Pilzkrankheiten in Winterweizen – Monitoring

Aktuelle Hinweise vom 25.04.2024

Nach der langen, teils sehr feuchten Kälteperiode steigen zum Wochenende unter Hochdruckeinfluss die Temperaturen wieder deutlich an. Im Mittel aller LfL-Wetterstation fiel vom letzten Montag bis einschließlich Mittwoch dieser Woche 40 mm Regen, mancherorts kurzzeitig auch als Schnee, bei einer Spanne von 18 bis 84 mm. Insgesamt lag die Tagesdurchschnittstemperatur im Mittel aller bayerischen Stationen schon seit Dienstag letzter Woche durchgehend unter fünf Grad Celsius und damit unter dem, was per Definition als Vegetationstag gilt. Entsprechend stagnierte auch das Wachstum der Getreidebestände, glücklicherweise auch das der meisten Schadpilze. Mit der Wärme und möglichem neuen Regen in der nächsten Woche, steigt nun aber die Infektionsgefahr wieder an. Krankheitskontrollen sind daher ratsam, um rechtzeitig, aber auch nicht unnötig früh zu behandeln.
Stärker als die Wintergerste verzögert der Winterweizen in der Kälte sein Wachstum, viele Bestände im Monitoring verharrten auf dem BBCH-Stadium der Vorwoche. Die meisten, aber noch nicht alle Bestände, hatten das Zwei-Knotenstadium (BBCH 32) erreicht, nur vereinzelt hatte sich der dritte Knoten auch schon mehr als zwei Zentimeter vom zweiten abgehoben (BBCH 33), bei drei Monitoringschlägen spitzte bereits das Fahnenblatt (BBCH 37).
Aufmerksamkeit gilt in der frühen Schossphase vor allem den Erregern, die mit der zuletzt feucht-kühlen Witterung noch am besten zurechtkamen, die Septoria-Blattdürre und der parasitäre Halmbruch. So zeigten unter den ersten Färbetests dieser Woche drei Schläge in der Oberpfalz Halmbruchbefall knapp über der Schwelle. Zweimal bei Oktobersaaten und der mittel anfälligen Sorte Asory, einmal bei der eigentlich halmbruchgesünderen Sorte KWS Keitum, allerdings nach Vorfrucht Winterweizen und früher Saat, Ende September. Auch das Prognosemodell SIMCERC unter www.isip.de, mit dem sich das Risiko für den eigenen Standort abschätzen lässt, weist heuer oftmals ein erhöhtes Risiko aus. Dies gilt insbesondere bei Getreidevorfrucht und halmbruchanfälligeren Sorten, wie etwa Adrenalin, Apostel, Complice, Kometus, Patras oder Ponticus.
Mit weiterem Regen und ohne Nachtfröste rückt aber nun vor allem Septoria in den Fokus. Anders als beim Halmbruch, können Sie hier die Behandlungsnotwendigkeit für ihre Schläge sehr gut selbst abschätzten. Septoria ist eindeutig und mit bloßem Auge anhand der kleinen schwarzen Fruchtkörper im nekrotischen Gewebe zu erkennen. Finden Sie auf der Blattetage F-4, in BBCH 32 dem dritten voll entwickelten Blatt von oben, Befall auf mehr als vier von zehn Pflanzen ist die Bekämpfungsschwelle erreicht. Gegenüber der Vorwoche hat der Befall und damit auch die Schwellenüberschreitungen zugenommen, da Septoria-Infektionen der letzten Märzwoche kältebedingt erst ab dieser Woche sichtbar werden. Zu Beginn der Woche hatten bayernweit vier von zehn Schlägen die Schwelle erreicht, bei den Sorten Akzent, Asory, Campesino, Chevignon, Kometus, KWS Emerick, KWS Keitum, LG Character, LG Optimist, Patras, RGT Reform, Spontan und SU Jonte. Unterschiedliche Saattermine zeichnen dabei heuer nicht so deutlich. Lediglich Spätsaaten, nach dem 20. Oktober, zeigten allesamt noch keine oder sehr wenig Septoria auf der Indikationsblattetage.
