlsituation in allen Innovationsprojekten des Verbundvorhabens "InnoRind" (Verantwortlich: TI-OL, HSRW)
  • Fragestellung: Klimadaten
    • Messung von Stressindikatoren außerhalb des Stalls (Wetterstation) sowie innerhalb des Stalls (Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensor) (Verantwortlich: LfL-ILT)
  • Fragestellung: Umweltwirkungen
    • Quantifizierung von Umweltwirkungen und Nachhaltigkeitskriterien unter Nutzung verschiedener Analysetools und -methoden (Verantwortlich: LFA MV, LfL, BaySG)
  • Fragestellung: Ökonomie
    • Ökonomische Bewertung des Innovationsprojekts (Verantwortlich: TI-BW, LfL, BaySG)
  • Fragestellung: Arbeitswirtschaft
    • Arbeitszeiterfassung: Arbeitszeitaufwand für einzelne Tätigkeiten im Stall, Vergleich vor und nach der Umbaumaßnahme (Verantwortlich: TI-BW)
    • Arbeitssicherheit: Arbeitssicherheit im Haltungssystem ohne und mit Auslauf (Verantwortlich: LfL-ILT, BaySG)
Als Referenzwerte gelten die Daten der Tiere in den Vollspaltenboden­buchten ohne Ausläufe sowie die der Tiere in dem Tretmiststall mit integriertem Auslauf. Diese Daten werden dann mit den Daten der Tiere in den Vollspaltenboden­buchten mit Ausläufen verglichen.
Blick vom Futtertisch aus in den Vollspaltenbodenstall am Standort Grub.Zoombild vorhanden

Blick vom Futtertisch aus in den Vollspaltenbodenstall

Aktuelle Versuchsdurchführung im Vollspaltenbodenstall (2022/2023)
Im Dezember 2022 wurde die Vergleichsgruppe in sechs Vollspalten­boden­buchten ohne Auslauf eingestallt. Die Gruppe setzt sich aus 60 Fleckviehtieren mit einem Durchschnittsgewicht von 205 kg zusammen. Im Allgemeinen erstreckt sich die Mastdauer über ca. ein Jahr. Während dieser Zeit verbleiben die Tiere in den festen Gruppierungen. Anhand des Gewichts wurden insgesamt 38 Fokustiere ausgewählt (schwerste, mittelschwere, leichteste Tiere pro Bucht). Entsprechend der verschiedenen Mastphasen sind insgesamt vier Versuchsphasen von jeweils vier Wochen (zwischen zwei Wiegungen) vorgesehen, in denen die Datenaufnahme erfolgen soll. Die Fokustiere wurden im Rahmen der Wiegung Anfang Februar 2023 mit jeweils einem Pedometer (ENGS) ausgestattet, der die Aktivität der Tiere aufzeichnet. Die Pedometer sind mit einem breiten Band an einem der Vorderbeine fixiert.
Darüber hinaus wird das Verhalten der Tiere mit einer Videokamera pro Bucht aufgezeichnet und anschließend anhand ausgewählter Parameter ausgewertet. Die Futteraufnahme der Tiere wird über die Wiegetröge aufgenommen, die Zunahmen der Tiere über das Wiegen im vier­wöchigen Rhythmus.

Ergebnisse: Teilprojekt Rindermast

Auslaufplanung – Aktueller Stand
Momentan befinden sich die Ausläufe in der Planungsphase. Die Herausforderung besteht darin, die Aspekte der Treibemöglichkeiten (Tiere in und aus dem Auslauf treiben), der Arbeitssicherheit, der Bodengestaltung, der Auswahl der Gitterkonstruktionen, des Entmistungsverfahrens, der Überdachung sowie der Abstandsflächen zu angrenzenden Gebäuden in einer nachhaltigen Planung zu vereinen.
Ergebnisse
Weitere Ergebnisse, zum Beispiel zum Tierverhalten, werden im Jahr 2024 erwartet.

Projektinformation: Teilprojekt Rindermast
Laufzeit: 01.05.2021 bis 31.07.2025
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Projektpartner: BaySG Grub
Förderkennzeichen: 28N304204
Projektleitung: Dr. Bernhard Haidn
Projektbearbeitung: Andrea Dehoff

Kontakt
E-Mail: innorind@LfL.bayern.de

Teilprojekt Kälberhaltung

Teilprojekt Kälberhaltung

Hintergrund
Grundsätzlich sind für das Wohlbefinden von Kälbern das Ausleben des arttypischen Verhaltens, das Haltungsmanagement, die Hygiene, die Gesundheit sowie die Fütterung wichtig. Eine weitere – nicht zu unterschätzende – zentrale Bedeutung für das Tierwohl sind die stallklimatischen Haltungsbedingungen. Im ersten Lebensabschnitt wird damit der Grundstock für die weitere Entwicklung, die Vitalität und die spätere Leistungsfähigkeit der Rinder gelegt. Zu den Anforderungen an das Klima in Ställen mit Kälberhaltung werden bisher sowohl in Verordnungen als auch in der einschlägigen Literatur nur für Warmställe konkrete Vorgaben gemacht.

Versuchsdurchführung

Gegenstand des Teilprojekts wird daher sein, die Ansprüche von Kälbern an das ganzjährige Stallklima (inkl. Kleinklimabereiche) in Abhängigkeit von den jeweiligen Altersgruppen und Haltungsformen zu untersuchen. Die zentrale Frage lautet: Mithilfe welcher baulich-technischen Maßnahmen kann das Stallklima optimiert werden? Neben der automatisierten Steuerung von Wandverschlüssen (zum Beispiel Curtains, Stegplatten) wird unter anderem untersucht, ob eine Reduzierung der Luftfeuchtigkeit bzw. Dämpfung von Temperaturspitzen über eine im Außenklima¡stall bisher nicht übliche Zuluft­konditionierung möglich ist.
Die Untersuchungen werden in dem in Achselschwang neu erbauten Kälberstall der bayerischen Staatsgüter (BaySG) durchgeführt.

Ergebnisse: Teilprojekt Kälberhaltung

Erste Ergebnisse werden im Jahr 2025 erwartet.

Projektinformation: Teilprojekt Kälberhaltung
Laufzeit: 01.05.2021 bis 31.07.2025
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Projektpartner: BaySG Achselschwang
Förderkennzeichen: 28N304204
Projektleitung: Jochen Simon
Projektbearbeitung: N.N.

Kontakt
E-Mail: innorind@LfL.bayern.de

Förderung

Kombilogo: BMEL und BLE
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft übernimmt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierhaltung.