Forschungs- und Innovationsprojekt
Historische, bayerische Kultursorten erhalten, aber wie?

Kolben des Pfarrkirchner Körnermais
Am Beispiel Mais konnte die LfL zeigen, dass die alten, über Jahrhunderte in Bayern angebauten sogenannten Landsorten vom Aussterben bedroht sind. Die übliche Einlagerung in eine Genbank reicht alleine nicht aus, um diese wichtigen, genetischen Ressourcen zu schützen. Ein Anbau im aktuellen Lebensumfeld ist nötig, um sie umfänglich zu erhalten und eine weitere Nutzung möglich zu machen. Die Erfahrungen aus dem Mais-Projekt sollen nun auch für die anderen, landwirtschaftlichen Kulturarten wie Getreide (Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, Dinkel), Leguminosen, Kartoffeln, Linsen, Rüben, Hopfen u.a. genutzt werden.

Zielsetzung

Reife gelbe Getreideähren mit kurzen Grannen
In einer Voruntersuchung wird das historische, landwirtschaftliche Sortenmaterial in Bayern gesammelt und der Status Quo erfasst. Parallel dazu soll ein Konzept für die Erhaltung und Nutzbarmachung von landwirtschaftlichen, pflanzengenetischen Ressourcen in Bayern erstellt werden. Dabei könnte der Ausbau von bereits bestehenden LfL-Versuchsbetrieben zu „Erhaltungszentren für Pflanzengenetische Ressourcen“ eine mögliche Erhaltungsstrategie sein.
Aus diesen Erkenntnissen sollen Entscheidungen möglich werden, ob und in welchem Umfang sich die LfL in Zukunft um die Erhaltung von landwirtschaftlichen pflanzengenetischen Ressourcen einsetzen kann.

Erste Ergebnisse

Mit der Sichtung diverser Literaturquellen, einer Internetsuche und durch einen Austausch mit bayerischen und außerbayerischen Erhalterorganisationen wurden ursprüngliche Sorten bayerischer, landwirtschaftlicher Kulturarten erfasst. Dabei konnten auch relevante Erhalterorganisationen und ihre Aktivitäten in Bayern (z.B. Saatgutfeste) identifiziert werden. Auf Grund der gefundenen Sortenbezeichnungen und Züchternamen wurde dann in verschiedenen Genbanken (IPK, European Cultivated Potato Database u.a.) und in Sortenlisten (Rote Liste gefährdeter Nutzpflanzen der Bundesanstalt für Landwirtschaft) nach entsprechenden Akzessionen und Sorteninformationen gesucht.
Das Ergebnis dieser Sortensuche sind zum heutigen Stand 709 Akzessionen von 23 landwirtschaftlichen Kulturarten mit einem geographischen oder züchterischen Bezug zu Bayern. Diese wurden in Sorten von „vor 1945“, als Stichdatum für die Einführung der Hochleistungssorten (273 Akzessionen) und Sorten „nach 1945 bzw. ungewiss“ (436 Akzessionen) aufgeteilt. Zu den Akzessionen sind die folgenden Informationen erhältlich:
  • Zuordnung zu einem Regierungsbezirk bzw. einem Züchter (soweit möglich)
  • Verfügbarkeit in der IPK Gatersleben
  • IPK Akzessionsnummer
  • Lebensform
  • Biostatus
  • Angabe der Literaturquelle, in der eine Beschreibung der Sorte zu finden ist
  • Hinweise, wo diese Sorten zum gegenwärtigen Zeitpunkt erhalten oder angebaut werden bzw. wo Saat-/Pflanzgut dieser Sorte erhältlich ist.

Ausblick

Derzeit wird ein Demonstrationsanbau alter Getreidesorten auf Betrieben der LfL und der Stadtgüter München durchgeführt. In einer Weiterführung dieses Projektes sind ein Sichtungsbau und eine Beschreibung der gefundenen Akzessionen geplant. Die LfL wird auch eine Liste förderfähiger Arten und Sorten für eine mögliche zukünftige KULAP Förderung unter Maßnahme B46 (Vielfältige Fruchtfolge mit alten Kulturarten) erstellen und wird den Anbau von bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischer Ressourcen dann fachlich begleiten.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Joachim Eder
Projektbearbeitung: Dr. Barbara Eder, Dr. Klaus Fleißner
Laufzeit: 01.07.2015 – 31.12.2016
Förderkennzeichen: A/15/16
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

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Erhaltung bayerischer, landwirtschaftlicher pflanzengenetischer Ressourcen

Im Projekt werden bis zum Jahr 2020 die im Vorgängerprojekt gefunden bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischen Ressourcen durch einem Sichtungsanbau beschrieben und charakterisiert. Die gesammelten Informationen sollen Landwirten, Verarbeitern, Verbrauchern und Züchtern als Entscheidungshilfe dienen, das Potential dieser Ressourcen einzuschätzen. Eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe, deren Mitglieder sich aus verschiedenen Akteuren landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten zusammensetzen, wählt dann anhand ihrer Einschätzung potentialträchtige Sorten für den Anbau und eine mögliche Inwertsetzung aus. In Kreativworkshops sollen dafür innovative Produkte entwickelt werden, die eine nachhaltige Erhaltung der ausgewählten Sorten gewährleisten sollen. Mehr