57. Jahrestagung der AGGF vom 29. bis 31. August 2013
Mehr Eiweiß vom Grünland und Feldfutterbau - Potenziale, Chancen und Risiken
Vom 29. bis 31.8.2013 veranstaltete die LfL am Bildungszentrum Triesdorf die 57. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau (AGGF) der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften e.V.
Die Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau ist eine AG innerhalb der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften. Sie stellt ein Forum dar für Vertreterinnen und Vertreter aus der angewandten und grundlagenorientierten Forschung ebenso wie der Wirtschaft des vor- und nachgelagerten Bereichs, der Agrarverwaltung und der Beratung. Ziel der AGGF ist es, den wissenschaftlich begründeten Fortschritt in der Grünlandwirtschaft und im Futterbau zu fördern und auf der nationalen und internationalen Ebene das Fachgebiet gegenüber Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, gegenüber verwandten Fachdisziplinen und der Agrarwirtschaft insgesamt zu vertreten.
Ihre jährlich stattfindenden Tagungen sind Treffpunkt aller an Grünland und Feldfutterbau Interessierten im deutschsprachigen Raum. Sie geben damit jeweils den Stand und die Schwerpunkte der Forschung sowie der damit angegangenen Probleme in diesem Bereich wieder.
Grußworte
Gute Zusammenarbeit mit Triesdorf
Angebot an die bayerischen Berater auch in dieser Tagung umgesetzt wurde. Opperer dankte den über hundert Teilnehmern für ihr zahlreiches Erscheinen und wünschte allen einen intensiven Austausch und einen guten Verlauf der Tagung.
Institutionen des Bildungszentrums Triesdorf vor Ort verzahnt
... international vernetzt
Die deutschen "Grünländer" erstmalig in Franken
Mit der Wahl, diese Veranstaltung nach sieben Jahren wieder in Bayern und erstmalig in Franken auszurichten, wurde auf die Bedeutung des Grünlandes in Bayern, aber auch seine Vielgestaltigkeit in seinen Regionen hingewiesen. Denn für viele "Nichtbayern" überdecken die "Leuchttürme" Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) Spitalhof und die Versuchsstelle Steinach etwas die Sicht auf die übrige Fülle in Bayern.
Dabei behält Steinach seine Alleinstellung als Ursprung der bayerischen und deutschen Grünlandbewegung, die im Schloss Steinach 1919 mit der Gründung des "Bayerischen Grünlandvereins" begann. Hier im Turmzimmer des Alten Schlosses in Steinach wurde als "Sammelbegriff für alles grünende Land, das der Futterwirtschaft dient" - das Wort "Grünland" geprägt, das davor im deutschen Sprachgebrauch tatsächlich nicht existierte.
Steinach als Ausgangspunkt der deutschen Grünlandbewegung 421 KB
Ebenso wie der Spitalhof seine herausgehobene Stellung als traditioneller Standort von Wissensgewinnung und -vermittlung für den voralpinen Raum behält.
Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Milchviehhaltung, Grünland und Berglandwirtschaft Spitalhof
Jedoch treten nun auch vermehrt Standorte in Franken und hier zur Zeit besonders Triesdorf hinzu, da Franken gewissermaßen als "Freilandlabor" im Rahmen des Klimawandels für Bayerns Versuchswesen und die angewandte Forschung zunehmend aktuelle Bedeutung erhält.
Die Situation von Klee und Luzerne
Entsprechend dem Tagungsthema wurde in den drei Vorträgen zu Beginn der Veranstaltung besonders auf Klee und Luzerne eingegangen.
Zukünftige Bedeutung sowie Forschungsbedarf
Es wird deutlich weniger technischer Fortschritt als bei anderen Kulturarten beobachtet, hier könnte die Eiweißstrategie Schützenhilfe leisten. Dies betrifft besonders Werbung und Konservierung (Minimierung von Bröckelverlusten; Vermeidung schlechter Silagequalität). Weiterhin wird der zu geringe Umfang von Versuchen im angewandten Bereich der Forschung wie auch eine bessere Koordination der vorhandenen angemahnt.
Anbausituation kleinkörniger Leguminosen in Grünland und Feldfutterbau Bayerns
Luzerne, Klee, Kleegras und Ackergras wurden in den letzten Jahren vermehrt in Bayern angebaut. Ca. ein Drittel der Rotkleevermehrungsflächen liegen in Bayern. Im Vergleich zu dem Mittel der Jahre 2008-2010 nahm der Luzerneanbau um mehr als 40% zu.
