Jahresbericht Pferdezucht 2021

Pferd stehend mit einer Person rechts gedrehtZoombild vorhanden

Siegerhengst aus der Zucht von Franz Galneder

Eine wichtige Aufgabe der Arbeitsgruppe Pferd besteht in der Zuchtleitung des Landesverbandes bayerischer Pferdezüchter, der die Rassen Warmblut, Süddeutsches Kaltblut, Haflinger, Edelbluthaflinger und Rottaler betreut und der Zuchtleitung des bayerischen Zuchtverbandes für Kleinpferde und Spezialrassen, der inzwischen über 50 Rassen betreut. Die Arbeit bedeutet Planung und Durchführung von Zuchtprogrammen. Hierbei spielt die Entwicklung der Herdbuchzucht eine entscheidende Rolle.

Das Zuchtjahr 2021 begann pandemiebedingt recht ungewöhnlich, so musste die Körung des Deutschen Sportpferdes kurzfristig von München-Riem nach Neustadt-Dosse in Brandenburg verlegt werden. Die Kollektion der 69 Körkandidaten setzte sich aus 23 springbetonten sowie 46 dressurbetonten Junghengsten zusammen. Aus Bayern wurden 1 Hengst in der Springkollektion sowie 5 Hengste in der Dressurkollektion ausgestellt.

Von den 5 dressurbetonten Kandidaten aus Bayern konnten 3 das begehrte Prädikat gekört erlangen, unter ihnen der Siegerhengst aus der Zucht von Franz Galneder, welcher im Anschluss auch zur Auktionsspitze avancierte.

Veranstaltungen

Bayerische Nachkörung für die Rassen Süddeutsches Kaltblut, Haflinger, Edelbluthaflinger sowie Deutsches Sportpferd

Pferd stehend nach rechts gedrehtZoombild vorhanden

Sieger der Edelbluthaflinger bei der Körung 2021

Im Februar 2021 fand die Bayerische Nachkörung für die Rassen Süddeutsches Kaltblut, Haflinger, Edelbluthaflinger sowie Deutsches Sportpferd statt. Von den 15 ausgestellten Süddeutschen Kaltbluthengsten wurden 4 gekört. Einer der drei Haflingerhengste erhielt das positive Körurteil und von den 2 Edelbluthaflingern wurde ebenfalls einer gekört. 4 dressurbetonte Warmbluthengste stellten sich der Kommission, einer erhielt die Anerkennung für das Deutsche Sportpferd und ein weiterer wurde erstgekört.

Fortbildungsveranstaltungslehrgänge für Zuchtrichter

Die Arbeitsgruppe Pferd der LfL führte am 18.02. sowie am 09.03.2021 zwei Fortbildungslehrgänge für Zuchtrichter durch. Das Angebot wurde sehr gut mit jeweils 25 Teilnehmern angenommen. Am 16.03. schloss sich ein Vorbereitungslehrgang für Zuchtrichter an, auch dieser wurde mit 29 Teilnehmern sehr gut frequentiert und zeugt vom großen Interesse an der Pferdebeurteilung.
Der Mai war den Stutbuchaufnahmen vorbehalten. Über alle Rassen hinweg konnten sehr qualitätsvolle Stuten gesichtet werden und in der Breite als für die Zucht wertvoll eingestuft werden können. Für die Stuten, welche am Zuchtprogramm des Deutschen Sportpferdes teilnehmen, wurde im letzten Jahr erstmals die Möglichkeit geschaffen, sich zusätzlich zu den traditionellen Eintragungsnoten über eine Note für das Freispringen aufzuwerten. Zur Überprüfung der Springanlage wurde ein zentraler Termin in München-Riem angeboten, 12 Stuten wurden zu diesem Termin gesichtet und konnten zum großen Teil eine Verbesserung der Eintragungsnote aufgrund der guten Leistungen in der Freispringgasse erzielen.

