Innovations- und Forschungsprojekt
Zucht auf Fleischqualität beim Gelbvieh

Mutterkuh mit ihrem Kalb am Bezirkslehrgut der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Bayreuth

Das Gelbvieh (GV, Frankenvieh) gehört zu den gefährdeten Rassen in Deutschland, sein Bestand nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Mit diesem Projekt soll der Einsatz der Rasse Gelbvieh in der Fleischrinderhaltung gefördert werden. Auf diese Weise soll die Erhaltung der traditionellen süddeutschen Rasse in ihrer angestammten Umwelt gesichert werden (In-situ-Erhaltung).

Ein wichtiges Ziel dieses Projekts ist, die gute Fleischbeschaffenheit (Genusswert) des Gelbviehs auf züchterischem Wege weiter zu verbessern. Der Genusswert von Rindfleisch wird weitgehend von der Fleischmarmorierung und der Fleischzartheit bestimmt. Für beide Eigenschaften gibt es genetische Marker, die einen großen Einfluss auf den Genusswert haben. Durch gezielte Zucht auf diese Marker soll eine Herde mit außerordentlich guter Fleischqualität entstehen.

Situation der Rasse Deutsches Gelbvieh

Der Bestand an Gelbvieh ist in Deutschland kontinuierlich zurückgegangen. In der Milchleistung kann Gelbvieh in der Milchviehhaltung mit den konkurrierenden Rassen in Deutschland nicht mehr mithalten. Die Rasse ist zu klein für die Anwendung moderner Zuchtmethoden, und sie wird hauptsächlich in kleinen bis sehr kleinen Betrieben in Unter-, Mittel- und Oberfranken gehalten, von denen sehr viele im Zeitablauf den Betrieb aufgeben.

In der Mutterkuhhaltung ist Gelbvieh dagegen konkurrenzfähig und gut geeignet. Bei Rassevergleichen hinsichtlich der Mast- und Schlachtleistung in Deutschland hat Gelbvieh oft gut abgeschnitten und eine gute Fleischqualität gezeigt. Da Gelbvieh im Vergleich zu reinen Fleischrassen eine bessere Milchleistung hat, wachsen die Kälber sehr gut, und die Mastbullen lassen sich auf hohe Endgewichte mästen, ohne dabei zu verfetten (1). Gelbvieh gehört in der Mutterkuhhaltung zu den intensiven Rassen (wie zum Beispiel auch Fleckvieh, Charolais, Limousin), das heißt die Tiere profitieren von relativ guten Weiden und erreichen bei intensiver Fütterung in der Ausmast hohe tägliche Zunahmen und verfetten auch bei hohen Gewichten nur relativ wenig.

Aufbau der Herde

Mehrere Stallungen mit Mutterkühen.Zoombild vorhanden

Mutterkuhstall der Landwirt­schaftlichen Lehranstalten Bayreuth

Zum Aufbau der Herde wurden im Jahr 2004 am Bezirkslehrgut der Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) Bayreuth, in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, 12 Jungrinder und 22 Kalbinnen der Rasse Deutsches Gelbvieh über den Rinderzuchtverband Würzburg angekauft. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die Tiere nicht bereits in ihrer Abstammung Anteile anderer Rassen aufwiesen.

Unter den natürlichen und baulichen Voraussetzungen des Bezirkslehrguts Bayreuth bot es sich an, die Kalbungen auf den Zeitraum von Ende Dezember bis Mitte März zu konzentrieren. Ein Vorteil dieser Praxis ist, dass so das frische Gras im Frühjahr am besten genutzt werden kann. Der Stall kann 28 Gelbvieh-Kühe mit ihren Kälbern aufnehmen. Da die männlichen Kälber nicht kastriert werden, wird die Herde im Sommer nach Geschlecht in zwei Teilherden getrennt. Im Herbst werden die Kälber zum Weideabtrieb abgesetzt. Nur Zuchtherden, die im Herdbuch eines Zuchtverbands geführt werden, sind als Genreserve anerkannt. Im Falle der Gelbviehherde Bayreuth übernimmt diese Aufgabe der Fleischrinderverband Bayern.

