Ferkelfütterung mit verarbeiteten tierischen Proteinen

Ferkel am Trog.

Der Einsatz von verarbeiteten tierischen Proteinen ist in der Fütterung von Nutztieren in der Europäischen Union seit Herbst 2021 möglich. Grundsätzlich dürfen diese nicht an dieselbe Art verfüttert werden, das heißt, Kannibalismus muss ausgeschlossen werden. Somit ist nur die Verwendung von verarbeiteten tierischen Proteinen von Schweinen für Geflügelfutter und von verarbeiteten tierischen Proteine von Geflügel für Schweinefutter erlaubt. Verarbeitete tierische Proteine von Rindern dürfen nicht verwendet werden.

Die aktuellen Produkte sind nicht mehr vergleichbar mit den Fleisch- beziehungsweise Fleischknochenmehlen aus der Zeit vor der BSE-Krise. Deshalb sind Fütterungsversuche notwendig, um die Einsatzmöglichkeiten von verarbeiteten tierischen Proteinen zu prüfen. In einem Versuch am Staatsgut Schwarzenau wurden Ferkelrationen mit verarbeiteten tierischen Proteinen und Rationen auf rein pflanzlicher Basis miteinander verglichen.

Versuchsdurchführung

Der Fütterungsversuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 192 Tiere nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:
  • Kontrolle
  • Verarbeitete tierische Proteine, VTP
Die Ferkel wurden in 16 Buchten zu je 12 Tieren gehalten. Sie waren zu Versuchsbeginn vier Wochen alt und 8,5 Kilogramm schwer. Es wurde zweiphasig gefüttert.
Die Rationen der Kontrollgruppe basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot und Mineralfutter.
In der VTP-Gruppe wurde ein Ergänzungsfutter eingesetzt, das 50 Prozent verarbeitete tierische Proteine enthielt. Dieses Ergänzungsfutter wurde mit 7 Prozent in der Ration eingesetzt, so dass sich der Anteil an verarbeiteten tierischen Proteinen auf 3,5 Prozent in der Ration belief.
Das Mineralfutter in der Kontrollgruppe und das Ergänzungsfutter stammten von der gleichen Firma und waren auf die jeweiligen Fütterungskonzepte abgestimmt.

Ergebnisse

Futterverbrauch

Der Futterverbrauch war bei Einsatz der verarbeiteten tierischen Proteine in der ersten Versuchsphase mit 446 gegenüber 487 Gramm in der Kontrolle signifikant niedriger. Auch in der zweiten Fütterungsphase und im Mittel des Versuchs lag der Futterverbrauch in der VTP-Gruppe niedriger. Die Unterschiede ließen sich aber statistisch nicht absichern.
In der zweiten Fütterungsphase wurden 1041 beziehungsweise 1087 Gramm und im Versuchsmittel 736 beziehungsweise 780 Gramm Futter pro Tier und Tag verbraucht.

Tägliche Zunahmen

In beiden Phasen sowie im Mittel der Aufzucht lagen die täglichen Zunahmen in der VTP-Gruppe signifikant niedriger. So wurden in der ersten Phase 292 gegenüber 314 Gramm und in der zweiten Phase 536 gegenüber 584 Gramm erzielt. Im Mittel der Aufzucht lagen die Tageszunahmen in der VTP-Gruppe um 35 Gramm niedriger als in der Kontrolle (411 gegenüber 446 Gramm). Die niedrigeren täglichen Zunahmen in der VTP-Gruppe gehen mit dem ebenfalls in dieser Gruppe niedrigerem Futterverbrauch einher. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Lebendmasse wider.

Futteraufwand

Was den Futteraufwand betrifft, so ergaben sich in beiden Phasen und im Mittel der Ferkelaufzucht keine signifikanten Unterschiede. Der Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs lag im Versuchsmittel bei 1,80 Kilogramm in der VTP-Gruppe und bei 1,76 Kilogramm in der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerungen

  • In vorliegendem Fütterungsversuch mit Ferkeln zeigte der Einsatz von verarbeiteten tierischen Proteinen vom Geflügel bei einer bedarfsgerechten Rationsgestaltung keine Vorteile gegenüber einer rein pflanzlichen Futterration auf Basis von Sojaextraktionsschrot.
  • Warum die Ferkel weniger von dem Futter mit den verarbeiteten tierischen Proteinen aufgenommen beziehungsweise verbraucht haben, konnte nicht abschließend geklärt werden. Möglicherweise ist die mangelnde Akzeptanz für dieses Futter auf den Geschmack der verarbeiteten tierischen Proteine zurückzuführen.
  • Aufgrund der geringeren Leistung im vorliegenden Versuch erübrigt sich eine wirtschaftliche Betrachtung für die verarbeiteten tierischen Proteine. Durch den Anteil von 3,5 Prozent verarbeiteten tierischen Proteinen in der Ration ließ sich der Anteil an Sojaextraktionsschrot um 4,5 Prozentanteile verringern. Würde man eine vergleichbare Leistung unterstellen, so dürfte das verarbeitete tierische Protein bei einem Preis von 50 Euro pro Dezitonne für Sojaextraktionsschrot etwa 64 Euro pro Dezitonne kosten.
  • Um offenen Fragen klären und Einsatzempfehlungen für verarbeitete tierische Proteine vom Geflügel geben zu können sind weitere Versuchsanstellungen notwendig, zumal es sich bei verarbeiteten tierischen Proteinen je nach Anteil von Fleisch und Knochen um heterogene Futtermittel handelt.