Landesschau

Zur Landesschau am 20.06. konnten sich 57 Warmblutstuten, 65 Süddeutsche Kaltblutstuten, 13 Haflingerstuten sowie 34 Edelbluthaflingerstuten qualifizieren. Von den 51 Warmblutstuten, die sich der Konkurrenz in München stellten wurden 41 mit der Staatsprämienanwartschaft ausgezeichnet, für 2 Stuten konnte direkt der Titel Staatsprämie ausgesprochen werden und 2 Stuten erhielten den Titel Bayernprämie als der Staatsprämienanwartschaft äquivalent da ihre Besitzer einen außerbayerischen Wohnsitz hatten. Von den qualifizierten Kaltblutstuten erschienen 60 in München Riem von denen 34 mit der Staatsprämienanwartschaft ausgezeichnet werden konnten. 12 Haflingerstuten wurden ausgestellt davon wurden 5 mit der Staatsprämienanwartschaft bedacht und einer Stute konnte die Staatsprämie direkt ausgesprochen werden. Von den 32 Stuten der Rasse Edelbluthaflinger von denen 10 die Staatsprämienanwartschaft erhielten.
Pferd stehend nach rechts gedreht mit zwei Personen

Siegerin der Süddeutschen Kaltblutstuten

Pferd stehend nach rechts gedreht mit einer Person

Siegerin der Haflingerstuten

Pferd stehend nach rechts gedreht mit einer Person

Siegerin der Edelbluthaflingerstuten

Fohlenprämierungs- und Auswahltermine sowie Fohlenschauen

Auf den Fohlenprämierungs- und Auswahlterminen sowie den Fohlenschauen für die ersten Jahrgänge der jungen Süddeutschen Kaltbluthengste sowie der Rassen Haflinger und Edelbluthaflinger konnten im Sommer sehr qualitätsvolle Fohlen gesichtet werden. Die Qualität der Fohlen der Rasse Deutsches Sportpferd war klar von einem erkennbaren Zuchtfortschritt geprägt, diese Einschätzung wurde dann auch in der Vermarktung bestätigt. Auf Auktionen der süddeutschen Pferdezuchtverbände, unabhängig ob als Präsenzveranstaltung oder als Online-Auktion, konnten Fohlen aus bayerischen Züchterhäusern herausragende Preise bis in den hohen fünfstelligen Bereich erzielen. Insgesamt erfreute sich die Pferdezucht im letzten Jahr an einer sehr guten Marktlage. Auch wenn die traditionellen Fohlenmärkte für Kaltblut und Haflinger- bzw. Edelbluthaflingerfohlen wiederum wie auch im Jahr davor pandemiebedingt abgesagt wurden, konnten die Zuchtprodukte ab Züchterhof sehr gut verkauft werden. Die Marktlage ist rasseübergreifend so gut, dass es zum Teil schwerfällt, den Markt der Nachfrage entsprechend bedienen zu können und auch das Preisgefüge hat sich deutlich nach oben entwickelt.

Bayerisches Championat der Haflinger- und Edelbluthaflingerfohlen

Wie erstmals im Jahr zuvor fand im September in München-Riem das bayerische Championat der Haflinger- und Edelbluthaflingerfohlen statt. Die Veranstaltung wurde wiederum sehr gut angenommen und bei bestem Wetter konnten die Sieger der Regionalverbände als auch die Bayernsiegerfohlen herausgestellt werden. Den Fohlen und Stuten schlossen sich die Körungen des Süddeutschen Kaltblutes sowie des Haflingers und Edelbluthaflingers am zweiten Oktoberwochenende an. Der Freitag war den Süddeutschen Kaltbluthengsten vorbehalten. Von 51 Hengsten, die im Katalog verzeichnet waren, traten 47 Hengste an von denen 14 das begehrte Urteil gekört ausgesprochen bekamen. Erfreulicherweise repräsentierten die gekörten Hengste die gesamte Breite an Hengstlinien und auch die verschiedenen Farbschläge waren in dieser Gruppe gut repräsentiert. Am Samstag und Sonntag dieses Körwochenendes hatten dann die Junghengste der Rassen Haflinger und Edelbluthaflinger ihren großen Auftritt, zudem konkurrierten die besten jungen Stuten Süddeutschlands um das blaue Band für die beste Haflinger- und für die beste Edelbluthaflingerstute. 17 junge Haflingerhengste stellten sich der Bewertungskommission, 7 wurden gekört von denen einer aus dem bayerischen Zuchtgebiet kam. Von den 16 Edelbluthaflingerhengsten wurden 5 gekört und erfreulicherweise ging sowohl der Sieg als auch der Reservesieg nach Bayern. Und auch in der Konkurrenz um das Blaue Band glänzten Stuten aus bayerischer Zucht, sowohl die beiden Sieger als auch die Reservesiegerin der Edelbluthaflinger kamen aus hiesigen Zuchtstätten.