Mehrere Besamungsbullen auf der Weide.Zoombild vorhanden

Besamungsbulle Imtor PP*, Züchter: LLA Bayreuth

Die Zucht erfolgt sowohl mit natürlicher Bedeckung als auch mit künstlicher Besamung (KB). Bei kleinen Herden ist die Vermeidung von Inzucht besonders schwierig. Deshalb wird in jedem Jahr ein Teil der Kühe und Färsen mit ausgewählten KB-Bullen besamt. Ein besonderer Schwerpunkt wurde züchterisch auf die Förderung der natürlichen Hornlosigkeit gelegt, weil dies das Handling der Tiere in der Praxis deutlich erleichtert. Ein großer züchterischer Erfolg des Betriebes war der Zuchtbulle Imtor PP*, der erste in Bayern gezüchtete reinerbig hornlose Besamungsbulle der Rasse Deutsches Gelbvieh (GV).

Der Aufbau einer Gelbviehmutterkuhherde in Bayreuth fand bei den Gelbviehzüchtern großen Anklang. Das Bezirkslehrgut Bayreuth beteiligte sich erfolgreich an den Gelbviehtierschauen des GV-Zuchtverbands in Dettelbach. In Führungen, beim traditionellen Erntedankfest des Bezirkslehrguts und bei weiteren Veranstaltungen wird den Landwirten, Züchtern, Schulklassen und der Stadtbevölkerung die Rinderhaltung mit Gelbvieh demonstriert.

Datenerhebung

Wichtige Merkmale in der Fleischrinderzucht sind das Geburtsgewicht, das Gewicht zu bestimmten Altersabschnitten des Kalbes und, falls vorhanden, die Daten zur Mastleistung, Schlachtleistung und Fleischqualität in spezialisierten Mastbetrieben. Außerdem werden Blut- und Gewebeproben genommen und die Veranlagung bei den für die Fleischqualität wichtigen Genen bestimmt. Als Zusatznutzen aus diesem Projekt wurden im Jahr 2012 Gewebeproben von 10 Gelbvieh-Tieren, deren Hornlos-Veranlagung durch die Zuchtarbeit genau bekannt war, für die Entwicklung eines neuen direkten Gentests für Hornlosigkeit beigesteuert.

Ergebnisse für die Mastleistung und zukünftige Entwicklung

Bisher wurden 8 Gruppen mit insgesamt 53 männlichen Absetzkälbern gemästet und Daten zur Fleischleistung und Fleischqualität erhoben. Die Ergebnisse bestätigen die sehr guten Leistungen der Rasse in Bezug auf Aufzucht- und Mastleistung sowie die gute Fleischqualität inklusive sehr geringer Lagerverluste. Bei der Schlachtausbeute liegt Gelbvieh im Vergleich mit anderen wichtigen Rassen im guten Mittelfeld. Die Auswertungen der genetischen Marker zeigen, dass Tiere mit den erwünschten Markern eine erkennbar höhere Marmorierung des Fleisches aufweisen.

Wenn eine Rasse auch wirtschaftlich gehalten werden kann, fällt es leichter, sie zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, dass auch gefährdete Rassen züchterisch weiterentwickelt werden, allerdings unter Vermeidung von zu starker Inzucht. Da die Rassen selbst zur Entdeckung wertvoller Genvarianten zu klein sind, versuchen wir, Erkenntnisse aus anderen Rassen auf das Gelbvieh zu übertragen.

"Gute Gene“ sind zwar eine Voraussetzung für gute Fleischqualität. Ob diese auch genutzt werden können, hängt aber entscheidend von einer optimalen Haltung und Fütterung, dem tierschonenden Transport, dem stressfreien Schlachten und einer optimalen Fleischreifung ab.

Literatur

(1) Landwirtschaft, B.L.f. Vergleich von Mast-, Schlachtleistung und Fleischqualität von Absetzern aus der Mutterkuhhaltung. 2016 [cited 2016 02.11.2016]; Available from:

Vergleich von Mast-, Schlachtleistung und Fleischqualität von Absetzern aus der Mutterkuhhaltung

(2) Buitkamp J., Robeis J. u. Höltkemeyer V. (2020) Mehr auf die Rippen züchten? BLW 39, 41-2.

(3) Richter, D., Franken – Deine gelbe Kuh 1997: BLV-Verlag.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Johannes Buitkamp
Projektbearbeiter: J. Robeis
Laufzeit: 01.07.2014 bis 30.06.2024
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: Landwirtschaftliche Lehranstalten Bayreuth