Trotz der Kälte habe die Regenfälle seit letzter Woche an vielen Orten für neue Septoria-Infektionen ausgereicht, das zeigt auch das Modell SEPTRI unter www.isip.de. Das Modell verdeutlicht aber auch, anhand der sogenannten Inkubationszeit an, dass sich der Pilz in der Kälte nur sehr langsam entwickelt, so dass selbst zehn Tage nach dem infektionsauslösenden Regen noch mit einer rückwirkenden Fungizidwirkung zu rechnen ist. Für entsprechend weit entwickelte Bestände, mit Befall über der Schwelle, wo Regen und Wind eine infektionsnahe Behandlung bislang verhinderten, gelingt dies allerdings nur mit septoriastarken Mitteln in robuster Aufwandmenge. Die stärkste Kurativwirkung gegen Septoria besitzt unter den Azolen Mefentrifluconazol, gefolgt von Prothioconazol, sowie insbesondere die leistungsfähigen Carboxamid-Kombi-Präparate. Damit lassen sich an diesem Wochenende noch manche Infektion, rückreichend bis Ende letzter Woche, wirksam stoppen. Für viele gesunde Bestände, die erst jetzt die Schwellen erreichen, achten Sie entsprechend auf künftige Neuinfektionen. Regenfälle ab 5 mm und nachfolgend mindestens 36 Stunden Blattnässesind dazu nötig.
Neben Septoria und Halmbruch sollte man seine Weizenbestände weiterhin regelmäßig auf Gelbrost kontrollieren. Während Triticale bereits seit mehreren Wochen teils deutlichen Befall zeigt, beschränkt sich dieser im Weizen bislang auf vereinzelten, meist noch geringen Befall, im Monitoring bisher bei den Sorten Apostel, Asory, Axioma, Kometus, KWS Donovan, KWS Emerick, KWS Keitum, Patras und Polarkap, sowie in der Dinkelsorte Hohenloher. Trotz der zuletzt sehr kalten Tage war die Wärmesumme in den Wochen und Monate davor ungewöhnlich hoch. Dies führt dazu, dass deutlich früher als in anderen Jahren, heuer bereits erster Braunrost auftritt. Im Monitoring bislang mit noch geringem Befall bei den Sorten Apostel, Asory, Campesino, KWS Emerick und KWS Keitum, sowie in der Dinkelsorte Zollernfit. Die sehr tiefen Temperaturen und die fehlende Strahlung in den letzten beiden Wochen verhinderten Neuinfektionen beider Rostarten weitestgehend. Tritt allerdings mit den nun wieder steigenden Temperaturen Befall an mehr als jeder dritten Pflanze auf oder zeigen sich bei Gelbrost erste der typischen Befallsnester, sollten auch bislang als gesund eingestufte Sorten umgehend mit roststarken, beispielsweise tebuconazolhaltigen Mitteln behandelt werden.
Auch dort, wo Weizen in Ausnahmefällen schon vor der Kälteperiode erstmals behandelt wurde, ist keine Fungizidwirkung mehr zu erwarten. Wird insbesondere bei Septoria-Befall über der Schwelle eine Behandlung nötig, eignen sich (Aufwandmengen jeweils je ha)
  • bis BBCH 33 zum Beispiel 1,0 l Input Classic, 1,0 l Input Triple, 0,8 l Verben, 1,0 l Revystar + 0,5 l Flexity, 1,0 l Balaya, 0,5 kg Unix + 0,5 l Pecari 300 EC, sowie auch reine Prothioconazol-Mittel wie 0,8 l Abran, Aurelia, Tokyo oder Traciafin. Bei stärkerem Befall und dort wo weiterer Regen folgen soll, wird zur Wirkungsverstärkung und zur Resistenzvorbeugung eine Ergänzung mit 1,5 l Folpan 500 SC empfohlen. Alle Mittel besitzen auch eine Wirkung gegen ersten Rostbefall, alle bis auf Balaya ebenso gegen Halmbruch.
  • ab BBCH 33 können auch breitwirksame Carboxamid-Azol-Präparate oder -Mischungen eingesetzt werden, wie zum Beispiel Ascra Xpro, Elatus Era, Pioli + Abran, Revytrex oder Vastimo. Setzten Sie aufgrund der nötigen langen Dauerwirkung Regelaufwandmengen ein. Gegenüber Elatus Era alleine, steigt in Elatus Era Pro oder Elatus Era Sympara mit der Prothioconazolmenge auch die Kurativwirkung gegen Septoria. Im Revytrex-Comet-Pack verbessert dagegen der Strobilurinpartner die Dauerwirkung gegen Roste. Mögliche Folgemaßnahmen richten sich gezielt auf den Schutz von Fahnenblatt und Ähre.
Ohne Gelbrost oder Septoria über der Schwelle, was zu Beginn der Woche noch für jeden zweiten Weizen im Monitoring zutraf, genügen für Bestände ohne stärkeres schlagspezifisches Halmbruchrisiko weitere Kontrollen.

Prognose Halmbruchkrankheit (SIMCERC)

Prognose Winterweizenkrankheit (SIG)