Forum zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung in Bayern diskutiert über molekulare Marker in der Pflanzenzüchtung

Am 27. Oktober 2022 tagte wieder das im Februar durch die Staatministerin Kaniber gegründete Forum zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung. Ca. 40 Teilnehmer trafen sich in Präsenz an der LfL in Freising und online. In diesem bundesweit einmaligen Gremium kommen Fachleute der gesamten Wertschöpfungskette von der Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen bis hin zum Verbraucher zusammen, um sich über Fragen zur Pflanzenzüchtung im ökologischen Landbau in Bayern auszutauschen. So werden über das Forum hinaus wertvolle Anregungen für die Entwicklung angepasster Sorten speziell für den ökologischen Landbau entwickelt. In zwei Sitzungen jährlich wird jeweils ein bestimmtes Thema durch Fachvorträge vorgestellt. Danach erfolgt ein Austausch unter den Beteiligten, bei dem durchaus kontrovers diskutiert wird.

Der Einsatz molekularer Marker stand im Fokus der Gruppe. In seinem Grußwort betonte der Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Dr. Peter Doleschel, dass am Institut in Kooperation mit bayerischen Pflanzenzüchtern schon seit Jahren Züchtungsforschung auch für den ökologischen Landbau betrieben wird. Hierbei spielen molekulare Marker eine wichtige Rolle. Bisher geschah dies überwiegend auf der Basis von Drittmittel-finanzierten Forschungsprojekten. Mit dem politischen Ziel von 30 % ökologischem Landbau in Bayern sollen die Zuchtprogramme auf diesem Gebiet weiter ausgebaut werden.
Drohnenaufnahme der Getreideversuche der Ökozüchtungsplattform Ruhstorf.

Foto: Lucia Holmer

Zunächst gab die Agrarwissenschaftlerin Lucia Holmer einen Überblick über den Stand des Projektes "Partizipative Ökozüchtungsplattform Ruhstorf", das sie an diesem LfL-Standort bearbeitet. In diesem Projekt werden die Schwerpunkt-Fruchtarten Mais, Roggen und Gerste bearbeitet. In Ruhstorf stehen der LfL ökologisch bewirtschaftete Flächen zur Verfügung, um in Kooperation mit den mittelständischen bayerischen und ökologischen Pflanzenzucht­unternehmen Versuche zur ökologischen Pflanzenzüchtung durchzuführen. Im Rahmen dieses Projektes ist das Forum als eine Furchtart-übergreifende Austausch­plattform entstanden.
Dr. Grit Schwertfirm aus der Arbeitsgruppe Genomanalyse und Genquellen der LfL gab zunächst mit einem sehr anschaulichen Impulsvortrag den Einstieg ins Thema. Marker werden in der Züchtung vor allem zur Selektion auf bestimmte Merkmale wie z. B. Resistenzen genutzt. Aber auch für die Bestimmung der genetischen Diversität der Kreuzungspartner oder zur Untersuchung von Sortenvermischungen sind molekulare Marker ein wichtiges Werkzeug.
In der anschließenden Diskussion wurde zunächst die Frage geklärt, ob es innerhalb der Wertschöpfungs­kette im Öko-Bereich Vorbehalte gegen die Verwendung solcher Marker gibt. Demzufolge ist die Nutzung von Markern in der Öko-Züchtung unproblematisch, solange nicht ausschließlich mit Markern, sondern auch unter natürlichen Bedingungen selektiert wird. Wichtig ist allen Beteiligten, dass es Transparenz und Information zum Einsatz von Markern gibt. Dazu gehört auch, zu kommunizieren, dass die Enzyme für die Laboranalytik wie PCR häufig mit Hilfe von gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt werden. Bei Sorten ist nicht festzustellen, ob im Züchtungsgang Marker verwendet wurden.
Die weitere Diskussion drehte sich auch darum; für welche Merkmale und Pflanzenarten insbesondere für den ökologischen Landbau der Einsatz von Markern als besonders wichtig angesehen wird.

Zusammenfassung

Der Vorsitzende des Forums Dr. Markus Herz fasste die Ergebnisse der Diskussion kurz zusammen:

  • Molekulargenetische Marker sind für die Selektion insbesondere auf komplexe Merkmale ein unverzichtbares Werkzeug. Sie dürfen auch in der ökologischen Pflanzenzüchtung eingesetzt werden, sofern ein erheblicher Anteil der Selektion auch unter natürlichen Bedingungen stattfindet.
  • Wie in Bayern sollte auch auf Bundesebene bei der Entwicklung und der Anwendung von Markern die öffentliche Hand mehr Verantwortung übernehmen.
  • Bei Forschungsprojekten ist häufig ein großer Teil der Finanzierung für den hohen Aufwand der Laboruntersuchungen und Datenauswertung im Rahmen der Markerentwicklung vorgesehen. Bei der Planung von Projekten zur Entwicklung von Markern soll darauf geachtet werden, dass auch die Leistungen der Züchter für Versuche entsprechend gefördert werden.
  • Wichtige Merkmale für eine Entwicklung von Selektionsmarkern, die besonders im ökologischen Landbau eine Rolle spielen, sind die Anpassung an den Klimawandel, da im Vergleich zum konventionellen Anbau nur wenige Möglichkeiten zum Eingreifen während der Vegetation zur Verfügung stehen, sowie Wurzelwachstum und -architektur.
  • Als wichtige Fruchtarten, für die eine Markerentwicklung im Ökolandbau eine große Rolle spielt, wurden Eiweißpflanzen, insbesondere Soja und Lupinen, genannt, da durch den rückläufigen Verzehr von Fleisch zukünftig mehr hochwertiges Eiweiß aus Pflanzen zur Verfügung gestellt werden muss.
  • Auch die Entwicklung von Markern braucht Zeit und viele Daten aus Feldversuchen; aber jedes Projekt, das sich mit der Markerentwicklung beschäftigt, ist ein Schritt hin zu Verbesserung der Entwicklung gut angepasster Pflanzen für den ökologischen Landbau.
  • Eines der wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltung dürfte sein, dass damit die Mitglieder als Multiplikatoren über die gesamte Wertschöpfungskette auf demselben Kenntnisstand über diese wichtige und notwendige Technologie sind. So kann eine neutrale, wissensbasierte und ideologiefreie Information über dieses wichtige Werkzeug in der Pflanzenzüchtung stattfinden.
Die nächste Sitzung des Forums wird voraussichtlich im März 2023 stattfinden.