Statistik

Die Zuchtstatistiken der Rassen welche vom Landesverband Bayerischer Pferdezüchter betreut werden, das sind das Deutsche Sportpferd, der Haflinger und Edelbluthaflinger, das Süddeutsche Kaltblut sowie die auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen geführten Rottaler, weist für das Jahr 2021 durchaus positive Tendenzen aus.
Der Gesamtstutenbestand (zuchtaktiv geführte Stuten) über alle Rassen betrug im Jahr 2021 5.014, dies ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 1,88 Prozent. Die Anzahl der Stuten, welche für eine Stutbuchaufnahme vorgestellt wurden, erhöhte sich jedoch im Gegensatz zum zuchtaktiven Bestand deutlich um 17,19 Prozent von 506 im Jahr 2020 auf 593 eingetragenen Stuten im Jahr 2021. Den deutlichsten Zuwachs verbuchten die Reitpferdestuten mit einem Plus von 50, gefolgt von den Süddeutschen Kaltblütern mit einem Zuwachs von 40 Stuten. Einzig bei den Edelbluthaflingern wurden weniger Stuten als im Vorjahr eingetragen. Erfreulicherweise steigerte sich auch die Anzahl registrierter Fohlen im Vergleich zum Jahr 2020 mit einem Zuwachs um 34 auf 1539 Fohlen. Dieser positive Trend relativiert sich allerdings in der Betrachtung der einzelnen Rassen. Während es beim Deutschen Sportpferd einen deutlichen Anstieg um 10,8 Prozent bzw. 74 Fohlen auf 759 registrierte Fohlen gab mussten bei den Süddeutschen Kaltblutfohlen sowie den Haflinger- und Edelbluthaflingerfohlen Rückgänge verzeichnet werden. Erfreulicherweise konnten drei Fohlen der Rasse Rottaler gesichtet und registriert werden, während im Jahr 2020 kein Fohlen geboren wurde. Untenstehende Diagramme weisen die Zahlen zu den Stutenbeständen, Stutbuchaufnahmen und Anzahl registrierter Fohlen im Detail und im Vergleich zum Vorjahr aus.
Balkendiagramm

Stutenbestände 2020 vs. 2021

Balkendiagramm

Stutbucheintragungen 2020 vs. 2021

Balkendiagramm

Registrierte Fohlen 2020 vs. 2021

Fazit

Zusammengefasst muss das Zuchtjahr 2021 als sehr erfolgreich für die bayerische Pferdezucht herausgestellt werden. In allen Rassen konnten deutliche Zuchtfortschritte verzeichnet werden, diese hohe Qualität wird durch anhaltende Nachfrage nach bayerischen Zuchtprodukten deutlich bestätigt. Es gilt in der züchterischen Arbeit die konsequente und durchdachte Selektion weiter voranzutreiben um auch zukünftig züchterisch, sportlich und am Markt Bestand zu haben.
Eine immer mehr in den Fokus rückende Entwicklung ist die öffentliche Wahrnehmung des Pferdes als Arbeits-, Sport- und Freizeitpartner. Sowohl die Pferdezucht als auch der Pferdesport sehen sich zunehmend der Kritik von mehr oder minder seriösen selbsternannten Tierschützern ausgesetzt. Auch wenn deren Argumente häufig fehl am Platz erscheinen und nur in den seltensten Fällen fachlich fundiert sind, so muss dieser Entwicklung mit stetig gelebtem Tierschutz sowie Aufklärung der Öffentlichkeit Rechnung getragen werden.

Ansprechpartner
Karl-Heinz Geiger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierzucht, Arbeitsgruppe Pferd
Landshamer Straße 11
81929 München
Tel.: 08161 8640-7701
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de

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Karl-Heinz Geiger