Höhere Grünlanderträge werden einen einen Druck auf den Feldfutterbau ausüben, wenn es nicht gelingt die Rationsgestaltung in den Betrieben in Richtung höherer Anteile von Grünland und Kleegras zu verschieben. Gelingt dies nicht, wird lediglich Futterfläche für Marktfrüchte oder Biogassubstrat frei.
Positive Akzente werden aktuell durch den ökologischen Landbau gesetzt. Der Feldfutterbau wird von jeder weiteren Ausdehnung dieser Wirtschaftsweise profitieren.
Es sollte daher frühzeitig Vorsorge zur Vermeidung von Krankheitsgeschehnissen getroffen werden. Hierzu ist eine intensive züchterische Bearbeitung unabdingbar.
Anbausituation kleinkörniger Leguminosen in Grünland und Feldfutterbau Bayerns - Tagungsband
Heimische Eiweißfuttermittel - Chancen und Grenzen
Um verstärkt heimische Quellen an Futtereiweiß zu nutzen, sollte in mehreren Bereichen gleichzeitig angesetzt werden. In der Planung einer Strategie sind die Nebeneffekte der jeweils erforderlichen Maßnahmen zu berücksichtigen.
Sehr große Rohproteinpotentiale bestehen im Grünland. Sie könnten vor allem über idealere Pflanzenbestände, eine stärker an den Bedarf angepasste Düngung, einen zeitigen Schnitt und eine verlustärmere Konservierung genutzt werden. Besonders artenreiche Bestände sollten allerdings von solchen Maßnahmen ausgenommen werden.
Die Ausdehnung der Eiweißpflanzenerzeugung findet ihre Grenzen in der oft unzureichenden Wettbewerbsfähigkeit und im zusätzlichen Flächenbedarf. Aktuell kommt sie vor allem für spezielle Verwertungsrichtungen und in Zukunft eventuell für Greeningflächen in Frage. Um die Wettbewerbskraft von Körnerleguminosen auf längere Sicht zu verbessern, bedarf es einem deutlich stärkeren Engagement in der Züchtung.
Heimische Eiweißfuttermittel - Chancen und Grenzen - Tagungsband 2,3 MB
Programm zeigt den aktuellen Stand der Forschung
Anschließend wurde mit über 40 Posterbeiträgen, die das Spektrum der Fragen des intensiven Grünlandes und Futterbaus bis hin zu denen des Natur- und Umweltschutzes abdeckten, die aktuelle thematische Breite der Forschung in diesem Bereich deutlich. So gliederte sich der Bereich der Posterthemen in die Sektionen:
- Eiweiß und Futterbau
- Futterqualität und Pflanzenbestand
- Weide
- Klimawandel
- Freie Themen
Eine Posterprämierung, die besonders dem fachlichen Nachwuchs Anreize geben sollte, rundete diesen Teil ab.
Der folgende Tag legte den Akzent besonders stark auf den Transfer der Inhalte in die Beratung und damit der Praxis.
Franken ist vielfätig in Kultur und Landschaft
Den Tagesabschluss bildete hier ein Rundgang durch die Lehranstalten, die nochmals die beispielhafte Vernetzung der elf Partner am Standort aufzeigte sowie die Vorstellung einer Auswahl der in Franken laufenden Versuche der LfL und eines Versuches zu möglichen alternativen Fruchtarten für Biogas des Bildungszentrums Triesdorf.
Die Ganztagesexkursion brachte die in der Regel außerbayerischen Teilnehmer Besonderheiten der Region näher. Hierzu gehörte zum Beispiel die Besichtigung Grünfuttertrocknung Windsbach, eine Feldbesichtigung zum Luzerneanbau die Betriebsbesichtigung des ökologisch wirtschaftenden Betriebes Müsighof der Regens Wagner Stiftung mit Mutterkuhhaltung (Gelbvieh), Feldfutter- und Gemüsebau unter den besonderen Anforderungen der Arbeit mit Behinderten. Aber auch ein Besuch der Stadt-Brauerei Spalt (letzte kommunale Brauerei) und des gerade laufenden Hopfenzupferfestes im Museumshopfengarten der Stadt Spalt durften nicht fehlen.