Modellvorhaben "Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz im Hopfen"

Feldtag zum Hopfenputzen auf Demobetrieb Obster

Feldtag am Betrieb Obster aus Buch rund um das Thema Spinnmilbenbekämpfung

In einem Hopfengarten der Familie Obster aus Buch bei Aiglsbach fand am 23. Juli 2015 ein Feldtag rund um das Thema Spinnmilbenbekämpfung statt. Die LfL veranstaltete diesen in Zusammenarbeit mit dem Demonstrationsbetrieb von Eleonora und Bartholomäus Obster, wozu sich ca. 200 Hopfenpflanzerinnen und -pflanzer einfanden. Dabei wurde speziell auf die Vorgehensweise bei der Spinnmilbenbekämpfung im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes eingegangen.

Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes und die allgemeine Pflanzenschutzsituation

Der Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung Dr. Peter Doleschel begrüßte alle Teilnehmer sehr herzlich und stellte die Referenten vor. Als nächstes erläuterte der Projektleiter Johann Portner von der Hopfenberatung der LfL anschaulich, wie das vergangene Jahr im Modellvorhaben Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz im Hopfenbau verlaufen ist und ging auf die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes ein. Im Anschluss daran begrüßte er die Familie Obster, die sich seit 2014 als Demonstrationsbetrieb zur Verfügung stellt. Der Betrieb wirkt schon seit Langem bei staatlichen Projekten der Hopfenforschung mit; an dieser Stelle sei sowohl allen Betrieben, die sich als Versuchsbetriebe zur Verfügung stellen, wie auch allen Pflanzerinnen und Pflanzern, die sich stets in der Hopfenforschung miteinbringen, herzlich gedankt. Gerade diese Verknüpfung von Forschung und Praxis führt dazu, dass der Hopfenbau immer weiter optimiert werden kann. Besonders erfreulich war es auch für die Betriebsleiterin Eleonora Obster, dass sich zahlreiche Frauen einfanden. Sie wie auch viele andere Frauen führen häufig Pflanzenschutzmaßnahmen auf den Betrieben durch, weshalb auch ihre Erfahrungen unabdingbar sind.

Bekämpfungsschwellenmodell der Gemeinen Spinnmilbe und Demonstration des Leimanstriches

Vorbeugende Maßnahmen bei der Spinnmilbenbekämpfung sind unerlässlich, um den Befallsdruck schon im Vorhinein zu minimieren, so ist z.B. das Hopfenputzen eine optimale Maßnahme des integrierten Pflanzenschutzes, den Erstbefall durch die Spinnmilbe hinauszuzögern. Eine nicht chemische Bekämpfungsmaßnahme ist ein früher Anstrich der Reben mit Insektenleim, wie er auf einem Teil der Demonstrationsfläche durchgeführt wurde. Bei rechtzeitiger und lückenloser Anbringung kann somit ein Spinnmilbenbefall zurückgehalten werden; denn die Spinnmilben besiedeln als Fußgänger bekanntlich die Reben von unten nach oben und bleiben am Leim kleben. Die Wirkung des Insektenleims, die Dr. Florian Weihrauch schon in den 90er Jahren untersuchte, hat sich im ökologischen Landbau bewährt, fand aber aufgrund des hohen Arbeitsaufwands von ca. 20 Stunden pro ha und der hohen Kosten von ca. 400-500 €/ha (einmalige Anwendung inkl. Arbeitszeit) im konventionellen Anbau bisher keine Verbreitung.

Methoden der Raubmilbenausbringung

Die Ausbringung von Raubmilben zur Bekämpfung der Spinnmilben, die Projektbearbeiterin Marina Jereb aus Hüll den Teilnehmern vorstellte, ist eine biologische Bekämpfungsmaßnahme gegen die sich vermehrenden Spinnmilben. Die Raubmilben können auf verschiedene Art und Weise im Hopfengarten ausgebracht werden; die Ausbringmethoden sowie die Raubmilbenetablierung im Hopfengarten werden von ihr im Rahmen eines Forschungsprojektes derzeit eingehender untersucht.

Einzelne Behandlungen mit Vertimek, Kanemite SC und Envidor

Falls die vorbeugenden Maßnahmen nur ungenügend greifen und nicht chemische Maßnahmen nicht zur Verfügung stehen, muss zu chemischen Behandlungen übergegangen werden. Um den genauen Befall durch die Gemeine Spinnmilbe feststellen zu können, werden Kontrollen im Hopfengarten durchgeführt. Dr. Florian Weihrauch erklärte dazu das Bekämpfungsschwellenmodell, wonach der optimale Zeitpunkt einer chemischen Behandlung je nach Befall empfohlen wird.
Im Anschluss daran erläuterte die Projektbearbeiterin Maria Lutz die derzeit zugelassenen chemischen Behandlungsmöglichkeiten und gab Empfehlungen, die dabei zu beachten sind.
Zum Abschluss erläuterte Johann Portner die aktuelle Situation im Pflanzenschutz und stand mit den Kollegen der Hopfenberatung für Fragen der Pflanzerinnen und Pflanzer zur Verfügung. Bei einem Imbiss klang der Feldtag gemütlich aus.